Christian Dietrich Grabbe Die Hohenstaufen Ein Zyklus von Tragödien Christian Dietrich Grabbe Kaiser Friedrich Barbarossa Eine Tragödie in fünf Akten Personen Personen. Kaiser Friedrich der Erste, mit dem Beinamen Barbarossa. Beatrice, seine Gemahlin. Prinz Heinrich, sein Sohn erster Ehe. Der König von Böhmen. Der König von Polen. Der König Waldemar von Dänemark. Der Grossfürst von Litauen. [Prinz Plantagenet]. Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Baiern. Mathildis, seine Gemahlin. Der Erzherzog von Österreich. Der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach. Der Burggraf Hohenzollern. Der Graf von Tirol. Der Erzbischof von Mainz. Der Graf von Orla. Jordanus Truchsess. Heinrich von Ofterdingen. Freiherr von Roden. Graf von Andechs. Landolph, Wilhelm, Lanzknechte Heinrichs des Löwen. Giso, ein baierscher Lanzknecht. Rudolph, Ulrich, schwäbische Krieger. Papst Alexander der Dritte. Kardinal Ugolini. Gherardo, Konsul von Mailand. Galdino, Alberto, adlige mailändische Jünglinge. Der Doge von Venedig. Der Graf von Montpellier. Der Graf von Barcelona. Der Graf von Montferrat. Constanze, Erbtochter von Neapel und Sizilien Herolde, Boten, mailändische, lombardische, deutsche Truppen und andere Nebenpersonen. 1. Akt 1. Szene Erste Szene Die Trümmer der Stadt Mailand. Galdino und Alberto treten auf. O Mailand! Vaterstadt! Wo bist du? Wo Sind deine Türme? Wo der Ahnen Gräber? – Das ist kein Wiedersehn! Ach, nicht die Spur Von Ihr, die mit den Plätzen, mit den Straßen, Wo sich die Prachtpaläste endlos drängten, Wo das Gewog der Bürger flutete Wie Meeresströme, glorreich hier geprangt! – Des Kaisers Pflugschar ging darüber weg! – – – Alberto, du kannst schweigen? Sieh, es redet Die Träne hier im Auge, sieh, Es sprechen meine Hände – In den Boden Der Heimat schlag ich sie, und möchten sie Da ewig wurzeln! Richt dich auf! Sie liegt doch hinter uns, die heimatlose, Schreckliche Zeit! Wir ziehn doch wieder ein! Was er, der zornge Schwabe, wie den Staub In alle Winde zu zerstreuen wähnte, Gesammelt hat es sich von neuem, und Die Bürger Mailands, Mann an Mann in Waffen, In Bräute-Schmuck die Jungfraun, von den Scharen Der ganzen Lombardei begleitet, kehren Zum alten Herd zurück! Was zaudern sie? Tot an dem Wege liegen unsre Rosse – So stachelte uns Sehnsucht nach der Heimat – Sie scheinen trägerer Natur! Horch! Horch! Sie nahn! Schon tönt von hunderttausend Lippen Der Lobgesang, den Mailands Heiliger Gedichtet, – nie so herrlich noch erklungen, Als heut, wo seine Stadt sich neu Bevölkert! Hinter der Szene hört man ein donnerndes te deum laudamus des heiligen Ambrosius; zahllose Mailänder in Waffen, und Frauen, Jungfrauen, Kinder unter ihnen, treten auf. Ha! da sind sie! Der Gesang Verstummt! Ich weiß warum! Schlecht singt der Jammer! Sie sehen die Verwüstung! Und sie alle, Der Greis, der Mann, das Weib, das Mädchen, stürzen, Wie von dem Blitze hingeschmettert, an Die Erde – küssen Steine, – säen heiße Tränen, Wo Barbarossa Salz gesät! – Es kommt Wie eine Windsbraut über mich – ich breche Zusammen, stürz mit ihnen nochmals nieder – Wir finden endlich Die Heimat wieder, – doch nur wie die Mutter Nach langem Suchen das verlorne Kind – Sie findet es, allein es ist in Stücken! O Tag des Jammers! Tag der Freude! Tag Des Zornes! Welche furchtbare Bewegung! Der Schmerz, der Zorn, die Lust – Sie fliegen gleich Drei Riesenadlern zuckend durch die Menge! Das die drei Adler, Freund, mit denen wir Den kaiserlichen überflügeln und Zerreißen, stieg' er auch so hoch, als nur Ein Hohenstauf im Stolz zu denken wagt! Ein Vater mit seinem Sohne tritt vor. Mein Sohn, sieh diese Stätte – diese Trümmer – Vor sieben Jahren, als du wardst geboren, Stand hier ein Haus mit Marmorstufen, mit Erhabnen Säulen, und es wohnten drinnen Wohlfahrt und Häuslichkeit und Frieden. Zwei Liebliche Töchter blühten wunderschön, Und sorgsam waltete die Mutter – Es War deines Vaters Haus. Da aber, an Dem Tag, wo des Carroccio Baum, jetzt Dort wieder aufgerichtet, zu dem Fuß Des Hohenstaufen schmachvoll hinsank, sprengten Heran des Barbarossa Eisenreiter, Die Pferde rissen sie die Stieg hinauf, Sie in die Säle stallend, mit der Faust Ergriffen sie die Mutter und den Vater, Die Töchter und den Sohn, und warfen sie Auf freie Straße – Fenster, Pfosten, Säulen, Flogen laut krachend hinterdrein – Es brach Vor Gram der Mutter Herz – die Töchter welkten Dahin, – nur du bliebst übrig, weil du nicht Begriffest, was geschah, und ich starb nicht, Weil mir das Herz zu fest, so leicht zu brechen, – So sind wir denn noch lebend, um zu rächen! Schwör ewge Rach dem Barbarossa! – Du weinst? Ich weiß genug! Wer weint, Der flucht, und sucht die Träne zu Vergelten! Meine Mutter! meine armen Schwestern! laut. Dem Barbarossa Kampf bis in den Tod! vom Boden aufspringend und die Speere schüttelnd. Bis zu dem Tode Kampf dem Barbarossa! Der Kardinal Ugolini und Gherardo treten vor. Vernimmst du dies? Der Ozean braust um Uns her! Jetzt, Konsul, gilt es, auf das Haupt Des kaiserlichen Frevlers ihn zu lenken, Und unter geht er in den Wogen, Ein zweiter Pharao! Herr Kardinal, Eh wir die Menge lenken, tuts sehr not, Daß wir sie ordnen! Wilde Wut verwandelt Sich leicht in dumme Feigheit! Ordnet denn! Was ihr beginnt, die Kirche segnets! Doch Seid schnell! Die Langmut Gottes ließ schon viel Zu lang den Drachen aus dem schwäbischen Gebirge auf dem Kaiserthron sich sonnen! Des Papstes Langmut hätt es wohl so lang Nicht ausgehalten? Aber wunderbar zuckt nun Der Kirche Schwert in eurer Hand. Es wollte Der Schwabe euch zertreten, und ihr stecht Ihm in den Fuß – ihr kämpft für euer Leben, Und kämpft grad dadurch für die Kirche mit! Laut. – Hört es, Mailänder und Lombarden! Hier Dem Konsul Mailands reich ich meine Hand Zum ewgen Bündnis mit dem Vatikan – Drum kühn! Wohin ihr zieht, und gegen Wen Ihr kämpft – des Bannstrahls Blitz und Donner flammen Und rollen schützend über euch! Heil uns! Gott selbst wird mit uns streiten! Jetzt zur Tat! Nicht eine Stunde Ruh, und niemand, Nicht Greis, nicht Jungfrau, wird verschont, Bis daß die Mauern wieder aufgetürmt, Die Gräben wieder sind gezogen! Konsul, Was sollen Mauern? Hier in unsrer Brust Steht Mailands Wall, in unsern Adern rollt Sein Graben! Eh wir andre Gräben ziehn, Laß uns den Hohenstaufen erst In seinem Horste suchen, rächend ihn Vertilgen! Rächend ihn vertilgen! Das Sind Worte, Freunde! – Nicht mit Worten, Kaum mit dem Schwert – mit großer Kriegskunst nur, Mit Mut, Ausdauer und mit Gottvertrauen Ist Barbarossa zu bekriegen. Such Ihn nicht in seinem Horst – Ich schwörs: schon sucht' Er uns! Herr, hats dir je seit sieben Jahren Im Aug gebrannt um Mailands Fall? Mein Sohn, Wohl möglich, daß seit sieben Jahren, seit Der Stunde, wo der Barbarossa Salz Auf die Ruinen streute, keine Nacht Gedunkelt, wo ich nicht in Tränen liegend zu Dem Himmel aufschrie, und kein Tag geleuchtet, An dem ich nicht gekämpft, das Weinen zu Ersticken. Glaube mir, die Zähre, die In Finsternis und Einsamkeit geweint Wird, fällt am schwersten. Und vielleicht, daß ich In glühnden Tränen dachte, was ich kalt Anjetzt vollende! Ein Bote, bleich, staubbedeckt und atemlos, stürzt in die Szene. Weh der Lombardei! Schon tobt es wild auf den roncalischen Gefilden – Ha! Ist Er schon da! Wer sagte, Daß er uns suchen würde? Sie errichten Dort schon die kaiserliche Pfalz, und hoch Am Eichenstamm erheben sie den Schild Des Reichs, ein Meteor des Grausens! Herolde schlagen mit den Stäben auf Sein Erz, und rufen laut nach jedem End Der Welt, Italien vor das Gericht des Kaisers! Und dieser? Wie sie sagen, hielt er in Thüringens goldner Au ein Festgelag – Da kam die Nachricht, daß im Schütze der Lombarden, Mailands Bürger sich gesammelt – Den selbgen Augenblick sprang er vom Mahl Empor und stieß den Römer Rheinweins um, Der vor ihm funkelte, und foderte Des Reiches Heerbann auf zur schnellsten Folge. Zusammen rafft' er dann, was an Vasallen Und Mannschaft gegenwärtig war, und eilte Im Sturmesflug damit voraus – Como, Peschiera sind gefallen und geschleift, Jetzt eben trifft er bei Roncaglia ein; Und Braunschweigs mächtger Löwe wandelt ihm Zur Linken! Sollte der den Löwengeist Wohl stets verleugnen, und sich immer von Dem Hohenstaufen zügeln lassen? Schwerlich! Ihr, die ihr in den Herzen herrschtet, binden Und lösen könnet – löset auch einmal Die Löwentreue! Spare deinen Rat! Erwarte demutsvoll und still, was Gott Beschließt für seine Kirche! zu dem Boten. Und wie stark Ist Friedrichs deutsche Heeresmacht? Noch ist sie schwach, allein sie schwillt von Stund Zu Stunde, – von der Alpen Stufen steigen Bereits der Krone große Lehensmannen, Und alle Straßen des Gebirges sind Erfüllt von Reisigen und Waffen, – Pferde Vom Elbstrom trinken schon den Po! Mailänder, Was tut ihr? Aus der Scheide reißen wir Das Schwert und zu dem Himmel schwingen wir Die Lanzen: siegen oder fechtend fallen! Ha, freudig hör ich, ihr seid rechten Sinnes! – Erschienen ist der Prüfung Stunde – Ihr ' Besteht sie besser als ich hoffte – diese Trümmer Verwandeln euch in Felsen! Seid sehr hart, Sonst werdet ihr wie sie zerschlagen – Noch ists Zeit, Doch not tut Eile! – Barbarossas Heer Ist schwächer noch als wir – drei Tage nur; Und es ist stärker! Drum Gesandte An alle Städte Norditaliens Geschickt, zur Hülf und Tat sie aufzurufen – Wir selbst ziehn schleunig nach Legnano, Verschanzen uns dem Kaiser gegenüber, Und bieten ihm zum letzten Mal den Frieden! Wem Frieden? Ihm? Biet ihm den Tod, die Brust, Die Stirne, doch nicht Frieden dem Tyrannen! Er ist der Herr und Kaiser! Grausam, furchtbar Behandelte er uns – Jedoch laßt auch Uns eingestehn, wir trotzten mehr ihm, als Sich ziemte. Ein geringer Laut erweckt Auf hohen Alpen die Lauwinen, – so Auch mochte unser Schrei um Recht, zu frech An Throneshöh des Hohenstaufen klingen, Und auf uns fiel sein Zorn! – Was ihm gebührt, Laßt uns dem Kaiser geben, heiß es Zoll, Gefälle, Huldgung der Vasallen – Aber Mit Vögten nicht soll er die Freiheit binden Und nach Belieben in den Städten rasen! Ein äußerst wohlbedachter Friedensvorschlag! Auch Christi Kirche schätzt den Frieden sehr. Drum werd ich eure Abgeordneten Begleiten, und den Kaiser auch mit Uns Versöhnen. für sich. Rom! wie taubensanft und schlangenklug! Mit ihm aus Not verbündet, dürfen wirs Nicht lassen – Und den Frieden, den es bietet, Nimmt Barbarossa nimmer. Lieber wagt Er erst den Krieg! und wenn er Roms Antrag Verwirft, so ist mit ihm der unsrig e Verworfen! Laut. – Kardinal, ich wünsch Euch Glück, Und mög es besser Euch gelingen, als Ihr denkt und – hofft! – Mailänder! Krieg! Ihr wisset wider wen es gilt – Er thront Als Schrecklichster der Herrscher – Wißt Ihr aber auch, für was ihr kämpft? Wes Schoß Euch liebend aufnimmt, wenn ihr stürzt? Es ist Die Vatererde! Für Die Vaterstadt, fürs Vaterland, für ganz Italien streitet ihr! Sei Friedrich noch So mächtig, unsre Bundsgenossen sind Weit mächtiger – Es sind die Männerbrüste, Die wie ein ewiges Erdbeben, heiß Für Freiheit und für Ehre pochen – Dort Die Berge, dieser Strom, ja jeder Baum Der in der Heimat prangt – Hemmnisse sinds Dem Feinde, doch uns treue Kriegskamraden! – Und Heil ihm, der fürs Vaterland dahinsinkt – Nicht größer, edler kann er untergehn! Er fällt für Haus und Stadt, für Kind und Eltern, Er fällt für seine spätsten Enkel, blutet Für künftige Jahrhunderte, und stets Wird seines Grabes Rasen grünen, denn Der Bürger Tränen werden segnend ihn Betauen! Werden segnend ihn betauen! das Schwert ziehend. In Glied und Reih! Zieht das Carroccio In unsre Mitte! Das Carroccio wird vorn in die Szene gefahren. Seht den Fahnenwagen! Der Schutzpatron steht drauf und winkt zum Siege! Dem Winke nach! Es wird der Feind geschlagen! Wir brechen jubelnd auf zum Freiheitskriege! Kriegerischer Marsch, alle brechen auf und ziehen ab. 2. Szene Zweite Szene Das deutsche Lager auf den roncalischen Gefilden. Viele Zelte, und unter ihnen mitten im Hintergrunde, die kaiserliche Pfalz, mit Seide und Purpur ausgeschmückt. Vor ihr, am hohen Pfahl der Reichsschild. Überall Wachen, besonders um den Reichsschild und die Pfalz. Landolph und Wilhelm kommen. Die Freude lacht dir ja aus dem Gesicht. Ich habe endlich ein bißchen Hafer für die Liese aufgetrieben, und sie knuspert darin, daß sich das Herz umkehrt vor Vergnügen. Ja, es geht nichts über das Knuspern von so einem Pferde. Ohne das kann ich nicht schlafen. – Wie gehts deinem eignen Magen? Ich hungre verflucht. Mein Magen ist leer, wie die Welt vor ihrer Erschaffung. Aber die Liese tut sich doch einmal gütlich! Das Wälschland ist ein miserables Land. War ich der Kaiser, ich nähms nicht, und schenkte man es mir. Hör Wilhelm, dem Herzoge sind die Heer- und Querzüge auch nicht recht. Seine Faust und seine Stirn sind seit ein paar Tagen immerge ballt und gefaltet, wie Wetterwolken, die zusammenziehn, bevor sie sich entladen. Und das Löwenfell hängt ihm schief um die Schulter – Das Fell ist meine Windfahne – Es stürmt ihn wieder nach Norden. Hier ists auch allzu schlecht. Der Schinken – Da sprichst du wahr – Der Schinken ist niederträchtig! Schweinezucht kennt das Volk gar nicht. Was es da fette Schweine heißt, sind das nicht Tiere, wie zwei zusammengenagelte Bretter, worauf statt der Haare noch die Sägespäne sitzen? Beim Geier, ich glaube, sie füttern die Säue mit ihren albernen Oliven! – – Wilhelm, bei uns an der Weser, da sind doch noch Säue zu Haus! Wetter, welches Vieh läuft da auf allen Straßen! Die Schinken! Die Schinken! Setzen sie mir da neulich bei Como ein Ding vor, so zähe – ich meinte es wäre Sohlenleder. Man konnte Riemen daraus schneiden, und Simson damit binden. Kein Fett, keine Farbe. Zuletzt spür ich, es soll was zu essen sein. Ich beiße zu! Donner, wie wurden mir die Zähne ausgebissen! – Das nannten sie Schinken! – Den Augenblick schärft ich meine Lanze, um sie in der Schlacht jedem Italiäner desto tiefer in die Brust zu jagen. Und, Wilhelm, welch ein Gemüse! Savoyerkohl und Fleisch mit Sirup und Rosinen! – Linsen, Erbsen, große Bohnen und ein Stück Speck dazu, – das macht Westfalen und schafft Fäuste, fest und gewaltig wie meine und deine. Er drückt Wilhelm die Hand. kommt. Na, Sachsen, was räsonniert ihr denn da? Nenn uns lieber Westfalen. Da an der Elbe, bei Wittenberg und Meißen, sind so ein paar Herren aus unserm eigentlichen Sachsen hingezogen, haben richtig da etwas unterm Heidenvolk erobert und ihre neuen Untertanen nennen sie schon Sachsen, oder gar Obersachsen – Nun, sind wir niedere Sachsen, Höhnisch. so möcht ich denn doch einmal die oberen sehen! Was für ein Jammerland ist Italien! Gott straf mich! Es hat kein Bier von Nürnberg! Und keine Gose vom Harze. Baier, ich kriege Heimweh, seh ich die wälschen Gesichter und Figuren. Wo ist der Kerl, der eine breite Brust hätte wie du? Wo einer, der mir bis an die Schulter ginge? Und die schändlichen schwärzlichen Fratzen mit den Katzenaugen! Ich schwöre, es sind nichts als Juden! Und welche Sprache, Landolph! – Kann man die Schurken verstehen? – Ist das deutsch? 