[O welch ängstliches Betrüben] Als er im Lieben unglücklich war. Den 8. Aug. A. 1722. O welch ängstliches Betrüben Bringt ein Lieben Sonder Hofnung schöner Gunst; O wie taumeln Wiz und Sinnen, Wenn die Seufzer stummer Pein Keinen holden Blick gewinnen Und vergebens Feuer schreyn. Amaranthis, schau die Thränen Und das Sehnen Einer dir geweihten Brust, Schau die Bläße meiner Wangen Und die heßliche Gestalt; Deine Flucht und mein Verlangen Macht mich vor den Jahren alt. Nächtlich seh ich tausend Sterne In der Ferne, Die mein Geist zu Hülfe ruft; Alle sehn mich, alle lachen, Und nicht einer will noch kan Mein Verhängnüß beßer machen. Ach, wen ruf ich sonst mehr an? Hartes Kind, gedencke weiter, Jezt ists heiter, Bald versteckt die Sonn ihr Licht; Nimm dies Gleichnüß wohl zu Herzen, Lege doch den hohen Geist, Eh des falschen Glückes Scherzen Etwan seinen Grund zerschmeist. Aus dem blumenreichen Prangen Junger Wangen Stiehlt ein jeder Tag ein Blat; O wie bald sind Blut und Farben Durch ein schleunig Gift verzehrt! Hat der Spiegel einmahl Narben, So verringert sich der Werth. Leichtlich wirstu keinen finden Noch entzünden, Der es beßer meint als ich. Koste doch nur meine Küße, Prüfe die Beständigkeit; Jene schmecken rein und süße, Diese trozt den Sturm der Zeit. Meine Liebe, meine Jahre Bis zur Baare Sind ein Opfer deiner Lust. Himmel, hastu ein Erbarmen, So beweis es meiner Noth; Blos in Amaranthis Armen Wüntsch ich Leben oder Tod.