Lied/ Von dem Heumonat Nach der Stimme: Wie schön leucht uns der Morgenstern/ etc. 1 Die helle Sonn am höchsten steht/ und in deß Löwens Zeichen geht mit überheissen Flammen. Sie hat verkocht den Erdensafft/ und weist der grünen Farbe Krafft auf jedes Baumens Stammen. Die Weid erfreut/ sie beschönen Himmels-Threnen: daß die Heiden sich mit gelbem Klee bekleiden. 2 Man schlägt die krumme Sichel an; der abgesensste Wiesenplan macht uns deß Tods gedencken: daß nemlich alles Fleisch ist Heu/ der Menschen Ehre Gras und Spreu/ dem leichten Wind zu schencken. Der Ruhm/ die Blum/ welckt geschwinde mit dem Winde: unser Hoffen hat ein schneller Fall betroffen. 3 Die angeglute Sommers-Hitz erregt der Wolcken schnellen Blitz/ daß Mensch und Vieh erstaunet; doch sind wir aller Sorgen frey/ weil Gottes Gnad uns stehet bey/ und unser Gut umzaunet. Er tränckt und schenckt diesen Auen Perlentauen; und der Regen bringt der Felder reichen Segen. 4 Man führt das Heu nun häuffig ein/ gedorret von dem Sonnenschein/ die Heerden zu ernehren; doch wächset eben an dem Ort deß Grases Wurtzel fort und fort/ das Menschen-Volk zu lehren: Auf daß wie Gras wir mit allen grabwärts fallen: aus der Erden unsre Beine grunen werden. 5 Der allem Fleisch/ zu rechter Zeit/ hat ein vergnügtes Mahl bereit/ wil uns mit Gut erfüllen. So manchem guten Unterpfand mißtrauet unser Unverstand mit eitlen Sorgengrillen: Er nehrt und mehrt unsre Heerde/ Thier und Pferde/ auch die Raben: solten wir denn Mangel haben? 6 Was ist/ O Herr! deß Menschen Kind/ das gleich dem unbejochten Rind deß Danckes nicht gedencket: da doch von dir das Leben hat/ was wallet auf der Erden Pfad/ was Lufft und Meer beschrencket. Erweist/ lobt/ preist/ gebt dem Ehre/ den die Heere aller Orten rühmen mit fast stummen Worten!