's ist kauderwälsch, Westfale! – Da kommen die lustigen Schwaben – geraubte Hühner in der Hand – Die Kerle können tanzen und stehen doch auf italiänischer Erde! auftretend. Trallala! Die Hühner gefangen! Mailänder gehangen! Hoch lebe der Kaiser! Er lebe hoch! Und mit ihm Braunschweigs Löwe! Hoch Braunschweigs Löwe! Brüderschaft, Kameraden. – Da, wir haben Hühner – Jeder eins – Nehmt hin – Wir kommen grad aus! Danke – der Hahn ist so übel nicht. Will ihm gleich den Kopf umdrehen, so läßt er das Sträuben und Wegfliegen. Und seht ihr dort die Pfalz? Ein hübsches Zeltchen! Der Kaiser naht! Geld und Fourage mit ihm, Hüll und Fülle! Noch heut ist Heerschau! Dann gegen Mailand! – Wißt ihr noch, vor sieben Jahren? Da gings in Mailand lustig zu! Du saßest auf dem Markt, und lachtest unermeßlich. Es war zu arg: wie stürzten die Giebel, wie fingen die Wetterhähne auf den Türmen zu fliegen an! Ambrosius! Jesus! Herr Gott! schrie das Volk. Der Wein stieg aber aus den Kellern auf die Gasse! Und wie wir auch wüteten, der Kaiser verzog nicht die Miene. Er strafte nur Empörer! Mitsamt den Häusern brannte auch die Unschuld der mailändischen Mädchen auf. Ihr Leben hinterdrein! Wenn wir jetzt wieder dahin kommen, finden wir kein Mailand mehr. Nur Ruine. Zu schlimm gings dort her. Ei, die großmütige Seele ärgert sich, daß sie künftig in Mailand weniger zu plündern findet, als früher! – He, Freund! weiß er noch, wie er damals mit seinen ellenlangen Fingern einen mailändischen Knirps, mit rotem Doktorhut, einfing, ihn mit dem Kleide auf seinem Speer befestigte, und ihn herumtrug und quälte, daß er ihm die reichsten Häuser mit den meisten Schätzen zeige? Warum sollt ich das nicht tun? Der Kaiser hatte Plündrung erlaubt. – Was ich eroberte, war Gottes Segen. – Übrigens bracht ich den Knirps in eine Apotheke und traktierte ihn darin. Ja, mit Pillen, Mixturen, Brechmitteln, bis er den Geist aufgab. O, ich gab ihm doch was! Es waren teure Sachen. Er wehrte sich verwünscht, aber ich beschenkte den Buben doch! Zurück! Da kommt jemand. – Es muß ein Großer sein. – Die Wachen salutieren bis auf den Grund! Es ist unser und euer Herzog, Baier! Wahrlich, er nennt sich der Löwe, und er ist es. – Auf dem letzten Kreuzzuge, wo es uns so übel ging, im syrischen Sande, lag ein Löwe in der Sonne: ernst, die Augen offen, zwei Spiegel der Wüste, unregsam, und doch zum Sprunge bereit. – Seh ich den Herzog, fällt mir stets das edle Tier ein! Aber die Sonne, Baier, die den braunen Löwen beschien, sah unserm Kaiser gleich, mit dem blonden Haar und der freien Stirne, hoch über der Welt dahinwandelnd! Löwe und Kaiser! Betet, daß sie stets Freunde bleiben wie jetzt! – Woher hat er den Namen Löwe? Kennst du einen Lindwurm? Nein. So kennst du nichts. Stell dir einen Kelleresel vor mit fünfzig Füßen, aber millionenmal größer. So ein Tier hatte einen Löwen umklammert, daß er heulte wie ein Hund. Der Herzog sah es, und rettete den Leuen durch einen Schwertstreich. Dafür folgte der Löwe dem Herzog nach bis an das Meer von Askalon – da ertrank er, als sie ihn auf das Schiff nicht mitnehmen konnten – doch dem Herzoge blieb der Name und die Macht! Auf die Seite – der Löwe geht vorbei! Wolkenschwer, wie ein Sturm! Sie treten zurück. tritt auf, für sich. Das nimmt kein Ende! Grundlos dämmert es In seinem Auge, nie wird es gesättigt! Hoch über Mailands Trümmer, Romas Kuppeln weg, Bis zu des Ätna Flammenhöhn, bis zu Den Pyramiden und Jerusalem Schweift schon sein Blick, – und Ich, der Löwe, soll Als Hund ihn stets begleiten? Ward Ich nicht zu groß dazu? Ich wards. Halb Deutschland, Der starke Baier, der gigantsche Sachse, Folgt meinem Ruf! Der Wend und Pole schaudern Bei meines Namens Schall. Weithin am Nordmeer Und an der Ostsee dehnt mein Reich sich aus, Und als mein Tor verschließt, wenn ichs gebiete, Den stürmschen Belt der Dänenkönig – – Dort muß ich herrschen, Fürst des Nordens, und Dadurch vielleicht der Welt! – Doch hier im Süden Für Friedrich meiner Völker Blut vergeuden – Ohnmächtig macht es mich, den Kaiser machts Nicht größer – Rom erdrücken, heißt den Mond Vom Himmel reißen wollen! Seh ichs endlich? Und strahlt er wieder wild in Mitternacht, Der Stern der Welfen? – – – Er ist ein andere r Als der von Waiblingen! Sie stiegen beide In fabelhafter Vorzeit Dämmerung, Mit wundervollem Glanz aus Deutschlands Boden, Und stiegen immerdar, Jahrhunderte Hindurch, bis zu des Äthers letzten Gipfeln, Ein zweites Paar der Dioskuren – – Nun nahen sie im Scheitelpunkt zusammen, Und Einer muß sich beugen, oder muß Erlöschen, oder beide müssen sich Zerstören! – – Deinen Sturm spür ich, Geschick! Er weht durch Friedrichs und durch mein Geschlecht! Wie zwei Kometen treibt er unausweichlich Einander uns entgegen, jeder flammend Von Wetterstrahlen und Vulkanen – Weh, Mir grausets! Denn der Gegner ist mein Freund, Ist aller Männer Herrlichster! Weit schöner Als seines Diadems Juwelen, leuchten Um seine Stirn die Kraft, der Hochsinn und die Anmut! Es pocht das Herz mir in der Brust, wenn ich Ihn sehe, und sie tut sich auf, wie ein Triumphtor, um ihn zu empfangen! Auch Die seine schlug schon laut an meiner! – Stimme Der Freundschaft, töne! töne! Übertön Der Ostsee und des Nordmeers Brausen, das Hoch über Deutschlands Gau'n und Alpen dringend, Den Sachsenherzog ruft und mahnt nach Norden! – – Ha, naht er da? Ich muß ihn grüßen! Ab. Landolph, Landolph, ich sah im Auge des Herzogs eine Träne! Tod dem, der sie ihm ge macht hat! Weint der Herzog, so hängen über dem Harze Gewitter! Und lächelt der Kaiser, so tanzt der Neckar noch einmal so munter, und küßt jeder Schwabe sein Mädchen noch einmal so herzlich! Der Kaiser kommt! Der große Zug! Vorn das Reichspanier, die beiden krummnasigen Könige von Böhmen und Polen tragen das Schwert und den Szepter – links dem Kaiser der Löwe, rechts der junge Prinz! Großer Kriegsmarsch. O welche herrliche Musik! GISO, ULRICH UND RUDOLPH. Fort! wir müssen zu unseren Fahnen. Wilhelm und ich sind Leibtrabanten des Herzogs, und bleiben hier bei ihm. Giso, Ulrich und Rudolph ab. Großer Zug. – Reichsherolde voraus, vier von ihnen treten um den Reichsschild. Dann mit der Reichsfahne der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach. Vor dem Kaiser der König von Böhmen mit dem Szepter, der König von Polen mit dem Schwert. Der Kaiser selbst. Um ihn der Erzherzog von Österreich, der Burggraf Hohenzollern, der Graf von Tirol und viele andere Fürsten und Ritter. Lanzknechte umschließen den Zug in einem weiten Ringe. rechts vom Reichsschilde, auf der andern Seite der Bühne, die Reichsfahne mit dem Doppeladler aufrollend und aufpflanzend. Entfalte rauschend deine seidnen Schwingen, Du römischer, du kaiserlicher Aar, und flieg Auf tausendjährger Siegsbahn weit und weiter, Bis an den Saum der Welt – Der Wittelsbacher Stürmt ewig nach dem Winke deiner Flügel! Landolph – mir wirds kurios – die Fahne rauscht Wie'n scharfes Eisen mir durch Mark und Bein – 's ist nur ein Fetzen Seide und ich könnte Doch für ihn sterben! Wilhelm, auch die Banner Der Welfen rauschen schön und prächtig! In diesem Feldzug schlaf ich heute nacht Das erste Mal dort in der Pfalz auf dem Roncalschen Feld. Herolde an eur Amt Und übt uralten Brauch! Drei starke Trompetenstöße. – Dann. Der Kaiser schläft Heut nacht in seiner Pfalz zum ersten Mal Auf dem roncalschen Feld! Mit dem Stabe an den Reichsschild schlagend. Es tönt der Heerschild! – – Bei seinem Klange rufen wir des Reichs Unmittelbare Lehensträger auf, gerüstet Hier zu erscheinen, und des Kaisers Schlaf Gezückten Schwerts persönlich zu bewachen! Den Säumigen trifft Acht und Tod! Nun ruft Die Namen! Herzog Baierns und von Sachsen! tritt vor. Mit allen seinen Kriegern ist er da! Heinrich, mein Löwe! Kaiser du, und Freund! Ich werd Es ewig dir gedenken, wie du rascher Und mächtiger als alle, meinem Wort Gefolgt bist. Halb mein Heer besteht Aus deinen Scharen. Sie Erkennt der erste Blick: die Baiern dort, Stark, fest und treu, wie Landshuts Mauern – Und dort die Niedersachsen, riesig Und herrlich, wie die Föhren, die den Harz Umsausen! Stolzer und gewaltiger Als jedem andern Könige der Erde, schlägt Die Brust dem deutschen Kaiser, sieht er Mannen Wie diese! Wer kann sie bezwingen? Kaiser, Mein Kaiser – Sachsen gabst du mir und Baiern – Ich dank es dir – jedoch ich furcht, ich fürchte, Du machtest mich zu groß! Zu groß? – Mein Heinrich, Ich kann dich nicht verstehn und will es nicht! – – Doch hör: – nichts ist zu groß dem Hohenstaufen, Am wenigsten der Freund! Herr Herzog, fürchtet Euch selbst vor Eurer Größe, drückt sie Euch So schwer! – Wir scheun sie nicht, uns scheint sie klein Genug! Sohn, Welch Wort in deinem siebzehnjährgen Munde? für sich. – Ha! regt es sich auch schon in dem? – Das war Der Geist der Hohenstaufen! – Er scheint erblich Wie ihre Kronen! Doch der Welfen Sinn Erschreckte auch oft schon am Kind der Wiege! Den kecken Knaben da möcht ich zerreißen! Ich muß mich bändigen mit aller Kraft! Sohn, sei du stolz, wie nur ein Gott es sein kann, Allein dann streb auch unverdrossen, daß Dein Wert dem Stolze gleich sei, und du wirst Titanengroß! Hört die waiblingische Erziehung! Wenn an der Größe auch, am Streben solls Nicht mangeln! Weiter ruft, Herolde! Der Erzherzog Österreichs! tritt vor. Er grüßt den Kaiser! Du heißt des Reiches » Herz und Schild « und bist Ein kräftges Herz, ein starker Schild! Der Magyar, So wild er vorwärts drang, steht er dir still, Und an Wiens Mauern wird noch manches Schwert Zersplittern! Slav und Ungar drohn mir stets Im Norden und im Osten. Drum verzeih, Wenn ich mit schwacher Heersmacht nur dir nahe! Du selbst bist hier, und das ist mir genug! Der Graf Tirols! tritt vor. Der Graf Tirols ist da! Ah, mein Geleiter durch der Berge Pässe, Der Schlüsselwahrer von Italien! Herzog von Zähringen! Wie? keine Antwort? Herzog von Zähringen! – Das ist empörend! – Nah liegen Zähringens Besitzungen! Der Herzog konnte hier sein und er muß Hier sein! Da waltet Tücke oder Trotz, Zwei Drachen, die ich zu zertreten weiß! – Zum letzten Male ladet den Zähringer! Herzog von Zähringen! Pause. Er fehlt! – Ich werf Ihn in die Acht des Reichs! – Du Österreich Und du, Tirol, vollstreckt sie! Seine Lande Verfallen euch und seinen Nachbarn! Wie Ein Märchen solls in Zukunft tönen, Wenn man erzählt, daß einst vom Quell des Rheins Bis zu dem Schwarzwald, von Tirols Gebirg Bis zu Genevas See, vor welchem sich Der Montblanc schmückt und spiegelt, Zähringen Geherrscht hat, und sein Name Feldgeschrei Gewesen! Der Graf von Burgund! Gegen Frankreich Steht er auf Wacht, und ist entschuldigt. Herzog Lothringens! Ist befreit aus gleicher Ursach! – Nicht weiter ruft. Für Franken und für Schwaben Bin ich hier selbst, und alle die noch fehlen, Aus Flandern, Niederland, aus Trier, Köln, Rechtfertigt ihres Weges Weite. Der Erzbischof Christian von Mainz ist aber, Anstatt zu zögern, uns vorausgeeilt, Und lagert vor Ankona. Er hat schon Befehl, sich mit dem Hauptheer zu vereinen. Die Könige von Polen und von Böhmen Seh ich zu meiner Freude ihren Dienst In meiner Näh verwalten, und mein Nachbar, Der lebensmutge Hohenzollern, schaut Mit hellem Auge über meine Schulter! Ich schaue nach dem Glänze, welcher mir Entgegenschimmert, wenn ich deinen Blick Verfolge: Deutschlands Ruhm und Ehr und Größe! Was sind Italiens tote Götterbilder! In Deutschland blüht ein Wald unsterblicher Geschlechter! – – Ist die Lombardei, ist Mailand Vor mein Gericht gefodert? Schon dreimal! O, meine Gnade ist ganz unermeßlich! Weh allen, die ihr Lächeln nicht beachten! Ihr Zwillingslöwe ist mein Zorn – Herolde! Noch einmal ladet die Lombarden! Lombarden! Mailänder! Euer Kaiser ruft Euch vor Gericht! Erscheint! Er ruft nicht wieder! Sie bleiben aus! Sie sind geächtet! Eltern Und Kinder, Haus und Hof, und Hab und Gut, Nichts wird geschont! – Hier liegt Mein Fehdehandschuh! Wer erhebt ihn? Halt, Mein Kaiser, gnädig! Schone und bedenke! Bedenken? Wo's Verräter gibt zu strafen? Streck deine Hand zum Himmel, wehr dem Blitz, Wenn er zornleuchtend hinzuckt durch das Dunkel! tritt auf. Von Rom und Mailand reiten Abgesandte Ins Lager. Mailand kommt zu spät! Nicht doch! Sie werden Reue fühlen. Gut ist das Für ihr Gewissen, – doch mein Wort verwandelt Deshalb sich nicht! Groß ist Lombardiens Macht! Wenn ich Verrätern gegenüberstehe, So seh ich ihre Schuld, nicht ihre Stärke! Da sind die Abgeordneten! Der Kardinal Ugolini und drei lombardische Abgesandte treten ein. zu den Lombarden. Ihr drei, Wer seid ihr? Hoher Herr, mailändsche Bürger, Und flehn – Hinweg! greift und enthauptet Sie auf der Stelle! Hemm den Blutbefehl Um meinetwillen! Und dich warnet Roma! Ha, Rom! O könnten Waffen es bezwingen! Ein Heer tobt in mir auf bei seinem Namen! – Enthauptet sie! das ist die einzge Sprache Des Kaisers zu Empörern! vortretend. Wird das Volk Einmal geköpft, Herr, so laßt mich es tun! Wie Wilhelm? willst du Henker sein? Bewahre! Den schlechten Schinken, Herzog, möcht ich ihnen Eintränken! zu Wilhelm tretend. Ja, Herzog, es sind Schufte, Nicht wert, sie zu bekämpfen! für sich. Dunkle Ahnung Spricht aus diesen Männern – Was sie fühlen Bei ihnen ungewohnter Speise, seh Ich klar: dem Sachsen ist es fremd und nutzlos, Um dies Italien zu kämpfen! Fort Mit ihnen! Tiger und Barbar! Du mordest Zwölf Kindern ihre Väter! Du verhöhnst Das Recht der Völker! Würg und säe Blut! Es zeitigt nur die Rache! Weh dir, Wütrich, Schon Hegst du in dem Netze des Verderbens – Unzählig zürnt schon der Lombarden Heer Dir bei Legnano, und viel Tausende Drohn schon in deinem Rücken! Weg! Wilhelm und andere Reisige mit den lombardischen Abgeordneten ab. Wenn wir Im Netze lägen, hätten wir doch Leu'n, Die es zerreißen hülfen! für sich. Dir, Waiblinger, Ist selbst das Weltrund eng, und scheint dir bloß Ein Netz! Schwerlich hilft der Löwe immer! Ich tue Einspruch, Kaiser, wider dein Verfahren! Einspruch? Rom? Ich weiß es, ihr Sprecht ein, auch wo es euch geziemt, zu schweigen! – Was wünscht der heilge Vater, Kardinal? Er will, daß du dich fügst, daß du die Stimme Der Mutter, deiner Kirche hörst: gib Freiheit Der Lombardei, gib dem Statthalter Christi Zurück, was du ihm nahmst: Mathildens Güter, – Den durch dich abgesetzten Geistlichen Gib ihre Stellen wieder, und erkenne Den Papst als Oberlehnsherrn! Was? Ich weiß nicht, zuckt die Hand mir, oder braust Des Reiches Aar vor Zorn so auf, daß er Erzittert? Papst? Des Kaisers Lehnsherr? Vater, Entsetzlich sind des Kardinales Forderungen! Es wär Ein Schlag: mit den Lombarden laß Das Haupt vom Rumpf ihm nehmen! zum Kardinal. Freund, Dir wäre Mäßigung recht not! Mich mäßigen? Warum? Ich habe recht! Wer ist der Größere, Der Kaiser oder Gott? Und ist der Papst Nicht Gottes Stellvertreter auf der Erde? Die Hoheit all, die eures Kaisers Haupt Umschwebt, ist nur geborgtes Licht! Es ist Der Papst die Sonne, und der Kaiser nur der Mond! Ha, Mord und Tod – wer kann das länger hören? auf den Kardinal deutend. Was der da schreit, das schreit er zu dem Volke, – Durch Fanatismus will er mirs entreißen – Doch bin ich nicht ein Schwächling, wie sie jetzt Auf Englands, Frankreichs, Spaniens Thronen sitzen – – Mit diesem Blick nur, den ich auf mein Heer Hier werfe, feßle ichs an meine Brust! Hoch lebe Der Kaiser! Hört ihrs donnern? Zündete Der Blitz? für sich. Das sind der Hohenstaufen Augen! zum Kardinal. Meld du dem Papste, daß ich sein Begehr verweigre, über seine Kühnheit Verwundert bin! – Wenn ich mich wundre, streb Ich auch, des Wunderns Ursach zu vertilgen! – – Die römsche Kirche kümmert nichts mein Streit Mit den Lombarden, und Mathildens Erbschaft Gehört dem Reich, als ausgestorbnes Lehn. Verräterei und Felonie wars, wenn Mathilde, wie ihr dichtet, sie dem Papst Vermacht. Bei Gott, ich würde noch im Grab Sie ächten! – Und mein Lehnsherr? Er, der durch Die Gnade Konstantins und Karls des Großen, Erblassern meines Throns, sein bißchen Land Erhielt, damit er nicht trotz seines Hochmuts Verhungre? – Kardinal! Der Papst ist nur Mein erster Bischof – Romas Kaiserkrone prangt Auf meinem Haupt – Nicht lieb ich Kinderspiele – Was sie bedeutet, will ich sein! Bist du Ein Römer? Steht dein Thron in Aachen, oder In Rom? Ist dieses Heer ein deutsches, oder Sinds römsche Legionen? So fragt dich Mein Herr, und glaubt dich viel zu groß, Als daß du hohle Titel mit der Sache Verwechselst! Mann, bau nicht Zu sehr auf deines Priesterkleides Schutz! Du könntst dich täuschen! Aber Eins vernimm: Die Römer waren einst das erste Volk Der Erde, – nichts, so weit die Sonne glänzte, War ihrem Heldentum vergleichbar, und Deshalb besiegten und beherrschten sie Die Welt. Doch ihre Enkel arteten Zu Memmen aus. – Da trat an Kraft der Deutsche An ihrer großen Ahnen Stelle, und Wie einstens Romas Adler, packte er Den Erdball. Darum sind wir Nachfolger Und echte Söhne Romas. Unser Wert Ist unser Recht! Die deutschen Kaiser macht Der Papst! Er setzte dir die Krone auf, Drum kann er sie dir nehmen! Pfaffe! Hund! Du hast dich tot geschwatzt, und tausendfach Büß jetzt dein Schmähen! Er dringt mit dem Schwerte auf den Kardinal ein. Tod den Pfaffen! Schlagt Ihn nieder! Heil, mir winkt die Märtrerkrone! Fließ hin mein Blut, umschmücke meine Stirn! zu Otto von Wittelsbach und dem Heere. Still! – – Haltet ihr mich etwa für ein Kind, Und wollt mich rächen, auch wenn ich es nicht Gebiete? Wird es not, so bin ichs Selbst, Der Kaiser, der sich rächt und schützt! Zeigt auf den Kardinal. Der Mensch Ist nur verblendet, wahn vor Aberglauben, Und schämen müßt ich mich, an ihm mich zu