28. Leidens-Entschliessung So sey es halt! ich will das Vnglück auf mich nehmen / das schwere Creutz / aufmeiner Schultern schwachen Berg / wie Atlas thät' / ertragend mich dazu bequemen. Der Höchste weiß / das Menschen-Krafft ist wie ein Zwerg / ob schon der Will dem vorgedachten Riesen gleicht. Der fliegend Lust / Gott inniglich bedienen will nach Reigers-Art / durch alls Gewülk zur Klarheit streichet. Der schwere Leib / hat tausend Hindernus zum Ziel: der Will' ist Feur / flammt Himmel-an und alls verzehret. Die Krafft / ein Rauch / im Vnglücks Wind verschwindt geschwind: es sey dann daß sie Christus Wunden-Safft ernehret / und daß man Stärk' in Kennung eigner Schwachheit find. Offt will mein Geist / mit Milo / einen Ochsen tragen / der Hydra Köpff' all' unermüdet hauen ab: bald ist er ganz vor Schmerz und Angst in mir erschlagen / daß ich an ihm ein feigen Sardanapel hab. Ach Gott! ach wer den steiffen Muht stets währhafft heget' in Noht und Spott / in Krankheit / Vnlust / Schmerzen-Pein! den nichts auf Erd / was man auch nennen kan / beweget' / in ihm selbst könnt' in Vnglücks-Würbel standhafft seyn! denkstu / mein Geist! wer kan doch da beständig leben / wo Vnbestand den Herrschung-Zügel leitt und führt? ach warum nicht? schau / ob die Wankel-Wellen heben die Fels im Meer? nein! ihrer keiner wird gerührt. Der Diamant / das Bild der stät-Beständigkeiten / wird in der See / des Gegentheils Beweiß / erzeugt. Der Perlen-Schneck / verschliest sich fäst zu allen Zeiten im sauren Reich / bis sich ein Himmel-Thau herneigt. Machs auch also / sey Herzfäst in den Vnglücks-Läuffen / und Demant-hart / will man dir stören deine Ruh. Laß Gottes Wort und süsse Gnaden in dich treuffen. Der Gierden-Sitz / das Herz / schließ' durch Entschliessung zu: daß nicht hinein die Erden-Bitterkeiten rinnen. die köstlich Ruh' / ist dann dein Perlen-Zier und Pracht: die wirstu durch so kluges Kunst-Beginnen gwinnen. HERR / gibe du zum Willen Krafft und Würckungs Macht.