Eine persische Erzählung Rasend am Altar des Feuers Ormuzd Priester war geworden; Aber als der Morgen helle Gülden aus dem Osten blickte, Kehrte Ruh in seine Seele. Laut rief er dem Opferknaben: »Siehe wie der Morgen pranget. Licht hat endlich obgesieget, Siegend werden nie zur Erde Wieder sich die Schatten senken.« Trost erfüllet sprachs der Alte, Kniete nieder am Altare, Betend auf zum Gott de Lichtes Preißend ihn, des frohen Sieges, Angethan in hellen Kleidern Zwölf der Stunden täglich feiern. Aber als die Zwölf im Weste Trübe sich begunt zu färben, Leis verglomm im Abendstrahle, Ormuzd Priester ward da stille, Sorgend blickt er auf zum Himmel Forschend was die Zeit gewähre. – Dunkel kam heran geschritten, Zagend streift es, blaß und ängstlich, Muthig ward's dann, dehnt sich mächtig, Wuchs und deckt mit Riesengliedern Siegreich bald die niedren Thäler, Reiht sich um den Stern des Tages, Drängt ihn hastig hin zum Weste. – Ormuzd Priester rief der Sonne, Tapfer sich im Kampf zu zeigen, Heftig rief er, Wahnsinn betend. Aber das Gestirn des Lichtes Bettet sich im Weste stille. Rasend, zitternd, sah's der Alte Raffte sich empor vom Boden Eilte nach dem nahen Meere. – Glänzend aus der Fluthen Spiegel Luna kam heraufgeschritten; Feucht ihr Haar, vom Meer noch träuflend, Thaubeglänzet ihre Wange, Blickte sie zur Erde nieder. Da ergrimmte Ormuzd Priester, Nahm den Bogen, nahm die Pfeile, Eilte zu des Felsen Gipfel, Achtet nicht der schroffen Höhe, Drunten nicht des Meeres Brausen, Nimmt der Pfeile schärfsten, zielet Hoch zum Mond, dem Herz der Nächte; Schwirrend reißt ihn da die Senne Seines Bogens hin zur Tiefe, Sterbend büßt er sein Erkühnen. – Mitleidsvoll ihm Mitra lächlet; Aber gütig nimmt das Dunkel Auf in seinem heil'gen Schooße Freundlich den verirrten Kranken, Daß im Arm der Mitternächte Schweren Wahnsinns er genese.