Vergreifen. Eurethalb, die ihr so hoch Empört scheint, und nicht seiner Reden wegen, Antwort ich ihm: Frei durch die Gnade Gottes Ist Deutschlands Krone, und die freie Wahl Der Deutschen überträgt sie. Dem Erzbischof Von Mainz gebührt dabei die erste Stimme. Dann krönt der Erzbischof von Köln den König Zu Aachen in der Kathedrale. Die kaiserliche Krönung aber muß An ihm der Papst verrichten. – Wird er dadurch, Daß er mirs Kleid anlegt, mein Herr? – So wäre Der Knecht mehr als der Fürst! Hornmusik hinter der Szene. Fanfaren! – Ahn' ich recht? Die Kaiserin! Die Kaiserin! Ich spreche Den Bann in Christi Namen über dich! Verflucht seist du an Leib und Seele, Verderben sollst du Glied vor Glied – Die Hölle Soll ewig an dir nagen und an jedem, Der dir vertraut ist, oder auch mit dir Nur redet! So? Die Kaiserin Beatrice mit Gefolge von Rittern und Damen tritt ein. Er ihr entgegen. Dem ganzen Weltkreis trotzt Der Hohenstaufe, doch wo Schönheit nahn Und Anmut, senkt er Schwert und Szepter, Reißt sich den Kaisermantel ab, und legt Zu Füßen ihn der Hochgeliebten, als Den einzgen Teppich unterm Himmel, ders Verdienet, daß sie ihn betrete! Kaiser, Verzeihe, daß die Mücke kam, um sich In deiner Sonne wieder zu beleben! O Heil und überirdscher Glanz der Sonnen, In deren Strahlen solche Mücken sich Erfreuen! Einsam saß ich auf der Burg In Schwaben – dachte nichts als dich – vergaß Das Vaterland Burgund, vergaß den Vater – Nach Süden, nach Italia nur, wohin Du warst gezogen, gingen meine Blicke – Ans Fenster drückt ich meine Stirn, und es Erglühte unter ihr das Glas. – So oft Des Morgens und des Abends Rot emporstieg, Und dann die Sonne darin flammte, war Es mir, als säh ich nur den Purpur Des Kaisermantels um die Himmel wehen, Und trätest du daraus hervor als Sonne In goldner Rüstung! – Schwer ward mir das Herz – Es zog mich fort und fort – und ich bin hier – ich weiß Nicht wie – und sehe dich, – und nicht ermessen Kann ich mein Glück! Nicht mehr beneide ich Die Seligen im Paradiese, denn Ich hörs, ich wohn in deines Busens Glänze! Ein Krieger stürzt herein. – Was gibts? Herr, Hunderttausende gerüsteter Lombarden stehen bei Legnano – Wut Und Rachedurst durchlodern ihre Reihen! Die Worte » Rache, Freiheit oder Tod « Erschallen wie ein Echo, Tag und Nacht Millionenmal durchs Heer! Sie glauben, Daß wir noch schwach sind, und drum nahn sie schnell Uns zu erdrücken! zum Heere. In drei Stunden brechen Wir auf, entgegen den Empörern! – Bis Dahin bereite jeglicher sich vor Zum Marsche und zum Kampf. Noch sind die Gegner Entfernt, und dieses Heer ist allzu gut Geordnet, als daß wir vor Überfall Zu fürchten hätten. Doch wär es auch anders, Nicht unterließ' ich der Verräter halber Die alte Sitte – Nicht den kleinsten Brauch, Ists nur ein kaiserlicher, vergibt Der echte Kaiser sich! Zu Beatrice. Wir müssen heut Uns trennen – Einsam mit der Krone, muß Ich dort im Zelt von meinen Großen mich Bis zu der Früh bewachen lassen. Schon Getrennt? Auf Stunden nur! – Zu mehreren Reisigen. Schlagt dort am Po, Wo er so lieblich rauscht, das Zelt auf, das Mir Saladin als seiner Achtung Zeichen sandte! – Wieder zu Beatrice. So weit die Heere Sultan Saladins Sich lagern, von dem Indus bis Zum Nil, ließ er der Seiden köstlichste, Der Farben schönste suchen, um das Zelt Daraus zu weben und damit zu zieren. Gefangene arabsche Königstöchter stickten Die Polster, und weich, wie des Meeres Wellen Einst Aphrodit empfingen, nehmen sie Den Müden auf in ihren Schoß. – Allein ich weiß, sie sind noch viel zu rauh Für dich –! Wo aber fänd ich etwas, zart Genug? – Darum verzeih und ruhe sanft! Sanft ruhen? Jetzt? Wo jede Stunde dich Der Schlachten Todeslos umstürmen kann? Vielleicht die Liebe, sonst nichts herrlicher As wie die Schlacht, wo unter Todesschrecken Sich Mut und Geist von Heer zu Heer bekämpfen, Und jedes Aug nur nach des Lebens Höchstem, Dem Kranz des Sieges schauet und des Ruhmes! Für deine Lieb, fühl ich, bin ich zu niedrig! – Du jubelst und ich zittre in Gefahren! die Hand um Beatricens Nacken schlagend. Glaub mir, ich schwöre es, wärst du Nicht mein, Burgundiens zartste Blume, Mir fehlten Licht und Duft im Kaiserruhme! Mein Kaiser, mein Gemahl, so denk auch mein In Feld und Kampf! Denn ewig denk ich dein! Dein werd ich denken in der dunklen Schlacht – Wo sah man Sterne schöner, als bei Nacht? – Beatrice mit Gefolge ab; der Kaiser geleitet sie bis an das Ende der Szene, und kehrt dann wieder zurück. zum Kaiser. Es flüsterte die Liebe eben – doch Auch darin hört ich den Waiblinger summen – Jetzt tritt der Löwe vor dich hin, und spricht Zu dir mit Löwenstimme: Glaubst du, daß Ich je erbebte? Du erbeben? – Nie werd ich Den Tag vergessen, wo in Rom die Leibwacht In ihrem Blute um mich lag, mit ihm Mich edler schmückte, als der Purpur des Augustus, – Wo schon mein Arm ermattet sank zu Boden, Und, wie erregter Sand, des Volkes Menge Herandrang mich zu überschütten – Da Löwe, Freund, den ich umfasse, hört Ich plötzlich deiner Stimme Donner, und Vernahm in ihr des Helfers Nahn – es schwoll Die Brust mir auf, wie bei Gewittergüssen Im dürren Sommer alle Ströme wieder Aufschwellen, – gleich Gazellen wich der Pöbel Vor deiner Stärke auseinander, und ich war Gerettet! Zweifeln an dem Mut und an Der Treue meines Retters? Eher Am Licht des Tages! Nun so höre! höre! Zu groß ist der Lombarden Anzahl! Du Vergießest unnütz Blut, wagst du die Schlacht! Laß uns zurückziehn zu den Alpen! Dort Verschanzen wir uns, bis die ganze Macht Des Reichs mit uns vereint ist, und mit ihr Zertrümmern wir Italien! Wo Ich strafen will, da kenne ich nur Eile! – Heinrich, fast furcht ich, daß ich größer von Dir dachte, als du bist – Ich habe nie Am Sieg gezweifelt, sah ich dich nur bei mir! Mein Vater, achte nicht auf den Bedächtgen! Verschiebe nicht den Kampf mit den Aufrührern! Der Kampf auch, ob wir siegen oder fallen, Ist Lust! Und Ehre! Wo die Hohenstaufen rasen, Vernehmen sie der Welfen Rufen nicht, Und tönt es noch so laut und wahr! – Rast fort! Vielleicht daß ihr auch mich ansteckt, und wir Dann wüten um die Wette! Sachsenherzog, Schweig und gehorche! – – Kardinal! entferne Sofort dich aus dem Lager! – Jeder, sei Es Priester, sei es Laie, der dem Bannspruch Des Toren Folge leistet, büßt es mit Dem Leben! Der Belial, der Antichrist – gebieterisch. – Ruhe! – Denn Der Kaiser legt zum Schlummer sich jetzt hin – Ihr Großen schützet und bewachet ihn. Er geht in seine kaiserliche Pfalz. Herzoge, Kön'ge, tretet um das Zelt, Und dient, als treue Wacht, dem Herrn der Welt! Die Könige von Polen und Böhmen, der Erzherzog von Österreich, der Burggraf Hohenzollern, der Graf Tirols, und andere Große, verteilen sich in angemessener Entfernung voneinander, gezückten Schwertes um das kaiserliche Zelt zur Wacht. tritt vor. – – – Wie still wirds ringsum – Strahlend steht der Mond Am Himmel, und die Sterne wandeln schweigend Und goldnen Schimmers um ihn her, gleich uns, Die wir in diesen Harnischen den Kaiser Umwandeln. – Alles ruhig. – Doch wie pocht Mein Herz! – Und welche Worte tönen mir Im Ohr? – Wie schrie man einst in Weinsbergs Schlacht? » Hie Welf! Hie Waiblingen! « O, was für Klänge! Als sie erschollen, zitterten die Gipfel Der beiden furchtbaren Geschlechter von Dem Harzwald bis Kalabrien, Und sich mit Blute tränkend, Stadt und Dorf Zerquetschend, stürzten überall Lauwinen! der in der Nähe des Herzogs auf der Szene geblieben. Herr, Ihr sprecht da von Welf Und Waiblingen! – Gehts los? – Verlaßt Euch drauf, Wir packen schon den Schwaben – Er Soll sich verwundern! Knecht sei still! Noch rief Ich nicht! Es klang mir doch grad so, als hört Ich unser altes Feldgeschrei! für sich, schaudernd. Ich sprachs Nur leis, und schon ergrimmt der Knecht! schleicht in die Szene; zu Heinrich dem Löwen. Du, großer Welfe, faß, zerschmettere Den Hohenstaufen! Schließ dich an das Heer Von Mailand, und verloren ist er! Schwer Gekränkt bist du von ihm. Willst du Sein Hund stets sein? Der Papst – Du armer Schelm, Du wähnst, es wäre kleinlicher Verrat, Mit dem ich meinen Kaiser würd verlassen? Fall ich ihm ab, so fall ich frei und offen, Wie Donner von dem Himmel, die der Blitz Vorher verkündet – Leu und Kaiser sind Zu stark, als daß sie ewig sich vertrügen. – – Sie können sich ermorden und doch lieben! – – – Sieh diesen Tropfen, Freund, im Aug mir beben, – – So bebt die Eiche unter Wetterschauern! – Für sich, an die Erde starrend. Ja, wieder tobt das alte Nornenlied: »Noch schrein die Raben, Noch wächst ja Gras, Darum nie Frieden Ihr Waiblinger und Welfen!« Wiederaufblickend, zum Kardinal. – Noch da? Es fällt mir ein, der Kaiser will, Daß du sofort von hier enteilst! Du Landolph, Bring diesen Herrn von dannen! Herr, sehr gern! Ich gehe – Halt du nur an Barbarossa fest – Er dankt dirs nicht, und du gehst mit ihm unter! Landolph und der Kardinal ab. – Nun, Wittelsbacher, träumst du? Leicht möglich! Des Reiches Fahn umweht mein Haupt, und wenn Ich träum in ihrem Rauschen, ists von Sieg Und Ruhm! Das sind die Sterbelieder, Wenn unter ihr die Heere blutend ringen! nach der kaiserlichen Pfalz gehend. Die Fürsten halten dort die Wacht. Ich trete Zu ihnen. Wer da? Braunschweig! Ist willkommen Als edler Freund und starker Wachtgefährte! Die Wachen schreiten um die Pfalz, Heinrich der Löwe mit ihnen. Otto von Wittelsbach steht still beim Reichsbanner. Der Vorhang fällt. 2. Akt 1. Szene Erste Szene Die Heerstraße nach Legnano. Heinrich der Löwe mit seinen Truppen im Marsche. Haltet! Beruft zu mir die Feldherrn! Die Truppen halten; mehrere Krieger gehen ab, die Feldherrn zu rufen. Herzog, Des Kaisers Heer ist schon sehr weit voraus. Glaubst du, ich wäre blind, daß ichs nicht sähe? für sich. Er zürnt! Bleib mit dem Wilhelm und ein paar Handfesten Burschen in der Nähe. Verseht euch auch mit tüchtgen Eisenketten. Wie du befiehlst. Ab. allein. Der Elbstrom braust mir durch Die Adern, und der Harz mit seinen Schrecken, Mit seinen Felsen, Bäumen, Geiern, zieht In meinen Geist und wird lebendig! Nicht Mehr zag und zweifle ich – Er Ist da, der Tag, wo sich der Welfe trennt Vom Hohenstaufen, wo die deutsche Erde Zerrissen wird nach Nord und Süd, und wie Ich ahne, auf Jahrtausende! – Ich falle Von ihm noch diese Stunde ab – Er spüre, Wie tolle Feldzüge sich enden! – – Allein nachher – Wenn er zornatmend nun Nach Deutschland heimkehrt – Hei, dann wird Er nicht vergessen, und ich werde nicht Verzeihung flehn – Für ihn gilts Kampf dann um Mein Leben, und für mich um seine Krone – Zwei Kampfespreise, die einander wert sind! – Mathildis, Mathildis! Deutschlands Kaiserkrone würde Ein schöner Schmuck sein deines blonden Haares! Vielleicht, daß diese Hand sie einst aufs Haupt Dir drückt! Sie zittert schon vor Wollust! Jordanus Truchseß, Graf von Orla, Albrecht von Roden, Graf von Andechs und andere sächsische und baiersche Feldherrn kommen. tritt unter sie. Vasallen, denkt ihr an die Heimat? Kann man in diesem Land der List und Tücke, Von Sonnenglut gedörrt, verhunzt Mit winzigen Olivenbäumen, und Von süßem, ekelhaftem Weine voll, An andres denken, als an deutsche Herzen, An deutsche Eichen und des Rheinweins Rosen? Orla! Vergiß mir nicht des Breihahns Mark Und Schaum! So freu dich Orla! denn wir ziehn Noch heute zu der Heimat wieder! Wie? Zur Heimat? Ha, die Heimat! Wo die Weser – Die Elbe – Nordmeer – Ostsee fluten, – Vertraut mit uns, der Kindheit Spielgefährten! Wo Gattinnen gleich nach dem Sieg mit Küssen Uns danken, wo den Slaven wir, den Hunden, Die unser Eigentum verheeren wollen, Gleich mit dem Speer entgegen treten Und sie zu Boden werfen – Vaterland! Wir atmen wieder deine rauhe, aber Gesunde, lebenskräftge, teure Luft! Und dieser Rückzug ist des Kaisers Wille? Mein Wille ists! Ist der dir nicht genug? Verlangst du etwa mehr zu wissen, Andechs? Was kümmert uns der Waiblinger! Du selbst Bist Kaiser, wenn du's sein willst. – Lange Schon närrte uns der Schwabe – Welfe, Erheb dich! aufspringend. Welfen, empor! Kein Schwerterzücken! Kein Aufstand! Von seinem Sitze, den er auf einem abgehauenen Baumstamme genommen, Stille winkend. Auch im Ruhen furchtbar! Herzog, ich wag mein Haupt und sage Wahrheit! – – Verpflichtet sind wir, dir zu folgen, doch Nie gegen deines Kaisers Willen, der Mit deinen Herzogtümern dich belieh! Getreuer als der Sachse scheint der Baier – Abfallen jetzt Von Friedrich? Jetzt, wo ihn die Not umdrängt? Ist er ein Mann, so seh er, wie er sich Heraushilft. – Denn er selbst zog sie sich zu! – Er danke Gott, daß Sachsens Herzog so Großmütig, ihn nur zu verlassen, statt Mit seinen Gegnern sich auch zu verbünden. – Auch möcht ich, müßt ich jemals mit ihm kämpfen, Selbst nicht mit Gott die Ehre teilen, Allein ihn zu bestreiten! – Graf von Andechs, Der Baier liebt mich minder als der Sachse – Und du gar wagst es mir zu trotzen! Deine Genossen schweigen, flau und tückisch! Gelt, Wenn ich euch wieder zu dem Heere ließe, Ihr würdet eure Leute schon bewegen, Dem Sachsenherzog nicht zu folgen! – Doch Nunmehr erkennt den Leu'n, wenn er zum Sprung Ausholt – Still wie der schwüle Sommerhimmel Und doch urplötzlich wetterflammend! Er richtet sich zornig auf. Lanzknechte! Landolph! Wilhelm eilt herbei! Ergreift die Baiergrafen! schließet sie In Ketten, führt sie mit uns nach Der Harzburg, – dort laß ich sie richten! Landolph, Wilhelm und Lanzknechte sind hereingestürzt, und haben die baierschen Feldherrn gefesselt, und führen sie mit sich fort. zu den Baierfeldherrn, indem sie abgeführt werden, auf Landolph und dessen Gefährten deutend. He, Fühlt ihr jetzt meine Löwenklaun? Sie sind Gepanzert und gewaltig! Zu den sächsischen Feldherrn. Nach Legnano! – – Ich bins dem Herzen, bins dem Kaiser schuldig, Nicht hinterrücks von ihm zu weichen! Selbst Meld ich ihm meinen Entschluß – Möglich, Daß er alsdann noch, wo's die höchste Zeit ist, Den Starrsinn einsieht und sich fügt! Ich zweifle! finster. Dann – bald der Freund dem Freunde gegenüber! – – Bei Gott, ich wollt, ich wäre nie geboren! Entsetzlich drückt die Last des Lebens, drückt Die irdsche Größe – Kronen sind so schwer Als wie die Reiche, welche sie bezeichnen! Heil, Heil dem freien Mann, der sich ernährt Durch seiner Hände Werk, und seinem Nachbar Des Abends ohne Furcht, daß er am Morgen Als Feind im Schlachtfeld ihm begegne, Die » gute Nacht « wünscht! Könige sind nur Herausgeputzte Sklaven von Millionen! – – – Brecht auf! und achtet, daß die Baiern mitmarschieren! Mischt sichre Leute unter ihre Reihn, Und unterdrücket Widerstand mit Schrecken! Aufbruch und Abmarsch des Heeres Heinrichs des Löwen. 