[Hemmt, ihr geilen Weltsyrenen] Die bey der Schäl- und Kirchhoffischen Verbindung 1722. den 25. Aug. gesungene Cantata. Hemmt, ihr geilen Weltsyrenen, Den gefährlichen Gesang; Schweigt und flieht aus Zions Chören, Denn die Keuschheit zu verehren, Müßen andre Saythen thönen; Schweigt und hört den süßen Klang. Da Capo. Weg mit den Wolluststimmen, Weg mit den Kohlen wilder Glut, Die dort in Paphos glimmen, Dort, wo Betrug und Aberglauben Den blinden Gözen Opfer thut. Der Venus Volck und Tauben Sind Raben aus der Höllennacht Und Vögel, die zum Neze locken. Der Brautgott Hymen sey verband. Das, was man Gratien genand, Sind blos Verführungsdocken; Ihr durch und durch befleckter Schein Entehrt die Bundeslade Und kan kein Cherub seyn. Fleuch, Amor! Nimm die Thorheit mit, Denn Sulamith Erzehlt aus reinem Triebe Die Zärtligkeit der wahren Liebe. Mein Bräutgam weidet unter Rosen, Sein Schoos mein Schlaf, sein Haupt mein Dach. Mein Schaz sein Herz, Sein Mund mein Scherz. Ihr Menschenkinder, seht uns küßen, Und wollt ihr gleiche Lust genießen, So liebet unsrer Unschuld nach; Aus Cabul macht die Liebe Gosen. Da Capo. Ach ja, des Himmels Fügen Schleust Bund und Eh. Soll Haß und Weh Nicht zwischen inne liegen, So muß die Frömmigkeit, So muß Gelaßenheit Dem Feuer Zunder geben. Ein durch der Jugend May Mit Keuschheit wohlgeführtes Leben Legt stets den grösten Schaz Zum Heiratsgute bey. O angenehmer Ruheplaz, O Kleinod aller Güter, Wo Leiber und Gemüther Mit gleicher Treu und Schönheit prangen Und wo der sanfte Kuß So Sehnsucht als Verlangen Bald löschen, bald entzünden muß. Da muß der Creuzdorn Rosen geben, Da fällt kein Joch noch Kummer schwer. Und wenn kein Himmel droben wär, So wäre dies ein ewig Leben. Da Capo. Tritt, frohes Paar, Mit Freuden zum und vom Altar. Wir sehn schon über dir In Glauben und Gedancken Den Himmel ofen stehn, Der Herr ist hier Und läst dich in den Wollustschrancken Auf unschuldsvollen Lilgen gehn. Herr der Liebe wie der Tage, Der du trennest und vermehlst Und des Ehstands Lust und Plage Im Verborgnen wiegst und zehlst, Mische diese reinen Flammen Durch des Geistes Kraft zusammen. Gieb den zwey vertrauten Herzen Eintracht und Zufriedenheit, Leite sie bey Ruh und Scherzen An das Ziel der Eitelkeit, Bis sie dir in jenem Leben Ihrer Liebe Pfänder geben. Las auch ihrer Eltern Augen Noch an Enckeln Freude schaun, Ihr Gebethe müße taugen Und den Kindern Häuser baun, Die nach deinen Vorsichtsschlüßen Jezt einander brünstig küßen.