Luise Adelgunde Victoria Gottsched (Gemälde von Elias Gottlob Haussmann, um 1740) Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713–1762) Biographie 1713 11. April: Louise Adelgunde Victorie Kulmus wird in Danzig als Tochter des Leibarztes des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., Johann Georg Kulmus, und seiner Ehefrau Katharina Dorothea, geb. Schwenk, geboren. Sie erhält eine ungewöhnlich breite Bildung, u. a. in Mathematik, Geographie, Zeichenkunst, Musik, Philosophie sowie in französischer und englischer Sprache. 1725 Erste Gedichte entstehen. 1728 Übersetzung von Madame de Lafayettes »Die Prinzessin von Cleve« aus dem Französischen (Manuskript, später vernichtet). 1729 Sommer: Erste Bekanntschaft mit Johann Christoph Gottsched im Hause ihrer Eltern. Gottscheds Vorschlag, ihre Gedichte zu veröffentlichen, scheitert am Einspruch der Eltern. 1730 Beginn des Briefwechsels mit Gottsched in Leipzig. 1731 Ihre erste Veröffentlichung, die Übersetzung der »Betrachtungen über das Frauenzimmer« von Madame de Lambert, erscheint. 6. November: Tod des Vaters. Gottsched hält um ihre Hand an, wird jedoch auf später vertröstet. 1733 »Das glückliche Rußland« (Ode). 1734 Februar: Verlobung mit Gottsched. 11. Mai: Tod der Mutter. 1735 19. April: Heirat mit Johann Christoph Gottsched, der im Vorjahr zum ordentlichen Professor für Logik und Metaphysik in Leipzig aufgestiegen ist. Anschließend Übersiedlung nach Leipzig. Die Ehe bleibt kinderlos. Unter ihrem Einfluss überwirft sich Gottsched mit der bisher von ihm geförderten Mariana Christiana von Ziegler. Im Gegensatz zu dieser wendet sich Louise Gottsched gegen »weibliche Gelehrsamkeit« und ordnet sich dem Primat der Männer unter. Die von Gottsched vorgeschlagene Aufnahme in die »Deutsche Gesellschaft« lehnt sie ab. In den folgenden Jahren benutzt Gottsched sie in immer größerem Umfang als »geschickte Gehülfin« für seine literarischen Arbeiten. Übersetzung von Joseph Addisons Trauerspiel »Cato«. 1736 »Die Piestisterey im Fischbein-Rocke, oder Die Doctormäßige Frau« (Lustspiel, anonym und mit fingiertem Druckort »Rostock«). 1737 Einzug in das Haus »Zum goldenen Bären« des Buchdruckers und Verlegers Bernhard Christoph Breitkopf. 1739 Mitarbeit an der Übersetzung von Joseph Addisons moralischer Wochenschrift »Der Zuschauer« (bis 1743). 1740 »Horatii als eines wohlerfahrnen Schiffers treu-meynender Zuruf an alle Wolfianer« (Satire). 1741–45 Mitarbeit an der Übersetzung von Pierre Bayles »Historischem und critischem Wörterbuch« (bis 1744). Übersetzung von sieben Dramen für Gottscheds »Die Deutsche Schaubühne« (bis 1745), darunter »Der Menschenfeind« von Molière, »Das Gespenst mit der Trummel, oder der wahrsagende Ehemann« von Destouches, »Alzire oder die Amerikaner« von Voltaire. Zudem verfasst sie ihre Originaldramen »Die ungleiche Heyrath« (Lustspiel, 1743), »Die Hausfranzösin, oder die Mammsell« (Lustspiel, 1744), »Panthea« (Trauerspiel, 1744), »Das Testament« (Lustspiel, 1745) und »Herr Witzling« (Nachspiel, 1745). 1742 Juli–August: Reise nach Danzig und Königsberg. 1744 Übersetzung von Alexander Popes »Der Lockenraub, ein scherzhaftes Heldengedicht«. Übersetzung von Fontenelles »Lobschrift auf den Freiherrn von Leibnitz« als Einleitung zu Gottscheds Übersetzung der »Theodicee« von Leibniz. 1745 Mehrere Rezensionen und Beiträge zu Gottscheds Zeitschrift »Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste« (bis 1750). 1746 Übersetzung von Larudans »Die zerschmetterten Freymäurer, oder Fortsetzung des verrathenen Ordens der Freymäurer«. 1748 Aufsätze zur dritten Auflage von Gottscheds moralischer Wochenschrift »Die Vernünftigen Tadlerinnen«, u. a. »Ueber die Gelehrsamkeit des Frauenzimmers« und »Ueber Arbeit und Müßiggang«. Übersetzung von Marivaux' »Paisan parvenu oder der glücklich gewordene Bauer«. 1749 August: Kuraufenthalt in Karlsbad, anschließend Reise nach Wien. September: Aufenthalt in Wien, Audienz bei der Kaiserin Maria Theresia, die sie als die gelehrteste Frau Deutschlands anredet. »Neue Sammlung auserlesener Stücke aus Popens, Earchards, Newtons, und anderer Schriften«. 1750 Übersetzung der »Geschichte der königlichen Akademie der schönen Wissenschaften zu Paris« (2. bis 10. Band, bis 1756). 1751 Mitarbeit an Gottscheds Zeitschrift »Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit« (bis 1762). 1752 Mai: Beginn der engen Freundschaft mit Dorothee Henriette von Runckel, die postum eine zweibändige Briefausgabe von Louise Adelgunde Victoria Gottsched herausgibt (1771/72). 1753 Sommer: Reise über Erfurt, Gotha und Kassel nach Hannover, über Braunschweig und Halberstadt wieder nach Leipzig. Übersetzung von Madame de Graffignys »Cenie, oder die Großmuth im Unglücke«. 1754 Abschrift der Schobingerischen Sammlung deutscher Lieder aus dem 12. und 13. Jahrhundert nach der Bremer Goldastischen Abschrift. September: Besuch bei Dorothee Henriette von Runckel in Görlitz. 1755 »Der beste Fürst« (Vorspiel). 1756 Übersetzung von Terrassons »Philosophie nach ihrem Einflusse auf alle Gegenstände des Geistes und der Sitten«. 1757 Oktober–November: Besuch von Dorothee Henriette von Runckel in Leipzig. Übersetzung des ersten Bandes von La Beaumelles »Nachrichten, die zum Leben der Frau von Maintenon und des vorigen Jahrhunderts gehörig sind«. 1758 Übersetzung von Beausobres »Gedanken über die Glückseligkeit, oder philosophische Betrachtungen über das Gute und Böse des menschlichen Lebens«. 1760 »Briefe, die Einführung des Englischen Geschmacks in Schauspielen betreffend, wo zugleich auf den siebzehnten Brief, die neue Litteratur betreffend [von Gotthold Ephraim Lessing] geantwortet wird« (Satire). Mitarbeit an Gottscheds »Handlexicon oder Kurzgefaßtes Wörterbuch der schönen Wissenschaften und freyen Künste«. 1762 26. Juni: Louise Adelgunde Victorie Gottsched stirbt in Leipzig im Alter von 49 Jahren an einem Schlaganfall. Im folgenden Jahr gibt Gottsched postum ihre »Sämmtlichen kleineren Gedichte« heraus.