2. Szene Zweite Szene Das deutsche Lager bei Legnano Im Zelt des Kaisers. Der Kaiser und die Kaiserin treten auf, mit ihnen der Graf von Tirol und anderes Gefolge. Geliebte, dunkelrot brennt dort die Sonne, Als spiegelte sie schon das Blut zurück, Das heut noch fließt. Schon plänkeln die Vorposten Der Heere – Es nahn Kampf und Schlacht! Das sagst du freudig? Wer freute sich nicht, wenn er seinen Feind Endlich vor seines Stahles Spitze findet? – Tirol, du flüchtest mit der Kaiserin, Wenn ich sollt fallen! Fallen? Du? Unmöglich! Was verbrach ich, daß das Schicksal Mich so bestrafen dürfte? Teure – Schwert in der Hand, die Brust im vollsten Atem, Den Lorbeerkranz schon in den Locken fühlend, Dahin zu sinken in des Lebens Blüte – Das nenn ich Sterben – Auf dem Ruhebett Gibts nur Hinkränkeln! Du bist Barbarossa! Mir bangt das Herz, weil du dem Tod so trotzest, Und doch – ich könnte dich nicht lieben, wärst Du anders! tritt ein. Kaiser, die Lombarden nahn! Schon dröhnen ihre Kriegsposaunen! Immer Vermehren sich noch ihre Scharen, und Die ganze Jugend Mailands hat in Banner Des Todes sich geordnet, und geschworen, Zu sterben oder siegen! Nun, so treffen Wir würdgre Gegner, als ichs fürchtete! – Zu dem Gefolge. Reicht mir den Helm! Sein Busch sei eure Fahne! Er setzt sich den Helm auf. Wie stolz und herrlich steht er da! Es wandelt Doch nur Ein Hohenstaufe auf der Erde! einen Augenblick aus dem Zelte blickend. Der Staub fliegt auf vor beider Heere Tritten – Es trübt der Mittagshimmel sich davor – Zurücktretend. Mich faßt ein unaussprechlich Sehnen nach Dem Löwen! Niemals noch kämpft ich mit Lust, Wo ich ihn nicht zu meiner Seite wußte! Er rückt jetzt eben an mit seinen Völkern. Heinrich der Löwe mit Gefolge, unter dem Jordanus Truchseß, Albrecht von Roden und andere Ritter. Heinrich der Löwe tritt ein. Da ist er! Heinrich, komm in meine Arme! in des Kaisers Arme stürzend. Mir schwindelt! – Schlaget, Herzen! schlagt zum letzten Noch einmal aneinander! Möchtet ihr Euch jetzt zerschlagen! – Es wär selger Tod! Löwe, du zuckst – du atmest kurz – Was ist dir? Bist du erkrankt? sich aus der Umarmung losreißend. Und nun wohl nimmer wieder! – – – Kaiser, ich folge deiner Bahn nicht mehr! Du folgst nicht mehr? Mit meinem Heer zieh ich nach Deutschland! Vereinst du dich mit mir, so wirds mich hoch Erfreun, und dir den Rückzug helf ich decken! – – Doch nie schlag ich die Schlacht mit den Lombarden! Wie? Träum ich? Oder ists der Wahnsinn, Der wüste Bilder um das Haupt mir jagt? Du mich verlassen? Heut? Wo mich die Feinde Zahllos umfluten? Deine eigne Schuld! Du scherzest, Heinrich! Deutschlands Ruhm, die Ehre Des Kaisers, meines Lebens ganzes Trachten Steht auf dem Spiel – Ich bitte, werde ernsthaft! Ich bin es nur zu sehr! – Zieh mit! Was will Für dich die winzge Lombardei bedeuten? In Deutschland selbst liegt Deutschlands Kraft! So wenig Kennst du der Hohenstaufen Ziele, Welfe? Ha, Welfe! Recht gelegen tönt der Name Mir in das Ohr! Was Lombardei! Nichts gilt sie mir! Als mächtigster der Fürsten, Ward ich Vorfechter von Europa – Was wir Bekriegen, ist die Anmaßung der Kirche! Und da der Papst die Lombardei als Bollwerk Des Vatikanes mir entgegentürmt, So ist zuerst das Bollwerk zu zerstören, Bevor ich selbst mit diesem ehrnen Handschuh Ihn fasse an der Brust! Und gehn Millionen In diesem Kampf um Geistesfreiheit unter – Sie konnten nimmer schöner fallen, und Ich sehe schon den Phönix, welcher sich Aus ihrer Asche riesengroß, die Welt Mit seines Fittichs Glanz vom Aufgang bis Zum Niedergang durchblitzend, wird erheben! Ich hörs: das beste ist, daß wir uns fliehen! – Der Welfe strebt so kühn als der Waiblinger; Doch nicht kämpft er um eitlen Wahn, der schon Von selbst verfliegen wird. Er hofft am Nordpol Noch einst die Zeichen seines Hauses aufzupflanzen, Als ewges Denkmal, daß er ward der Herr Des Nordens und ihn bindet wie sein Eis! Er hofft, daß unter seiner Schiffe Lasten Dereinst noch alle Meere seufzen, während Auf den Verdecken seine Völker jubeln! – Leb wohl! Vom Himmel stürzet, Sonnen! Alpen Schmelzt hin wie Schnee, wenns taut im Lenz! Erdball Erhebe! Felsen löst euch auf in Rauch Und Dampf – denn heut vergeht die deutsche Treue! Wo Löwentreu ist, wohnt auch Löwenwut, Und rast die Wut, so kennt sie weder Treu Noch Fesseln – Alles trümmert sie zu Stücken! Heinrich, mein Heinrich! Hast du mich in Rom Errettet, daß ich hier verderbe? Laß Mich fort! O, nichts, nichts auf der Welt, was ich In diesem Augenblick nicht opferte – – – Zu deinen Füßen stürzt der Kaiser, faßt Die Kniee dir – sein Aug wird trübe – und er fleht: Entweiche nicht von ihm in dieser Stunde Der Not! Entsetzlich! – Auf! Empor! Empor! Empor! Herzog, die Krone, die du jetzt Zu deinem Fuß siehst, schmückt dir bald die Stirn! Truchseß! Truchseß! ich fürchte sehr, sie wächst Ihm übers Haupt! Wie toben in der Brust Der Schmerz mir und der Stolz! – Hier liegt vergolten All was die Welfen litten! – Kaiser, auf! Ich bitte dich – Vergebens hast du dich erniedrigt! Es schmerzt mich – doch du hättest wissen sollen, Daß ich entschlossen bin, und nicht das Wanken Der Welt mich im Entschlusse beugt! Gemahl Und lieber Herr! – Verzeih, mir bebt die Stimme! – Steh auf! Gott wird dir seine Hülfe leihen, Gedenkst du einst an diesen Tag! Du sagst Das, Milde? Und mit Tränen, zürnenden Und heißen? – Sie entzünden mich, und wie Die Flamme auf den Wetterstrahl emporzuckt, Stürm ich empor! Trabanten, greift den Braunschweig! Weh dem, der ihn berührt. – Er ist gewaffnet, Und viele tausend Helfer stehn ihm nah! Wild rufend. Hie Welf! ebenso wild. Hie Waiblingen! Auf der Seite Heinrichs des Löwen stürzen sächsische, auf der Seite des Kaisers, schwäbische und fränkische Ritter und Herren herein – sie ziehen wider einander die Schwerter, und dabei. Hie Welf! Hie Waiblingen! Schwäbisch-fränkischer Kriegsmarsch ertönt mit Trompeten und Pauken. Die Sachsen erwidern ihn mit dem ihrigen, aus Stier-Hörnern. Zum Kampf! – Zum Streit! – Ausrotten Laßt uns die Welfen! – Die Waiblinger! – Guelfen hoch! Gegrüßet, Braunschweig, Bundsgenossen! Was ist das? Der Lombarden Freudenschrei! Sie grüßen Auf Heinrich den Löwen zeigend. den als Freund! Empörer ringsum! Die Schwerter schwingt! Wir müssen uns herausmähn! Zischt lustig, Klingen! stürzt sich zwischen den Kaiser und den Löwen. Eh ihr hier euch anfallt, Müßt ihr erst meine Brust durchbohren! – Willst Du doppelter Verräter werden, Löwe? Den Kaiser nicht nur lassen, auch den Gegnern Des Kaisers dich vereinen? – Kaiser, willst Du ihn zum doppelten Verrate zwingen? Begehen muß er ihn, wenn du ihn jetzt Angreifest! Wollt ihr euch zu Lust und Spott Der Wälschen wechselseitig hier vertilgen? In Deutschland grünt der Boden, wo Es euch geziemt, die Fehde auszufechten! Ich ahnt es stets: wo hohe Zartheit wohnt, Da wohnt auch tiefer Geist! – Burgunderin, Du hast recht. Sie hat recht! Jetzt, Löwe, geh! Doch hüt dich vor dem Jäger, der fortan Bis in Norddeutschlands Marken dich verfolgt! Der Löwe zittert nicht vor Jägern, ob Ein kaiserlicher auch darunter jagte! – Er schüttelt nur die Mähne! ihre Speere erhebend und aneinander schlagend. Schüttelt nur Die Mähne! Heinrich der Löwe mit seinen Leuten ab. O mir ists, da ich die Tapfern Fortziehen seh, als rissen tausend Eichen, Die mir gewurzelt in des Herzens Gründen, Sich blutend daraus los! Mein Christ! Du wirst Ganz bleich! Ich werd es! Auf die abziehenden Sachsen deutend. Welch ein großer Teil Von meiner Kraft zieht nicht dahin! Hufschlag hinter der Szene. Wer reitet Da vor? tritt ein. Der Erzbischof von Mainz Sprengt vor das Zelt. – O was tut Freundesname! – In meinem Schmerze hätt ich fast vergessen, Daß mir noch andre Freunde da sind, als Der Löwe! – Einsam und verloren, Ein in den Wind gefallnes Blatt, durchirrt Der Mensch die Welt, wenn nicht zwei Bande, Der Freundschaft und der Lieb, ihn an sie knüpfen! Ist meinem Helden nicht der Liebe Band zu schwach? Ich tat dir unrecht, wenn ich Band gesagt – Die Liebe ist ein Himmel, uns umwölbend Allüberall, wohin wir treten – Und niemand Kann ihn, will ihn verlassen – Jeder Stern Ist Abglanz der Geliebten! Der Erzbischof Christian von Mainz tritt ein. Hoch Willkommen, Graf von Buch! – Vergib – Ich wollte sagen: Christian, Erzbischof Von Mainz! Mein Kaiser, das gilt gleich! Seht hier mein hyazinthnes Oberkleid – Das ist der Christian, der Priester – Und Darunter seht den Panzer, fest und trefflich Gestählt, das ist der Hermann Graf von Buch, Der Krieger! Kommst du von Ankona? Freilich! Ist deine Heersmacht stark? Sie ist geschmolzen! Die Pest ist schlimmer als die Italiäner. Ich zähle nur sechshundert Mann noch, und Dabei circa achthundert Esel! lächelnd. Da wären ja mehr Esel als wie Menschen! Das trifft sich auch zuweilen. – Meine Tiere Sind aber wohlbepackt mit köstlichem Gerät und ein'gen Damen, die mich lieben. In Christo? Herr, in aller Ehr und Zucht! Hast du die Stadt erobert? Dein Befehl Gebot mir allzuschnell den Aufbruch. Zwar War ich entschlossen, in der Eile Noch einen Sturm zu wagen – Aber die Ankonitaner waren klug. Sie brachten Mir etwas, was mir teurer ist, als ihr Verwünschtes Rattennest. Das war? Kontribution! Was frag ich darnach, ob das Volk mich Fürst Nennt oder Knecht! – Wenns nur kontribuiert! – Weißt du, daß mich der Löwe hat verraten? Ich weiß – 's ist schlimm – Denn übermächtig ist Noch der Lombard'! Was rätst du mir zu tun? Ich rate, Kaiser: Beten und Dreinschlagen! Des Guten tut man nie zuviel. Hilfts nichts, So schadet es auch nichts! Du denkst ja fast Wie ein Waiblinger! Jeder brave Deutsche Denkt so wie ihr! Nur nicht die Welfen – Denn Dem Welfen leuchten andre, eigne Sterne! Was aber hab ich mit ihm zu beginnen? Verführte ihn sein Stern, so ist er schuldlos! Versuche es, ihn zu vertilgen, aber hasse Darum ihn nicht. Niemand wird das begreifen! Ich weiß, der Braunschweig hats begriffen. Er War sonst dir wahrlich nie untreu geworden! Auch sprach der Welfe so etwas. – Mich Erfreuts! Sein Abfall ließ an Menschenwert Mich zweifeln! Herr, du bist ein großer Mann, Doch dir fehlt Eins! Nenn es! Du denkst zuviel Ans Hohe, Überirdische – und schätzest Das Geld nicht! – Geld, mein Kaiser! Hattest Du Geld, so konntest du des Leuen lachen, Denn hunderttausend Söldner waren dein, Um ihn und die Lombarden zu bestrafen. – – Ich mach es anders – Sieh nur meine Leute: Mit Gold beladen sind sie wie Kamele – Und du sollst sehn, sie fechten wunderbar! Sie wissen auch warum! Ihr Leben ist Was wert! Reich sind sie! Werden sie gefangen, So werden sie geplündert! O die zeigen Die Zähne! – Doch bei dir hab ich noch Hoffnung! Die wäre? Sicher wird dein Sohn ein Geizhals! Dein Beispiel warnt ihn! Böse Eltern, gute Kinder, Und gute Kinder, böse Eltern! Freund, Dein Scherz erquickt mich in der Stunde der Gefahr. Ich danke dir. Wo wäre Scherz Auch nötiger und angemeßner als Im Unglück? stürzt herein. Vater, in den Heeren tönen Die Losungsworte schon! Harnische rauschen Und Schwerter blitzen! Ungeduldig klopfen Die Herzen, und die Rosse stampfen! – Heil uns, Die Schlacht ist da! Heil uns! die Schlacht ist da! Die Schrecklichen! So heiß' uns nicht. Wir alle Fielen mit Lust für dich! Mit Lust für Sie! Die Zelttür auf, daß ich die Stellung seh Der Scharen! Die Zelttür wird geöffnet, man sieht das deutsche Heer in Waffen, und fern im Hintergrunde auf weitgedehnten Anhöhen die Lombarden. Mein Befehl ist gut befolgt! Geordnet stehn wir, wie ich es gewünscht. Doch eher nicht zum Kampf, als bis der Feind Den Bach dort überschreitet. Dann Die Brust ihm vor! Und vor der Brust die Degen! Die Könige von Böhmen und Polen, der Erzherzog von Oesterreich, Otto von Wittelsbach, der Burggraf Hohenzollern und andre stürzen ins Zelt. Mein Kaiser, schnöd wardst du vom Leu'n verlassen, Doch Österreich, und Wittelsbach, und Hohenzollern, Und alle, die dich hier umdrängen, streiten Mit doppelt großem Eifer nun für dich! Ein herrlich Volk sind meine Deutschen! Weil Der Eine untreu war, so glühn dem Andern Vor Scham und Zorn die Wangen – – Opferflammen, Die mich versöhnen! Flammen! Unser Blut Brennt für dich mächtger als das Feuer! Ha, du mein Hohenzollern! Ihn umarmend. Tritt du jetzt An meines Löwen Stelle! Schon dein Name Erinnert mich an meinen, und der Burg Der Hohenstaufen liegt im Schwabenland Die Burg der Hohenzollern gegenüber! Gewitterwolken ziehn oft über beide, Doch keine beugt davor die Scheitel, und Noch wen'ger die Bewohner! – Oft wenn ich Von meines Schlosses Zinnen dich, o Nachbar, Und deine Burg erblickte, wenn ich dann An dich gedachte, deiner Ahnen Taten, An euren Namen, fiel prophetisch es Mir ein: gewiß, daß einst, wenn Hohenstaufen In dieses finsteren Zeitalters Kämpfen Zu Trümmern sank, der Hohenzollern sich Bei hellern Sonnen wird erheben, das Vollendend, was mein Haus begonnen, kühn Der Welt den Schild vorhaltend, welcher gleich Dem Himmel glänzt und tönet, von Der Macht, der Wahrheit und der Freiheit Blitz und Donner! – – Ich ahns, daß andre Friedriche mich einst Ersetzen, sei's aus meinem Hause, sei's Aus eurem! Hoch heißt unsrer Namen Vorsilbe, hoch, dem Schicksal Stirne bietend, Laß uns dem Feind begegnen! – Laß du uns Nicht niedriger als unsre Namen sein! – Wohlan zur Schlacht! Mein Kaiser, nun Willst du dich stürzen ins Verderben? Geliebte, Hältst du zurück mich auf der Ehre Bahnen? Zieh hin! Gott schütze dich und stärke mich! Tirol, du sorgst für sie! Verlaß dich auf Die Felsen von Tirol und seine Herzen! Ihr Helden, Jetzt zeigt, daß dann auch, wenn wir unterliegen, Wir doch verdient gehabt, glorreich zu siegen! Schlachtmarsch. Alle ab. 3. Szene Dritte Szene Schlachtfeld bei Legnano. Die von den Lombarden besetzten Hügel. Gherardo in Rüstung, auf einem erhöhten Platze stehend; bei ihm das Carroccio mit der Fahnenwache. Gewaffnete Lombardenhaufen aus allen lombardischen Städten. Unter ihnen, in schwarzer Rittertracht, die Todesbanner der Jünglinge von Mailand, angeführt von Alberto und Galdino. Überall, aus Näh und Ferne, lombardische und deutsche Feldmusik. Sie nahn! den Paduanern, die den Fluß Dort überschreiten, kommen sie entgegen! Freiheit und Vaterland! Der Feigheit Zeichen Ist eur Geschrei! Mit dem Geschrei betäubt, Verwirrt man sich, scheucht Vögel auf – doch nicht Die Hohenstaufen und die Deutschen! – Ruhe! Ich will es, euer Oberfeldherr! Nur Auf meine Stimme achtet, und nur wo Ich frage, gebt mir Antwort! – Zu Alberto und Galdino. Todesbanner, Seid ihr entschlossen, nicht zu weichen? Eher Zu sterben? Mailands Jugend ist dazu Entschlossen! Wohl, so schwörts! ALBERTO, GALDINO UND DIE TODESBANNER. Wir schwören es! zu Alberto und Galdino. Denn schaut: hier gilts nicht Scherz – sie rücken Dort an, zwar klein an Zahl, doch ein Geschlecht Von Heldenriesen – ihrem Blick und Schwert Begegnen, wird entsetzlich sein. – Wir müssen Durch Angriff der gemeinen Menge, aus Lombardiens Städten hier versammelt, Sie erst ermüden, und dann, Banner, brecht Ihr los! dann, dann, Alberto und Galdino, Erwart ich, daß ihr eure Worte mit Der Tat belegt! Noch sterbend schreiben wir Mit unserm Blut den Namen » Mailand « auf Den Rasen! Wer Schwingt dort so stolz die deutsche Fahne? Wie eine sturmbewegte Flamme weht Sie in der Luft! Das ist der Wittelsbacher, – Wild wie er selbst ist, flattert sein Panier! Und jener mit dem blauen Bischofsmantel, So festen Schrittes vorwärts schreitend, Als könnt er nie zurück – Der Priester will Uns auch bekämpfen? Wirst es spüren! Es Ist der Erzbischof Christian von Mainz, Und statt des Psalters hält er in der Hand Die Keule! Dort der Silberglänzende, Der mit dem Schwerte nach uns winkt? Erkennst Du nicht des Hohenzollern Glanz und Jugend? Und jene beiden mit den Königskronen Im dunkelen Gelock? Die Könige Von Böhmen sinds und Polen, Träger Des kaiserlichen Schwerts und Szepters! – Wohl uns, Daß Braunschweigs Löwe abfiel! Noch Genug Gewaltge müssen wir besiegen! Doch da – der in der goldnen Rüstung Auf braunem Hengste durch die Reihn Hinzuckend – das Visier weit aufgeschlagen – Die breite Stirne frei, als wäre sie Von unverwundbarm Erze – mit dem Auge So furchtbar dunkel auf uns schauend, daß Mir ist, als stand ich vor zwei Gräbern – Ha, Das sind die Blicke des, vor welchem Mailand Im Schutt das Haupt verbarg! Ha Barbarossa! Auf, ihm entgegen! tritt auf. Ja, erschlagt, erschlagt ihn! Ich segne euch! Wie, Herr Kardinal, Ihr seid Hier auch? Hier Mann, an meiner Stelle, unter Dem Schutze Gottes! Der tut Euch sehr not! Es fliegen hier schon schwäbische Wurfspeere! Weh! Wehe! Traf es schon? Es ist mir leid! Wurfspeere sind zu starr und eisern, selbst Um Fromme zu verschonen – – Bringt ihn weg! Der von einem Speer verwundete Kardinal wird fortgebracht. – Welch übermütger Stolz – Die Ritter sitzen von Den Pferden ab, – wie's scheint, nur um zu zeigen, Daß sie ans Fliehen gar nicht denken! Gherardo! Vorwärts! Vorwärts! Nicht den Fuß Gerührt, bis daß ichs anders euch gebiete. – Steht still wie ich – Wurfspeere –! – Kinder, Glaubt nur, es wären Fliegen – Der Glaube macht Ja selig! – Aber da wirds Zeit – Los gehts! Die Paduaner sind schon schwer bedrängt! Kommandierend. Lodenser, vor! Zu Hülf den Paduanern! hinter der Szene. Erzbischof Von Mainz, entgegen den Lodensern! hinter der Szene. Der Bischof grüßt euch, wälsche Kröten! h. d.S. Zurück – Wir sind verloren – Tod und Jammer! h. d.S. Amen! Die letzte Ölung kann ich euch nicht geben, Es fehlt mir Zeit dazu. Doch laß ich Messen Zu tausenden für euch Gesindel lesen, wenn Ihr nur brav stürzt! Sie fliehn! – – Rücket an, Bologner! h. d.S. Österreich! hilf dem Erzbischof wider die Bologner! h. d.S. Dank Dir Kaiser! nie werd ich verzagen, ist Der Österreich mein Bundsgenoß! – Gegrüßt, Erzherzog! h. d.S. Sei gegrüßt, mein Mainz! Tortesen, Stürmt vor! – – die Schlacht braust fürchterlich! – Doch wir gewinnen sie durch unsre Menge! – Die Szene verwandelt sich in einen andern Teil des Schlachtfeldes. Der Erzbischof von Mainz und Erzherzog von Österreich. dem Erzherzoge die Hand drückend. Nichts Köstlichres als in Gefahr ein Freund – Tot schlägt man noch