Geistliche Oden über einige Sonn- und Festtage des sogenannten Christlichen Jahres des Herrn de Sacy Auf den XIV. Sonntag nach Trinit Epistel Gal. V. v. 16. etc. Im Geiste muß der Wandel seyn, Des Fleisches Lust zu meiden; Denn was dem Fleische wohlgefällt, Das kan der Geist nicht leiden. Die beide streiten allemahl, Drum brecht den eignen Willen; Der aber, den der Geist regiert, Darf kein Gesez erfüllen. Des Fleisches Werck ist ofenbahr Zanck, Zwietracht, Neid und Haßen, Zorn, Ehbruch, Unzucht, Kezerey, Mord, Trunckenheit und Praßen Und was noch mehr der Laster sind, Wovon ihr längst vernommen, Daß die, so solche Dinge thun, In Gottes Reich nicht kommen. Des Geistes Früchte sind Gedult Nebst Friede, Lieb und Güte, Ein freundlich, freudig, sanftmuthsvoll Und rein und keusch Gemüthe. Auf diese donnert kein Gesez: Die Christus Nahmen tragen, Bemühn sich, Fleisch und böse Lust Mit ihm ans Creuz zu schlagen. Der eußerliche Gottesdienst, Wozu wir uns bekennen, Ist in der That noch nicht genung, Daß wir uns Christen nennen. Das Wißen macht es auch nicht aus, Viel weniger das Hören: Der Wandel und die gute That Muß unsern Glauben lehren. Der Hochmuth stürzt uns in Gefahr, Der Neid muß Fluch gewinnen, Der Haß der Unversöhnligkeit Entspringt aus bösen Sinnen. Des Heilands Sanftmuth geht uns vor, Die Schwachen zu ertragen Und nicht bald, wenn der Nechste fällt, Zu richten und zu schlagen. So lang ein Mensch ein Mensch noch ist, So lange kan er fehlen: Drum darf sich keiner auf der Welt Zu den Gerechten zehlen. Ein jeder hat den Feind bey sich In eignem Busen stecken, Der kan ihn, eh er sich's versieht, Gar leicht im Falle strecken. Ein allzu starckes Selbstvertraun Ist stets ein Selbstbetriegen Und läst uns wie ein Irrlichtsschein Zulezt im Waßer liegen, Wenn späte Nachreu Thränen zeigt, Und wir mit Angst erfahren, Daß unserer Begierden mehr Als unsrer Kräfte waren. Ein Lehrer ist des Lohnes werth, Und wer zum Guten führet, Verdient gewis so vielen Danck Als wer ein Land regieret. Ein wohlgemeinter Unterricht Ist mehr als reiche Gaben Und will von der Erkenntligkeit Mit Recht ein Opfer haben. Die Boßheit macht sich oft nichts draus, Des Höchsten Wort zu zwingen Und in Gesellschaft hier und dort Mit Scherzen anzubringen. Die Rache sieht's und hört und säumt Und sammlet nur die Flammen Auf einen desto stärckern Streich Fein nach und nach zusammen. Die Arbeit wird nach Werth bezahlt, Der Tugend folgt die Crone, Wer aber nur mit Lastern schwizt, Dem wird der Fluch zu Lohne. Beständigkeit erhält den Sieg, Und wer hier zeitlich streitet, Dem ist ein unverwelcklich Lob In jener Welt bereitet.