Der Buchstabe He. 1. Du, der du kamst mit Ketten Des Lockenhaar's, des langen! Glück auf! du kamst um schmeichelnd Den tollen Mann zu fangen. Sei nur Ein Stündchen freundlich, Und änd're deine Sitte: Du kamst ja um zu fragen Wer dürftig sei und bitte? Im Frieden wie im Kriege Will ich dir, Hoher, dienen: Denn, kamst du, bist du immer Holdselig nur erschienen. Dein Mund eint Gluth und Wasser Mit seltenem Geschicke: Du kamst als wahrer Gaukler; Entfernt Euch, böse Blicke! Dein weiches Herz belob' ich: Wohl nur der Andacht wegen Kamst du für die zu beten Die deinem Blick erlegen. Was gilt dir meine Tugend? Zum Herzensraub, o Jammer, Kamst du, verwirrt und trunken, In meine stille Kammer. Er sprach: »Wein ist's, der wieder, Hafis , dein Kleid befleckte: Du kamst zurück – so scheint es – Vom Pfade dieser Secte.« 2. Ich schrieb an meine Freundin Mit meines Herzens Blute: »Mir ist wie am Gerichtstag, Getrennt von dir, zu Muthe. Mein Aug' hat hundert Zeichen Die Trennung zu bewähren: Das einz'ge Zeichen leider Sind nicht die vielen Zähren;« Und was ich auch versuchte, Es wollte nicht gelingen: Versucht man schon Versuchtes , Wird es nur Reue bringen . Mit einem Arzt berieth ich Mich meiner Freundin wegen; Er sprach: »Qual bringt die Nahe, Doch die Entfernte – Segen.« Jäh hob der Ost den Schleier Von meines Mondes Wangen: Da schien die frühe Sonne Aus Wolken aufgegangen. Ich sprach: »Man wird mich tadeln, Wenn ich dein Dorf umschleiche.« Bei Gott! wo ist die Liebe, Die Tadel nicht erreiche? Gib was Hafis begehrte: Ein Glas. Bei'm süssen Leben! Es wird ihm die Genüsse Der Wunderschale geben. 3. Verlasse du mich nimmer, Bist ja mein Augenlicht, Bist meiner Seele Ruhe, Der Trost, der mir gebricht. Kein böser Blick der Menschen Verwunde jemals dich, Denn auf die höchste Stufe Schwang deine Schönheit sich. Es geben die Verliebten Dir deinen Saum nicht frei, Denn ihnen riss'st das Hemde Du der Geduld entzwei. Nur Muth! der Tag wird kommen, Wo der Genuss dir lacht, Weil du das Gift der Trennung Verkostet manche Nacht. Verwehre Ihn zu lieben, O Mufti, nimmer mir; Doch mag ich dir verzeihen, Denn nie erschien Er dir. Hafis , wenn du im Freunde Den Vorwurf hast geweckt, War's, weil du aus der Decke Zu weit den Fuss gestreckt. 4. Du, der durch der Wangen Schimmer Meines Auges Licht erhellt! Ein berauschtes Aug', wie deines, Schaute nie das Aug' der Welt. Einen Zarten der dir gliche, Schön vom Haupt zum Fusse, fand Niemand noch auf dieser Erde, Nie noch schuf ihn Gottes Hand. Blutdurst hat dein trunk'nes Auge Und die Braue übermannt: Jenes lauert im Verstecke Während diese Bogen spannt. Soll noch lang mein Herzenstäubchen, Wie ein wunder Vogel thut, Von der Trennung Pfeil getroffen, Wälzen sich in Staub und Blut? Immer steigt mir Rauch zum Kopfe Aus des Busens hellem Brand: Halt' ich, gleich dem Aloëholze, Länger noch dem Feuer Stand? Wenn mein Glück, das aufgeschreckte , Sich gehorsam mir bewährt, Wird mir jener Mund bescheren Was mein scheues Herz begehrt. Neigung fühlt für deine Wange Deine Braue ganz bestimmt: Wesshalb wäre sie sonst immer Meinem Wuchse gleich gekrümmt? Leg'st du deine Lipp' an meine, Werd' ich wieder neu belebt, Wenn mir schon die süsse Seele Auf der welken Lippe schwebt. Lässt du wohl mein Herz noch länger, Ähnlich deinem eig'nen Haar, Ganz verwirrt zu Boden fallen, Du mein helles