einmal so viel der Feinde! Nicht bei Banketten, Hochzeitsfesten, lernst Den Freund du kennen. Wenn uns Blut und Tod Umdunkeln, und uns da der Freund erscheint – So jauchze: du siehst deines Lebens Stern! h. d.S. Vor, Veronesen! Der Kerl hat 'ne Stimme Wie 'n Walfisch, wenn ein Walfisch eine hätte! – Doch überschreien lasse ich mich nicht, Und platzte meine Lunge! Laut. Miserere! Lombarden, Miserere! Seht euch vor! Heut ist Grün-Donnerstag! Veronesische Krieger stürzen in die Szene. Den frechen Pfaffen Schlagt nieder! Freund, was hast du hier zu suchen? Du kannst hier nur verlieren – Zum Exempel Die Hundes-Zähne da in deiner Schnauze – Die Keule auf den Veronesen schwingend. Nußknacker, knacke! stürzt. Ha! Der schreit und beißt Nicht mehr! Schlägt unter die übrigen Veronesen. Die Schufte sind kaum wert, daß man Sie totschlägt! Fallen auf den ersten Streich! Ich glaubs – Wann tust du je den zweiten? h. d.S. Besser Wehrt euch, ihr Veronesen! Brescianer, Steht ihnen schleunigst bei! Vorwärts, Ihr Mainzer! Vorwärts, Österreicher! Beide mit Truppen ab. mit der Reichsfahne und Truppen, tritt auf. Drauf Und dran! dem Reichspanier geziemts zu wehn Im Vorderreihen, und das solls auch heut! kommt. Wo ist der Kaiser? Such du nur die Stelle, Wo die Gefahr am größten, – da ist er Gewiß! Eilt mit seinen Truppen weiter Kaiser Friedrich, Prinz Heinrich und Hohenzollern, mit Truppen. ihnen entgegen. Herr Kaiser, der Erzherzog wird Bedrängt vom Feinde, und mit ihm der Mainzer! Ich weiß! Zu seinem Gefolge. Landsleute, Schwaben, brecht los! Nun macht mir eure Schwabenstreiche! vorwärts stürmend. Mit Dem Schwerte wollen wir sie schlagen! Großes Schwerter-Geklirr und Geschrei verwundeter Lombarden h.d.S. Brav! Schon tönen sie! Auf, Sohn! auf, Hohenzollern! Auch wir dem frommen Erzbischof zu Hülfe! Er weiß es gut, daß wir ihn nicht vergessen! Der Kaiser, Prinz Heinrich und Hohenzollern ab. h. d.S.. Da naht der Barbarossa! h. d.S. Auf! auf! Ihm Entgegen alle Scharen der Lombarden! Von allen Seiten um ihn her! Nun denkt An Mailands Trümmer, denkt an Weib und Kind! Wagt dreist das Leben – nichts gilts jetzt! Denn wenn er siegt, so ist es doch verloren! h. d.S. Für Weib und Kind, für Vaterland und Leben! h. d.S. Halt, Todesbanner! – bleibt mir noch zurück – Für euch ists noch nicht Zeit. Der König von Polen und Böhmen treten von verschiedenen Seiten auf. Ha Pole! Böheim! So treffen wir zusammen! Auf der Flucht! Der Feinde Menge ist zu groß! Es weicht Mit mir der linke Flügel! Und Mit mir der rechte! Unser Lehnsherr ist dort In Not geraten – Ist er zwar ein Deutscher, – So ziehts mich doch zu ihm, wie's Blut zum Herzen! In Not? Wahrhaftig, ja, er ists – Und mögen Des Heeres Flanken fliehn, wohin sie wollen – Persönlich springen wir ihm bei! Beide ab zu dem Kaiser. h. d.S. Der Sieg ist unser! Dringet weiter! h. d.S. Staub Umwölkt das Roß, wenn es am Sommertag Mit seinem Huf die Erde schlägt, – so qualmt Um uns der italiän'sche Pöbel – Mit dem Atem Des Zornes haucht ihn fort! stürzen in die Szene. Zurück! Hinweg! Wir müssen weichen! Unsre Arme sinken! mit Prinz Heinrich, Hohenzollern, Wittelsbach und anderen, tritt ein. Am hellsten leuchtet in der Nacht die Flamme – Im Unglück strahlen mir die hellsten Bilder! – Sehr laut. – Es sinkt der Stern des Glücks! – Rufet Deutschland, Ruft Beatric e! und zwei schönere, Gewaltgre Sterne funkeln über uns! Hoch Deutschland und hoch Beatrice! Doch dreimal hoch der Kaiser! Tusch. Danke dir, Du treues, braves Heer! Alle stürmen wieder den Lombarden entgegen. h. d.S. Es türmen wieder Die Wogen sich! Besteht den Anschwall! 's ist der letzte! h. d.S. Die letzte Wog ist oft die schlimmste – Was Die früheren zernagten, reißt sie fort! – Schon lege ich an des Carroccio Baum Die Hand – h. d.S. Jetzt, Todesbanner, tötend in Den Tod! Ich selbst an eurer Spitze! Nieder, Was uns begegnet! h. d.S. Nieder die Barbaren! h. d.S. Vergebens habt ihr euch in schwarzen Flitterstaat Gehüllt, um eurer Herzen Bleichheit zu Verbergen – Wir sehn nur das Weiß' im Auge! auftretend. Entsetzlich ist der Kampf mit diesem Häuflein! Doch jetzt sind sie umzingelt! h. d.S. Weh! Wir sind Umringt! h. d.S. Zurück! Jedoch nur Schritt vor Schritt! Auch für die Flucht merkt: wer am meisten läuft, Fällt leicht am eh'rsten! Er tritt auf mit seinem Gefolge und dem Heere. – Zu den auf der Bühne befindlichen Mailändern. Platz da! Zu seinen Truppen. Mit den Schwertern Fegt sie hinweg – Wir müssen hier verschnauben! – Die auf der Szene befindlichen Mailänder werden angegriffen und fortgejagt. Beim Pallium und der Hostie – es hat geregnet, Und dieses ist das Land der Pilze! Wie Die Pilze schießt das Volk hier aus dem Boden! Ein Italiäner muß gar bald gemacht sein! Was seh ich! – mich ergreift ein Graun! Die Fahne Des Reichs wankt auf uns zu – Der Wittelsbacher Muß auf den Tod verwundet sein! Es gähnt 'Ne Wunde, breit und tief, an seinem Haupte! Allein sein Auge flammt, als wärs verklärt In ihrem Feuerglanze! schwer an der Stirn verwundet, die Reichsfahne in der Hand, wankt herein. Hunderttausende Versuchten, mir die Fahne zu entreißen – Doch da durchströmte zürnend mich ihr Geist, Ich ward gewaltig, der Lombarde stürzte! Mit meinem Leben hab ich sie errettet, Und besser könnt ichs nimmerdar verkaufen! – Da! Kaiser! nimm sie hin! Verleihe sie An einen Würdigren als mich – und mög Sein Herz sie lieben wie das meine – Ach Das ist unmöglich! Wittelsbach, du jammerst? Es sind der Trennung Seufzer – Sie War ja mein Einzges auf der Welt! Getrost! Du warest ein gar treuer Knecht. Da nimm Die letzte Ölung. Denn für Helden Von dieser Art hab ich dies Fläschchen immer, Auch in den Schlachten, unterm Mantel – – Dir winkt der Himmel. Himmel! Himmel! Den kenn ich nicht – die Fahne aber Kannt ich seit meiner Jugend schönsten Tagen – Es war der Tag an dem ich sie empfing! Mein Wittelsbacher, hör und sei erfreut: Dem Hohenzollern reich ich deine Fahne! Ich stürze dankend, Kaiser, dir zu Füßen! Dem Hohenzollern – Mir wird ruhiger – Ich sehe sie durch alle Zukunft siegen! – O selig, wer da stirbt in solcher Aussicht! Er sinkt zu Boden. Er stirbt – Sein Geist schwebt zu den Sternen! Zum letzten Mal umwehet grüßend Sein Antlitz mit dem Banner! Sie schwingen die Fahne über seinem Antlitze. sich stark und groß aufrichtend. Ha! Wie? wacht Er von den Toten auf? auf die Fahne zeigend. Da wehte Luft Des Ruhms – des Lebens! – O das ist der Hauch Von meinem Adler! Er sprengt Todesketten! Ich trinke ihn, und fühle mich unsterblich! Er sinkt wieder hin und stirbt. Kaiser, wie wär es, wenn wir jetzt, wo uns Das Wutgeschrei des übermächtgen Feinds Umdonnert, nimmer wichen, stehen blieben, Bis auf den letzten Hauch an Wälschen würgten, Und endlich im ungleichen Kampfe stürben? Ja, Vater, ja! So laß uns sterben! Das War hehrer, großer Tod! Er ists! Wir sehns Am Wittelsbacher! Und in besserm Schmuck, Als wir heut tragen, können wir nicht fallen! Sieh! Gold umglänzt uns Helm und Panzer – Es ist das Blut der Feinde und das eigne! Und bessere Gesellschaft treffen wir Nicht mehr auf Erden – Hohenstauf Und Hohenzollern, Österreich und Böhmen, Zahllose andre Edle stehen um uns her! Wenns sein soll, fall ich mit, und geb Euch meinen Segen! Kaiser, laß uns untergehn! springen vor. Das Heer stimmt ein! es will mit untergehn! Und mit Trompeten grüßet es den Tod! Jubelndes Trompetengeschmetter im Heere. Mehr als das Leben ists, den Tod verachten! Ich preise euch, ihr stolzen Seelen – Doch wert nicht sind es Mailands Schurken, Daß wir vor ihrer Meng erliegen – Hohn Und Spott war unsre Leichenklage! Sie sind zu klein, um in dem Feind das Große Zu ehren! Freunde, uns winkt bald Ein größrer Gegner und ein größres Schlachtfeld, Am Fuß des Harzes, wo der Löwe wandelt Und seine Niedersachsen ihn umscharen! Bis dahin spare uns der Tod – Denn schlecht Kenn ich den Löwen, oder sonst wird da Eur Blut schon strömen! Für sich. Furchtbar deutlich hat mich Der Leu belehrt. – Ist Deutschland einig, Kanns der Vasall durch Abfall nicht verraten, So ists der Erde Herrin, wenns auch nicht Erobert – (Bettelei ist jegliche Eroberung, Nicht nötig dem, der stark genug an sich!) – Die Nachbarn zittern alle dann vor uns – Und ruhig kann ich dann vom Thronsitz schaun, Und bin doch Schiedsrichter der Welt! – Das ist Der Sinn der römschen Kaiserkrone der Germanen! Zum Erzbischof von Mainz. Ich schließe Frieden! Mit lombardschen Lumpen? Nein, mit dem großen Feind, dem Papste! Bin ich versöhnt mit ihm, so muß uns das Gesindel schon nachfolgen! – Selbst will ich Mit Papste Alexander sprechen! Leicht erbittert Ihr dadurch euch nur um so ärger! Ist Er nicht ein hoher Geist? (Und zu den niedern Zähl ich mich auch nicht!) Hohe Geister einigen Sich leicht, wenn sie sich Wechsel weis erkennen! – Venedig, die Gebieterin der Meere, Rein von Lombardiens Verbrüderung, Erhält den Ruhm, in ihren Glanzpalästen, Die in dem Meer die Marmorfüße kühlen, Den Kaiser und den Papst versöhnt zu sehen! – Sei du, der zwanzig Sprachen redet, und Gewandt in Krieg ist und Geschäften – Bitte! Ich lernte nur die Sprachen, weil die eine Noch toller lautet als die andere. Gescheut wird man durch keine! Sei Gesandter! Eil zu dem Papst und lad ihn nach Venedig! Herr, Herr, ich ahne nicht einmal, was für 'Nen Friedensvorschlag ich eröffnen soll. Es war der Papst ein Tor (und nicht ist ers!), Glaubt er an unsere Aufrichtigkeit! Um Worte hat sich Kirch und Reich gestritten – Mit Worten schließen sie die Freundschaft wieder – Zufall und Macht entscheiden doch zuletzt. – Sag ihm: ich säh es ein: gerecht und gut sei's, Daß zwei Gewalten unterm Licht der Sonne, Die weltliche und geistliche, sich teilten, Der Kaiser und der Papst – nicht sich befehden, Sich unterstützen müßten beide – gegen Des Papstes Segen, biet ich ihm den Schutz Des Kaiserschwerts! Ich will es wagen – Nur Eins erlaub – Sieh Österreich, Der wieder sich hervorgedrängt, muß schon Zurück – Und ringsum weichen andere – Bis an die Alpen laß mich bei dem Rückzug, Damit im Aug ich meine Esel halte. Sie tragen mehr als ganz Toskana wert – Ich stürb, bekämens die Lombarden – Doch dir steht all der Reichtum unbeschränkt Zu Dienste! Sonderbarer, edler Mann! Wer sonderbar ist, der ist edel! Denn Das Schlechte ist nun just nichts Sonderbares! – kommandierend. Zurück nun, zu den Alpen! Nehmt die Leiche Des Wittelsbachers mit euch! Zu schlecht und elend War ihm die wälsche Erde – Er soll ruhn Am Rhein, und ewig soll der Rheinstrom ihm Das Grablied brausen! – – Auch beim Rückzug greift Den Feind an – Nicht wie Rehe – wie die Tiger, Die wohl mitunter sich umkehren, zeigt Euch den Verfolgern – Blast, schlagt Siegesmärsche! Denn fehlt uns auch das Glück, der Ruhm ist unser! Sela! – Doch der Lombarde da, – zu weit Hat er sich vorgewagt – Ich schlag ihn tot! – – Tot ist er! – Ach, wie wird sein Bräutchen greinen! – – Die Keul hier ist doch stärker als manch Hirn! Wenn man probiert, gibts viele schwache Köpfe! Das Heer des Kaisers zieht sich unter Paukenschlag und Trompetengeschmetter mit der Leiche Ottos von Wittelsbach zurück Das mailändisch-lombardische Heer tritt auf. Gherardo an der Spitze. Wir sind die Sieger! – Schwer hat es gegolten! Horcht! wie mit Donnern das Gewitter, Ziehn sie davon mit trotzgen Paukenwirbeln! – – Vortruppen, nach! – Ein zweiter Sieg wie dieser, So droht der Lombardei Entvölkerung – – Beim Anblick dieses Schlachtfeldes vergeß Ich meine Wunden – wie vom Sturm zu früh Zerschlagne Frühlingssaaten, liegen dicht Gedrängt die Jünglinge der vornehmsten Geschlechter – Manches Haus von Marmor wird Erbeben vor der Mütter Jammerschreien! – Wo ist Galdino? Ist gefallen. Wo Alberto? Sank vorm Lanzenstoß Des Hohenzollern! – Aber juble, Konsul, Auch Barbarossa liegt erschlagen! Das Wär mehr als zwanzig solche Siege! Dann könnt es sein, daß einst zur Zeit der Enkel In Mailand und auf diesem Feld der Geist Der Freiheit wandelte, die letzten Spuren Der Trümmer, der Grabhügel freudig küßte, Und riefe: lieber so die Freiheit, Als Sklaverei in goldnen Sälen! tritt auf. Herr, Der Kaiser nicht, der Wittelsbacher fiel! So haben wir sehr wenig nur gewonnen, So wird sich immer Schlacht auf Schlacht erneuen, Denn unverwüstlich ist des Kaisers Sinn, Und Deutschlands Macht ist unerschöpflich – Kaum Der Aufbau Mailands wird mit Sicherheit Geschehen können. Mäßigung und Frieden Wirds Beste sein. – Doch jetzt laßt uns verfolgen! Denn diese Feinde beugt zur Mäßigung Nur der, der nie ermüdet. – Hinterdrein! Er zieht mit dem Lombardenheere ab. 3. Akt 1. Szene Erste Szene Prachtsaal im Dogen-Palaste zu Venedig. Papst Alexander Um ihn, in ihrem Ornat, der Doge und die Senatoren von Venedig. Ich segn euch, Doge und Senat Venedigs! Mög eure Stadt, der Meere Zier und Wunder, Fortblühen bis ans Ziel der Zeit, und mögen Mit eurer Macht und eurem Namen, Die Enkel euren Geist und Hochsinn erben, Und ewig wird der Ozean euch gehorchen! Sieh diesen Brautring, hell von Diamanten – Venedigs Doge ist Gemahl der See, Und ewig schlagen für ihn ihre Wogen. Der Stamm der Nobili kann nie entarten: Platanen zeugen nur Platanen! Und Der Stolz erzeugt gar leicht die Schwäche! Doch Ein größres Wunder als die Meerstadt selbst, Ereignet sich in ihr: – die beiden Herrscher Der Christenheit, du und der Kaiser, enden Den langen unheilvollen Zwiespalt, Und schenken Frieden den Nationen! hinter der Szene. Hoch Der Barbarossa! Glück und Ruhm und Dank ihm! Was ist das? Barbarossas Schiff fährt ein In die Lagunen, und du weißt, wie sehr Venedig, welches er vor allen Städten Mit kaiserlichen Freiheiten beschenkte, Voll Dank und Liebe an ihm hängt. Ihr seid entlassen, um ihn zu empfangen! Doge und Senat entfernen sich. – Es flammt Ein eigner Geist durch das gewaltige Geschlecht der Hohenstaufen. Wie ein Waldbrand, Unendlich, unauslöschlich weiter brennend, Zuckt er durch sie von Kind zu Kindes Kindern! – Deutlich erkenn ich ihn: sie ringen mit Der Zeit, vertreten künftige Jahrhunderte, Obgleich sie es vielleicht nur dunkel ahnen! Zu eng, zu schlecht scheint ihrem Stolz Die Gegenwart: der Lehensmannen Größe, Der Kirche Macht beschränkt sie – gern vertilgten Sie beides, und sie wissen nicht, daß wenn In diesen trüben Zeiten nicht die Kraft Der Kraft entgegenstände, nicht die Kirche Den Trotz der Fürsten und der Ritter zähmte, Grad der Waiblinger, der ein Gott sich dünkt, Die schwache Welt noch mehr tyrannisierte Als Roms Tibere! tritt ein. Erzbischof von Mainz Und Mailands Konsul wünschen, daß du zum Gehör sie läßt. Sie mögen kommen. Diener ab; der Erzbischof von Mainz und Gherardo treten ein. Heiligkeit, Da du dich mit dem Kaiser fügst, so fügen Auch die Lombarden sich zum Frieden. Herr, So ists. Ich glaube doch, daß in der Welt (Geld etwa ausgenommen) Worte nur Das Wesen sind. Im Anfang war das Wort, Und wahrlich es ist auch am Ende. Worte Gesät, und was man Taten nennt, wächst munter auf. Wir kriegten, Heiligkeit, um Worte, und Mit Worten schließen wir auch Frieden. Mainz, Es tönt Graf Buch in deinen Reden. Laß Die wilden Sprünge, komm zur Sache! Schwer Wird mirs. – Die Sach ist zu gewöhnlich: der Lombard' erkennt als Herrn den Kaiser, Abgaben zahlt er wie vor alters – Doch dafür überläßt der Kaiser ihm Die freie Wahl der Obrigkeiten gnädigst, Und will nicht seine bösen deutschen Vögte (Wie Zeus die Schlange in der Frösche Lache) Ins Herz, in ihrer Städte Mitte setzen, Wie es sehr gut war und wie sie verdienten! Legnano, Herr, hat uns, obgleich wir siegten, Das heiße Blut gekühlt. Gefallen sind Italiens erste Edlen. Auch die Schwärmer Der Freiheit und der Rache sind nicht mehr. Die Reihn verödet, matt, zerfleischt von Wunden, Entschritten wir dem Kampf. Wir sind zu schwach, Um stets den Barbarossa zu bestreiten. Auch regt sich zwischen unsern Städten Zwiespalt – Es denkt für sich nur jede – Einigkeit Ist mit der Not zugleich dahingeschwunden. – Schon wird Mailand gefürchtet und beneidet. Du selbst schließ'st Frieden, und wir bitten, Genehmige den unsrigen. Wenn auch Nicht Freiheit, schenkt er uns doch Ruhe. Ewig Wird dieser Frieden nicht bestehn. Viel Spielraum Gewährt er beiden Teilen, und es kommt Nur darauf an, wer ihn am meisten nutzt, – – Ich billge ihn – Ihr seid entlassen. Erzbischof von Mainz und Gherardo ab. Erblich Scheint zwar der Geist der Hohenstaufen, aber Noch erblicher