Zwei Poeten Was des Volks voll Ohrenweide Auf Neapels Molo steht, Um den Mann im Narrenkleide, Himmelwärts sein Aug' verdreht! Wie aus der Tritonen Schlunde Dort am Marktplatz Well' auf Well', Sprudelt aus verzerrtem Munde Plätschernd ihm der Verse Quell: Und wie Brunneneimer fangen Deine Söhne, Lazarus, Seine Ritter, Zaubrer, Schlangen, Feen und Drachen vollen Guß! Doch mein Herz, fast will's ihn neiden, Grüßt ihn Bruder in Apoll! Ist's Ein Quell nicht, der in Beiden, Nur verschiedne Bahnen quoll? Wie die Schönheit seiner Glieder Durch die Lumpen des Gewands, So durch Fetzen seiner Lieder Leuchtet hell des Gottes Glanz. Während auf dem Polsterthrone Seines Munds Hanswurst sich dehnt, Und als echter Lazarone Maccaronensold ersehnt; Seh' ich um die Stirn' ihm rinnen Jovis Wetterleuchten bald, Seine Blick' als Adler minnen Mit dem schönsten Lorbeerwald. Voll von Helden, Wundern, Sagen Sieht er rings die weiße See Gleich dem Buche aufgeschlagen Einer Riesenepopee. Und des Golfs Gestade dehnen Blüthenvoll sich um die Fluth Wie ein Kranz, der, es zu krönen, Auf dem Buch des Meisters ruht. Der Vesuv dort scheint ein Dichter, Ganz von Christi Thrän' erglüht, Dem aus trunknem Mund ein lichter Flammendithyrambus sprüht! Lieder, Bilder, Reim' umklingen Um und um dich, mein Poet, Brauchst vom Blatt nur abzusingen, Was schon rings geschrieben steht. Jedes spröden Reimes Hallen Macht des Meeres Rauschen gut: Doch auch Perlen, dir entfallen, Schnell verschlingt sie, ach, die Fluth! Lauschend hält dich Volk umfangen, Elend in dem hohlen Blick, Hungers Furchen in den Wangen, Last der Knechtschaft im Genick. Um jed' Antlitz um die Wette Breitet Lächeln jetzt sich aus, Das aus seinem Furchenbette Selbst den Hunger wirft hinaus! O wie gut dieß heil'ge Lächeln Dem zerlumpten Bettler steht, Wie vom Mast der Flagge Fächeln Das zerschellte Wrack umweht! Wie von blitzzerspellten Bäumen Noch ein grünes Zweiglein bebt; Wie ob schwarzen Brandesräumen Eine Schwalbe gastlich schwebt! Wie ein spielend Kind am Rücken Einer schlummernden Hyän, Traun, daß fast ich zu erblicken, Orpheus, deine Wunder wähn'! Sinnend senkt mein Aug' sich nieder, Mich berührt des Gottes Hauch! Feiert je ihr, meine Lieder, Solchen Sangtriumph wohl auch? Wenn ich's je bedauern lerne, Daß kein eigner Kranz mich schmückt, Ist es dann, wenn ich ihn gerne Auf ein würd'ger Haupt gedrückt.