Augenpaar? An den Fuss des Trennungsdornes Sank es hin, sich sträubend; doch In dem Rosenhain der Liebe Pflückt' es keine Rose noch. Dieses hier ist meine Waare; Sollte sie genehm dir sein, Trag' Hafisen' s Perlenworte In dein Liederbüchlein ein! Wenn du meine Hand nicht fassest Klag' dem Meister ich den Schmerz, Dass du elenden Verliebten Durch das Auge stahl'st das Herz. 5. Selig ist das holde Lüftchen , Das mit Ambra schwanger geht, Und, von Lust nach dir getrieben, Schon am frühsten Morgen weht. Eile, o beglückter Vogel, Als mein Führer mir voran, Denn mein Auge schmolz aus Sehnsucht Jenem Thürstaub bald zu nah'n. Meiner Harmgestalt gedenkend, Die da schwimmt im Herzen sblut , Blickt man auf zum neuen Monde Dort am Rand der Aben dgluth . Kömmt dereinst mit deiner Liebe An sein Ziel mein Lebenslauf, Spriesst, statt Gras, aus meinem Grabe Eine rothe Rose auf. Athm' ich noch, von dir geschieden? O der Schmach! Doch du verzeih'st: Denn was wäre sonst die Tugend, Die man Schuldvergebung heisst? Nur allein von deinen Freunden Lernt die Luft was Liebe sei, Denn sie reisst am weissen Morgen Sich das schwarze Kleid entzwei. Ruf' in deinem zarten Sinne Nicht so schnell den Unmuth wach, Weil ja dein Hafis so eben Erst: »Im Namen Gottes!« sprach. 6. Der Wirthe Hausthor ward gescheuert Und ward gewaschen rein; Es sitzt der Greis davor und ladet So Alt als Jung hinein. Zu seinem Dienst gegürtet, prangen Die Trinker aufgestellt; Er aber, der der Kron' entsagte, Hat im Gewölk sein Zelt. Der Gläser Glanz und der Pocale Bedeckt des Mondes Licht, Und selbst den Lauf der Sonne hemmet Der Knaben Angesicht; Der holde Trotz der süssen Schenken Und ihre Zänkerei Zerbricht den Zucker, knickt Jasmine Und schlägt die Laut' entzwei; Die Glück'sbraut, trotz der tausend Reize, Holt dort im Kämmerlein Die Brauenschminke sich, und reibet In's Moschushaar sie ein; Ein holder Engel der Erbarmung Ergreift der Wonne Glas, Und giesst auf Huris und auf Peris Der Hefe Rosennass. Ich grüsste ihn, da sprach er also Mit lächelndem Gesicht: »Der du des Rausches Folgen fühltest, Betrunk'ner, armer Wicht! Wer handelt je wie du gehandelt, Dem Muth und Einsicht fehlt? Du floh'st des Hauses Schatz , und bautest In Wüsten dir ein Zelt. Die Gunst des wahren Glückes – fürcht' ich – Wird stets verwehrt dir sein, Denn, von dem eingeschlaff'nen Glücke Umarmet, schliefst du ein.« – Der Himmel selber lenkt den Zelter Des Schah Nŭssrētěddīn: Komm, sieh, es heben Engelshände Zart in den Bügel ihn. Sich selbst zu adeln, hat die Weisheit, Der Nichts verborgen ist, Vom Himmelsthore seine Schwelle Schon hundertmal geküsst. – Komm nun, Hafis , mit in die Schenke, Dort zeig' ich ungestört Dir tausend Reihen frommer Wünsche, Die Gott gewiss erhört. 7. Schlafbefleckt naht' ich der Schenke Gestern als die Sonne schwand; Weinbefleckt war schon mein Teppich, Und durchnässt mein Mönchsgewand. Doch des Weinverkäufers Knabe Trat, indem er schalt, heran, Und dann sprach er: »O erwache, Schlafbefleckter Wandersmann! Erst nachdem du dich gewaschen, Schreite auf die Schenke zu, Denn die Trümmer dieses Klosters Könntest sonst beflecken du. In des Greisenalters Wohnung Trachte nur nach Reinigkeit, Und mit Jugendlust beflecke Nicht des Alters Ehrenkleid! Wirst nach Lippen süsser Schönen Du noch fürder lüstern sein, Und das Kleinod ›Geist‹ beflecken Mit dem flüss'gen Onyxstein?