ist doch der Geist der Republiken Und der Verbrüderungen! Venedig hier, Mein Rom, das Papsttum selbst bezeugen es. Das stolze Haus der Hohenstaufen, voll Von wilden Kaiserstirnen, wird Verschwinden wie der Sturm, der wegfuhr über Das Meer! Jedoch Lombardiens Städte blühn Nach allen diesen Kriegen auf, wie Rosen Nach Frühlingswettern! tritt ein. Graf von Montferrat! Wie? Montferrat? Von Palästina? Führ Ihn ein! Diener ab. Graf Montferrat, blaß und in großer Bewegung, kommt. Sprich! rede! was erschüttert dich? Statthalter Gottes, gib Mir Trost! Laß dein Gebet zum Himmel donnern, Bis daß er hört und sich erbarmt! Ein Schauder Wird alle Christenheit durchzittern! – Ach Sie ist gefallen, ihre Mauern sind Gebrochen, vor dem Ansturm der Seldschucken: Jerusalem, die Heilige! Jerusalem! Verwundet, im Tumulte unbeachtet, Lag ich zur Seite – Da – o meine Augen! – Sah ich das Tor gesprengt, und Sarazenen, Hochmütig ihre krummen Säbel schwingend, Die Rosse wie zum Siegestanze sporend, Das Kreuz darniedertretend, mit dem Halbmond Den Greu'l beleuchtend, fluteten herein, An ihrer Spitze Saladin! Der Sultan! Ein Heide zwar – doch furchtbar groß! Jedoch Es atmet in der Christenheit ein Stärkrer! Und diesen send ich wider ihn! Du selbst? Hier bleiben muß ich, und Europa zügeln! – – Der Hohenstauf ists, den ich meine! Nie Vereint sich der mit dir. Er tuts noch heute. Gelöst schon hab ich ihn vom Kirchenbann, Schon schifft er hieher durch Venedigs Wasser – Ich dachte nur Jerusalem, und sah Ihn nicht! Der Finger Gottes ists – der Einzge, Der Saladin vernichten kann, ist unser! – Wer nahet? Kaiser Friedrich und Prinz Heinrich treten ein. Ha, das sind zwei Hohenstaufen! Nie hab ich sie gesehn – doch wie den Ätna An seinem Feur und seiner Höhe, ahnt Man sie am Blick und an der stolzen Haltung! Mein Sohn, schau hin – das ist kein Kardinal, Der blind fanatisiert und doch nur Werkzeug Des Obren ist – Hier steht der Obre selbst, Und ehrfurchtsvoll grüßt ihn der Kaiser. Wohl Der Kirch und dir, daß du, ihr erster Sohn, Den Wahn erkannt, der dich umfing! Sie nimmt Dich liebend wieder auf, wie eine Mutter, Und wird mit dir zu einem großen Ziel Sich einen! Wahn? Das sagt mir Alexander? Jetzt, da wir unter uns sind, Blick in Blick? Das große Spiel mit dir hab ich fürerst Verloren – Aber war deshalb mein Streben Ein Wahn? So wäre alles Edle List Und Trug! Ich kämpfte für der Völker Freiheit, Und Priesterherrschaft sucht ich zu vertilgen! Du tatest es. Doch spür in deiner Seele – Vielleicht nur um die Kaiserherrschaft an Die Stell zu setzen! Welche ist die beste? nach einigem Nachdenken, finster. Der Taten, der Gedanken tiefste Keime Im Busen zu ergründen, ist gefährlich. Es liegen in ihr Schlünde, höllentief, Und wehe dem, der sich in sie versenkt! – Sich wieder erhebend. Doch was ich tat, woher es auch entsprang – Ich hofft auf eine schöne Frucht, und nicht Bewußt kleinlichen Zwecks, kämpft ich mit dir! Weit sieht man von den Höhn des Vatikans: Was du erstrebtest, kann zur Wahrheit werden. Doch du gingst her vor deiner Zeit. Wer aus Der Zeit tritt, wird ihr fremd! Ich glaube, Auch Zeitverhältnisse sind zu bewältgen, Denn Menschen warens, die sie schufen! Unter Der Leitung Gottes! Laß uns durch die Tat Beweisen, daß wir, ob auch Meinungen Uns trennen, Freunde sind und einig. – Billigst Du meinen Friedensantrag? Du entschädigst Die Priester alle, welche du entsetztest? Ich tus! Erkennst des Papstes Würde, Statthalters Gottes und Nachfolgers Christi? Ich Erkenne sie. Gibst zu, daß er befugt, Auch Kön'gen ihr Vergehen zu verweisen? Ich geb es zu. für sich. Er gibt es zu! Wir würden Uns schon zu wehren wissen! Du gewährst Mir all die äußern Ehrbezeugungen, Die mir gebühren? Gern und leicht! So laß Ich dir den Nießbrauch von Mathildens Gütern Auf fünfzehn Jahr' (ich weiß es, du bedarfst Ihn jetzo mehr als sonst) – dann mag ein Spruch Von Schiedsrichtern das Recht des Eigentums Entscheiden, – und wir sind versöhnt. Wir sinds. Dann Heil der Christenheit – denn hör und bebe! für sich. Wohl hören, doch nicht beben! Montferrat! Graf Montferrat tritt vor. Den schau – in seinem Antlitz lies die Kunde! Blaß ist er – doch wo Gräflein Montferrat Erbleicht, erbleicht noch nicht Waiblingen! Die Stadt des Herrn, die Stadt der Gnade, wo Er wandelte, der uns erlöste, fiel Vorm Arm des Saladin, und dieser sah es! Du sahst es, und du lebst? – Vasall, ich strafe Dich wegen Feigheit! Narben, tut euch auf, Und schreit mit blutgen Lippen: Schuld Des Montferrat ists nicht, daß er noch lebt! – Besinnungslos sank ich dahin im Blut, Und Zufall rettete mich vor Gefangenschaft! zum Kaiser. Dir, Kaiser, winket nun die hehrste Siegsbahn! Sie zieht dahin durch Ungarns Wälder, an Dem Wall der Stadt des Konstantin vorbei, Den Hellespont durchfurchet sie, – sie trägt Dich durch Kleinasien – Antiochia Begrüßt in dir den Retter – kühlend Umschatten Libans Zedern sie alsdann, – – Und an dem Ziel, im Sonnenaufgang glühend, Auf Ölbergs Höhen, wehen irdische Und überirdsche Palmen! Es war stets Mein Wunsch, nach aller Müh des Kaisertums, Des vielbewegten Lebens, fromm und glorreich Zu endigen, ein Streiter Gottes, Auf meiner Schulter Christi Kreuz! Und ich Gelob und schwör es dir: ist Deutschland erst Geordnet, wie es ihm so nötig ist, So brech ich auf mit meiner Ritterschaft, Und prüf an türkschen Säbeln unsre Schwerter! Ich kenne Saladin, und er ist wert Des Kampfes! Und versöhne dich mit Jenem, Den Palästina kennt, und ihm den Namen Des Leu'n verlieh, weil er noch mehr als Leu'n Dort Schrecken säte. – Du und Er? Wer dürfte Euch trotzen? Nie Versöhnung mit dem Löwen! Vertilgung nur und Tod! Wie? ward er denn So gar fremd deinem Busen? Wäret ihr Nicht Freunde, auf das innigste vereinigt? Wir warens, und ich fühls noch immer, was Es heißt, an Löwenbusen liebend liegen! – – Ja, ja, er ist der Löwe – Stets noch haust Er mir im Herzen, und zerreißt es! Ein großes Herz wird stärker durchs Zerreißen. Es fühlt die Wunde tiefer als ein kleines, Und fester heilts deshalb zusammen. Wer Das sagt, trägt selbst ein großes, einst wohl sehr Zerrißnes Herz. Dreifache Kronen quetschen Die Brust! Der Doge und Senat von Venedig treten ein. zum Papst und Kaiser. Venedig ruft Nach euch mit Millionen Stimmen – Horcht, Die mächtge Glocke vom Sankt Markusdom Wird seine Zunge! – – Die Lagunen sind Verschwunden, überdeckt von Schiff an Schiff! Die Masten aller Völker schmücken sich Mit Flaggen, und stehn da wie Riesenblumen! Gleich eurem Siegesbogen, vollgedrängt Von Nobili, erhebt sich der Rialto! Und nicht Girlanden bloß und goldne Pracht Schmückt jedes Fenster – Fürstinnen und Damen Verzieren und erfüllen sie – es glänzen Italiens schönste Augen euch entgegen, Ein flammender, ein tausendfacher Spiegel, Begierig euer Abbild zu empfangen! Blickt Selbst hin und nehmt den Dank der Welt! Die Flügeltüren eröffnen sich, – man sieht Venedig, voll von Volk und Freudenzeichen. Wir müssen Dem Volk den Willen tun – Auf den Altan Laß uns dort treten! Kaiser und Papst treten auf den Altan; alle übrigen, außer Prinz Heinrich, folgen ihnen. Heil der Erde! Heil Venedig! Hoch der Kaiser und der Papst! Die Christenheit hat Frieden! hinaussehend. So! – Ei, ei, Nun gehn die Zeremonien los! – Er küßt Dem Papst die Hand – Dem Kaiser Heil! Der Pöbel Schreit wieder! Endlich hats der Vater satt! Ich merks ihm am Gesicht! Er führt den Papst Die Marmorstieg hinunter – übergibt Den Kardinälen ihn – (das ist das Klügste) Und kommt zurück! wiederkommend. Ha, was hat mich durchzuckt, Als ich da eben stand dem Papst zur Seite, Umtönt vom Jubelruf der Menge? Ein Gedanke, weis und rechtlich, – wohl gefährlich Dem Dreigekrönten, aber nicht heimtückisch – – 's ist eine Heirat nur! Der Friedensschluß Verbietet mir nicht, meinen Sohn da frei Vermählen sich zu lassen, wo es mir gut scheint, Und geh' auch Rom darob zu Grunde! Zu Prinz Heinrich. Sohn, Du kennst das Reich, Wo zwei Vulkane flammenatmend stehen, Wo vom Vesuve bis nach Griechenland, Von Ätnas Höhn bis Libyens Strand, Die furchtbarn Banner der Normannen wehen: Als Schutzmacht liegts dem Papste in dem Rücken, Doch Eine Blume nur gilt es zu pflücken, Und es ist dein! Neapel! Neapel! Als Herrscher sich in seinem Golf zu spiegeln! Es schwingt mich himmelan mit Adlerflügeln! Recht, daß in dir des Kaiserwappens Aar Sich so bewegt – Du liebtest je? Ich war – Ich bin verliebt – Es wohnt Cäcilia Fern an dem Rhein, dem Herzen ist sie nah! – Allein ich bin wie du ein Hohenstaufe! Das heißt, nichts hält dich auf im Kampfeslaufe! – Es gilt, der Erde Höchstes zu erreichen, Dem großen Zwecke muß das Herzchen weichen! Und pflanzt ichs blutend auf als Siegeszeichen! Vergiß Cäcilia! Ich werd sie lassen! Was willst du mehr? Vergessen kann ich nicht! Nur ewig kann ich lieben oder hassen! Constanze erbt Siziliens stolze Throne – Zieh hin in ritterlichem Mut und Schimmer! Erwirb sie! Es gelingt dir, meinem Sohne! Schon seh ich die normannischen Barone Zum Fuß mir! – Mein Constanze und die Krone! Dann geht es mit dem Vatikan zu Ende, Und über seinen Trümmern reichen wir, Ich Deutschlands Kaiser, du Siziliens König, Geschmückt mit Lorbeerkränzen uns die Hände! Mich treibts, mich brennts! Abschied nehm ich von dir! Ihr huldge ich, und Romas Donner höhn ich! legt die Hand auf Heinrichs Schulter. Nie wird der Hohenstaufen Haus erbeben, Solange solche Kinder darin leben! Prinz Heinrich ab. – Er sucht die Braut – ihr Glanz wird ihn erfreuen – Und ich – o Zorn und Weh! – ich such den Leuen! Ab. 2. Szene Zweite Szene Schwaben. Halle in der Burg der Hohenstaufen. Beatrice tritt ein. Die Sonne schimmert über Schwabens Hügeln! – Und Er – so sagen alle Boten – ist gefallen Im Kampfe bei Legnano! – Und sie schimmert! Nein, Schon wird sie dunkel! – Oder ists mein Auge, In dem sie sich verfinstert? – Ach wie öde, Wie schal die sonst so schöne Welt – Mir grünt Kein Lenz mehr – blüht nicht mehr die Rose – Er Nahm alles mit sich in das Grab! Ins Grab? Den Schreckensschlund der schwarzen Erde! Mir schaudert – Nie wirds satt, nie gibts zurück, Und wenn wir auf ihm weinen, treibts hohnlächelnd Die Blumen aus dem feuchten Rasen! – Ha! Hier ist der Platz, an dem er oftmals stand, Und große Plane sann – hinaussah in Die aufgeschloßnen Täler seines Schwabens, Und wenn ich dann bewundernd ihn betrachtete, Wohl aus dem Traum erwachte, zu mir trat, Und mit der Locke meiner Stirne spielte! – – Ich steh nun auch da, und sein Angedenken Durchbebt mich! O, ihr armen Erfindungen der Troubadoure, die Ihr die Erinnrung lobt und Phantasie! Nichts sind sie gegen Friedrichs Gegenwart – Erinnerung ist nur die traurge Asche Des abgebrannten Schlosses! – Öde! trübe! – – Ihn nimmer wieder! – Einsam klopft mein Herz! Wie weh das Herz, das einsam klopft! Doch noch Ist mir ein herber, und doch teurer Trost: Verloren all mein Hoffen, all mein Sehnen – Was bleibt mir noch? – Mir bleiben doch die Tränen! in der Ferne singend. Bei Legnano, Bei Legnano Fiel der Kaiser allergrößter! Der Hirte seufzt Und läßt die Herde, Der Landmann weint, Sein Pflug verrostet, Der Krieger zürnt, Doch bebt die Faust ihm – – Verwaiset ist das ganze Land! Schon die betrauern ihn in rauhen Liedern – Sie können doch noch singen, und den Schmerz Betäuben – Nicht so ich – Mit Schweigen will Ich ihn ernähren, denn er ist mein letzter, Mein einzger, unermeßlicher Schatz! tritt ein. Es sprengen Reisige von stolzem Ansehn Und mit fürstlichen Wappen auf den Schilden, Vor unsre Burg – und der Hochragendste Von ihnen, wünscht mit dir zu reden. Laß Ihn kommen! Kastellan ab. Ach, das wird der feierliche, Fürstliche Todesbote sein! Ich zittre Vor seinem Worte! tritt ein mit niedergeschlagenem Visier. Beatrice! Welche Stimme! Die hört ich einst an meinem Brauttag in Burgund! Klingt es von Himmelshöhen zu mir nieder? Mit deinem Gram mag ich nicht länger spielen. Die Todesnachrichten, die du erhalten, Sind falsch gewesen. Kaiser Friedrich lebt. Glorreicher Frieden mit der Kirche schmückt Sein Haupt. Er dacht und denket dein in Glück Und Not – Sein Visier aufschlagend. und liebeatmend liegt er jetzt An deinem Busen! Lebt! Sein Atem weht! O Sturm der Freude, schone, schone! Beug Mich nicht so ganz zu Boden! Jetzt nicht möcht Ich sterben! Ach ich bin ein schwacher Halm! – – Mein Kaiser, Friedrich, mein Gemahl, mein Held Und Gott! Du wieder mein! – Ich werde Sündrin! Denn Christi Auferstehung freut mich nicht Wie deine! O welche Seligkeit, geliebt Zu sein – geh' einsam in Gefahr und Wüsten – Du weißt: ein fremdes Herz schlägt für das eigne! – O Beatrice, reiner Engel! – Können Die Engel Menschen lieben, deren Brust Durchtobt ist von des Stolzes, Ruhmes, und Der Herrschbegierde Stürmen? Ja! denn Engel sehn Die Blüt des sturmbewegten Baums! Auf Erden Heißt man sie: Liebe! Es ist wahr! Und nie Noch schlug ein Herz fürs Edle und Erhabne, Es hätte denn geliebt! – Selbst wenn ich auszieh, Kronen Mir zu erringen – dein belohnend Lächeln Strahlt doch als letzter Siegespreis! – – Wo weilt Der Graf Tirols, der dich begleitete? In seiner Grafschaft, um vor den Lombarden Die Grenzen deines Reiches zu beschützen. Lombarden! Die sind ruhig – Nicht mehr not Ist das! – Mit dir, mit ihm, mit allen Großen Des Reichs zieh ich nach Mainz. Schon sammelt dort Der Reichstag sich, um den Verrat des Leu'n Zu richten – Und Turnier' und Ritterspiele, Wie niemals noch Europa sie erblickt, Sind ausgeschrieben, um mit heitrem Scherz Den Ernst zu unterbrechen und zu zieren! So liebts der Hohenstaufe! O ihr Waiblinger, Wie in dem Lenz Gewitter von dem Jura Hinziehen über die burgundschen Auen – So zieht ihr durch die Welt! – Ihr donnert schwer, Doch Blatt und Blume öffnen sich um euch! Die ganze Ritterschaft der Christenheit Ist auf dem Weg nach Mainz – erst zeig ich mich Den treuen Schwaben als ein Lebender – Dann, daß dem Glanz die Sonne, und die Fürstin Dem Spiel nicht fehle, ziehst du mit nach Mainz! Wo du bist, da ist meine Heimat! Beide ab. 4. Akt 1. Szene Erste Szene Lustlager des Kaisers und Reichstag bei Mainz. Überall prächtige Zelte und aufgerichtete Schranken für Turniere. Aussicht auf die das Lager einschließenden Ströme, Rhein und Main, mit ihren Rebenhügeln, und in der Ferne die Kuppeln von Mainz usw. tritt auf. Wenn ich soll wählen auf der Erde, wähl Ich mir den Kaiser oder Dichter – Beiden Gehorcht die Welt – Denn was der Kaiser schafft, Das kann der Dichter zaubern! – Welch Ein Glanz umschimmert hier Waiblingens Thronsitz! hinter der Szene. Die Sonn ist gleich geteilt! Brecht los, ihr Kämpfer! h. d.S. Die Lanzen sind gesplittert, und die Rosse Liegen im Sand – Schwertkampf zu Fuß! h. d.S. Es ruft Der Graf Alfons von Barcelona Den kühnsten Ritter der Franzosen vor, Zum Speereskampf um ihrer Länder Ehre! h. d.S. Wenn Barcelona ruft, so hörts sogleich Der Graf von Montpellier – Hoch Frankreich, und Die Dame Blanchefleur! – h. d.S. Hoch Spanien, Und hoch die Dame, deren Bild mir tief Im Herzen brennt, allein die ich nicht nenne! Allüberall Turnier und Klang der Waffen! Zur Ehr der Schönheit und des Vaterlandes Mit Blut und Tod gespielt! Die Hengste stolz Auf ihre edlen Reiter, – weiße Zelter Die Damen tragend, wie der Wind die Flammen, Die Augen all zur Seligkeit entzündend! Schärpen, Gestickt von Liebeshänden, Ritterbrüste Umfesselnd – Helmesfedern flutend in der Sonne! O, welche Herrlichkeit und Fülle! h. d.S. Wer Will um den ersten Siegspreis kämpfen? Nur Ein Kranz ländlicher Blumen ists, allein Die Kaiserin verteilt ihn! über die Bühne eilend. Österreich Stürzt in die Schranken! ebenso. Hohenzollern folgt Ihm nach! ebenso. Plantagenet von England auch! ebenso. Auch Böhm' und Pole kommen! ebenso. Der Erzbischof Schwingt auf den Gast die Keule! h. d.S. Halt! Werft Lose! Der Kämpfer sind zuviel und zwei nur können Es sein! Ihr Fürsten, zieht das Los! – – Es traf den Hohenzollern und Plantagenet. – – – – Und Sie dort, die Burgunderin! entfernt Von mir auf Kaiserthrones Höhen, Und doch geliebt, geehrt, von meinem Blick gesucht Als meines Lebens einzger Stern! Sie kämpfen, Aus ihrer Hand den Lohn des Sieges zu Erhalten – Und ich bin nicht in den Schranken? Ach Träumen ist der Dichter Los, und selbst Die Wirklichkeit wird Traum in meiner Brust! – – – h. d.S. Bringt frische Speere, neue Schilde, für Plantagenet und Hohenzollern! h. d.S. Weg