18. Auf das widerwärtige Unglück 1. Ach du feindseeliges Unglück! bliebstu doch nur ein mal zu rück! wilst unaufhörlich mich begleiten? ich reiß hinab / ich zieh' heraus / so verunlustigst meinen Lauff / bist mir verdrüßlich auf der Seiten. Ach backe dich / du nimmer-froh / quäl mich nicht alleweil also! 2. Geschworne Feindin meiner Ruh / Gesundheit / Ehr' und Freud dazu! du Feindseeliger Tugend-Schatten! du Höll-verfluchtes Weißheit-Gifft / das tausend Widerstand anstifft! wie kan sich Liecht mit Dunklen gatten? die Tugend ist ein Demant-Stein / muß Unglück-schwärz umschmelzet seyn, 3. Verdunklerin der hellen Sonn / verleiterin der Freud und Wonn / die keusche Weißheit pflegt zu geben! du Gall im Zucker-süssen Safft / den schöne Wissen schafft verschafft! du Tod dem Tugend-Helden-Leben! und wär dirs noch ein Höllen-Pein / muß Tugend doch geliebet seyn! 4. Der schönen Jugend böse Pest / die Thränen / Mark und Blut auspresst! du Schwindsucht aller Schönheit Gaben! du Fieber stäter Furcht und Angst! du Thier / daß du mich nicht vorlangst hast in das todten-Reich begraben? du Seuffz-und Thränen-Wassersucht! ach nimm doch nur einmal die Flucht! 5. Bin ich denn dein erwählter Zweck / daß du so gar nit wilthinwegk? hast zu dem Quäl-Ziel mich erkohren? so sey dir offner Krieg und Streit und Muhts-Unüberwindlichkeit! bey mir hinfüro stäts geschworen. die Tugend / wann ich recht betracht / im Unglück sich recht glänzend macht. 6. Kein Hercules ist / der nicht schlägt der Hydren Köpff' / und sie erlogt. die Unthier seyn darum auf Erden / daß Tugend / Stärk und Dapfferkeit / nach Sieg-geendtem Helden-Streit / in aller Welt gepriesen werden. Also verhoff' ich / mit der weil / von dir / Unglück / ein Ehren-Seul.