[Nur fort, vergnügtes Paar, und las dich nichts verstören] Bey der den 25. Octobr. 1718. in Leipzig geschloszenen winckler-kistnerischen Mariage überlieferten ihre Gratulation. Nur fort, vergnügtes Paar, und las dich nichts verstören, Sucht Blumen auf der Brust, werft Finger in den Schnee Und Flammen in die Schoos und Seufzer in die Höh, Last Zimmer, Haus und Wand die sanften Schmäzchen hören; Umarmt euch wie der Wein, der Ulm und Pfahl umschlingt, Küst, jauchzet, lacht und spielt, verkriecht euch, hüpft und springt, Last Lust und Sehnsucht aus und jagt euch um die Wette Mit Schenckeln, Mund und Hand durch Lager, Tisch und Bette. Wir sizen unterdes mit fest verschwornen Zungen Und sehn und spielen euch ein kurzes Lied dazu; Dies bringt ja hofentlich die Lieb aus keiner Ruh, Die als ein starckes Kind euch aus euch selbst gezwungen. Mercur verführte dort den Argus durch den Thon, Wir aber wißen längst, daß Cythereens Sohn Durch keinen Flöthenschall sein Spiel verhindern laße Und ein- vor allemahl das Joch der Herrschaft haße. Die Myrthen, so du nimmst, erfordern Lorbeeräste; Das ist: dein Hochzeittag begehrt der Musen Pflicht, Die Dienst und Mode weiht. Wir wegern uns auch nicht Wie etwan Clelila vor ihrem Kirchgangsfeste. Wer deinen Bund bedenckt, dem wird das Schreiben leicht, Weil deine Neigung uns genug Empfindung reicht Und deiner Würdigkeit vermehlte Tugendgaben In unser schläfrig Herz den schärfsten Eindruck haben. Man läuft sonst insgemein aus blindem Wahn zusammen, Und Flora, welche blos nach langen Nasen wehlt, Und Chremes, der allein die guldnen Raben zehlt, Entheiligen die Glut durch ungerechte Flammen. Amindo, der die Brunst zum ersten Zwecke macht, Rennt alle Gaßen durch und stellt bey tiefer Nacht Wie Jäger auf das Wild und fängt und sieht bey Tage, Wie schlechten Vortheil ihm sein räudig Wildpret trage. Wie manchen läst der Geiz das erste Jawort schreiben, Da nimmt sein Eifer blos den Schmuck in Augenschein; Und hat das gute Mensch gleich nur ein halbes Bein, So nimmt er doch den Trost: Sie wird fein häuslich bleiben. Salantes streut bisher der Ehrsucht Weihrauch vor Und klopft mit stolzer Faust an ein durchläuchtig Thor Und kriegt, wie er verdient, die wohlgebohrne Dame Mit einer welcken Brust und ausgeleertem Krame. Es geht so, wie mans treibt; Sammt, Frauen, Edelsteine Sind, handelt man bey Licht, dem Käufer kein Gewinn; Die Prüfung zeigt den Werth, der Umgang Herz und Sinn, Und Sterne kennt man nicht bald aus dem ersten Scheine. Dies, kluger Bräutigam, dies, wohlversorgte Braut, Erwogt ihr mit Vernunft, drum schicktet ihr die Haut Nicht eher auf den Marckt, als bis die Vorsicht lehrte, Daß eure Redligkeit einander zugehörte. Das Ziel der wahren Eh, die Ähnligkeit der Triebe, Erbaut euch allsofort ein Glückschloß vieler Lust Und überschüttet euch die flammenreiche Brust Mit einem Seegensthau der allerzärtsten Liebe. Du, schön- und fromme Braut, trifst hier den Winckel an, Worein sich deine Zucht getrost verkriechen kan, Er aber schliest sein Herz in eine weiche Kiste Und füttert sie vor Frost mit Wolle sanfter Lüste. Der Herbst giebt Frucht und Wein und füllt so Scheur als Schläuche Und macht die Keltern naß und preßt das Rebenblut; Dies, was nun die Natur in ihrem Circkel thut, Das thut dein Bräutigam auch in des Amors Reiche. Doch darum kümmert sich von uns kein Unverstand. Er thu es, wie er darf. Wir machen Kiel und Hand Aus Scham und Ehrfurcht stumm und wüntschen, daß dem Faße Ein wohlgejohrner Most den besten Ausbruch laße.