« Wer den Weg der Liebe kennet Tauchte zwar in dieses Meer Tief hinab, allein es wurde Nie befleckt vom Wasser er. Sei stets rein und klar , und steige Aus dem Brunnen der Natur, Denn das staubbefleckte Wasser Es erregt ja Un lust nur. Und ich sprach: »O Weltenseele! Keine Schande dürft' es sein, Wär im Lenz das Buch der Rose Auch befleckt von meinem Wein.« Und Er sprach: » Hafis , mit Freunden Sprich nicht räthselhaft verdeckt!« Wehe über jene Güte Die vom Vorwurf wird befleckt! 8. Er ging dahin mit langer Schleppe Im dünnen, golddurchwirkten Kleid, Und hundert Mondgesicht'ge rissen Sich das Gewand entzwei aus Neid. Das Feuer des genoss'nen Weines Trieb Ihm den Schweiss in's Angesicht, Und schöner prangt des Thaues Tropfen Auf einem Rosenblatte nicht. Beredt und süss ist Seine Sprache, Gewandt Sein hoher Körperbau, Sein Antlitz sanft und herzgewinnend, Und schelmisch ist Sein Blick und schlau. Entsprungen ist dem Anmuthwasser Sein Onyx, der das Leben mehrt; Sein Buchs mit dem so holden Gange Gar zart gepfleget und genährt. Sieh jenen Mund der, Herzen fesselnd, Den Aufruhr weckt wenn hold er lacht; Sieh jenen Gang, so voll von Anstand, Und jenen Schritt, voll von Bedacht! Und jener Hirsch mit schwarzen Augen Entwischte meinem Netze hier: Wie rath' ich diesem scheuen Herzen, O sagt es, theure Freunde, mir! Sei wohl auf deiner Huth, und quäle, So lang du kannst, Verliebte nicht, Denn Treue wohnt ja nicht hienieden, Du meiner beiden Augen Licht! Soll ich noch lang den Vorwurf tragen, Womit dein holdes Aug' mich quält? O blick' nur Einmal freundlich wieder, Du, den zum Freunde ich gewählt! Und hat Hafis dich je beleidigt, Und deinen edlen Sinn verletzt, So komm zurück, denn was ich hörte Und was ich sprach bereu' ich jetzt. Ich will dem Meister, dem ich diene, Gar reichlich zollen meinen Dank, Wenn jene Frucht mir, die gereifte, In die erhob'nen Hände sank. 9. Als, weinberauscht von vor'ger Nacht, Bei'm früh'sten Morgenstrahl Ich nach dem Tamburine griff, Nach Harfe und Pocal, Da gab ich dem Verstande Wein Als Reiseproviant, Und nach die Stadt der Trunkenheit Hab' ich ihn abgesandt. Der schöne Weinverkäufer sah Mich dann gar freundlich an, So dass ich, vor des Schicksal's List Nun sicher, leben kann. Vom Schenken mit den Bogenbrau'n Vernahm, was folgt, mein Ohr: »O du, den sich des Tadels Pfeil Zum Ziele auserkohr! Dir schlingt, gleich Gürteln, kein Gewinn Um jene Mitte sich, Erblickest in der Mitte du Nur stets dein eig'nes Ich. Geh', halte Vögel and'rer Art In diesem Netze fest: An gar zu hohe Stellen baut Sich ein Ăncā sein Nest. Vertrauter, Schenke, Liedermund, Dies alles ist nur Er: Des Wassers und des Thones Bild Sind Mittel, und nicht mehr.« So gib mir denn des Weines Schiff: Ich steu're wohlgemuth Aus diesem Meer, das uferlos Vor meinem Blicke ruht! Wem frommt es wohl, wenn er um Gunst Bei jenem König freit, Der mit sich selber Liebe spielt Von aller Ewigkeit? Hafis , ein dunkles Räthsel ist Die menschliche Natur, Und wer es zu ergründen meint, Berichtet Mährchen nur. 10. Um die Fackel deiner Wange Kreist, ein Falter , selbst das Licht , Und, dein Maal erblickend, kümmert Mich die eig'ne Lage nicht. Der Verstand, nach dessen Urtheil Man Verliebte fesseln soll, Ward vom Dufte jener Ringe Deiner Locken selber toll. Seine Seele gab dem Oste Flugs als Botenlohn das Licht, Als