[Was teuscht mich vor ein süßer Traum?] Lobgedichte auf ihro hochgräfliche Excellenz, Herrn Franz Anton von Sporck. Felix ille parens, qui te securus Olympum Succedente petit. Quam laetus ab aethere cernit Se factis crevisse tuis. Claudianus de VI. Consul. Honorii. Was teuscht mich vor ein süßer Traum? Wie, oder hör ich würcklich singen? So rein und zärtlich kan wohl kaum Des Hohenpriesters Leibrock klingen. Wer sagt mir, welch gelinder West Den Hauch in meine Flöthen läst, Die doch noch ganz in Thränen schwimmen? Ists Warheit? Ja, nun merck ich schon, Die Tugend giebt mir selbst den Thon Und will, ich soll von neuem stimmen. Bellona, weich mit Bomb und Knall Und dämpfe Trommeln und Trompeten! Kein grausam- starcker Pauckenschall Beweg anjezo die Sudeten! Ihr Nymphen, hört mit Ehrfurcht zu, Der Elbstrom lege sich zur Ruh, Wo nicht, so schleich er nur im Stillen. Ihr Vögel, stellt das Schwazen ein! Ihr Blätter, schweigt! Sporck soll allein Feld, Ufer, Thal und Luft erfüllen. Ein Geist, dem Vorsicht und Natur Vor andern Stärck und Feuer geben, Sucht allzeit auf der rechten Spur Dem wahren Lobe nachzustreben; Nur muß dies wahre Lob kein Schein Des blind- und eitlen Hochmuths seyn, Den blos Gewalt und Schmeicheln stüzen. Es rührt, wie Flüße von dem Meer, Allein vom guten Willen her, Der Welt mit Rath und That zu nüzen. Ein solcher Geist brennt vor Begier, Der Unterthanen Last zu mindern. Egypten sah ihn in Osir Und Peru dort in Sonnenkindern. Er herrscht mit Langmuth und Gedult Und grämt sich, wenn ihm fremde Schuld Das Strafschwerd in die Hände zwinget. Sein Herz, sein Antliz, ja sein Fuß Sind wie der siebenfache Fluß, Der Frucht und Seegen mit sich bringet. Und dies, erlauchter Graf, bist du, Du, deßen Geist der Sonne gleichet, Die sonder Eigennuz und Ruh Den Menschen Licht und Wärme reichet, Du, deßen Neigung und Verstand Mit voll- und ausgestreckter Hand Der Welt ein gut Exempel geben, Es sey kein schön- und höher Ruhm, Als durch ein thätig Christenthum Sich und sein Haus emporzuheben. Ein Dichter, deßen Wißenschaft Auf Beßrung und Ergözung zielet Und von Geburth an eine Kraft Gelehrter Ehrbegierde fühlet Und jezt, so schlecht sein Pfund auch ist, Aus Faulheit oder Scham vergißt, Dein Lob der Welt nach uns zu zeigen, Der ist der deutschen Luft nicht werth Und kan, weil Warheit Licht begehrt, Von dir kaum ohne Sünde schweigen. Was sehnstu dich, bethörte Zeit, Nach jenen güldnen Weißheitsjahren, Die mit der Römer Herrligkeit Und im Octav dahingefahren? O beßre deiner Wüntsche Lauf Und thu doch jezt die Augen auf, Dein neues Glücke zu erkennen! Carl ist August, in Wien blüht Rom; Nun mag der stolze Tiberstrom Der Donau Kranz und Vorzug gönnen. Sind aber keine Schwäne da? Erscheint noch kein Homer zum Singen? Hat Schlesien kein Mantua, Noch einen Maro vorzubringen? Was hilft das Feuer in der Brust? Was hilft uns, sprecht ihr, ein August, Wofern sich kein Mäcenas reget? O blinde Zeit, o eitles Flehn! Wie, hastu denn noch nie gesehn, Was unser Sporck vor Kränze träget? Er giebt den Künsten Schuz und Brodt, Läst Gnade, Lieb und Wohlthat regnen, Er sucht der allgemeinen Noth Mit Rath und Vorschub zu begegnen, Er kennt der Wißenschaften Preis, Belohnt Geschickligkeit und Fleiß, Erweitert Gottes Reich und Ehre, Schreibt jeden Tag verloren an, An dem er keinem wohlgethan, Und heiligt auch der Musen Chöre. O Nahme, deßen Klang und Werth Von jezt in alle Zeiten dringet Und, wo er Ost und West durchfährt, Glanz und Verwundrung mit sich bringet! Die Fama trägt sein Conterfey Zum Zeugnüß, daß es würdig sey, Den Saal der Helden mit zu schmücken, Um, weil es keine Nacht bedeckt, So weit sich nur Europa streckt, Die fromme Nachwelt zu entzücken. Der