24. Uber Die Göttliche Gnadenbeglückung / die alles Leid in Freud verkehret 1. Du Himmlisches Sion! wann werd ich dich sehen? wann werd' ich zu deinen Pracht-Thoren eingehen? ach Jesu / mein Bräutigam / ruffe mir schier: ich warte mit sehnender Herzlicher Gier. Ich hab mir erlesen das Himmlische Wesen / auf dieses mein Geist sich einig befleist. 2. Du schöneste Schönheit der Tugenden Tugend! ich opffer dir meine frisch-blühende Jugend. Dein Gnaden-Besafftung sie süssest bethau / daß Wunder-Frücht frölichst in solcher man schau. Muß ich schon vermeiden die Irdischen Freuden: Rauch / Schatten und Wind dieselben nur sind. 3. Herz-herrschende lieblich doch heimliche Wonne / hell-strahlend doch Augen-unsichtbare Sonne / du starke Bewegung / doch leiseste Stärk / in mir selbst geschehnes doch wunderlichs Werk / mit Freuden empfunden / erstaunend gebunden! ich weiß / und weiß nit / was / wie mir geschicht! 4. Auf heisseste Herzens-Angst / kühle Erquickung! auf rollen des Donnern / der Sonne Anblickung! in mitten des Schiffbruchs / den Hafen ersehn! das heisset / aus Stixen zu Tithons Thron gehn! das Hönig aus Gallen / aus Düsterkeit Strahlen / aus Steinen wird Safft erwecket mit Krafft. 5. Ein Wunder-Wind / wendet und lendet die Pfeile vom Aehrenen Ziele / zur Flammen-Geist-Seule. Die Menschen besinnen / bedrängen und plagen: doch gehet es endlich nach Gottes behagen. Sie brennen und pressen / vor drohen schier fressen: doch gwinnet das Feld der Himmlische Held. 6. Ihr Leschungs-Wind / muß mir mein Feuer aufblasen. Ihr Würckung / verschlinget ihr eigenes Rasen. Der Widerstand selber / befördert zum Ziel. So leise / so weise ist Gottes Rath-Spiel. Laß rollen / laß prallen / laß knallen und fallen! der Wolken Glaß / bricht der Sonne Gold nicht. 7. Trotz / Vngelück / rühr mich! ich sitze / beschirmel. Die Göttliche Gnaden-Hand selber dich stürmet. Du woltst mich verbrennen: der Himmel sagt / nein? du solt ein belebendes Phönix-Feur seyn. Gott kan es verdrehen / und machen aufgehen die Sonne vom Nord / es ist um ein Wort.