vom Lichte deiner Wange Es durch ihn erhielt Bericht . Müsste ich für deine Locke Auch dem Wind' die Seele weih'n, Sei's! Selbst tausend Edle mögen Des Geliebten Opfer sein! Hat auf Seiner Wangen Gluthen Irgend wer ein Rautenkraut Wirkungsreicher als das Körnchen Seines schwarzen Maal's geschaut? Gestern konnt' ich, Eifersücht'ger, Nimmer auf dem Fusse steh'n, Als ich an der Hand des Fremden Mein geliebtes Bild geseh'n. Was ersann ich nicht für Listen? Fruchtlos war, was ich erdacht: Er behandelte als eitel Alle meine Zaubermacht . Nun des Freundes Lippe blühet, Band ich mich durch diesen Schwur: Mährchen, die von Bechern handeln Bring' ich auf die Zunge nur. Lass von Schule und von Kloster Die Erzählung unberührt, Weil Hafis im Haupte wieder Sehnsucht nach der Schenke spürt. 11. Jenem lieblichen Rubine Dank' ich dauernden Genuss; Alles fügt sich meinem Wunsche: Wesshalb Gott ich preisen muss. Widerspenst'ges Glück, o drücke Fest an deinen Busen ihn; Herze bald den gold'nen Becher, Bald den lieblichen Rubin! Weil ich mich berauscht, so haben Mährchen sich von mir erzählt Unerfahr'ne alte Männer, Greise die den Weg verfehlt. Ich bereue, dass ich jemals Horchte auf der Frömmler Rath, Und mich möge Gott bewahren Vor so schnöder Diener That! Seele, soll ich dir erklären, Was da sei der Trennung Schmerz? Hundert Thränen und Ein Auge, Hundert Seufzer und Ein Herz. Selbst wer Gott verläugnet, bleibe Stets von einem Leid verschont Wie dein Wuchs es der Zipresse Und dein Antlitz schuf dem Mond! Schön'res kann es nimmer geben Als des Liebenden Geduld: Ford're sie von Gottes Gnade, Ford're sie von Gottes Huld! Das geflickte Kleid der Mönche Gleicht dem Christengürtel nur: Ssofi, meide diese Sitte, Meide dieses Pfades Spur! Wie so froh die Tage schwanden Die mich einst mit Ihm vereint! Hundertmal sei Gott gepriesen, Bringt er mich zum Seelenfreund! Nie verwende ich das Antlitz Von der Bahn der Dienerpflicht, Und empor vom Pfortenstaube Hebe ich den Scheitel nicht. Weil Hafis nach deiner Wange Lüstern ward, so denket er Weder an die Nachtgebete Noch die Morgenandacht mehr. 12. Wenn im Gaue jenes Mondes Es auch Schwerter sollte regnen, Will den Nacken hin ich legen, Und die Fügung Gottes segnen. Ich auch kenne, so wie And're, Wie man Gottesfurcht beweise: Doch was frommt's bei einem Glücke Das das Ziel verlor der Reise? Prediger und Scheïche kommen Mir fast niemals zu Gesichte: Gib mir einen vollen Becher, Oder kürze die Geschichte! Ich, ein Zecher, ein Verliebter, Sollte Reue offenbaren? Gott soll mich davor beschützen, Gott soll mich davor bewahren! Nie noch sind auf mich gefallen Deiner Sonne Gegenstrahlen: Ach , du Spiegel wange schaff'st mir Durch dein hartes Herz nur Qualen! Die Geduld schmeckt gar so bitter, Gar so schnell vergeht das Leben: Wann – o könnt' ich es erfahren! – Wird Er mir zurückgegeben? Sprich, Hafis , warum du klagest? Willst der Liebe du geniessen, Musst du auch zu allen Zeiten Blut zu trinken dich entschliessen. 