Held, der andre Capistran, Aus deßen Lenden du entsproßen, Hat vor des Adlers Siegesfahn Sein Blut mit Fruchtbarkeit vergoßen. Die Vorsicht schickt es immer so: Dem David folgt ein Salomo. Des Vaters reich erworbne Beute Theilt deine Weißheit liebreich aus Und baut davon dem Herrn ein Haus In so viel Herzen armer Leute. Rom hies noch nicht der Erden Haupt, Sein Wachsthum lag erst in der Wiege, Und was sein siegreich Volck geraubt, War nichts als Weiber, Feld und Pflüge, Als Numa, den die Weißheit trieb, Gesez und Opferregeln schrieb Und Zeit und Volck in Ordnung brachte, Wobey er klug, doch falsch, gestund, Als ob ihm einer Göttin Mund Den Grundriß und die Vorschrift machte. Du darfst mit der Aegeria Kein weises Nachtgespräch erdichten: Dein Geist ist Gott, sein Wort liegt da Und muß Gesez und Wandel richten. Aus dieser unerschöpften Bach Führt jezt dein Eifer nach und nach So viele rein- und süße Quellen Von Lehr, Erbauung, Trost und Kraft, Um in des Lebens Pilgrimschaft Die Reise glücklich fortzustellen. Kunst, Nachdruck, Warheit, Recht und Licht Verklärt der deutschen Einfalt Sinnen Und läst sie bey gezeigter Pflicht Zum Guten Trieb und Lust gewinnen. Dein Fleiß, der auch vor Seelen wacht Und alle Tugend fruchtbahr macht, Lehrt Angst und Andacht würdig bethen Und zeigt durch Schriften voller Geist, Was derer Amt und Sorgfalt heist, Die Gottes Vaterstatt vertreten. So manches Buch, so mancher Schaz, So manche Stufe nach dem Himmel: Hier läst dir einst die Misgunst Plaz, Hier sammlestu vor keinen Schimmel. Herr, glaube, daß ein jedes Blat, Das hier ein göttlich Feuer hat, Auf jeden deiner Feinde blize, Und weil es Sünd und Laster schröckt Und weil es Lieb und Andacht weckt, Dir hier und dort zum Leben nüze. Ihr, die des Höchsten Rath bestimmt, Der Welt mit Stahl und Bley zu dienen, Gebraucht, was euch in Adern glimmt, Und macht aus Leichen Ehrenbühnen, Sezt Gut und Blut vor Carlen auf, Helft seinen Siegen Zahl und Lauf Und unsern Gränzen Friede geben! Schön stirbt sichs vor das Vaterland; Noch schöner ists, mit kluger Hand Wie unser Sporck davor zu leben. Herr, lebtestu vor langer Zeit Und in dem alten Fabelreiche, So schwör ich mit Bedachtsamkeit Bey deiner Tochter heilgen Leiche: Dein Bildnüß müst in Erz und Stein Den Tempeln neue Pracht verleihn Und als ein Halbgott Opfer tragen; Die Sternkunst würd es dort erhöhn, Wo Castor oder Cepheus gehn Und beide Bär einander jagen. Allein die Tugend sehnt sich nicht Nach Phaëtons Gefahr und Pferden, Und deiner Demuth nuzbar Licht Verlangt kein Gözenstern zu werden. Du weist und giebst, was Gott gehört, Und was dich mehr als menschlich ehrt, Das ist ein Fluch in deinen Ohren. Gnug, daß der Allmacht fester Schluß Dich vor so manchen Lazarus Zum Arzt und Vater auserkohren. Die Sonne macht das Erdreich grün, Bekleidet Feld und Blumenstücke, Und wenn sie Wärme gnug verliehn, Bekommt sie Dunst und Gift zurücke. Dies ist auch deiner Wohlthat Frucht; Wie manche böse Natterzucht Belohnt die Gnadenbrust mit Stichen Und beißt anjezt mit List und Truz Die Hände, derer Huld und Schuz Sie vormahls in der Schoos gestrichen. Welch Unglück hat dich, theurer Graf, Bisher wohl unversucht gelaßen? Die Boßheit stört dir Amt und Schlaf Und meint, dich überall zu faßen. Haß, Zancksucht, Meineid und Betrug Sind stets auf deinen Schaden klug Und machen der Gedult zu schafen. Der Undanck nimmt dein Gnadenbrodt Und sinnt davor auf Fall und Tod Und droht dir selbst mit deinen Wafen. Dies greift empfindlich an das Herz, Dies schmerzt das edelste Gemüthe. Doch überwiegt auch dieser Schmerz Noch lange nicht der Großmuth Güte; Denn wie ihr milder Heldenmuth Nichts auf Vergeltung giebt und thut, So macht sie auch kein Undanck