An die Vorhergehende Versteht ihr auch, ihr sanften Hände, Warum euch mein Verlangen drückt? Die Freyheit, merck ich, geht zum Ende Und wird mir mit Gewalt entrückt; Ich such und denck euch zu bewegen, Mir stärckre Feßel anzulegen. Ach, fragt nur eurer Schönen Herze, Von dem ihr Blut und Feuer kriegt; Es weis vielleicht von diesem Schmerze, Den mir ihr Auge zugefügt, Ihr Auge, deßen Glut und Lachen Mir größre Pein als Hofnung machen. Und hätt ich auch noch sonst zu hofen, So wehrt es mir die kurze Zeit, Es steht kein Weg zum Umgang ofen; Komm, seelige Gelegenheit, Und schaffe, daß ich zeigen könne, Wie zart und rein mein Herze brenne. Ich weis, die artige Rosette Erklärte sich vor meine Treu, Wofern sie erst geprüfet hätte, Wie gleich ihr mein Gemüthe sey, Und wenn sie aus Erfahrung wüste, Was manch Verliebter dulden müste. Ich bin mit mancher umgegangen, Die noch wohl liebenswürdig wär, Bis jezo blieb ich ungefangen; Du, schönes Kind, kommst ohngefehr Und rührst mich gleich zum ersten Mahle Auch nur mit einem holden Strahle. Die kurze Lust der Abendstunde Vermehrte diese Leidenschaft, Da nahm ein Kuß von schönem Munde Das Herze völlig in Verhaft; Es hies zwar nur im Scherz und Spielen, Allein ich kan es anders fühlen. Dein Bildnüß kam darauf im Schlummer Dem träumenden Gedächtnüß ein, Mich deucht, ich klagte dir den Kummer, Du schienest nicht erzürnt zu seyn; Da gab mir der verhaste Morgen Vor falsche Wollust wahre Sorgen. Dies alles ist wohl nicht vergebens, Der Himmel paart oft wunderlich; Zum Troste des betrübten Lebens Begehrt ich sonst kein Kind als dich; Die Liebe könte Mittel zeigen Und heute – doch ich muß nur schweigen.