Am Feste des H. Brunonis Epistel Sir. XXXI. v. 8-11. Wohl diesem, deßen mäßig Herz Vor Gott bey Reichthum tauget Und deßen Golddurst nicht den Schweiß Verarmter Wittwen sauget. Wo wird ein Mann hierin bewährt Und ohne Fleck erfunden? Es wird ihm von der Billigkeit Ein Ehrenkranz gewunden. Er konte manchem Schaden thun Und hat es unterlaßen, Das Unrecht schlich ihm heimlich nach, Doch kont es ihn nicht faßen. Drum muß sein Gut auch stets bestehn, Da seiner Wohlthat Gaben Den Nachruhm aller Heiligen Zum Zeugnüß ewig haben. O unglücksvolle Fröhligkeit, Die blos vom Geld entspringet Und die ein niederträchtig Herz Ans Joch des Geizes zwinget! Wo dieser Satan wohnt und herrscht, Da liegt der Fluch im Kasten Und läst den stets gefangnen Geist Von Unrecht niemahls rasten. Begehrt man einen großen Schaz, So gebe man den Armen, Der Sünde steuret nichts so sehr Als Lieben und Erbarmen. Ein Scherf, der ihren Wuntsch verdient, Geht über Gold und Cronen, Worunter Furcht, Gefahr und Last Bey Pracht und Hoheit wohnen. Gewönn ein Mensch die ganze Welt, Was hülf es sein Gewißen, Wofern er sich nicht stets dabey Der Mäßigkeit beflißen. Ihr, die ihr glücklich wuchern wollt, Ach, wuchert mit der Liebe, Wo nicht, so wist, daß euer Gut Wie Spreu und Staub zerstiebe.