[Schönen Kindern Lieder singen] Auf das Geburthsfest der Jungfer Regina Dammin, welches A. 1722. den 8. August. einfiel Aria. Schönen Kindern Lieder singen, Ist das Amt der Poesie, Und vor sie die Laute zwingen Nichts als angenehme Müh; Denn der Strahl von ihren Kerzen Zündet Blut und Geister an, Daß man bey galantem Scherzen Desto netter spielen kan. Jezt erweckstu meine Flöthen, Du, o hofnungsvolles Kind. Spötter sprechen, daß Poeten Nur galante Lügner sind; Diesen Saz zu widerlegen, Braucht es nichts als dies mein Blat, Welches blos der Warheit wegen Seine Schönheit von dir hat. Wie an schlancken Cederstämmen Zweig und Gipfel munter stehn Und, die Kiefern zu verdämmen, Täglich stärck- und höher gehn, So erhebt dich in der Menge Vieler Schönen unsrer Zeit Die so wohl gestallte Länge Und der Glieder Artigkeit. Wie der Sonnen frühes Blizen, Wenn der Thau das Erdreich kühlt, Auf den halbgebrochnen Spizen Junger Rosenknöpfe spielt, Also spielt auf Stirn und Wangen Eine blumenreiche Pracht, Die schon manchem ein Verlangen Wie den Eltern Freude macht. In der Augen Farb und Flammen Spiegelt sich des Himmels Bild, Milch und Blut fliest da zusammen, Wo der Küße Nectar quillt. Feßel an das Herz zu legen, Brauchstu nur ein einzig Glied, Das durch artiges Bewegen Aller Neigung an sich zieht. Bäume ziert so Laub als Blüthe, Doch dies ist nur halber Schein, Von der innerlichen Güte Mußen Früchte Zeugen seyn: Deines Leibes holde Gaben Lehren in des Alters May, Daß ein Geist, den wenig haben, Seiner Schönheit Schönheit sey. Sitten, Mienen, Wort und Blicke Zeigen Sanftmuth, Wiz und Kunst, Drum verspricht dir auch das Glücke Den Bestand von seiner Gunst. Las viel stolze Mägdgen höhnen Und aus blinder Misgunst schmähn, Dir verbleibt der Ruhm der Schönen, Die auf guten Wandel sehn. O welch zärtliches Entzücken, O welch sanfter Keuschheitszoll Wird einmahl den Mund erquicken, Dem dein Erstling werden soll; O was wird der Mutter Liebe Vor vergnügte Stunden sehn, Wenn so manches Freyers Triebe Nach der liebsten Tochter flehn. Dieser Tag, der dich der Erden Als ein Kleinod erst geschenckt, Soll so lang ein Festtag werden, Als er auf dein Wohlseyn denckt; Kummer, Unruh, Wolcken, Regen, Schröcken, Baare, Bliz und Nacht Schonen seiner deinetwegen, Bis der lezte Morgen lacht. Wachse nun an Glück und Jahren So wie an Gefälligkeit! Gott und Himmel wird nicht sparen, Was dir Lob und Lust verleiht. Der Genuß von diesem Lichte Sey dir noch so oft bestimmt, Als die Anmuth im Gesichte Und im Herzen Tugend glimmt.