Friedrich Hebbel Demetrius Vorspiel Personen des Vorspiels Personen des Vorspiels Der Cardinal-Legat Mniczek, Woiwod von Sendomir Marina, dessen Tochter Demetrius Odowalsky Poniatowsky , polnische Edelleute Gregory, ein Mönch Maschinka, Marinas Amme Woiwoden, Gefolge des Mniczek 1. Szene Erste Szene Odowalsky und Poniatowsky treten auf. Da geht er wieder hin und grüßt uns nicht. Ist das was Neues? Doch, gerecht zu sein, Er sah uns dies Mal nicht. Das eben ists, Was mich an ihm verdreußt. Er soll uns sehn. Für einen heimatlosen Vagabonden Geziemt sichs nicht, daß er uns nicht bemerkt. Die Augen auf, mein Herr von Habenichts, Den Hut herab gezogen, eh ich huste, Und dann den Blick zur Erde hübsch gekehrt, Um aufzuheben, was ich fallen ließ! So sichert sich ein Bettler vor der Knute Und mehrt dabei im stillen seinen Schatz. Da kannst du lange warten. Falle selbst Und ruf ihn an, er reicht dir nicht die Hand, Er sieht sich höchstens um nach deinem Diener Und das nur, wenn du ihm im Wege liegst. Schau dort den Mönch! Vor dem Gekreuzigten In der Kapelle bückt er sich nicht tiefer, Wie vor dem Junker mit dem Federhut. Woher es ihm auch immer kommen mag, Er hat die Art, die manchem König fehlt, Den Mantel gleich so feierlich zu falten, Daß er die Stirn nicht mehr zu falten braucht. Das wüste Erbteil einer wilden Nacht, Das einzge, was ihm blieb von seinem Vater, Und diesen respektier ich gern in ihm, Wenn ich nur auch die Mutter peitschen darf. Gleichviel, mein Freund! Man sieht nur, daß ers hat, Und nicht, woher es stammt. Ich glaube selbst, Daß seine Eltern ohne Papst und Kaiser Die Hochzeit hielten und am nächsten Morgen Verschwören könnten, daß sie sich gesehn! Allein, was gilt die Wette? Tritt mit ihm In eine Schenke, wo man euch nicht kennt, Und ruf nach Wein! Mit Diamanten laß ich Dir die Schabracke sticken, wenn man ihm Das Glas nicht bringt, das du für dich bestellt! Ich zweifle doch! Was auch geschehen mag: Er schaut darein, als hätte ers befohlen! Teil Münzen aus, wirf Perlen auf die Straße, Steht er dabei, so fliegen ihm die Mützen, Du bist der Marschall, er dein gnädger Herr! Sieh doch den Mönch nur an! Noch immer blickt er Ihm nach! Wer weiß, warum! Er wird vielleicht An ein Gesicht erinnert, das er sich Gemerkt hat, weil es doppelt gibt. Er kommt! 2. Szene Zweite Szene tritt auf. Gelobt sei Jesus Christ! In Ewigkeit! Ihr Herrn, verzeiht! Wer war der feine Junker? Und wer seid Ihr? Dies sagt euch mein Gewand: Ein armer Mönch, der milde Gaben sammelt! Und warum fragt Ihr nach dem jungen Fant, Anstatt vor uns die Büchse gleich zu schütteln? Ei nun, ich mögte wissen, wer er ist. Das weiß er selber nicht. Ihr spottet mein. So viele Namen im Kalender stehn: Ich zweifle, ob ein einzger ihm gehört. Da schält ihn deine Zunge doch zu scharf, Das geht ja über Hemd und Haut hinaus! – Man nennt ihn Dmitri. Doch mit welchem Recht? Warum nicht Iwan oder Feodor? Er kennt den Priester nicht, der ihn getauft, Die Kirche nicht, an der der Priester dient, Und selbst das Dorf nicht, drin die Kirche steht. Der feine Junker! Ja, mein guter Vater! Ihr habt, wie's scheint, das Sprichwort nicht erdacht, Mit dem der Pole einem schlauen Russen Das Katzenfell zurück gibt auf der Messe, Wenn ers als Hermelin verkaufen will, Es heißt: Der Schein betrügt! Das Wort ist wahr! Von unserm Junker ist nur das gewiß, Daß er kein Mohr ist, das bezeugt die Farbe, Doch selbst sein Christentum beschwör ich nicht. Wie kommt er denn auf dieses stolze Schloß, Das, irr ich nicht, dem edlen Woiwoden Von Sendomir gehört? Bei Nacht und Sturm Hat ihn ein Mönch als Kind durchs Tor geschmuggelt! Der hatte ihn, Gott weiß, auf welchem Mist, Dem Hungertode nah, sich aufgeladen, Und bat bei allen Wunden unsers Herrn