Hoffe, da nichts zu hoffen ist Ein betrübter Schäfersmann, Weidend seine Wollenheerde, Da der Felsen von der Erde Aufstieg, gleichsam himmelan: Als nun seine Schafe tischten, Sieht er aus dem trocknen Stein Wasser triefen felsenein, Davon sich die Augen frischten. Ach, sprach er, in sich entrüst': Hoff', da nichts zu hoffen ist! Nachdem stürmten durch das Gras Wolkenwinde, Donnerblitzen, Als in dieses Felsens Ritzen Eine Turteltaube saß. Wann die schweren Wetter drohen, Suchet jeder Schutz und Hut. Sie war schnell dahin geflohen, Da sich sicher sitzt und ruht. Ach, sprach er, in sich entrüst': Hoff', da nichts zu hoffen ist! Unter nächstem Weidenbaum Trieb er, vor des Wetters Flammen, Seine Heerde bald zusammen, Daß sie alle hatten Raum, Sich zu schützen vor dem Regen. Bald die Winde wurden still, Und die Sonn' ihm kam entgegen, Und er sang zum Schäferspiel: Hoffnung deine Seele frist'! Hoff', da nichts zu hoffen ist! Ach, was, sagt er, nach und nach Denk' ich doch mit Fehlverlangen! Hab' ich denn nicht Trost empfangen Von des Felsens Thränenbach? Von der Taube sonder Gatten, Welche hier in Grüften lebt? Von der Weiden Schutz und Schatten, Der ob meinem Haupte schwebt? Ich hoff', als ein frommer Christ, Da auch nichts zu hoffen ist.