Die Schilde – Unsre Herzen sind schon fest Genug! h. d.S. Du redest als ein edler Held! h. d.S. Der dritte Gang h. d.S. Er ist vollendet! Mein Der Sieg! h. d.S. Erhebt Plantagenet vom Boden! h. d.S. Heil, Heil, dem Sieger Hohenzollern! Kaiser Friedrich mit Beatrice, Erzbischof von Mainz, Fürsten, Ritter und Gefolge treten ein. Mein Deutschland ist doch wunderschön! Sieh diese Ebne jetzt, gleich der von Troja, Die Bühne der Heroen, eingefaßt Vom Silberarm des Mains und dunklem Rhein! Vor uns die Stadt des Erzbischofs, voll von Großartigen Erinnerungen, und seit Jahrhunderten, inmitten aller Zeitenstürme, Mit ihren Türmen zu dem Himmel weisend, – Dahinter in bläulicher Dämmerung Die Kathedralen Gottes, die Gebirge, Und nirgends in Europa, so erhaben Und ausgeschmückt mit Laub und Eise als Vom Rheinquell bis zum Harze. – Unersteiglich Erregen sie des Menschen Kühnheit Zu dem Erklimmen auf, und wenn sie scheitert, Beweisen sie ihr doch, daß es ein Größres Als Menschenkräfte gibt! Und jene Trauben Als Festgehäng des Rheines, wie Rubinen An ihm hinziehend – Gleich dem Abendrot Des Herbstes leuchten sie! – Selbst mein Burgund Kennt sie nicht schöner! Durch die Adern braust Burgunder – der Champagner stürmt zum Himmel – Doch will ich schmecken und genießen – mir Die Brust mit ernstem Heldentranke stärken, So ists der alte Rhenus, der den duftenden Pokal mir bietet! mit Gesandten von England und Frankreich vortretend. Die Gesandten Englands Und Frankreichs! Unsre Kön'ge senden uns und grüßen Dich unterwürfig, und sie beugen sich Vor deiner Krone Macht und Ruhm. Es dankt Der Kaiser ihrem Wohlwollen. – – Wie zuckts So wehmutsvoll durch meinen Geist! – Verschwinden Wird einstmals alle diese Glorie! Sie ist zu groß! Und Größe ist im Reich Der Phantasie nur ewig. Oft geweint Hab ich im Glück, doch nichts versteht davon Die Menge! mit seinen Begleitern tritt ein. Troubadoure der Provence Versuchten es, mit leichtem Lied dich zu Ergötzen – Doch verzeihe – Sie sind nicht im Stand, Die Herrlichkeit des Kaisers zu besingen! Gern höre ich den Ton des Landes d'oc, Ich lernt ihn aus dem Mund der Kaiserin. Die Antwort nehmt auf eure lieblichen Trouvaden Zur Ehre eurem Vaterland, zur Ehre Den Damen, die ihr feiertet Von Arragonien bis nach Toscana! Plas mi cavalier Françes, E la donna Catalana, E l'onrar dal Ginoës, E la court' del Castellana, Lou cantar Provençales, E la dansa Trevisana, E lou corps Arragones, E la perla Juliana, La man i Kora d'Anglés, E lou douzel de Toscana! Herr, das klingt gut – Doch sieht man zu, so ists Verdorbenes Latein! Ich lobe mir das Deutsche! Recht hast du! Der Franzose scherzt und künstelt, Der Deutsche dichtet! Deutet auf Heinrich von Ofterdingen. Siehst du den da stehen? Ich lud ihn ein. Du tatest wohl. Ich merk Auf ihn schon lange. Er ist meinesgleichen! – – Er schweigt, doch ists des Ozeans Stille, wenn Er Erd und Himmel blinkend widerspiegelt. Kein Laut wird hier gesprochen, keine Lanze Zersplittert, und kein Liebesblick versandt, Er fühlts in seiner Brust, und fort wirkts drin In wunderbaren Kreisen! hat des Kaisers Worte gehört und tritt vor. Kaiser, du Erkennst den Dichter! Ritter du und Dichter! – Rinnen noch immer der Chriemhilde Tränen? Sie rinnen ewig, bis mit Hagens Blut Sie sich vermischen! Ist ein Weib so unversöhnlich? Sie kannte nur Ein Glück – Sie hat geliebt, Und Siegfrieds blutbefleckter Schatten schwebt Um sie in Attilas Umarmung! Wahr Ist es! Wir Armen kennen nur Ein Glück, Doch ist es end- und grenzlos – Liebe! Volker, Der kühne Sänger? Er bewachte in Der Nacht die Recken, und mit süßen Tönen Schwor er den Schlummer auf sie nieder. Der Verrat hat sie erweckt. Da ist sein Schwert Ihm Fiedel worden, – mit dem grimmen Hagen Verbündet, stürzt er in den Tod! Und Hagen? Die Flamm umlodert schon die Burgundionen Und saugt sie aus bis auf das Mark! Sie dürsten! Doch Hagen ruft: reißt euch die Pulse auf, Und trinkt eur eignes Blut! mit einem scharfen und prüfenden Blicke. Und liefern Sie ihn nicht aus? Ausliefern ihn? Den wilden, Doch treuen Knecht? Hei, nun und nimmer! Eher Zu Grunde die burgundschen Berge! Wie Im klaren Stromesbett der Kiesel, zeigt In deiner Dichtung sich dein Herz! – So lang In Deutschlands Gauen deutsche Männer stehen, Wird auch dein Liedeshauch zu ihnen wehen! Hätt ich nicht Hohenstaufens Groß erblickt, Nie wäre Nibelungen mir geglückt! treten vor. Der Hohenzollern naht, den Siegeskranz zu fodern! zu einer Dame ihres Gefolges. Den Kranz! von der Kaiserin knieend. Mir glänzt des Lebens schönste Stunde! Den Hohenzollern kränzt die Hohenstaufin! Streit' stets für Tugend, Ruhm und Liebe, und Dein Stamm grünt fort, wie heute diese Blätter! O, wie ein Wald umrauschet meine Stirn Der Lorbeer! Kaum vermag ich aufzustehn! – Sich erhebend. O Kaisrin, zeige mir das Feld der Schlacht, Auf dem ich ihn verdiene! – Wär der Wittelsbacher Nicht bei Legnano ruhmvoll hingesunken, Jetzt schmückt' ihn dieser Preis! Bescheidenheit War immerdar des Mutes erste Zierde! Und, Hohenzollern, sie schmückt dich! Pause. Ich seh Und seh – Seh nicht der Helden mächtigsten! – Wo bleibt der Leu von Braunschweig? Dreimal ward Er vorgeladen, und ist nicht erschienen. Nun, So wagt er, wie ich es gedacht, den Kampf Mit mir! Er sei versucht! – Der Lehenspflicht Entbind ich seine Lehensmannen alle, Des Wittelsbachers Erben schenk ich Baiern! Die Erzbischöfe Kölns und Triers, Bremens Und Halberstadts Bischöfe, Holsteins Herzog, Und Lippes edle Grafen, mögen sich In sein Besitztum teilen, es zerstücken! Geächtet ist er hiermit und gebannt, Und alle Ritterschaft, die mich umgibt, Ruf ich zum Heerzug wider ihn! Wir folgen Vom Ebro bis zur Weser deinem Rufe! zu Beatrice. O Weib! Du kennst nur Liebe, nicht die Freundschaft! Die Liebe schmückt das Leben, wie den Baum Die Rebe, – doch die Freundschaft bindet fest Wie Ketten – Weh, wenn sie zerreißen! – Weh, Wenn mir der Leu zum Fuß liegt, und da muß Er liegen! – – Öffnet Waffenspiel und Tänzen Die Schranken! Laßt die Winzerinnen, Die dort vom Rheingau nahn mit Blumen, kommen! – Und, Ofterdingen, mit dir bricht der Kaiser Heut seine erste Lanze! Wie werd ich Mich mühn, den Sieg dir ehrenvoll und schwer Zu machen! nach allen Seiten rufend. Abermals Spiel und Turniere! Auf, Deutschland! auf, Hispania! auf, Frankreich! Der deutsche Adler regt sich schon im Winde, Und Spaniens Leoparde streckt sich aus, Und Frankreichs Lilien blühn, als könnte niemand Sie brechen! – Kaiser, zu dem Lanzenrennen! Kaiser, die Kaiserin und die übrigen ab, bis auf den Erzbischof von Mainz. Bei diesem Kaiser lebt es sich doch lustig, Ist man gleich Erzbischof und Christian! Ach, Christian! Verfluchter Name! Hätt ich mich Bedacht: Sankt Christoph hätt ich mich genannt! Ab. 2. Szene Zweite Szene Feldlager Heinrichs des Löwen am Fuße des Harzes. Viele Wachtfeuer auf den Bergen, und in der Mitte der Szene ein großes, von sächsischen Feldherrn, Graf von Orla, Albrecht von Roden usw. umringt. Wachen und Soldaten. Unter den letztern Landolph und Wilhelm. Jordanus Truchseß kommt. den Speer vorstreckend. Wer da? Weg mit dem Eschenschaft – Hier sind Nur treue Welfen! Ha, Jordanus Truchseß! Willkommen hier am Feuer! Seid gegrüßt! Hier Bier von Goslar – Wein von Würzburg – Wähl Und trink den Brüdern zu! Zum Teufel Der Wein von Würzburg und zum Teufel Der Kaiser! Seine Herrlichkeit zu Scherben Wie diese Flasche! Er zerschmettert die Flasche Wein am Boden. von allen Bergen und aus allen Tälern. Seine Herrlichkeit Zu Scherben, wie die Flasche! Horcht! Der Harz Reißt alle Schlünde seiner Täler auf, Und brüllt die Antwort! Brüder, lebt Als Helden, sterbt als Sieger! Mit dem Trank Walhallas wünsch ichs euch! Der Ahnen Geist Durchschäumt das Bier! Mir ists, als säße ich Bei Alf und Wittekind, und tränken Met Aus goldumfaßten Hörnern! Alle Erinnrungen der Vorzeit laßt erwachen! Alfs Und Wittekinds Trinkhörner erbt ich von Den Vätern! Knechte, bringt sie her! Mehrere Knechte ab. Krieg, bis Die Schädel uns zerspringen, den Waiblingern, Wie einst dem fränkschen Karl! Bis uns die Schädel Zerspringen! Mehrers können wir nicht tun! Nicht? Auch noch in dem Pfuhl der Hölle ring Ich mit dem Schwaben! – Jahr für Jahr führt' er Uns nach Italien, wie zur Schlachtbank, Um da für seines Hauses Groß zu bluten – Sein einzger Dank war Lächeln – Gott gelobt, Der Herzog sah es ein! wir sind jetzt klüger Und fechten für uns selbst! Die Knechte bringen die Trinkhörner; sie werden gefüllt und umhergegeben. Und gehn die Hörner! Kein Judas unter uns! Nur sächsische Gesichter, stark und frei! Ein Trinkhorn ergreifend. Da lag vielleicht Die Lippe Wittekinds! Ich trinke! Mit wem Ich trinke, mit dem sterb ich! trinkend. Arme Sonne Des Südens! Flau das Blut erhitzend, Schweiß Austreibend! – Hier um Brand von Nordlands Fichten Schließt sich der Freundesbund am festesten! Da glühts nicht nur, da flammts und brennts – Und weil Es draußen kalt ist, weiß man auch warum! – Hifthörner, hört! Hifthörner sind das nicht! Es ist der Klang von Seemuscheln und Pfeifen, Wie man sie hört, wenn mit dem Sturm der Ostsee Seekön'ge kämpfen, und ins Mastbaums Segelwerk Die zaglosen Matrosen jagen! – Waldemar, Der Dänen König ists mit seinen Scharen – Der Herzog winkte, und er kommt zur Hülfe! Und welche dumpfe Trommeln schallen dort Durch Sturm und Nacht! Der ganze Nord vernahm Es, als der Löwe schrie – Litauens Großfürst Mit seinen Slaven ist es! König Waldemar von Dänemark und der Großfürst von Litauen treten ein. Heil euch, Sachsen! Willkommen, Bundsgenossen! Wenn Slav und Däne sich mit uns vereinen, So wird man Hohenstaufen bald beweinen! Wem schwillt die Brust nicht, blickt er um sich? Groß ist der Leu! Der Harz liegt rot im Licht Der Fichten, schaut mit seiner Berge Stirnen, Umglüht von Kriegesflammen, zornig in das Land, Ein zweiter, hundertköpfiger Typhöus, Und unterm schweren Schritte der Westfalen Ertönen seine Felsen – Hohenstauf, Hier gilts 'nen andren Kampf, als bei Legnano! Dort wollen die Wachtfeuer löschen. – Sturm Durchbraust die Forsten! Blitze seine Flügel, Und Wolken sein Gefieder! – Zündet Die Feuer an aufs neue! – Trotzt der Windsbraut! – Die Adler fliegen wie bewegter Sand Vor ihr dahin – doch wir stehn unverrückt! singend. Laßt stürmen, toben, sausen, Wir fechten, trinken, schmausen! Da auf der Eiche sitzt eine Uhu, rollt Das Aug und heult! Er wittert schon die Leichen, Die bald mit Blut der Weser Ufer tränken! Wilhelm! Nun? Du, der Uhu da, ist ein Verdächtger Kerl! Ihn trifft die Schwerenot! Laß uns ihn fangen! Ists nur keine Hexe! Er dreht das Auge, schwingt die Fittiche, Als wär er ein Pastor, predigte, Und hätte Verstand! Was Hexe, Wilhelm! – Heult Er nicht in unsres Herzogs Lager? Duldest Du das? Landolph, du kennst ja gut den Wilhelm – – Wer unsren Herzog schimpft, den krieg ich unter, Und kostets auch mein bißchen Leben! Komm! Beide ab. Herzog Heinrich der Löwe mit seiner Gemahlin Mathildis tritt aus dem Gebirge. Hinter ihm Gefolge. ihn erblickend. Ha, Er! Den schwarzen Helm stolz auf dem Haupte, Umflüstert und umgrünt vom Laub der Eiche! Und welch ein wunderholder, schlanker Engel Geht ihm in Ritterrüstung an der Seite? Es ist der Stern, der ihm aus Abend aufging! Mathildis, Tochter Englands, und sein Weib! Ringsum wirds still! Die Stille vorm Gewitter – Gleich wirds desto lauter donnern: Hoch Braunschweigs Leu und hoch Mathildis! Hoch Braunschweigs Leu und hoch Mathildis! Sie schlagen die Schilde aneinander. zu seinen Feldherrn und dem Heere. Verlassen hat mich Baiern – nie dacht es Mir wohl, vergaß nie, daß ich hier geboren – Ihm ist verziehn! – Wo sind die Baiergrafen, Die wir gefangen aus Italien führten? Kennst du die Roßtrapp, und den Abgrund, der Darunter gähnt? Da liegen sie mitsamt Drei Herolden des Reichs – Da mögen sie Verfluchen uns und sich verschwören, und Die drei Herolde ein Zeter schreien Um ihr zerschmettertes Gebein! Trier Und Köln sind wider mich gewaffnet – Münster Und Bremen, eine Menge Ortschaften, Die Friedrich schlau auf meine Kosten frei Erklärt hat, werden zu Verräterinnen, – Die Städt und Lande fallen von mir ab Wie welkes Laub – Es herbstet ja im Harze! – – Doch mag es herbsten – Ich und dieser Harz, Den ich am Fels hier fasse, stehn noch da, Zwei unerschütterte Gebirge, stark Genug, um tausend neue Frühlinge Zu zeugen! Wie der Waldbrand hinter dir Dort aufflammt, angelegt von rohen Händen, Die dich damit zu ehren wähnten, glühn Die Sachsenherzen alle, dich zu rächen! Den Herzen leget tüchtig Holz nach! Denn Die Treue scheint im Sturm leicht zu erlöschen! Und ob du schmälst, und ob du uns verkennst, Für dich allein nur klopfen unsre Pulse! Selbst Dän und Slave stehen dir zu Dienst! zu den Sachsen. Es werden eure Häuser lodern! Laß sie lodern! Es brennen ja schon unsre Herzen! Der Kaiser zieht mit halb Europa Von Mainz herauf, mich zu erdrücken! Speer An Speer starrt hier, ihn würdig zu empfangen – Er sehe Niedersachsens Dornenhecken! Er hat des Herzogtumes mich entsetzt! Daß wir in Aachen dich zum Kaiserthron Erheben! zu Mathildis. Was sagst du zu meinen Kriegern? Es Sind die Verwegnen, die mein Heimatsland Eroberten. Wer nicht des Meeres Fluten scheute, Scheut nicht des Schwaben Andrang! Heinrich, Laß dich umfassen! Endlich bist du, was Du sollst! Entzügelt hast du deine Kraft – Du trittst jetzt auf, und Main und Rhein erbeben Bis zu den Quellen, die sich bang im Busch Verstecken! Weißt du auch, daß wir Auf Einen Satz des Lebens Würfel wagen? Gerüstet stehe ich ja da, Um kräftig jedes Los mit dir zu tragen! Landolph und Wilhelm kommen mit dem gefangenen und getöteten Uhu. den Uhu in der Hand. Der Schurke krächzt sein Totenlied nicht wieder. – Herr Herzog, hat er nicht etwas vom Rotbart? Nein, gleich sieht er dem Erzbischof von Mainz, Ein bißchen gräulich bläulich, einen Kopf Dick wie 'ne Keule, und die Nase krumm! Ein starkes, mächtges Tier! Welche Krallen! Furchtbar! Das Schwert des Mainzers ist weit furchtbarer! Den Mainzer fürcht ich nicht, ich hasse ihn, Denn er will dich vertilgen. Mich erschreckt Die Eule aber, weil sie mich anwidert. – Mathildis, wär ich doch auf jenem Stern, Der da so ferne blinkt und schön, geboren! Ich könnte niederschaun, den Kaiser lieben, Und brauchte nicht mit ihm die Schlacht beginnen! – Er ist ein Mann, – so lang die Sonne leuchtet, Nie strahlte sie um einen Herrlichren! Und denkt der Kaiser so von dir? Er tuts Gewiß! So ist die Welt zu klein für ihn Und dich – Seht klar eur Los voraus Und bebt nicht vor dem Unvermeidlichen: Der Eine von euch beiden muß zu Grunde! Muß! Er sucht mich, ich begegn ihm! – Auf, ihr Welfen! Auf, Welfen! Welfen! auf! zum Kampf! Trommeln wirbeln, Stierhörner werden geblasen, und in Näh und Ferne beantwortet. Löscht aus die großen Feuer auf den Bergen! In Asche soll der ganze Harz mit Haupt Und Nacken trauern! – An der Weser gilts, Den einzgen Freund der Jugend zu bekriegen! Wir Hegen tot vor ihm, Sonst soll er tot vor deinen Füßen liegen! Alle ab, bis auf Landolph und Wilhelm. Landolph! Hörst über uns den Hackelberg, Den wilden Jäger? Gott beschütze mich! Wie saust der Wald, wie schreit das Hochwild! Und in der Luft die Rüden, Kliff und Klaff! Wilhelm, ich merke, es geschehen große Zeichen! Es geht was Großes unter! Laß uns beten, Daß es nicht unser Herzog sei! kniet und betet, Landolph mit ihm. Gott schirme Den Herzog! Amen – – – Komm! – Wo blickst du hin? Da in das Buschwerk – Sieh, mein Großvater, Im weißen Hemd, wie er im Sarge lag, Geht drin umher und blickt bisweilen trüb Uns an! Ich sehs – Blick weg – Denk an den Herzog. Beide ab, dem Heere nach. 5. Akt 1. Szene Erste Szene Schlachtfeld an der Weser. mit Gefolge. Vom frühen Morgen schon bis Nachmittag Währt dieser Schreckenskampf – Die Heere schmelzen Zusammen, – aber keines weicht – Noch immer Bebt mir die Kaiserkrone auf dem Haupte, Noch immer reißt an ihr des Löwen Klaue! – Sahst du je Ähnliches, Graf Barcelona? Nie in der Welt. Und diese Wut, mit der Der Gegner sucht den Gegner – diese Stöße, Sicher und tödlich! – in dem Aug der Schwaben Und Franken braunes, in der Sachsen Augen Ein blaues Feuer lodernd – Ha, dort droht Gefahr! Ich muß dahin! Leb wohl, o Kaiser! Wir sehn uns schwerlich wieder! Laß das Best Uns hoffen! Graf Barcelona ab. Hoch muß ich den Löwen achten! Selbst jetzt, da er mein