8. Was von deiner Lippe ich begehrte Hat sich noch zur Stunde nicht erfüllt; Was mir dein Rubinenglas liess hoffen Hat den Durst mir immer noch gestillt. Ich verlor aus Lust nach deinen Locken Meinen Glauben schon am ersten Tag; Wie's bei solchen schwarzen Nachtgedanken Mir zuletzt wohl noch ergehen mag? Gib von jenem feuerfarb'nen Wasser Mir ein Schlückchen, Schenke! Bin ich doch Unter Jenen, die durch deine Liebe Gar geworden, stets ein Roher noch. Weil ich Nachts einst irrig deine Haare Mit dem Moschus aus Chŏtēn verglich, Hält ein jedes Haar auf meinem Leibe Immer noch das Schwert gezückt auf mich. Auf des Seelenfreundes Lippe schwebte Eines Tag's mein Name aus Verseh'n, Wesshalb noch bei meines Namens Nennung Seelendüfte Liebende umweh'n. Deinen Wangenschimmer sah die Sonne Einst in meinem einsamen Gemach; Darum wandelt sie, gleich einem Schatten, Immer noch auf meinem Thor und Dach. Dein Rubinenmund, der holde Schenke, Reichte mir vor allem Urbeginn Hefe aus so wirkungsvollem Glase, Dass davon ich ganz betäubt noch bin. Der du sprachst: »Entäuss're dich der Seele Und zur Ruhe kömmt dann wohl dein Herz!« Nimmer noch ist Ruhe mir geworden, Weiht' ich auch die Seele Seinem Schmerz. Die Geschichte deines Mundrubines Schrieb dereinst Hafisens Schreibe-Rohr: Darum quillt mir aus den Schreibe-Rohren Immer noch ein Lebensquell hervor.