müde. Und du, o Herr, bleibst einerley, Wenn auch der Rest von Lieb und Treu Auf einmahl von der Erden schiede. Verfolgung hebt die Tapferkeit; Je größre Last, je größre Palmen. Was Tadelsucht und Misgunst schreyt, Das sind vor dich noch Ehrenpsalmen. Wenn Graß und Neßeln ruhig sind, So müßen Wetter, Schnee und Wind Der Cedern Stamm und Wurzeln stärcken. Kein niederträchtig Herz ist werth, An Proben, die dein Geist erfährt, Des Himmels seltne Gunst zu mercken. Denn diese pfleget, wen sie liebt, Durch Sturm und Feinde groß zu machen: Die Tapferkeit taugt ungeübt So wenig als zerlechste Nachen. Was dich an Glück und Ansehn kränckt Und hier und dort zu werfen denckt, Das ringt mit Macht nach eignem Falle, Mit dem die Rache darum hält, Damit er bey der späten Welt Zu deinem Ruhme weiter schalle. Dein Vater schlug bey Schweiß und Müh Der Feinde Zorn mit Schwerd und Armen; Du schlägst und überwindest sie Mit Huld, Vergebung und Erbarmen. O schöner Sieg! O frommer Streit! O Rache voller Seeligkeit, Den Neid mit Wohlthun zu beschämen! Wen diese Großmuth schüzt und hält, Der kan, wenn alles bricht und fällt, Die Zuflucht zu sich selber nehmen. Dies ist dein Ruhm, dies ist dein Rang, Die über alle Palmen steigen, Vor welchen sich aus Furcht und Zwang Die Völcker bis zum Ganges neigen, Dies ist, du Joseph unsrer Zeit, Der nechste Weg zur Ewigkeit, Worauf dich Recht und Warheit führen, Die als ein unzertrennlich Paar Bey so viel Kummer und Gefahr Dein Leben wie den Wahlspruch zieren. Das Trauren kan zu rechter Zeit Auch hohe Seelen nicht beschämen; Denn Wehmuth ist nicht Weichligkeit Und treuer Schmerz kein schimpflich Grämen. Aeneas weint und bleibt ein Held, Wenn ihm ein Bild, wie Troja fällt, Von neuem zu Gemüthe führet; Und Cäsar, der sonst in Gefahr Und auf dem Meere Cäsar war, Wird durch ein blutig Haupt gerühret. Mit beßrem Wohlstand, Ernst und Recht Bewies das Mitleid naßer Wangen, Wie tief der Riß in dein Geschlecht Der Großmuth durch das Herz gegangen. Hier gab dein starck Gemüthe nach, An welchem Neid und Ungemach So manchen Sturm und Sieg verloren, Als Carlens Haupt den Cronen Glanz, Eugen dem Adler Sieg und Kranz Und Sporck den Armen Trost gebohren. Hier, sag ich, überwand einmahl Der Mensch den Held in deinem Herzen, Und Fleisch und Blut empfand den Strahl Von Leonorens Todtenkerzen. O Tag voll Angst und Finsternüß, Der diesen Schaz der Erd entriß Und um den schönsten Engel brachte, Der unter menschlicher Gestalt Des heilgen Feuers Aufenthalt Mit Fasten und Gebeth bewachte. O was vor Wunden hat der Fall, Der unverhofte Fall geschlagen! Man hört sich noch den Wiederschall Im Tempel mit den Seufzern tragen, Die dies dein Kind vor Stadt und Land Und aller Heil zu dem gesand, Der jezt ihr Herz mit Wollust träncket Und der ihr vor die in der Zeit Ihm stets getreue Wachsamkeit Der Unschuld reinen Brautrock schencket. So einer Tochter schnelle Flucht Verdient nun freylich Heldenthränen; Wer ihres gleichen weiter sucht, Den treibt nur ein vergeblich Sehnen. Sie raubt dem Kloster Haupt und Zier, Und jede Tugend schickt mit ihr Ein wohlgerathnes Kind zu Grabe Und schreibt auf ihren Leichenstein, Daß nunmehr Franckreich nicht allein Der Genovefa Leichnahm habe. Ich weis, o Herr, dein Auge fliest Bey diesem herben Angedencken Und wird sich, da es dieses list, Betrübt nach ihrer Ruhstatt lencken. Wie siedend Oel bey starcker Glut, So wallt das väterliche Blut Aus Sehnsucht nach dem liebsten Kinde. Herr, traure, doch beweis dabey, Daß Sporck auch hier sich ähnlich sey Und in den Schluß des Höchsten finde. Wer weis, wie mancher Kopf und Kiel Schon im gelehrten Schatten sizen Und mit des Phoebus Lautenspiel Bey dein- und ihrer Lobschrift schwizen! Da