Der Liebesgarten Wenn Nachts der freundliche Schlummer Die silbernen Fäden webt, Da trägt es mich flugs in ein Gärtchen, Wo Liebe nur schafft und webt. Drin grünet manch seliges Plätzchen, Drin blühet manch lieblicher Strauß; Da pfleg' ich mein friedliches Gärtchen Und schmück' es gar sorglich aus: Mit Freuden und Leiden der Liebe, Bis der purpurne Morgen kam, Doch nicht mit all' meinen Freuden Und nicht mit all' meinem Gram! Denn würde zur farbigen Blume Jedweder selige Traum, Für all' die Blüthen und Blumen Wär' in dem Gärtchen nicht Raum. Und fiele gar jegliche Thräne Als Thau auf die Fluren schwer, Bald sähe man statt des Gärtchens Ein blitzendes Perlenmeer. Und lächelten Blicke der Liebe Als Sonnen von Himmelshöhn, Bald glänzten aufs Gärtchen mehr Sonnen, Als Halme auf Wiesen stehn. Und flatterte jegliches Küßchen Als farbiger Schmetterling, Bald blühten zu wenig der Blumen Den Faltern im Gartenring. Doch trübte jeglicher Zwiespalt Als Wolke der Sonnen Schein, Traun, oben am Himmel blieb' es Wohl ewig heiter und rein. Und wüchse jegliche Untreu Des Liebchens als Schierlingskraut, Ich hätte die Schierlingsstaude Im Gärtchen noch nie erschaut. So träum' ich mir Nachts mein Gärtchen Aus der Liebe Freuden und Gram; Wie anders doch ist es zu schauen, Wenn wieder der Morgen kam! Die Falter sind all' entflogen, Die Sonnen sind alle verglüht, Die seligen Plätzchen verschwunden, Die Blumen versengt und verblüht. Der einzige Thau sind die Thränen; Der Schierling das einzige Grün, Und über erstorbenen Keimen Ziehn düstere Wolken dahin.