27. Serenate, die gleichfalls bei dem höchst-erwünschten Dasein Georg des Andern, von einer Anzahl Göttingischer Studenten als ein unterthänigstes Zeichen der tiefsten Ehrfurcht aufgeführet wurde Den 1. Aug. 1748. Lasst freudige Trompeten schallen, Jauchzt, Völker, jauchzt, Georg ist hier! Er lässt sich unser Fest gefallen Und liebt der Musen stille Zier. Nimm, Herr! von uns, Augustens Söhnen, Das Opfer der gerührten Brust, Und Luft und Erde soll ertönen Von deinem Ruhm und unsrer Lust. Von deiner Themse Flut, auf deren breitem Rücken, Als einem Meer, Mit unbemühter Eil und stiller Majestät Ein Meer von Masten prächtig geht; Vom kalten Ladoga, wo vor Elisabet Sich hundert unbekannte Völker bücken; Vom Bernstein-Ufer her, Wo froh, manch fernes Land zu speisen, Die Weichsel nach dem Haff mit tausend Lasten eilt; Vom alten Rhein, der sich bei Hollands Pracht verweilt, Durch dich befreit vom Schrecken naher Eisen; Von steiler Alpen Fuß, wo aus der milden Schooß Die Freiheit Schmuck und Glück auf arme Felsen goß; Von Seelands helden-reichem Strande, Den deiner Tochter Zier mit neuem Glanz belebt; 1 Vom letzten Nord, der aus dem harten Lande Für Korn und Wein nur drohend Eisen gräbt; Vom reichen Dacien, das reines Gold Und Blut, das theurer ist, Theresen zollt; Und von der Donau Flut, die, stolz mit ihrem Wien, Sich schwellt, der Flüsse Königin; Vom fernen Ost, vom milden Süden, Aus manchem Volk, an Sprach und Glauben unterschieden, 2 Hat uns der Trieb nach ächter Wissenschaft Und wahres Ruhms sieghafte Kraft Nach deiner Leine hingezogen; Und keines Vaterland ist so entfernet, Das nicht Georgens Lob gelernet, Wo nicht, wer Freiheit schätzt, wer Recht und Tugend übt, Dich, Herr! als Held verehrt, als Vater liebt. Ein Fürst, dem Glück und Waffen schmeicheln, Groß durch gepresster Völker Last, Findt Sklaven, die ihm zitternd heucheln, Weil die geplagte Welt ihn hasst; Dich, Herr! der groß durch Recht und Güte, Groß durch dein angeerbt Gebiete, Durch seinen Wohlstand größer bist, Dich grüßt dein Volk mit Freuden-Thränen, Und ferne Völker sehn mit sehnen Den Herrscher, der ein Vater ist. Sieh auf, glückselige Georg-Auguste! Mit ächter Lust entzückt, mit wahrem Vorzug prächtig, Dich schützt Georg, zum Schutze mächtig Und zum beglücken mild. Er breitet über dich der Vorsicht festen Schild; Er, der Verdienst in Unterthanen ehret, Der jeder Tugend Lohn aus reifer Kenntniß giebt, Der Weisheit kennt und liebt, Die Wahrheit sucht und höret. Dein Ruhm steht unbesorgt auf ewig sicherm Grunde; Georgens Gnad und Macht hebt ihn empor! Er lockt durch reiche Huld, durch seines Zepters Liebe Die Zierde manches Lands, die niemand gern verlor, Die gegen schwächern Reiz wol unbeweglich bliebe, Und zwingt die Wahl der Weisen in dein Chor. Ja, sie ist nah, die längst bestimmte Stunde! Du wirst des Neides Aufruhr zwingen; Du wirst nunmehr Germaniens Athen, Der Weisheit Priesterin, die Richtschnur ächter Schöne! Die Wahrheit wird verklärt in deinem Tempel stehn Und hundert Völker ihre Söhne Zum Opfer ihrer Ehrfurcht bringen! Beseele die Freude der Jugend! Augusta! beleb unsern Ruf! Erheb die gesegnete Tugend, Die deine Glückseligkeit schuf! Befiehl deinen Held den Geschichten! Befiehl in lebhaftern Gedichten, Daß sein Nachruhm die Enkel noch rührt! Sing zu der Homerschen Trompete, Sing zu der Pindarischen Flöte: Wol dem Land, wo George regiert! Fußnoten 1 Die damals neu vermählte Königin Louisa. 2 Von allen diesen Ländern waren in Göttingen gelehrte Mitbürger anwesend.