[Was man von galanten Kindern] Auf eine gewisze Frau in B(rieg) Was man von galanten Kindern, Mit vergälltem Munde spricht, Kan die Sehnsucht nicht verhindern, Die der Werth ins Auge sticht, Daß sie dir bey stiller Ruh Ein geheimes Opfer thu. Als ich dich in unsern Gaßen Nur verstohlen angeblickt, Fing ich alles an zu haßen, Was sich hier mit Ehrgeiz schmückt; Die Verwundrung nahm mich ein, Dir ein stilles Lied zu weihn. Mir gefiel dein freyes Wesen, Welches Blick und Gang bewies, Und ich wüntschte dem den Beesen, Der es neulich Frechheit hies, Nach der Thorheit unsrer Stadt, Die viel falsche Meinung hat. Tadler- und Verleumdungsmeßer Biegen wie geschlifnes Bley, Scheint dein Bild doch schön und beßer Als das neidische Geschrey. Wer dich sieht und das nicht glaubt, Ist wohl des Geschmacks beraubt. Wendung, Gang, Person und Lachen Laßen mich zum Überfluß Bey mir selbst die Rechnung machen, Was wohl der genießen muß, Den der Stern vergnügter Nacht Deines Umgangs würdig macht. Auf dergleichen Marmor gleiten, Den man aus dem Busen gräbt, Ist ein Fall von großen Leuten, Der ins Paradies erhebt; Gift aus feuervoller Hand Wird ein süßer Tod genand. O wie zärtlich mag sichs küßen, Wenn man deine Zunge fühlt Und ihr Scherz mit sanften Bißen Um die heiße Lippen spielt; So ein küzlich Aus und Ein Mag des Himmels Vorschmack seyn. Wär auch zehnmahl deine Liebe Ein vor mich verbothner Baum, Gäb ich doch dem starcken Triebe Solcher süßen Sünden Raum, Weil die Schuld, so es verlezt, Aller Strafen Qual ersezt. Lieben achtet kein Geseze, Und die angenehme Spur So entzündter Liebesschäze Ist ein Antrieb der Natur, Die uns nicht zuwieder spricht; Das versteht der Pöbel nicht. Drum so lache, kluge Schöne, So vernünftig, als du thust, Wenn du irgend das Gehöhne Tummer Spötter hören must, Weil dein ungebundner Geist Hier und da mit Küßen speist. Jugend, Lust und schöne Wangen Stehn fast stündlich auf der Flucht, Sind die einmahl weggegangen, Werden sie umsonst gesucht; Wer die Bahn der Klugheit tritt, Nimmt sie fein bey Zeiten mit.