An Leonoren Mein Kummer weint allein um dich, Mit mir ist's so verloren, Die Umständ überweisen mich, Ich sey zur Noth gebohren. Ach, spare Seufzer, Wuntsch und Flehn, Du wirst mich wohl nicht wiedersehn Als etwan in den Auen, Die Glaub und Hofnung schauen. Vor diesem, da mir Fleiß und Kunst Auf künftig Glücke blühte Und mancher sich um Günthers Gunst Schon zum Voraus bemühte, Da dacht ich, wider Feind und Neid Die Palmen der Beständigkeit Mit selbst erworbnem Seegen Dir noch in Schoos zu legen. Der gute Vorsaz geht in Wind; Ich soll im Staube liegen Und als das ärmste Findelkind Mich unter Leuten schmiegen. Man läst mich nicht, man stöst mich gar Noch stündlich tiefer in Gefahr Und sucht mein schönstes Leben Der Marter preiszugeben. So wird auch wohl mein Alter seyn; Ich bin des Klagens müde Und mag nichts mehr gen Himmel schreyn Als: Herr, nun las im Friede! Kraft, Muth und Jugend sind fast hin, Daher ich nicht mehr fähig bin, Durch auserlesne Sachen Mir Gut und Ruhm zu machen. Nimm also, liebstes Kind, dein Herz, O schweres Wort, zurücke Und kehre dich an keinen Schmerz, Womit ich's wiederschicke; Es ist zu edel und zu treu, Als daß es mein Gefehrte sey Und wegen fremder Plage Sein eignes Heil verschlage. Du kanst dir durch dies theure Pfand Was Köstlichers erwerben, Mir mehrt es nur den Jammerstand Und läst mich schwerer sterben; Denn weil du mich so zärtlich liebst Und alles vor mein Wohlseyn giebst, So fühl ich halbe Leiche Auch zweyfach scharfe Streiche. Ich schwur vor diesem: Nur der Tod, Sonst soll uns wohl nichts trennen; Verzeih es jezo meiner Noth, Die kan ich dir nicht gönnen; Ich liebe dich zu rein und scharf, Als daß ich noch begehren darf, Daß Lorchen auf der Erde Durch mich zur Wittwen werde. So brich nur Bild und Ring entzwey Und las die Briefe lodern; Ich gebe dich dem ersten frey Und habe nichts zu fodern. Es küße dich ein andrer Mann, Der zwar nicht treuer küßen kan, Jedoch mit größerm Glücke Dein würdig Brautkleid schmücke. Vergiß mich stets und schlag mein Bild Von nun an aus dem Sinne; Mein leztes Wüntschen ist erfüllt, Wofern ich dies gewinne, Daß mit der Zeit noch jemand spricht: Wenn Philimen die Ketten bricht, So sind's nicht Falschheitstriebe, Er hast sie nur aus Liebe.