Der Frühling Der frohe Frühling kömmt heran, Der Schnee dem Klee entweichet; Der Lenz, der bunte Blumenmann, Mit linden Winden häuchet. Die Erd' eröffnet ihre Brust, Mit Saft und Kraft erfüllet; Der zarte West, der Felder Lust, Hat nun den Nord gestillet. Es hat der silberklare Bach Den Harnisch ausgezogen, Es jagt die Fluth der Fluthe nach, Durch bunten Kies gesogen. Das Thauen nun die Auen frischt, Die weiße Wollenheerde Auf neubegrüntem Teppich tischt Und tanzet auf der Erde. Man hört die heisre Turteltaub', Die Schwalb' und Nachtigallen. Das grünlichweiße Blüthenlaub Muß aus den Knospen fallen Und bauen diesen Schattenthron Den Luft- und Feldergästen. Die Rose hebt die Dornenkron' Auf schwachen Stachelästen. Die Sonne wieder stärker scheint Und machet früher wachen. Allein die dürre Rebe weint, Wann Feld und Wälder lachen. Die hochgeschätzte Tulipan, Das Sinnbild auf dem Beete, 1 Zieht ihre fremden Kleider an Und pranget in die Wette. Ach Gott, der du mit so viel Gut Bekrönst des Jahres Zeiten, Laß uns auch mit erfreutem Muth Zum Paradies bereiten, Da wir dich werden für und für, Die höchste Schönheit, finden, Dagegen diese schnöde Zier Ist eitler Staub der Sünden. Fußnoten 1 Tulipae Hortorum Emblemata.