Mannesthräne Mädchen, sahst du jüngst mich weinen? – Sieh, des Weibes Thräne fließt Wie der klare Thau vom Himmel, Den er auf die Blumen gießt. Ob die trübe Nacht ihn weinet, Lächelnd ihn der Morgen bringt, Stets nur labt der Thau die Blume Und sie lebt ihr Haupt verjüngt. Doch es gleicht des Mannes Thräne Edlem Harz aus Ostens Flur, Tief ins Herz des Baums verschlossen, Quillt's freiwillig selten nur. Schneiden mußt du in die Rinde Bis zum Kern des Marks hinein, Und das edle Naß entträufelt Dann so golden, hell und rein. Bald zwar mag der Born versiegen, Und der Baum grünt fort und treibt, Und er grüßt noch manchen Frühling, Doch der Schnitt, die Wunde – bleibt. Denke, Mädchen, jenes Baumes Auf des Ostens fernen Höhn; Denke, Mädchen, auch des Mannes, Den du weinen einst gesehn.