[Einstens lebt ich süßes Leben] Einstens lebt ich süßes Leben, denn mir war, als sey ich plötzlich nur ein duftiges Gewölke. Uber mir war nichts zu schauen als ein tiefes blaues Meer und ich schiffte auf den Woogen dieses Meeres leicht umher. Lustig in des Himmels Lüften gaukelt ich den ganzen Tag, lagerte dann froh und gaukelnd hin mich um den Rand der Erde, als sie sich der Sonne Armen dampfend und voll Gluth entriß, sich zu baden in nächtlicher Kühle, sich zu erlaben im Abendwind. Da umarmte mich die Sonne, von des Scheidens Weh ergriffen, und die schönen hellen Strahlen liebten all und küßten mich. Farbige Lichter stiegen hernieder, hüpfend und spielend, wiegend auf Lüften duftige Glieder. Ihre Gewande Purpur und Golden und wie des Feuers tiefere Gluthen. Aber sie wurden blässer und blässer, bleicher die Wangen, sterbend die Augen. Plötzlich verschwanden mir die Gespielen, und als ich traurend nach ihnen blickte, sah ich den großen eilenden Schatten, der sie verfolgte, sie zu erhaschen. Tief noch im Westen sah ich den goldnen Saum der Gewänder. Da erhub ich kleine Schwingen, flatterte bald hie bald dort hin, freute mich des leichten Lebens, ruhend in dem klaren Aether. Sah jetzt in dem heilig tiefen unnennbaren Raum der Himmel wunderseltsame Gebilde und Gestalten sich bewegen. Ewige Götter saßen auf Thronen glänzender Sterne, schauten einander seelig und lächelnd. Tönende Schilde, klingende Speere huben gewaltige, streitende Helden; Vor ihnen flohen gewaltige Thiere, andre umwanden in breiten Ringen Erde und Himmel, selbst sich verfolgend ewig im Kreise. Blühend voll Anmuth unter den Rohen stand eine Jungfrau, Alle beherrschend. Liebliche Kinder spielten in mitten giftiger Schlangen. – Hin zu den Kindern wollt ich nun flattern, mit ihnen spielen und auch der Jungfrau Sohle dann küssen. Und es hielt ein tiefes Sehnen in mir selber mich gefangen. Und mir war, als hab ich einstens mich von einem süßen Leibe los gerissen, und nun blute erst die Wunde alter Schmerzen. Und ich wandte mich zur Erde, wie sie süß im trunknen Schlafe sich im Arm des Himmels wiegte. Leis erklungen nun die Sterne, nicht die schöne Braut zu weken, und des Himmels Lüfte spielten leise um die zarte Brust. Da ward mir, als sey ich entsprungen dem innersten Leben der Mutter, und habe getaumelt in den Räumen des Aethers, ein irrendes Kind. Ich mußte weinen, rinnend in Trähnen sank ich hinab zu dem Schooße der Mutter. Farbige Kelche duftender Blumen faßten die Thränen, und ich durchdrang sie, alle die Kelche, rieselte Abwärts hin durch die Blumen, tiefer und tiefer, bis zu dem Schooße hin, der verhüllten Quelle des Lebens.