Als er zu sterben wüntschte Den 17. Jul. 1720. Schreib an und las dir dieses Licht Von nun an zum Gedächtnüß dienen! Ich bin ein Mensch und weis es nicht, Wo Kräuter meines Grabes grünen; Auch weis ich nicht den Augenblick, An dem mein Creuz und Ungelück Sich miteinander schließen sollen; Drum sprech ich dich noch, weil ich kan, Um dieses Freundschaftszeichen an: Erzehl einmahl der Welt, wie viel wir leisten wollen. Mein treu Gemüthe nehm ich aus, Sonst bin ich nicht mehr Ich zu nennen; Nun mag ich keinen Lorbeerstraus, Als den mir Baar und Freundschaft gönnen. Es komme, was die Schickung will, Ich halte wie ein Krancker still Und weis nichts mehr von meinem Leben. Die Seelenruh, der Weißheit Frucht, So ich in Wißenschaft gesucht, Die, sag ich, las ich mir von der Verzweiflung geben. Dich und noch wenig, ja, kaum drey Bedaur ich mit betrübten Herzen; Sonst breche Mond und Erd entzwey, Es dienet mir zum bittern Scherzen. Und wie ein großes Theil der Welt Mich unwerth, toll und schimpflich hält, So lach ich nunmehr aller Sachen, Sie seyn auch noch so klug, gelehrt, Schön, weise, reich und hoch geehrt, Und nichts als Spott und Haß weis meine Lust zu machen. Auch diese Zeilen ärgern mich; O könt ich doch nur nichts gedencken! Mein eignes Wesen martert sich. Ist Gott zu schwach, mir Trost zu schencken, O warum hat er mir ein Pfand Von Kunst und Weißheit zugewand? Ich kan es doch zu nichts gebrauchen. Hör, ewige Gerechtigkeit: Verdient mein Herz nicht gute Zeit, So las es auf einmahl in Rauch und Glut verrauchen. Weist du noch was von Fried und Ruh, So mach es dir bey Zeiten nüze; Das Glücke fährt oft blindlings zu Und raubt uns mit geschwindem Blize. Es geh auch, kan's nicht anders seyn, Mein Seegen und Gedächtnüß ein, Ich wüntsche ganz und gar zu sterben. Folgt dir nur, was mir hier gebrach, Von nun an zweyfach glücklich nach, So tröstet noch mein Freund mein gänzliches Verderben.