57. Eine Lichtgestalt wie deine Ward dem Monde nicht beschert Und vor dir hat eine Rose Keines Halmes nied'ren Werth. Deiner Augenbrauen Winkel Wählt' ich mir zum Seelenhaus: Einen schöner'n Winkel suchet Selbst ein Kaiser sich nicht aus. Wird wohl je auf deine Wange Wirken meines Herzens Rauch? Wie du weisst, erträgt ein Spiegel Nimmer eines Seufzers Hauch. Deines Haares Übergriffe Treffen wohl nicht mich allein: Denn, wem brannte dieser Schwarze Maale in die Brust nicht ein? Jenes Auge schwarzen Herzens – Und ein solches hast ja du – Wirft – ich sah es – den Bekannten Keinen Blick des Trostes zu. Du, o Schenkenjünger, reiche Mir ein vollgefülltes Glas, Auf das Wohlsein eines Scheïches, Der ein Kloster nie besass. Trinke Blut und dulde schweigend, Kann's doch jenes zarte Herz Nicht ertragen, dass ein Armer Klage in zu lautem Schmerz. Sieh die Frechheit der Narzisse, Die vor dir zu blühen wagt: Ihrem aufgeriss'nen Auge Ist die Sittsamkeit versagt. Mit dem Blut des Herzens wasche Sich den Ärmel Jedermann, Der den Weg zu dieser Schwelle Nimmermehr betreten kann. Wenn Hafis dich angebetet, Geh' mit ihm nicht in's Gericht: Wer zum Ketzer wird aus Liebe, O mein Götze, sündigt nicht.