[Wir, Phoebus und die Musenschaar] Zettrizischer Lossagungsbrief. Wir, Phoebus und die Musenschaar, Bekennen hiermit ofenbahr, Wo noth, vor all- und jeden Ständen, Daß unser junger Zettriz frey Und weiter nicht gehalten sey, Mit Paucken längre Zeit als Lehrling zu verschwenden. Wir zeugen mehr aus Recht als Gunst, Daß er in dieser Heldenkunst Den grösten Vortheil weggetragen Und würdig wäre, dem Eugen, Vor welchem Hahn und Hund nicht stehn, Den stärcksten Siegesmarch bey Belgrad vorzuschlagen. Calliopens Trompetenschall Liebt seiner Schlägel Wechselfall Und spielt mit Lust zu ihrem Springen, Die Nymphen um den Boberstrand Bewundern die geschwinde Hand Und hören ihre Kraft durch Wald und Ufer dringen. Nun, weil es oft gebräuchlich ist, Daß, wo man einen Lehrbrief list, Die ehrliche Geburth sich zeige, So schwören wir hier mit Bedacht, Daß ihn ein Haus hervorgebracht, An dem die Tugend sieht, wie hoch ihr Adel steige. Des Vaters Amt, Verstand und Ruhm Schmückt seines Schildes Alterthum Mit neuem Werth und frischen Kränzen, Der Mutter Schönheit, Blut und Wiz Baut ihrer Tugend da den Siz, Wo Damen seltner Art am Ehrenhimmel glänzen. Wie nun kein Löw ein Schaaf gebiehrt, Kein Pilz Orangenbäume ziert Und Adler blos von Adlern kommen, So zeigt auch dieser unser Sohn An Mienen, Neigung und Person, Von wem sein muntrer Geist das Feuer angenommen. So wie die helle Morgenzeit Den schönsten Mittag prophezeit, So will auch schon sein Fleiß und Spielen, Das mehr galant als kindisch ist Und Maas und Wohlstand nicht vergißt, Auf Thaten voller Ruhm des reifen Alters zielen. Daher bedencken wir uns nicht, Ihm, wo und wenn ihm was gebricht, Carls Schuz und Gnade wahrzusagen; Wir bürgen selbst vor seine Treu, Sie werde, gehn zehn Jahr vorbey, Sich vor das Vaterland mit Stahl und Feder wagen. Doch überhaupt empfehlen wir Ihn und sein Alter, Pallas, dir: Entdeck ihm alle Weißheitsschäze Und führ ihn auf der Ehrenbahn Nach seines Vaters Beyspiel an, Damit des Landes Heil ihm einst ein Denckmahl seze. Nach diesem stähl ihm Mars den Muth Und führ ihn zwar nicht ohne Blut, Doch ohne Fall durch Dampf und Blizen. Ich seh bereits sein siegreich Pferd Mit Beute, Staub und Lob beschwert Ost- oder westwärts her auf seiner Rückkunft schwizen. Du aber, Venus, solst zulezt Ihm alles, was nach Müh ergözt, In deiner Wollustmuschel reichen. Du liebst so gut Musick als Wein, Drum flöß ihm einst den Handgrif ein, Im Tempel deiner Lust die Saythen wohl zu streichen. Ja, wirf ihm dann bey Scherz und Ruh Die beste Violine zu, Da wirstu Wunder sehn und hören; Da wird er als ein danckbar Gast Die schönste Nymphe, so du hast, Den Würbel künstlich drehn und Paucken tragen lehren. Von jedem bitten wir dabey, Von was vor Stand und Würd er sey, Er woll ihm Lieb und Ehr erweisen Und seine wohlerlernte Kunst Nach Mögligkeit mit Rath und Gunst Geheim und öfentlich zu seinem Glücke preisen. Sind Köpfe von der Thorenzunft, Die uns aus Neid und Unvernunft In dieser Bitte wiederstreben, Die sollen plözlich am Parnaß Wie mein Verächter Marsyas Das Fell vom Leibe ziehn und auf die Paucken geben. Den andern Monath nach dem May Sechs- und eilfhundert zwanzig zwey, Der Neumond hies gleich Margarethe, Der Phoebus und die Musenschaar, Von der vor diesmahl Canzler war Ein Mediciner und Poete. Mit eigner Hand auf meiner Stuben Schrieb ich als Zeuge Görge Dluben, Bestallter Musicus der Stadt, Die Land und Hut im Nahmen hat.