Heer durchrast verzweifelnd, Welch unermeßliche, welch große Kraft! hinter der Szene. Was will der Geck hier? Der Franzose? Was Hat er zu suchen? Wilhelm, spieß ihn mit Der Lanze! h. d.S. Das ist bald geschehn! Da fällt Der Montpellier! – – Sie bringen ihn hieher! zum Tode verwundet, wird auf die Szene gebracht. Der Tag ist aus, mein Kaiser, und es naht die Nacht! – Wirst du nur Einen Wunsch dem Sterbenden Gewähren? Jeden! An der lieblichen Garonne Erhebt in Blumengärten sich das Schloß Vicomtes von Leval – Und darin wandelt 'Ne junge Dame – leicht am Glanz Der dunklen Lock erkennt der Bote sie – Ihr laß berichten, Montpellier sei heut Gefallen, und sein letzter Atem sei Gewesen: Blanchefleur! Er stirbt. Es soll geschehn Wie ers gewünscht. Zu einem Reisigen. Auf, sattle du dein Roß Und bring die Todesnachricht! Tragt mit Kriegesehren Vom Schauplatz ihn! – Montpelliers Leiche wird weggebracht. h. d.S. He! Hülfe! Hülfe wider Den Truchseß! h. d.S. Span'scher Narr, du bist verloren! Verzweiflung kreischt in Barcelonas Stimme! Die Not muß schrecklich sein! Ich komme selbst! Abstürzend. Hoch! Waiblingen! h. d.S. Und zehnmal höher Welf! Der Leu und seine Leute rasen wie der Tod, Und unerschreckt greift Schwab und Franke Sie immer wieder an. Mich faßt wahnsinniges Entzücken – Wahrlich, ich könnt singen! – Doch Hinein in das Gefecht, zur Seit' dem Kaiser! Ab. tritt auf mit Truppen. Verdammte Schlacht – Ich werde endlich müde! – – Der Leu und Kaiser scheinen sich zu meiden – Der Erste kämpft dort wider Polen, Böhmen, Der Andre hilft dem Barcelona gegen Den Truchseß! Kinder, schlagt mir ja Die armen Leute tot, und betet für Die Seelen – Würget tüchtig, aber alles christlich! Mit den Truppen ab. h. d.S. Weh, da stürzt Truchseß! h. d.S. Nicht verzagt um Einen, Mein Geist soll schweben über euch! kommt zurück, voller Blut, Ofterdingen ebenso, bei ihm. Aus dem Gewog kommt man bluttriefend – Der Truchseß fiel, und Barcelona kann Sich nunmehr wider Braunschweig wenden! kommt mit Soldaten. Mein Kaiser, ich muß weichen – Steh mir bei, Ich trags nicht länger – Lieber tot – Ich kehre Zum Streit zurück! Erzbischof von Mainz, Erzherzog von Österreich, die Könige von Polen und Böhmen kommen. Verwundet, Kaiser, alle! Der Leu hat ungeheure Tatzen! – Lach Ich auch darob, so glaub mir doch, nicht weiß er, Was Spaß ist – Bändigst du ihn nicht, sind wir Geschlagen! Vorwärts! Greift ihn an! Zeit ists, Daß ich ihm selbst begegne! Nach dem Kaiser! Alle ab. Andrer Teil des Schlachtfeldes. und sächsische Truppen. Einsam wirds um mich, – Truchseß fiel, es fiel Der Orla – fiel der Roden – Waldemar Ist tot, Litaun gefangen – Doch was kümmerts? Sind Leu'n nicht immer einsam in der Wüste? – Laß fallen, Herzog, – immer noch genug der Treuen! Du blutest, Landolph? Eh, das bißchen Blut Und die paar Wunden! 's ist nicht wert, daß man Dran denkt! Ich rettete die Fahne! nimmt ihm die Fahne ab und trägt sie selbst. Rot Ist sie – sie trieft! In solchem Regen steh Ich gern! Dein Harnisch ist zerschmettert, Herzog! Verbinden laß mich deine Wunden! Mich Verbinden? Sieh, vom Schlag der Axt ist mir Das Haupt verletzt – Und Ein Verband nur, das Mich heute heilt – die römsche Kaiserkrone! kommt. Blut! Blut! Den Wilden da! den Leu'n! Gegrüßt Mit meiner Keule! – Eins, zwei, drei! Drei Schläge, Und noch zu Stücken nicht! Westfale, kein Lombarde! Unsre Knochen sind ein bißchen eisern! – – Erzbischof, danke sehr! Er haut auf ihn ein. fechtend. Ich fühls! – Mein Guter, Der Kampf mit Leu'n und Bischöfen ist rar – – Wie wird er enden? schlägt ihn zu Boden. So! Ja, ja, dein »So« – Es ist der Tod! der Teufel hol die »So's«! Ich sterbe – sterbe – Sela! Sela, Tapfrer! Zu seinen Truppen. Da stehn die Münsterer – Bis auf den Letzten Vertilgt sie, die Verräter! Dort kommt Polen, Und Böhmen, und auch Österreich! – Zu Boden Die Schwächlinge! Ein Teil der Truppen ab. Wir streiten heut ums Höchste! Verlieren wir, wird unser Land zerstückelt, Gewinnen wir, so soll der Papst in Rom Den Fuß mir küssen! Erzherzog von Österreich, der König von Polen und der von Böhmen treten auf. Leu, du bist dreifach Von uns umringt! Bin ich dreifach umringt, So hau ich dreifach mir den Weg! Jetzt, Mann, Lern Welfens Hiebe kennen! Österreich Sinkt hin, durchbohrt das Herz – doch stark der Geist noch! Er fällt. Du Pole, krümme dich im Schmerz, du Wurm, Der Löwen nahet! Und du, lieber Böhme, Verzeih, daß ich so ungeschickt, grad in Die Brust den Speer zu stoßen! Pole und Böhme fallen. Landolph, Landolph, Du braver Knecht – Wo ist der Wilhelm? Ja, Der hat Geschäfte. Wie ich sehe, schlägt er eben Den Barcelona nieder! Kaiser Friedrich kommt. Weh, der Kaiser! Nie Nimmt diese Schlacht ein Ende! Mann bei Mann Fällt hin! Der Zweikampf beider Herrscher nur Kann ihn entscheiden! – Ha, da sind des Löwen Spuren! Tot liegt hier Mainz, da Österreich, hier Polen, Da Böheim an dem Wege, blutgefärbt, Die Königskronen ganz zerschmettert – Nah Bin ich des Leuen Lager! Er erblickt ihn. Ha, da ist Er! – – – O Heinrich, Leu, o Leu, wie haben Wir uns geliebt! Er stürzt ihm in die Arme. Zurück! Beschmutz dich nicht! Du siehst, mein Blut strömt aus den Adern! Blut' ich nicht ebenso wie du? So scheints! Auf sein Herz zeigend. Doch blutest hier auch in dem Abgrund? Zweifelst Du dran? – Mein Heinrich, wie die Morgensonn Aus Nebeln, bricht dein Antlitz durch die Schlacht! Von deines Auges Licht umflossen, flammt Er wieder da, der Jugend schönster Tag, Ein auferstandenes Gestirn! O Friedrich! Friedrich! Mein Blut ist nichts! Wenn nur das schlechtste Eisen Mich ritzt, so fließt es! Doch sieh diese Träne, Sie quillt von dort, wo niemand hinschaut! Sie Fließt dir, fließt dem Gedanken heiterer Und beßrer Zeit! Wo wir, zwei Heldenjünglinge, Uns trafen in des Rheines grünen Gauen, Und unsren Wert erkennend, uns umarmten! Wo unsrer Busen Erz in Freundschaftsglut Dahinschmolz, Eines in das Andere! Wo Wir Toren wähnten, durch den Bund den Groll Der Welfen und Waiblinger zu vernichten! Ein Stern der Ferne glänzt noch jene Stunde, Und doch stehn wir nun hier auf Tod und Leben! h. d.S. Hie Welf! h. d.S. Hie Waiblingen! Laute Kriegsmusik. Vernahmst Du das? Nicht nenn mich Feind! In jenen Stimmen Rollen des Schicksals Donner über uns! Ich lag Zu Fuß dir bei Legnano! Ja, du lagst, Und wild durchbrauste mich der Welfen Freude! Zu meinem Fuß mußt du jetzt wieder sinken! Solang mein Schwert hält, steh ich hoch und fest! Ich weiß es! Drum zum Kampf! sächsische Truppen verfolgend. Endlich gesiegt! Die Welfen fliehen oder sind erschlagen! zu seinen Leuten. Schließt euch, ihr Tapfern, wieder! Außer Dem Hohenzollern, fielen meine Großen! – – O Grimm und Zorn! Ja, Grimm, Zorn und Gefecht! Er und der Kaiser fechten. Der Kaiser verwundet ihn. O Heinrich, diese Wunde! Schmerzt sie? Friedrich wars, Der sie mir schlug! Also den Kampf erneut! Er und Heinrich der Löwe fechten wieder. Ich stürze! Mit mir Sachsen! über ihm das Schwert schwingend. Ich bin Herr Der Welt! Die Sachsen flüchten. Mein Reich wird Raub der kleinen Hunde! Es wirds – Doch tausend kleine Hunde zähm Ich eher als den einen Leu'n! – Mathildis! – Sie hat kein Land mehr, hat fortan nur mich. Anfangs der Schlacht ward sie durch fränkschen Pfeil Verwundet – Allzuhell schien ihr Gesicht – Man zielte nur nach ihr – Leise und schmerzlich zum Kaiser. Nicht meinetwegen, Laß ihrethalb mich ziehen – den, der einst In Roma dich gerettet! gleichfalls leise und schmerzbewegt. Heinrich, zieh – Verfolgung soll dich nimmer stören – Und glaub, du ziehst nicht einsam – meine Wehmut Und mein Gedank begleiten dich! Heinrich der Löwe ab. – – O welch Gefühl, auf diesem Feld zu stehn, wo Deutscher Den Deutschen hat zerrissen! – – Hohenzollern tritt ein. Hohenzollern, Sieh da die Weser! Blutrot, wie Deutschlands aufgerißne Ader, strömt Sie zu dem Meer, in ihm sich zu verstecken! – Nach Goslar, über Sachsens Ende zu entscheiden! – Ab mit seinem Heere. Landolph und Wilhelm, beide schwer verwundet, sind unbemerkt an der Erde liegend, zurückgeblieben. Landolph, leb wohl! Grüß meine Mutter! Mutter! Was soll die Mutter! Aus mit unsrem Sachsen! Aus! aus! – Ist auch die Liese tot? Sie stürzte! Sie wußts, in Herzogs Dienst könnt ich nicht mehr Sie brauchen! Landolph, Wilhelm hat dich sehr Geliebt – Und auch die Muter und den Herzog! – Er könnt es nur nicht sagen – Und Stritt er nicht brav? Und scheut' er je den Tod? Du strittest stark und fielest ruhmvoll! Landolph, Aus ist es mit den Träumen – Vaterland Und auch gottlob! das Leben sinkt dahin – Ich sterbe! Er stirbt. Mein Wilhelm! Deine Mutter weinet weniger Um dich, als ich! Will sich vom Boden erheben und kann es nicht. Wohl, wohl, mit mir gehts auch zu Ende! Die Wunden brennen überall – Doch nach kriech ich Des Herzogs Spuren! Er kriecht auf dem Wege, auf dem Heinrich der Löwe die Bühne verlassen hat, fort. 2. Szene Zweite Szene Wüste Küste in Ostfriesland. Heinrich der Löwe liegt am Strande. Mathildis, wieder in weiblicher Kleidung, steht neben ihm. Am Nordmeer liegt der Sachsenherzog, blickt Ins unermeßliche Gewühl der Wogen, und Sieht darin nur die eigene, vom Sturm Empörte Brust! Dem Sachsenherzog steht Zur Seite Englands Königstochter, und Erkennet ihren herrlichen Beruf: Sie wandelte aus ihres Vaters Thronsaal, Mit ihrer Lieb der deutschen Helden Ersten Im Mißgeschick zu trösten! All der Nord Erzitterte vor meinem Fuß, wie vorm Erdbeben – Jetzt hab ich nur die Stelle noch, auf der Ich Hege! Meine Stimme scheuchte Ritter auf, Die Möwe flieht jetzt nicht einmal vor ihr! Weit mächtiger als in des Glückes Schimmer Durchtönt jetzt deine Stimme mir die Brust! – So unermeßlich liebt dich die Gemahlin, Daß sie sich stark glaubt, Land und Volk und Ruhm Durch ihres Herzens Schläge zu ersetzen! aufspringend. Ein Feind – ein Feind! Ich habe das Gehör Des Kriegers auf der Wacht! – Gefährlich kriecht Etwas heran! Landolph wankt in die Szene. Es ist ein Freund! Der Landolph! – – Ach wie er blutet! Zu Landolph. Treuer, laß die Wunde Durch mich verbinden! Wie? die Herzogin Zerreißt den Schleier, um den armen, Doch braven Landolph zu verbinden? Teuer, Weit über euren Wert, bezahlt man euch, Ihr Wunden! Landolph, lieber Landolph, lebt Der Wilhelm noch? O Gott, wie würde er Sich freuen, wenn er hörte, wie Ihr noch nach seinem Tode nach ihm fragt! Dahin – dahin! – Stets einsamer und wüster! Herzog – noch einmal mußte ich dich sehn! – Du ahnst nicht, wie ich, als du noch in Füll Und Glanz in deinem Braunschweig throntest, lechzte Nach deinem Blick! – Ich schlief in prächtgen Träumen, Wenn du des Tages einmal mir begegnet! – – Zu Ende gehts! – Leb wohl! – Die Narben brechen Mir unaufhaltsam auf – Herzog, halt' aus! Der Welfe geht nicht unter! – – Treu war dir Der Leu bei Askalon – so stark wie der War Landolph nicht, so treu gewiß! Du sinkst? – In meine Arme! Ha, mir wird Ein fürstliches Begräbnis: Herzogsarme! – Der Tod! – Hie Welf! Er stirbt. Ich ward doch sehr geliebt! Du wirst es noch! Mathildis, daß auch du, Mit meiner Macht, sie hast verloren! Daß Auch du, statt einzuziehn als Kaiserin In Aachens Dom, mit mir mußt flüchten – O, Gott weiß es, meine Schuld ists nicht – Ich stritt Ja in der Weserschlacht fast übermenschlich! Ich lag verletzt vom Pfeil – doch in der Ohnmacht Hört ich die Donnertöne deines Mutes! In Ostreich, Böhmen und in Polen klingen Die Glocken über die gefallnen Herrscher, Und Jeder schreckt dabei vor deinem Namen! Seufz Um mein Geschick nicht, und bedenke: Die Tochter des Plantagenets bedurfte Nach Reichtum nicht und Ruhm und Macht zu freien: Sie wählte nur das Herz – So lang es schlägt, Ist sie beglückt! Nach England denn! Fahr ewig wohl, du deutsche, teure Küste! Die Woge spült auf einem schwachen Kahn Der Welfen letzten fort, wie eine Muschel! Nicht ewig Lebewohl dem Vaterlande, Und nicht der Welfen letzter! Du errötest? Weg falsche Scham, wenn ich den Herzog kann Erfreun! – Leise. Heinrich, ich fühle, unterm Herzen Lebts mir. – – – – Ha, das ist Gottes Wink! – Mein Geschlecht soll nicht verderben – es verdients Auch nicht! Es strebte allzu groß! So weit Die Erde sich, die Meere, dehnen, wollt Es herrschen, und es wirds! – Er küßt Mathildis auf die Stirn; dann in wilder Freude aufblickend und sich über die Felsen des Strandes beugend. – – Was seh ich? – Wolken Zerflattern! Tosend springen auf die Tore Der Zukunft! Freudger Wahnsinn, Weib, umzuckt mich, oder Ists Wahrheit? Ha! der öde Ozean Wird weit und weiter und erfüllt sich – Wälder Von nordschen Masten, statt des Laubs umrauscht Von stolz geschwollnen Segeln, fliegen hin Auf ihm – Die Windsbraut schadet nicht – Sie buhlt Mit ihnen! – – Und der Wellen Rücken brechen Wie Glas, so wie die Schiffe nahn! – Sinds Schiffe? Sinds schwimmende Vulkane? – Feinde kommen! Doch Lava strömt aus allen Schlünden, Und Donner brüllen hinterdrein! – Die Gegner Versinken! – – – Und in Siegesruhe wiegen Sich wieder auf der See die Flotten, und das Wappen Der Welfen flagget hoch an ihren Bäumen, Den Szeptern aller Meere! Welfens Haus Wird alle Welt bezwingen! Hohenstaufen Ist nur die Wolke, die's auf einen Tag Beschattet! – In den Kahn! – Das Glück verläßt Uns nicht! An meinem Busen nähr ich würdige Nachfolger! Ist es Ahnung? ists mein Geist? – – Noch immer ist mein Auge voll von mächtgen Flotten Und weißen Segeln! – Nie verschwinden sie! – – Er steigt mit Mathildis in ein Fahrzeug, und schifft fort nach England. 3. Szene Dritte Szene Prachtsaal in der Kaiserburg zu Goslar. Kaiser Friedrich, Beatrice, Hohenzollern, Heinrich von Ofterdingen und die Großen des Reichs. Siegsmarsch. Gebrochen ist der stolze Nacken des Vasallen! Deutschland ist einig und es trotzt der Welt! Gleich junger Morgensonne strahlet wieder Die Krone um dein Haupt! Sie war verdunkelt Durch jenen Fußfall bei Legnano – Mit Dem Blut der Sachsen ist sie abgewaschen, Und reinern Goldes glänzt sie abermals Um mein' und Beatricens Schläfen! – Dir Oldenburg, dir Lippe, euch, ihr Erzbischöfe Von Köln und Trier, Holstein dir – euch Bremern Und euch Lübeckern und Hamburgern, teil Ich heut noch Heinrichs Lande – Ahmet ja Dem Leu'n nicht nach, und achtet Kaiserehre! ERZBISCHÖFE, FÜRSTEN UND RITTER. Wir kennen ihre Schrecknisse! halb für sich, doch hörbar. – Wo jetzt Der Leu wohl einsam irret? Ach, vielleicht Auf wüster See! – Mathildis wird ihn stets Begleiten! Sei sie ihm ein Stern der Nacht! Sie wird es sein! Sie leuchtet hehr und klar! O Rose! zarte Rose! laß die kalten Sterne! Die Rosen funkeln heiß und duften! Herr, Dein Glück wird bald zu groß! – Ich zittre fast! – – – Prinz Heinrich nahet im Triumphespompe, Normannen zucken jubelnd um ihn kurze Schwerter, Und in dem Arm führt er die Herrscherin Des Landes der Vulkane! So ist alles Vollendet, wie ichs nur im Traum ersehnt! Prinz Heinrich, Constanze von Neapel und Sizilien in ihrem Brautgewande, und normannische Edle treten ein. zum Kaiser. Inmitten unterm Dolch der Widersacher, Inmitten unter Lavaströmen, pflückt Ich, wie du es befahlest, am Vesuv Die kostbarste der Blumen! – Hier Constanze! Sie fleht um deinen Segen! mit Prinz Heinrich knieend. Segne, Vater! Ich segne euren schönen, hohen Bund! Deutsche und Normannen. Hoch Kaiser Friedrich, Heinrich und Constanze! Tusch. – Heinrich und Constanze erheben sich wieder. Du atmest eng jetzt, Alexander, zwischen Neapolis und mir! – Mein Erdgeschäft Ist aus! – Zu Prinz Heinrich. Du wirst zum römschen Könige Erwählt, – verwaltest, wenn ich fern, mein Reich! Zu den übrigen Anwesenden. Doch ich, des Abendlandes Herrscher, suche Im Osten Saladin, auf jener Siegesbahn, Die mir des Papstes Finger hat gewiesen! Weh ihr, Die Helden liebt! Nicht Ruh! nicht Rast! nicht Frieden! Sie stürmen ewig und wir zittern immer! Der Kaisermantel ist zu schlecht, zum Kreuz Des Heilandes ihn zu zerreißen! – Doch Wo ist der Stoff auf Erden, welcher edler? Er zerreißt den purpurnen Kaisermantel und die Fürsten und Ritter nehmen die Stücke auf zu Kreuzeszeichen für ihre Schultern. Es seufzt im Joch Jerusalem, die Hehre! Gott will es! Tragt das Kreuz zu seiner Ehre! Gott will es! Nehmt das Kreuz zu seiner Ehre! mit der Reichsfahne. So wird auch bald von Zions heilgen Zinnen, So wie vom Harz bis Ätnas Lavagluten, Des Reiches Banner durch die Lüfte fluten! Und Sterben selbst! Im Kreuzzug ists Gewinnen! Triumphmarsch. Alle ab.