13. Festtag ist, und Rosen blühen: Schenke, halte Wein bereit! Sah man jemals leere Becher Aufgestellt zur Rosenzeit? Dieses Frömmeln und Enthalten Greift bereits mein Inn'res an: Schenke, gib mir Saft der Rebe! Öffnen wird mein Herz sich dann. Jener Ssofi, der noch gestern Jeden warnte, der geliebt, Ist's der, trunken, seine Tugend Heut den Winden übergibt. Freue dich der Rosenblüthe Durch der kurzen Tage Frist; Suche Lust bei glatten Schenken, Wenn du ein Verliebter bist! Brüder! Schon entschwand die Rose: Warum weilt Ihr allzumal Ohne Töne einer Harfe, Ohne Freund und Weinpocal? Weisst du was gar schön erscheinet Bei des Morgenweines Fest? Wenn der Schenke seine Wange Sich im Glase spiegeln lässt. Greift der Sänger in die Saiten In des Prinzen Gegenwart, Soll dazu ein Lied er singen Nach Hafisen' s Liederart. 14. Vorbestimmt zur Schenke Hat der Schöpfer mich: Ob die Schuld mich treffe Frag' ich, Frömmler, dich. Wer bestimmt zum Becher Ward vom Urbeginn, Wirft am jüngsten Tage Man die Schuld auf ihn? Sprich zum Heuchler-Ssofi In dem Mönchsgewand, Dem im kurzen Ärmel Steckt die lange Hand: »Nur zur Täuschung zieh'st du Mönchsgewänder an, Dass du Gottes Diener Lockest von der Bahn.« Echter Zecher Streben Hab' ich stets geehrt: Ihnen sind kein Gräschen Beide Welten werth. Weil mir nur in Schenken Wunscherfüllung lacht, Hat mir Schul' und Kloster Schwarz das Herz gemacht. Bettle nicht an jeder Bettlerthür, Hafis ! Nur durch Gott erreichst du Deinen Wunsch gewiss. 15. Du hob'st den Schleier plötzlich von den Wangen; Doch was bedeutet das? Und kamst, wie trunken, aus dem Haus gegangen, Doch was bedeutet das? Dein Haar lag in des Morgenwindes Händen, Dem Neider horcht' dein Ohr: So nährtest du in Allen das Verlangen; Doch was bedeutet das? Du bist ein König in dem Reich der Schönen, Und Bettler seh'n auf dich: Verkannt hast du, was du an Glück empfangen; Doch was bedeutet das? Gabst du mir nicht die Spitzen deiner Haare Der Erste in die Hand? Nun soll ich wieder dir zu Füssen bangen; Doch was bedeutet das? Das Wort verrieth mir deines Mund's Geheimniss, Der Gürtel mir den Wuchs: Du zog'st das Schwert, das du dir umgehangen; Doch was bedeutet das? Mit deiner Liebe Würfeln trachtet Jeder Nach einem guten Wurf: Du hast im Spiel sie Alle hintergangen; Doch was bedeutet das? Als in dein enges Herz der Freund gezogen, Hafis , da leertest du Von Fremden nicht das Haus in das sie drangen; Doch was bedeutet das? 16. Ihm vereint zu sein ist besser Als Unsterblichkeit erstreben; Herr der Welten, wolle immer Das was besser ist mir geben! Zwar Er schlug mich mit dem Schwerte; Doch kein Mensch soll es erfahren; Besser ist's, des Freund's Geheimniss Nicht dem Feind zu offenbaren. Sei, o Herz, in Seinem Gaue Stets ein Bettler und begehre! Denn es heisst ja: »Besser ist es Dass ein Glück beständig währe!« Fruchtlos würdest du, o Frömmler, Mich im Paradies erwarten: Ist der Apfel dieses Kinnes Besser doch als jener Garten. Mit der Knechtschaft Maal bezeichnet Hier an diesem Thore sterben, Ist – bei Seiner Seele! – besser Als das Reich der Welt erwerben. Eine Rose die mit Füssen Mein Zipressenbaum getreten, Ist, zu Staub verrieben, besser Als das Blut von Ergwan-Beeten. Wollt – ich bitt' um Gotteswillen – Freundlich meinen Arzt befragen! Wann denn endlich dieser Schwache Besser werde, mög' er sagen. Wende dich nicht ab, o Jüngling, Räth dir eines Alten Zunge: Denn es ist der Rath des Alten Besser als das Glück, das junge. Nachts einst sprach Er: »Hat doch sicher Nie ein Sterblicher geschauet Eine bess're Perl' als jene Die mir auf das Ohr gethauet.« Worte aus dem Mund des Freundes Gleichen zwar den Edelsteinen: Aber was Hafis gesprochen Muss als besser noch erscheinen.