Rosenhaida's Untergang Das Dörflein Rosenhaida Lag mitten im Wiesengrün, Viel duftige, glühende Rosen Sah man auf der Wiese blühn. Da kam einst aus dem Dorfe Ein dicker Bauersmann; Er wetzte seine Sense Und hub zu mähen an. Er mähte Gras und Rosen, – O laß die Rosen verschont! Bedenke, daß dahinter Gar oft die Schlange wohnt! Er mähte Gras und Rosen, Da zischte die Schlang' auf ihn, Ihr Gift traf ihn zu Tode, Zur Erde taumelt er hin. Der Pfarrer von Rosenhaida, Mit Stol' und Chorgewand, In heiligem Seeleneifer Kam schnell herbeigerannt. Ach, wie die Stirn ihm triefet! Ach, wie sein Athem keucht! Er rennt durch Dorn und Stoppeln, Sinkt um, stöhnt und erbleicht. Die Bauern von Rosenhaida, Die liefen eilig herbei Und taumelten vor Schrecken Zu Boden nach der Reih'. Die Wittwen zu Rosenhaida, Die weinten Tag und Nacht, Bis sie der Todesengel Zu ihren Männern gebracht. Die Waisen zu Rosenhaida, Die rangen die Händlein drob, Bis sie der Vater der Waisen Zu sich empor auch hob. Der Küster von Rosenhaida Sang nun ihr Seelenamt, Bis ihm vom vielen Singen Zuletzt die Lung' erlahmt. Als er's dem Letzten gesungen, Ging ihm der Athem aus; Wer wird ihm seines singen, Wer bringt den Alten nach Haus? Es blieb der Todtengräber, Doch der kam nun ums Brod; Verloren alle Kunden! Da starb er den Hungertod. Oed' ist's in Rosenhaida, Wüst stehn die Häuserreihn, Die Mauern brechen zusammen, Die Dächer stürzen ein. Gemähte Rosen haben Solch Unheil einst gebracht; – Ihr, die ihr mäht auf Wiesen, Gebt auf die Rosen Acht! Nun trauert Rosenhaida In Schutt und Trümmern dort, Doch auf der Wiese draußen Blühn lustig die Rosen fort.