An Herrn Christ. Gotth. Birnbaum Leipzig, den 25. Sept. 1717. Dein Landsmann ändert jezt, mein Birnbaum, sein Quartier, Er läuft, er dringt, er reißt und will mit Macht zu dir. O zehl ihn, edler Freund, zu deinem Hausgesinde; Er sieht, wie gut man sich bey solcher Gunst befinde. Er spielet, höre nur der Saythen artgen Lauf, Und muntert deinen Zeug, wie mich mein Opiz, auf. Fort, Bruder, las auch uns, was hat man sonst vom Leben, Mit heilger Eifersucht nach einem Nahmen streben. Soll Mars und Amor denn nur einig und allein Durch römsch- und griechschen Mund der Zeiten mächtig seyn? Mit nichten; süße Brunst läst sich wie tapfre Helden Ohn allen Unterscheid in jeder Sprache melden. Die Künste sind gemein; ein redlich deutsches Blut Erweckt durch Unterricht die angebohrne Glut, Und Phoebus läst bereits den Bach der Castalinnen Durch ganz Germanien mit reichem Strome rinnen. Der Pindus wird fast voll, viel Dichter sind voraus Und bändigen ihr Haar durch manchen Ehrenstrauß. Viel sezen täglich nach, viel werden auch noch kommen Und hohe Wege gehn, die noch kein Fuß genommen. Es schröcke dich nichts ab; die Menge reizt den Sinn, Trag deine Gratien den neun Geschwistern hin, Sie werden, glaube mir, von ihrer Schönheit richten. Wenn keine Liebe wär, so köntest du sie dichten. Es ärgre sich der Neid, ich will es noch wohl sehn, Das Glücke laße dir nur seinen Westwind wehn, Wie deiner Musen Schif mit neu- und süßer Wahre Verliebter Zärtligkeit an Cyperns Ufer fahre. Mein Werck ist lauter Ernst und der vermischte Fleiß Von Dingen der Natur. Bekleibt mein Lorbeereiß, So dürft auch dermahleinst nebst guten Sittenlehren Das Lob der Würdigsten in meinen Reim gehören. Hierinnen sucht dein Ruhm den erst- und höchsten Rang; Denn das, was du mich lehrst, bezahlt kein: Großen Danck. Gedulde dich, mein Freund, der Flemming bürgt indeßen; Eh deine Weißheit stirbt, eh soll man mich vergeßen.