[Mir, mir allein gehört der Danck] Personen: Phoebus, Mercurius, Mars und die Klugheit. Aria. Mir, mir allein gehört der Danck Vor Schlesiens noch sichre Zeiten! Mein Schwerd schüzt, seinen Herzogshut. Mein Kranz ziert, seinen Herzogshut. Mein Stab stüzt, seinen Herzogshut. Sein Purpur ist mein Heldenblut, Sein Ruhm der Jubel meiner Saythen, Sein Wucher meine Wechselbanck. Da Capo. Schweigt beide still! Ja, wenn ich will. Ich? Schweigen? Ja, du so gut als der. Wo kommt der Hochmuth her? Das wird sich zeigen. Ich? Schweigen? Ich, dem man Zungen weiht, Um Nachdruck und Beredsamkeit Von meinem Munde zu erlangen; Ich? Schweigen? Eh sollen meine Schlangen Zu Tauben auf die Buhlschaft gehn. Eh soll mein liebster Sohn Eugen Die erste Schlacht verlieren, Als Phoebus und Mercur Mir wieder die Natur Den Siegeskranz entführen. Aria. Nur gemach! Dein stolzes Schwören Ist wie Mohsaat ohne Kraft. Geh und fleuch zu wilden Scyten, Bleib auf deinem Rhodope! Von Zabothens heitrer Höh Seh ich um und um die Blüthen Meiner Kunst und Wißenschaft, Die der Länder Wachsthum nähren. Da Capo. Ihr, vor mein Siz und jezt mein Grauen, Ihr um Athen, verlaßnen Auen, Nebst Ufern, Hügeln, Thal und Hayn, Wo ehmahls meiner Laute Klang In alle tiefe Thäler drang, Jezt aber Eul und Sperber schreyn, Verzeiht es mir und meinen Castalinnen; Der Barbar kam, drum musten wir Auch durch Bysanz und Rom Bis an den Seinestrom Und in die Schoos Germaniens entrinnen. Verzeiht mir diese Flucht, Die Beßrung sucht. Weil Morgenland Den Werth der Musen länger nicht erkand, Bin ich zur Straf entrißen worden; Jezt hab ich gegen Norden Nach ungeheurer Nacht Das Licht der Weißheit mitgebracht, Ja, was noch mehr. Und was noch mehr? Dein lang Geschweze Ermüdet das Gehör. Dein Leyren und dein Kiel Gilt nicht so viel Als meine List und Schäze. Meine List und meine Schäze Sind des Reiches Grundgeseze, Das nach Ruh und Hoheit ringt: Meine Zahlen, meine Kisten Sind die reichsten Alchymisten Und ein Bergwerck, das mehr Nuzen Als die Silberflotte bringt. Da Capo. So, hör ich, soll dein Judasspies, Dein Scepter, wollt ich sagen, Mehr Frucht und Vortheil tragen Als meiner Künste Paradies: Das laße kein Verhängnüß zu! Der Ruhm, das Ansehn und die Ruh Von Schlesiens beliebten Gränzen Muß blos durch meinen Schein So wie der schönste Stein In Carlens Kaysercrone glänzen. Der Bober will vor Ehrgeiz schwellen, So oft man seinen Opiz nennt; Die Oder lauft und rennt Aus Liebe zu den Musenquellen, Die Hofmanns Kiel versüßt; So klein die Loh auch ist, So hoch ist doch ihr Stein geflogen, Der in den Todtenkrug Von Herzog Hermanns Asche schlug, Bis daß er deßen Schwerd aus Staub und Nacht gezogen. Der großen Nahmen sind zu viel, Die durch mein Spiel Die Sterbligkeit bezwingen. Wo bleibt der gröste Theil Der Weisen, die des Landes Heil Durch Recht und Staatskunst höher bringen? Wo bleibt auch Meditrinens Schaar? Was braucht es viel? Mein Sieg ist klar. Drum bleibt es dabey, Daß Schlesiens Ehre mein Eigenthum sey; Und eh ihr mich zwinget, die Seegel zu streichen, Eh will ich Hans Sachsen dem Maro vergleichen, Eh brech ich so Bogen als Leyer entzwey. Da Capo. Dein Eigenthum? Ja, in Gedancken. Der Donner, sagt, was soll das weibsche Zancken? Der Donner, sag ich, meiner Faust Kan allzeit euch und euren Frevel pochen, Euch, die kein Pulver noch gerochen, Dich, der du auf dein Klimpern traust, Dich, der du auf dein Schachern baust; Ihr sollt mich wohl nicht hindern: Mein Schlesien erhält von mir Stand, Adel, Nachruhm, Zier. Der Kern von seinen Kindern Ist stets der Kern von meiner Macht, Ihr Eifer lauft und kracht Wie Feuer in Wacholderwäldern, Ihr unverzagter Muth Und tapfres Blut Hält wie die Saat auf tausend Feldern Das Denckmahl deutscher Freyheit grün. Wenn selbst die Löwen fliehn, So lernen sie auf allen Seiten Mit Wetter, Glück und Feinden streiten Und laßen wie bey Pultova Den Arm mitsamt dem Haupte sincken. Carl darf nur wincken, So lieget Stambols Volck in ganzen Gliedern da. Das Schwerd raucht von Meßina noch So wie der Überwundnen Joch Vom rechten Schweiße