5. Ihr meine Grüße, fliegt, Sturmvögeln gleich, Weit übers Meer! Senkt auf die Gipfel euch Der Alleghany, wo ihr schauen mögt Das Haus im Thal, das meine Liebe hegt. Des alten Pflanzers Häuschen, schmuck und blank, Vor dessen Thor auf weicher Rasenbank Vereint wir saßen einst, und meine Hand Des Waldes Blumen ihr zu Kränzen band. Ihr Haupt lag in des greisen Vaters Schooß, Deß Silberhaar auf ihre Locken floß, Wie nieder zu des schönen Saatfelds Gold Ein Wasserfall die weiße Schaumfluth rollt. Wie ihre Augen, Sonnen im Azur, Geglänzt ob ihrer Wangen Rosenflur! Des Alten Blick' ein hütend Wächterpaar, Daß ja kein Leid den Rosen widerfahr'! Als Adler wiegten meine Augen schnell Sich über Saatgold, Rosenflur und Quell, Doch flogen stets sie wieder ohne Ruh Nach Adlerbrauch den beiden Sonnen zu! Da sprach die Liebste: O erzählt mir fein, Was für ein Ding mag eine Krone sein? Ob sie so schlimm, wie du, mein Vater, klagst? Ob sie so schön, wie du, Geliebter, sagst? Der Alte sprach: Einst unheilschwanger stand Die Krone als Komet ob unsrem Land; Die Wiesen dorrten, Saaten sengte Reif, Das Gräßlichste war des Kometen Schweif! Ich sprach: Die Sonne ist des Himmels Kron'; O sieh, welch Glanz ausströmt von ihrem Thron! O sieh, wie reich ihr Unterthan, die Welt, In Blumen, Korn und Laub voll Segen schwellt! Er sprach: Da galt es die Gigantenschlacht! Der Pelion wieder auf den Ossa kracht! Mit Pfeif' und Trommel lustig himmelan Stürmt der Gigante Yankee-Jonathan! Ich sprach: Sieh dort der Berge Königsschaar, Gekrönt mit Sonnengold das dunkle Haar! Sieh hier gekrönt mit Laub der Cedern Schaft, Denn Kronen sind das Erbe ja der Kraft! Er sprach: Den Unstern packt beim Zopf der Held, Juchhei! und schleudert ihn hinab aufs Feld, Daß er in Splitter stob, der Felsen klang! Ein Splitter, ach, mir an den Schädel sprang! Ich sprach: Wie strahlt in fürstlich reicher Pracht Der Mond als Kronendiadem der Nacht! Das Haupt der Rose schaukelt eine Kron'! Denn Kronen sind der Schönheit Siegeslohn. Er sprach: Frei ist das Land! Nur manchesmal Mahnt mich der Krone dieser Narbe Qual, Der Kron', die weit jetzt über'm Meeresraum Fortblüht, für uns ein fremder Auslandsbaum! Ich sprach: Sieh hier, von Blüthenfüll' umdrängt, Den Tulpenbaum, mit Kronen ganz behängt, Dastehn als Christbaum für ein Königskind, Da Kronen ja Geschenk der Liebe sind! Er sprach: Des Volkes hoher Geist wird sein Der schöne Herbst mit klarem Sonnenschein, Der einst hinweg, wie welke Blumen, rafft Die letzte Krone manchem stolzen Schaft! Ich sprach: Die Liebe kommt als Frühling drauf Und weckt vom Winterschlaf die Blumen auf Und bringt zurück die Blüthen jedem Schaft, Die Kronen auch der Schönheit und der Kraft! So sprachen wir, indeß der Liebsten Haupt Längst meiner Blumen Krone reich umlaubt, Die arge Kron', gen die der Vater focht, Die schöne Kron', die der Geliebte flocht! Noch glüht die alte Wund' im Schmerzenbrand! Vor dem Rebellen doch, dem greisen, stand Sein Kind, gekrönt als Kön'gin, zu empfahn Die Huldigung vom treu'sten Unterthan.