8. »Gebt mir ein Buch! – Sie wollen kein's mir gönnen! So mag mein Aug' im Buch des Himmels blättern, Das dem Gefangnen sie nicht rauben können, Und lesen, Herr, in deinen ew'gen Lettern! Ich seh' den Aether rein und leuchtend blauen Und seh' das Abendroth in Flammen zittern, Draus mild der Englein Thränen niederthauen, Ich seh's, – doch aus des Kerkers Eisengittern. Seh' ziehn die Wolke mit der Brust voll Segen, Des Mondes Kahn im Meer der Nächte prangen, Die Sterne sich im goldnen Wirbel regen, Ich seh's, – doch durch des Kerkers Eisenstangen. Ich seh' die Morgenwolke leuchtend steigen Und mitleidvoll der Rosen Bild und Reize, Die längstentbehrten, meinem Auge zeigen! Ich seh's, – doch durch des Gitters eh'rne Kreuze. Ich sah die Wetter, die nun ausgestritten, Ich seh' den Regenbogen stammend schweben; Des Himmels lichter Grund doch ist durchschnitten, Ach, von des Kerkergitters schwarzen Stäben! Da dünkt es mich, im Buch des Himmels wären Die schönsten Stellen, heiligsten Legenden, Des Friedens und der Liebe Gotteslehren Mit schwarzem Strich durchkreuzt von Menschenhänden.«