45. Auf die blühenten Bäume 1. Ach du schönes weisses Feld / aller Jubel-Vögel Zelt / Frülings-Flor und Chor der Sänger / Himmel der spatzieren-Gänger! ich kan unterlassen nicht dir zu richten meine Pflicht. 2. O du schöner Perlen-Baum / die halb aufgeschlossen kaum! Zephir-Zucker / Schnee vom Biesen! Gipffel-Lilgen / Stamm-Narcissen! alle Gleichnus gleicht dir nicht: deine Zier viel höher sticht. 3. Schlossen-weisse Hoffnungs-Heerd / die berühret keine Erd! Schwanen-Schaar / die nicht in Seen / sondern auf den Aesten stehen / du lobst / ohne Zung' und Mund / unsern Gott aus innern Grund. 4. Kreiden-weisses Blüh-Papier! auf dich wird / des Schöpffers Zier / sich / durch schwarze Kirschen / schreiben / und die Süssheit einverleiben. Jedes Blätlein / ob schon stumm / laut bekennet seinen Ruhm. 5. Meine Feder schwinget sich / setzte dieses Lied in dich. Gottes Ruhm soll / durch mein schreiben / ewiglich in dir verbleiben / in dir in die Fruchtverkehrt: daß der Höchste werd geehrt. 6. Lob sey hier der Blüte Stern; Ruhm und Preiß / der Kirschen Kern: daß daraus ein Stamm aufschiesset. aus der Dankbarkeit entspriesset alles Segens Safft und Krafft; sie erweicht den Gnaden-Safft. 7. Weis' und weisse Kunst-gespunst / klares Stern-Geweb' und Kunst! Schleyer / dessen zarten Faden spunnen Göttliche Genaden! mich ergetz dein Blühgestalt / biß dich Gott mit Früchten mahlt.