Die gepriesene Demuth Wer die Erde recht beschaut, Findet einen weiten Garthen; Hier wächst manch gesundes Kraut, Hier sind Blumen vieler Arten, Doch der Demuth edle Zier Geht fast allen andern für. Demuth hemmt der Misgunst Gift Und den kalten Brand der Sünden; Wer ohn ihren Leitstern schift, Wird den Hafen schwerlich finden. Demuth biethet Glück und Heil Aller Welt umsonste feil. Hoffart, Stolz und Übermuth Sind Propheten unsres Falles, Demuth bleibt das höchste Gut; Wer sie darbt, dem mangelt alles. Demuth wird durch Einfalt klug Und betrieget den Betrug. Demuth haßet Lob und Ruhm, Demuth herrscht auch in dem Kittel, Demuth ist ihr Eigenthum Und ihr selbst der gröste Tittel, Demuth übersteigt den Neid Auch in ihrer Niedrigkeit. Pappelsträuche rührt kein Bliz, In die Eichen schlägt das Wetter; Ja, der Demuth Schattensiz Trozt die sichern Lorbeerblätter, Wenn der Himmel brennt und kracht Und die Erde furchtsam macht. Edle Demuth, wer dich hat, Tauschet nicht mit Mogols Schäzen. Manchen kan ein rauschend Blat In die gröste Furcht versezen. Dies bleibt doch das beste Zelt, Wo die Demuth Wache hält.