72. Als deiner Schönheit helle Strahlen Den Urbeginn der Zeit erhellt, Entstand die Liebe, die ihr Feuer Geschleudert auf die ganze Welt. Der Engel sah dein Antlitz glänzen, Doch frei von Liebe liess es ihn. Da wurde sie zum Feuerquelle Und stürzte auf den Menschen hin; Entzünden wollte seine Fackel An jenem Funken der Verstand : Da nahte Eifersucht mit Blitzen Und setzte eine Welt in Brand. Der Widersacher wollte nahen Dem Schauplatz der geheimen Lust; Doch eine Hand stösst, ungesehen, Zurück des Ungeweihten Brust. Der Schicksalswürfel and'rer Menschen Fällt immerdar nur auf Genuss; Mein Herz nur ist's, das gramvertraute, Dem stets auf Gram er fallen muss. Nach deines Kinnes Brunnen sehnte Die Seele sich aus höh'rem Land, Und jener krausen Locken Ringe Ergriff zur Rettung ihre Hand. Es schloss Hafis an jenem Tage Der Liebe Wonnebrief an dich, An dem mit seinem Schreiberohre Er jede Herzenslust durchstrich.