Wir sind die Saat Da stehen sie im schmutzigen, zerrissnen Rock. Der Koth der Gasse klebt an ihrem plumpen Fuss. Da stehen sie und starren blöden Augs dich an und bergen beide Fäuste in den Taschen tief. Du gabst die Stimme jenem Mann, den sie erwählt, der ihrem Elend laute Worte leihen soll, und ihrer Sache gabst du wohl weit Grössres schon. Nun trittst du aus dem Haus. Sie füllen rottenweis vor dir die Strasse. Schweigend schauen sie auf dich mit diesem stummgebornen Hass im trägen Blick. Dem Tiger auf der Lauer funkelt das Auge doch, es geht ein Gluthauch vor des Löwen Rachen her, doch dieses Volk, es lastet, stumm wie der Felsenhang ob deinem Haupt – und plötzlich löst es sich – und fällt. Nicht was du willst, noch was du immer sinnst und denkst – nein: was du bist, und dass du also worden bist, das ist die Sünde, unter deren Fluch du stehst. Du bist das Opfer, und mit dir dein ganz Geschlecht. – Furchtbares Schicksal: ohne Recht geboren sein im Heute noch im Morgen! Ein verwelkter Wald, der nie gegrünt! Ein Kind, im Mutterleibe siech! Wir sind die Opfer fremder, langgehäufter Schuld ... Wir sind die Opfer einer fernen schöneren Zeit! Wir sind die Saat! – – O mögen goldene Ähren einst wogend verhüllen dunkeler Erde vergessenen Grund! Mögen der rote Mohn und der Cyanen Blau als Edelsteine leuchten aus dem Goldgeschmeid! Dann flattern die Falter freudig in der Sonne Strahl, und Bienen summen honigtriefend überall!