19. Nicht umsonst ist jener Schlummer Deines schlauen Augenpaar's; Nicht umsonst ist jener Schimmer Deines wirren Lockenhaar's. Noch floss Milch von deiner Lippe, Und schon sagte ich wie heut: »Nicht umsonst ist dieser Zucker Um dein Salzgefäss gestreut.« Eine Quelle ew'gen Lebens Ist dein Mund; doch ist bekannt, Deines Kinnes Brunnen liege Nicht umsonst an ihrem Rand. Freue dich des längsten Lebens! Weiss ich doch für meinen Theil, Nicht umsonst sei an den Bogen Angelegt dein Wimpernpfeil. Bist in Gram und Leid verfallen Und in herben Trennungsschmerz: Nicht umsonst ist deine Klage Und dein Wehgeschrei, o Herz! Gestern weht' am Rosenhaine Seines Dorfes Luft vorbei: Nicht umsonst reisst du, o Rose, Dir den Kragen nun entzwei. Birgt das Herz auch vor den Leuten, Was die Lieb' es leiden liess, Nicht umsonst doch ist dies Weinen Deines Auges, o Hafis !