solstu, wenn (Gott gebe spät!) Dein Geist die Eitelkeit verschmäht, Im Munde der Gerechten leben Und als ein Bild voll Seltenheit Zur Tugend und Gerechtigkeit Den Enckeln Lust und Zunder geben. Ach, müste meine Muse nicht Bey Breßlers früher Leiche klagen Und, weil ihr Ancker mit ihm bricht, An statt der Laute Creuze tragen, So würde sie, o Herr, vielleicht, So weit als ihr Vermögen reicht, Vor dich auf etwas Hohes sinnen, Theils durch den Vorspruch seiner Gunst, Theils durch ein Werck von meiner Kunst Dein gnädig Auge zu gewinnen. Doch so entfällt mir Muth und Lust Bey diesem klugen Mäcenaten, Der mir mit väterlicher Brust Dein Lob, o Herr, so oft gerathen. Mit was vor Eifer, Angst und Müh Erzehlt er meiner Poesie Die Menge deiner Vorzugsgaben. Der Herr, so brach er oftmahls aus, Verdient allhier ein ewig Haus Und sollte den Apelles haben. Dadurch gerieth so gleich mein Blut Wie Cederholz durch Bliz in Flammen; Ich nahm die ganze Dichterglut Und alle Kraft und Kunst zusammen. Sporck, fing ich hoch und hizig an, Beschämt die Wafen und den Mann Und ist der Schuzgott meiner Lieder. Kaum hört es die Vergängligkeit, So schlug mir ihr besorgter Neid Mit Breßlern Hand und Feder nieder. Dein Geist wird dennoch, großer Graf, Ein schlechtes Opfer nicht verachten; Vermag die Dürftigkeit kein Schaaf, So darf sie auch nur Tauben schlachten. Ja obgleich dies mein welckes Blat Vor dich kein würdig Ansehn hat, Doch hat es Ehrfurcht und Verlangen, Durch deinen Gnadenstrahl zu blühn Und durch sein redliches Bemühn Das Lob der Warheit zu empfangen. Du bist durch dich genug erhöht, Du wilst und brauchst kein prächtig Schmeicheln, Womit ein Redner und Poet Der Hoffart oftmahls fälschlich heucheln. Indeßen, da die Tugend meint, Sie sey den Musen auch nicht feind Und prange gern in ihren Bildern, So sündigt wohl mein Vorsaz nicht, An dir einmahl ihr Angesicht Mit beßren Farben abzuschildern. Ihr, die ihr Götter heist und seyd, Ihr Groß- und Starcken dieser Erden, Auch ihr gehört zur Eitelkeit Und müst wie wir zu Asche werden. Wist, Unruh, Hohn und Fluch und Schmach Folgt endlich den Tyrannen nach Und bleibt an Sarg und Tittel kleben. Herrscht, wie ihr wollt, wir folgen gern; In so weit macht euch Gott zu Herrn, Als wir durch euch im Friede leben. Verfahrt nach Recht, nicht nach Gewalt, Und trozt nicht blos auf Gold und Stärcke! Die Schickung hebt und wirft auch bald Und prüft hauptsächlich eure Wercke. Nehmt von dem Titus und Trajan So Freundligkeit als Sanftmuth an Und macht euch zu der Völcker Freude Und seht, durch welchen Lorbeerstrauß Sich Habspurgs frommes Heldenhaus Von seines gleichen unterscheide. Was hilft euch aller Staat und Pracht, Wenn Flecken im Gewißen bleiben? Vermag wohl eure Schweizerwacht Der Sorgen Einbruch abzutreiben? Ihr liegt auf Purpur, aber wie? Ihr nennt es Schlaf, es ist nur Müh, Weil Puls und Herz vor Unruh klopfen. Ihr traut der Höh; bedenckt den Fall! Ihr trinckt aus Silber und Chrystall, Gott weis, wie bald, den lezten Tropfen! Die Unschuld ist das schönste Kleid, Der Völcker Heil die reichste Crone, Die klügste Staatskunst Billigkeit, Die Gottesfurcht der Grund vom Throne. Nicht der allein, der vom Codan Bis an den Nil befehlen kan, Ist blos ein großer Fürst auf Erden; Wer Warheit liebt, den Menschen nüzt, Sich selbst beherrscht, die Tugend schüzt, Der ist schon werth, gecrönt zu werden. Auf, Musen, die ihr alles könt Und Zeit und Tod gefangen führet, Brecht Blumen, die kein Reif verbrennt, Holt Äste, die kein Donner rühret! Durchflechtet sie von Hand zu Hand Mit Ähren, Epheu, Amaranth Um unsers Grafens Haar und Scheitel Und überführt den Neid damit, Den sein Verdienst zu Boden tritt, Nicht alles sey auf Erden eitel!