Lied/ Von dem Weinmonat Nach der Stimme: Singen wir aus Hertzensgrund/etc. 1 Jauchtzet/ ihr Wintzer! alle zugleich/ unsere Trauben werden nun weich; kommet/ empfahet mit Freuden den Lohn/ welchen die Arbeit bringet darvon: Reiffende Reben schencken uns ein/ heissen/ die trauren/ frölicher seyn/ füllend die leeren Keller mit Wein. 2 Noe legt erstlich saftige Feser/ lehrte die Häcker/ warbe die Leser/ schniedte deß Rebens Blätter vom Stamm/ bande sie an die Pfäle zusamm/ presste der Kelter lieblichen Saft/ welcher den Hertzen giebet die Krafft/ Sorgen und Kummer ferne wegschafft. 3 Lobet und liebt den herrlichen Most/ welcher versüsst die niedliche Kost; ehret der Thäler edele Frucht/ welche man zu den Kelleren sucht! Aber doch haltet im Trincken das Ziel/ weilen deß Weins zu wenig und viel leichtlich verderbt das lustigste Spiel. 4 Weinen ist unser Leben ohn Wein/ einsam und ohne Freunde zu sein; Trincken verbindet menschlichen Sinn/ nimmet Verdacht und argen Wahn hin: Freunde sind gleich dem freudigen Mahl/ welche man kieset in mehrerer Zahl/ mittels des Weins/ mit offener Wahl. 5 Schauet! Die Sonne den Scorpion trifft/ (sothanes Thier verletzet durch Gifft); hüte dich vor der Trunckenheit Lust/ welcher die Reue stetig bewust: gleichet der krumme Rebe der Schlang/ glänzet im Glase/ schwächet den Gang/ machet dem Säuffer schmertzlichsten bang. 6 Jauchtzet/ ihr Liebsten! alle zugleich/ Trincken macht oft die Ärmesten reich; Trincken beschwert das ruhige Hertz/ bringet mit sich der Kranckheiten Schmertz. Jeder ist edel/ voller Verstand/ jeder rühmt seine Güter im Land/ weilen ihn hält der Trunckenheit Band. 7 Brauchet nun recht und mässig den Tranck; saget dem Höchsten hertziglich Danck! Lobet ihn für die treffliche Gab, lobet Gott in der sicheren Haab! welcher uns giebet freudigen Muth/ speiset uns mit der Kelterpreß Blut; lobet Gott/ der alls Gutes uns tut.