Andachts-Lied Nach der Stimme: Allein Gott in der Höh sey Ehr, usw. 1. Eröffne dich, O schwacher Mund, Dem Höchsten Lob zu singen, Der dich so manche Tag und Stund In Ruhe zu lässt bringen. Mein GOTT, der du von Jugend auff Begleitet meines Lebens Lauff, Laß mir das Lied gelingen! 2. Hinweg mit aller Eitelkeit, Wenn mein Hertz GOTT verlanget, Hinweg, was giebt und nimmt die Zeit, Darmit der Weltling pranget! Was sichtbar ist, gar schnell vergeht, Unsichtbar ist, was ewig steht, Da meine Seel' anhanget. 3. Mein Gott, der du die Hertzen kennst. Kanst ihre Sprach verstehen, Der du mit heilgen Flammen brennst, Kanst meinen Geist erhöhen; Halt für genehm die stumme Sprach, In dem mein Puls sich nach und nach Mit Dir sich will begehen. 4. In Dir, O Schöpffer aller Ding', In dir lebt unser Leben. Du hast uns einen DenkmahlRing In unsren Leib gegeben. So vielmals unser Hertz sich regt Und unser Puls in uns bewegt, Soll sein Lob in uns leben. 5. Gleich als das unbejahrte Kind Hangt an der Mutter Brüsten, In selben seine Nahrung findt Ohn andrer Speis Gelüsten, Also mein Hertz nach Gott verlangt Und stets an seinen Willen hangt In dieser Welte Wüsten. 6. Mein Hertz klopfft an deß Himmels Thür, In dem es stetig schläget Und schweigend singet für und für, Wann es sich stets beweget: O Heilig, Heilig, bist Du, GOTT, O Heilig bist Du, Sabbaoth: Als deine Güte träget! 7. Von diesem hohen Gottes Ruhm Soll uns nicht mögen scheiden Noch Weltgewalt noch Fürstenthum Noch Hunger, Tod noch Leiden. Der Heilig, Heilig, Heilig ist, Erlängert unsre Lebensfrist, Wann wir die Sünde meiden. 8. So wird auff diese seltne Weis Geheiligt GOTTES Namen, Daß das Gebet zu seinem Preiß Vermehrt deß Glaubens Samen. GOTT ist ein Geist, der wol versteht Deß Puls- und Hertzens-Andachtsred Und spricht darzu das Amen. 9. Was dorten für deß Höchsten Thron Die Engelscharen klingen, Das kan mein Hertz mit schwachem Ton Auch Ihm zum Lobe singen. Das Heilig, Heilig fort und fort Ist meiner Seelen Heil und Hort, Das kan mir Freude bringen. 10. Hingegen bebt all' Augenblick Und weist viel Trauerzeichen Der Weltling, so deß Teufels Strick Nicht denket zu entweichen. Er lebet Tag' und Nacht ohn Ruh', Ihn zieht der Satan Höllenzu, Da viel sind seines gleichen. 11. Ihr meines Leibs o Aederlein, Hört niemals auf zu schlagen: GOTT soll von euch gelobet seyn Zu gut und bösen Tagen. So vielmals in der Sterbligkeit Ihr meines Lebens Zeicher seyd, Solt ihr stets Heilig sagen. 12. Das Heilig, Heilig, welches macht Die blöden Lippen lallen, Muß in dem Schlaf auch bey der Nacht In dem Geäder wallen. Mein Hertz singt tausend-tausendmal Das Heilig, Heilig ohne Zahl Dem Höchsten zu gefallen. 13. Hierdurch ich GOTT für Augen hab Und hüte mich für Sünden; Das Wort ist meines Hertzens Gab Und macht mich Freud' empfinden. An meines Lebens heilgen End Wird sich mein Geist in GOTTES Händ Mit diesem Wort entbinden.