Im Schlitten 1. Durch das Schneefeld schießt mein Schlitten Im Geschmeid des Tigerfells, Raschen Flugs vorüber glitten Burg und Weiler, Busch und Fels. Lenz in Blumen, Herbst in Reben, Sommer du im Garbenkranz, Was ist eure Schönheit neben Einem Wintertag in Glanz! Wie versinkt die bunte Kleinheit Vor so schlicht erhabner Pracht! Er vermählt das Weiß der Reinheit Mit dem Hermelin der Macht. Seine Lagerzelte glänzen, Die Gebirge, weit im Kreis; Bis an seines Reiches Grenzen Schimmert nur dieß stolze Weiß. Wald und Strauch in Silberflocken, Welch ein Hofstaat reich und steif! Weiße Schleier auf den Locken Und im Haar des Puders Reif; Zarte Flöre, krause Spitzen Schmücken zierlich das Gewand, Spangen flimmern, Nadeln blitzen, Funkelnd sprüht der Diamant. Wintersonn' in eis'ger Klarheit Streut aufs All ihr kaltes Licht, Rein wie eine goldne Wahrheit, Glänzend zwar, doch wärmend nicht. Sorglich hält die Feuerbolzen Noch im Köcher sie bewacht, Daß nicht allzuschnell geschmolzen Winters Herrlichkeit und Macht. Sein Gesetz ist Ruhn und Schweigen, Das er eisern strenge hält, Und kein Vogel pfeift in Zweigen Und kein Pflüger singt im Feld. In das Mühlrad, das noch rollte, Greift er mit kristallner Hand, Und den Bach, der murmeln wollte, Hält im Fall er festgebannt. Durch die feierliche Runde Geht ein Hauch von Majestät, Der das Lied verbannt vom Munde Und ihn weiht zum Festgebet. Nur der Grund im Schlittengleise Tönt von lieblich leisem Klang, Gleich als tönte unterm Eise Der verbannten Blumen Sang. Auch mein Rößlein läßt nicht schweigen Die Musik im Schellenkranz, Stolzer trägt's sein Haupt zum Reigen, Zierlich wirft's den Fuß im Tanz. Und berauscht vom eignen Klingen Saust's in Trunkenheit dahin, Wie am Kastagnettenschwingen Sich entflammt die Tänzerin. Hier und dort wird von den Tönen Ein entschlummert Echo wach; Schläfrig, mit gutmüth'gem Höhnen Murmelt's das Geläute nach. – Jage, muntres Rößlein, jage! Holst doch nicht mein Sinnen ein, Das enteilt in ferne Tage, Das entflohn in Südens Hain; Wo die Lüfte lauer wallen, Wo die Sonne goldner glänzt, Wo die götterreichen Hallen Frühling schon mit Blumen kränzt.