strenger Hize. Mercur entweich Und Phoebus fleuch! Kein Lorbeer bleibt vor meinem Blize. Schlagt Lermen, brecht Palmen, bewegt die Sudeten! Mars kämpft nicht vergebens noch ohne Triumph Und hat auf der Schlachtbanck kein Conto vonnöthen, Bey Kugeln trägt Phoebus die Pfeile zu stumpf: Europa gewährt mir, so lang ich noch würge, Zum herrlichsten Tempel das Riesengebürge. Zu früh gekräht wird ausgelacht Wie Tallard auf dem Schellenberge. Wer nimmt nicht wohl in Acht, Daß, wo Verlag und Handel stocken, Da betteln Künste Brodt, Da thät es noth, Sie lebten von der Frauen Rocken Und flickten vor die Bücher Schuh; Ja, Mars, wo woltest du Ohn unser Geld dein Volck erhizen? Muth hin, Muth her! Dem Hunger fällt das Fechten Vor Thüren leicht, im Felde schwer. In Schreibestuben sizen Und doch in weite Länder sehn, Den Cours recht abzupaßen, Kein Vortheil aus den Augen laßen, Die Handlung wie ein Uhrwerck drehn Und so wie deßen Treiben In unverrückter Ordnung bleiben, Das alles macht bey kluger Müh Aus Fischern Nobili Und aus Laus Deo Herzogshüte. Der Schickung Güte Läst Schlesien sich durch mein Aufsehn heben; Davon kan Philuris Auf allen Meßen Zeugnüß geben. Das ist gewis, Daß Hammons Stadt und Hollands Küsten Ohn unsern Fleiß und Werth, Der süd- und ostwärts fährt, Viel Wucher darben müsten. Brasilien hat manches Kleid Aus unserm Laden zugeschnidten. Und bey den reichen Britten Wird durch Minervens Kunst und Hand Manch Dorf von hier so gut bekand Als Laws durch Franckreichs Abschiedsseegen. Mars, lege nun den Degen, Und, Phoebus, Cron und Köcher hin, Weil ich euch überlegen bin! Carl regiert, wer will sich grämen? Carl, der Schuzgott meiner Ruh. Las Gewalt und Weißheit steigen, Denn auch hier Fallen mir Von des Adlers Lorbeerzweigen Blüthe, Frucht und Schatten zu. Da Capo. Carl ist mein Carl so gut als deiner. Und von euch beiden ist doch keiner, Den Carl mehr braucht als ich. Als ich! Als ich! Mein Schlesien, du blühst durch mich. Welch Apfel nährt dies Zancken, Und welcher Eris habet ihr Den Wechselstreit zu dancken? Folgt, Götter, mir: Ein allgemeines Heil Bekommt ja von euch allen Dreyn Von jedem sein gemeßnes Theil, Drum schließet Eifer, Hand und Mund Und tretet in vertrauten Bund. Hört der Flöthen Harmonie, Die so rein als zärtlich schallen. Eintracht reizet Aug und Ohr, Und das sanfte Lautenchor Muß auch der Melancholie In dem Herzen wohlgefallen; Also stimmt doch auch wie sie! Da Capo. Wohl! Gut! Ich bins zufrieden. So ist der schwere Streit entschieden. Was kan die Klugheit nicht? Lebt wohl, ich seh an meinen Gränzen Ein Feuer aus der Asche glänzen; Drum ist es meine Pflicht, Vor Schlesiens Vergnügen Und Carlens Thron Zu sehn, zu kommen und zu siegen Und bei so vielen Alliancen Der Arglist vorzuschanzen. Mercur und Phoebus wird nunmehr Die gute Zeitung faßen Und Augen und Gehör So wie ich mir ergözen laßen, Da Carls durchdringender Verstand Die Gnade wie sein Reich vermehret Und mich noch stets in meinen Söhnen ehret: Jezt hat er den zum Handelsrath ernand, Den sein Verdienst schon längst darzu erhoben. Recht, recht! Mein Kluge nimmt den Rang Auch wieder aller Spötter Danck. Ich kenne seines Geistes Proben; Beschämt er gleich den ungezognen Neid, So will er aus Bescheidenheit Gleichwohl mehr seyn als heißen. Und wenn auch alle Saythen reißen, So stimmt noch mit mir an, Damit man sehen kan, Wie viel wohl wir Und alle Redlichen mit mir Verdienten Männern gönnen, Die so wie er, Und fiel es noch so schwer, Die Misgunst überholen können. Aria. Nimm, was dir Gott und Kayser reichen, Das Amt, den Titul und die Last! Es sind die ersten Gnadenzeichen, Wornach du stets gerungen hast, Nicht etwan so mit krummen Räncken, Nein, sondern mit Verstand und Treu Und allzeit reifem Überdencken, Was in der Handlung gründlich sey. An Kräften, Ehre, Glück und Jahren Sey deinem Leben mehr bestimmt, Als Ellen unsrer feinsten Wahren Der Schipper jährlich übernimmt. Dein Haus, dein Nachruhm, dein Geschlechte Blüh, daure, breite sich und steh Und habe stets den Neid zum Knechte, Bis daß kein Schif mehr untergeh!