Leonore (Magdalene Eleonore Jachmann) Schweidnitz Juni 1714 – Wittenberg Juli 1716 Auf ein Mägdgen, so er einsmahls bey einem guten Freunde in der Nachbarschaft zum Fenster sah heraussehen Schweigt doch nur, ihr höhnschen Thoren, In der kühlen Dämmrungsstill, Da mein Herz vor Leonoren Seine Regung zeigen will, Weil sich ihrer Jugend Pracht Überall gefällig macht. Durch die Reizung ihrer Sitten Komm ich um den Freyheitsstand, Den mir manche schon bestritten, Aber keine noch entwand, Weil der Himmel ihrer Art Meine Liebe vorgespart. Ihrer Kleider nette Schwärze Zeigt mir ein vergnügtes Licht, Welches wie des Mondes Kerze Zärtlich aus den Wolcken bricht Und der Hofnung, die sie liebt, Einfluß und Ergözung giebt. Selbst die Schönheit vom Gemüthe Bricht durch Blick und Antliz vor, Und der Reden Geist und Güte Küzelt oft ein lauschend Ohr, Daß mich auch das Zusehn schmerzt, Wenn sie mit Gespielen scherzt. O wie seelig ist die Stunde, Da man, angenehmes Kind, Auf dem rosenvollen Munde Deines Herzens Huld gewinnt Und den Vorschmack jener Welt Selbst mit dir in Armen hält. Fliegt daher, ihr stillen Lieder, In die schöne Nachbarschaft Und bewegt die stillen Glieder Durch die Würckung starcker Kraft, Bis ein Traum von meiner Treu Leonorens Lustspiel sey.