Als ein guter Bekandter A. 1718. seinen Geburthstag in Leipzig begieng Schicke dich, gelehrter Freund! Es erscheint Des Geburthstags holder Morgen. Unterbrich der Bücher Fleiß Und den Schweiß Aller klugen Sorgen! Las des edlen Tages Schein Unser seyn! Las die freyen Jauchzer klingen! Las des Bacchus Traubenblut Wie den Muth In dem Glase springen! Eben darum bind ich dich Sicherlich Mit den schlecht gestimmten Saythen, Daß du dich durch eine Lust Lösen must Nach Manier der Zeiten. Unsre Väter hielten auch Den Gebrauch, Mit einander froh zu leben; Hätten wir als ihr Geschlecht Wohl das Recht, Solches aufzuheben? Nein, mein Bruder, auch dein Sinn Geht dahin, Junger Jahre Lust zu schmecken; Du gehörst nicht in die Schaar, Die so gar Immer Grillen hecken. Bacchus und der Venus Sohn Kennen schon Dein nicht murrisches Gemüthe, Und durch ihren Zeitvertreib Fühlt dein Leib Feuriges Geblüte. Manche liebe lange Nacht Hat gewacht, Wenn wir auf dem Faße schliefen Oder auch, nachdem es kam, In den Kram Artger Mägdgen liefen. Haben wir uns nicht zulezt Erst ergözt Und den Tummel ausgelaßen, Als wir neulich, weist du wo? Auf dem Stroh Adamsäpfel aßen? Dencke nur, wie wir zugleich Manchen Streich Heimlich list- und lustig spielten Und wie wir auf Amors Höh In dem Schnee Warmer Brüste wühlten. Doch Vergangnes hilft nicht mehr. Gieb Gehör! Heute geht es von dem Frischen, Heute soll sich Rauch und Tranck Und Gesang In der Gurgel mischen. Frey seyn ist der Götter Art, Nichts gespart, Was des Herzens Wuntsch begehret Und was die Gelegenheit Jezt verleiht, Künftig nicht bescheeret. Menschen haben, sind sie klug, Ursach gnug, Alle Stunden mitzunehmen Und, so lang es Rosen schneyt, Sich der Zeit Klüglich zu bequemen. Jener Weise hat gewis Auch den Riß Unsers Ebenbilds getrofen; Schwalben, rief er, baut das Nest, Denn man läst Euch nicht ewig Sommer hofen! Pfeile, Ströme, Bliz und Wind Fliehn geschwind, Noch geschwinder unsre Jahre; Nicht ein einzger Augenblick Kehrt zurück, Täglich droht die Baare. Bleibt es demnach festgestellt, Auf der Welt Minder Wirth als Gast zu heißen, Ey, so last uns, weil es währt, Eh man fährt, Unsrer Lust befleißen. Bruder, thu es auf mein Wort, Schicke fort, Las den Kellner scharf besprechen, Da dein angebrochnes Fest Melden läst, Daß wir tapfer zechen. Lade Gäste, doch nicht viel, Denn das Spiel Wird gemeiniglich verdorben; Wenig, die sich wohl verstehn, Gut begehn, Haben Ruhm erworben. Knaster, Coffee, Wein und Bier, Die wie wir Sich zusammen gut vertragen, Sollen sich durch Kraft des Schalls Durch den Hals Mit einander jagen. Daß man auch, was nöthig ist, Nicht vergißt, Las die Violinen holen! Stimme sie wie unsern Sinn! Mars, lauf hin Und bereite Kohlen! Trinck ein jeder, was er mag, Diesen Tag, Trinckt zu meines Freundes Ehren! Wie so müßig? Nicht gepast! Sauft und last Tausend Vivat hören! Lehrt Herrn Pfeifers Wohlseyn aus, Bis der Schmaus Unsern Köpfen Schwindel gebe! Überschreyt selbst das Geschrey, Singt dabey: Seine Riebe lebe! Seht, der Wirth versteht den Scherz, Denn sein Herz Hängt an diesem schönen Kinde, Darum zieht er ihm so nah, Daß er da Süßen Zutritt finde. Dieses wüntsch ich und darzu Alle Ruh Von dem hoch- und heitern Glücke, Daß sein Auge sonder Qual Tausendmahl Diesen Tag erblicke.