Galorin und Malwine ein Rittergedicht in Gesängen O Krieges Muse, stimme mir die Leier, Die sonst von Scherz und Liebe nur erklang, Zum freien Ton der Ritterabenteuer Und leite meinen schwankenden Gesang. Die Muse ruft der Sänger von Achilles Grimme Und heutgen Tags mit lauter Stimme Zur Wehemutter mancher Dichter, wenn er kreißt, Doch wie uns die Erfahrung weist, Bemühet mancher sie von ihrem Wolkensitze Und stellet sie an seines Werkes Spitze Und meldet uns mit gräßlichem Geschrei, Daß sie die Mutter seines Sohnes sei, Da doch das Kind die göttliche Gestalt der Muse Und ihre holden Züge so erreicht, Wie Anadyomene der Meduse, Die Eule einem Schwane gleicht. Die Muse will ich nicht bemühn. Mein sei die Ehre, Die dies, mein erstgebornes Söhnchen, sich erwirbt, Und wenn es auch schon in den ersten Wochen stirbt, Und wenn sein Los auch Schande wäre, So komm auch diese über mich. Wie Zeus getan, Will ich aus meinem eignem Haupt gebären. (Lest nur die Mythen nach und euern Lucian. Dort werdet ihr es deutlich hören, Wie der geplagte gute Mann, Um eines unerbittlichen Schicksales Willen Mit einem Male zu erfüllen Und auch zugleich die Stimme seiner Herrschergrillen Und Herrscherfurcht zu stillen, Obgleich der Schritt ihn sehr betrübte, Die holde und schon schwangere Geliebte, Mit Schmerz und Tränen, aber doch verschlang, Wie seinem Haupte dann die schöne Mit Speer und Schild bewaffnete Athene, Die ewig keusche, hehr entsprang, Und wie das alles heißt, was die Poeten singen. –) Mag auch der Kritiker und Kritikaster schrein, So soll doch meinem Haupt ein Kind entspringen: Zwar keine Pallas soll es werden, nein, So mein ichs nicht. Bin ich doch auch kein Zeus, so ein Gesundes starkes Kind soll es nur sein, Nur zur Geburt soll mir die Muse Beistand leihn, Um den ich sie im ersten Vers gebeten, Denn zum Erzeugen hab ich ihrer nicht vonnöten. – Doch ho, was hör ich dort in jenem fernen Haine Für ein betäubendes Geschrei, Ha, laßt uns sehen, was es sei. Beleuchtet von der Luna falbem Scheine Tobt dort der Kampf von ein Paar wackren Rittern. Seht, jeder spornt sein schaumbedecktes Roß Und sprengt voll Mut auf seinen Gegner los. Jetzt treffen sich die Speere, keiner wankt dem Stoß Des Gegners, doch die starken Lanzen splittern. Nun springt ein jeder von dem Pferd, Legt seine tapfre Hand ans Schwert Und reißt die spiegelhelle scharfe Schneide, Erhitzt von Kampfgier, aus der glatten Scheide. Im hellen Strahl des Mondes glühn Die Schwerter, und die schweren Hiebe rasseln Hernieder, daß die Funken sprühn, Und Helm und Panzer prasseln. Wie wenn ein Fels im tiefen Meere, Wenn ihn die tolle Flut Mit schrecklich aufgeregter Wut Umbrüllt, auf seine Schwere Und seine Festigkeit, die ihn bisher geschützt, Mit stillem Hohn und Trotz gestützt, Der regen Wellen Ungestüm verlachet Und sich für unbesiegbar hält, Doch endlich, untergraben, wankt und krachet Und donnernd in die bodenlose Tiefe fällt, Vom Zorne des ergrimmten Ozeans bezwungen, So fühlt der Ritter einer sich umschlungen Von seines Gegners starkem Arm, zwar wehrt Er sich verzweiflungsvoll mit Dolch und Schwert, Doch seines Gegners Eisen schmettert nieder Aufs welke Haupt, er hebt zum Gegenhieb die Hand, Doch ihren Dienst versagen ihm die matten Glieder, Er sinkt entkräftet in den Sand. Entflammet von der Rache lohen Zunder, Enthelmt der Sieger des Gefallnen Haupt, und ha, Welch unerhörtes Wunder! Statt eines Ritters liegt ein Mädchen da! Ihr Haupt – von blonden Locken rings umflossen, Ruht auf der stahlbedeckten Hand, Das schöne große Aug geschlossen, Liegt sie betäubt im harten Sand. ...