Für ihn um eine Streu im Pferdestall. Unmöglich! Mniczek hatte kurz zuvor Zufällig einen Judenbalg erschossen, Als er durchs Fenster sein Gewehr entlud, Und da er überdies betrunken war, Sprach er aus Reu: Hm! Ja! ich nehm ihn auf. Nein! Nein! So ists! Marina, seine Tochter, Bedurft auch just zum Glück des Spielgefährten, Der auf sich reiten und sich schlagen ließ, Denn sie war klein und wild! Allmächtger Gott! Man prüft' ihn dann, wie einen jungen Hund, Den man behält, wenn er schon Künste kann, Und betteln könnte er in sieben Sprachen, Ob auch in einer beten, weiß ich nicht. Der Mönch, ihr Herrn – Was ists, das Euch bewegt? Nicht ich! Nicht ich! Ein Höh'rer sag euch das! Ab. Was hat der alte Narr? Ich weiß es nicht, Doch er bestätigt alles, was ich sagte! Wenn er von unserm König Siegismund Erführe, daß er ein Zigeuner sei, Er könnte kaum so seltsam sich gebärden, Als da er hörte, wer der Junker ist. Da wird es Zeit, die Münze umzuprägen, Und heut noch solls geschehn! Was hast du vor? Beschimpfen will ich ihn! Doch wie und wo? Was er auch tut, – ich packe ihn dabei, Und ob er betet, mir genügts als Grund! Beide ab. 3. Szene Dritte Szene tritt auf. Heut paß ich ihm zum letzten Male auf! Man glaubt schon von den Kindern Last zu haben, Wenn man sie füttert und vor Beulen schützt, Doch das ist alles eitel Zeitvertreib, Die Plage kommt erst, wenn sie älter werden. »Ich bitt dich, Mutter, sag ihm, ich sei krank, Wenn er dich fragt, warum man mich nicht sieht, Und merk auf sein Gesicht, ich stick indes Für ihn die Schärpe fertig, die du kennst, Und geh nicht vor die Tür.« Ja, wenn er fragt! Doch wenn er schweigt? Es sind nun sieben Tage, Und er verlor kein Wort an mich, ihm sitzt Der dumme Falke immer noch im Kopf, Der sich verflogen hat. Nun hat sie mich Behängt mit ihren Kleidern, weil sie glaubt, Daß er sie kennen wird. Ich glaubs zwar nicht, Allein sie bat mit Tränen in den Augen Und schwur mir, daß sie, wenn er noch nicht frage, Sein Roß mit ihrer Schärpe schmücken wolle, So ließ ichs denn geschehn. Da kommt er her. 4. Szene Vierte Szene tritt im Jagdkleid auf, er will vorübergehen und bemerkt Maschinka nicht. tritt ihm in den Weg. Ei, guten Morgen! Guten Morgen, Mutter! Ist deine Herrin auf? Was gehts dich an? Dir wird sie ihren Traum wohl nicht erzählen, Wenn sie sich ihn nicht selber deuten kann! Wie unwirsch! Aber sprich! Hat sie vielleicht Ein Roß bestellt, das du ihr bringen sollst? Das ist der Diener Sache. Guter Gott, Wir dienen alle, und der Federbusch Macht keinen Unterschied, der wird zur Ehre Des Herrn getragen, nicht zur eignen Zier! Wir setzens morgen fort! Warum nicht heut? Was sagt ich doch? Ja! Diener sind wir alle, Und Diener müssen fein zusammenhalten Und es nicht treiben, wie das dumme Vieh, Das sich im Stall beständig stößt und beißt Und eins das andere zur Schlachtbank hetzt. Es ist kein Zufall, daß der Kellermeister Den Koch am liebsten zu Gevatter bittet, Das macht die Taufe billig. Alte Hexe, Was soll das mir? Schmeckt dir mein Wermut nicht? Nimm ihn nur ein, der Kranke kennt das Fieber Nur selten, das in seinen Knochen nagt, Allein, er traut dem Arzt und wird gesund. So höre auf mein Wort, ich mein es gut. Du frugst mich eben nach der Palatina Und machst dir mehr, als not, mit ihr zu schaffen, Nimm dich in acht! Warum? Ich weiß gar wohl, Warum dus tust, du denkst schon an den Tag, An dem sie sich vermählt und willst dir zeitig Durch sie die Gunst des edlen Gatten sichern – Weib, Weib, du denkst doch, wie ein Spatz! Das ist Auch richtig, wen die Braut zuerst empfiehlt, Dem wird das reichlichste Geschenk zuteil, Und du mußt deine eigne Hochzeit einst Von dem bestreiten, was dir ihre trägt, Doch treibst dus unvorsichtig! Weiter! Weiter! Der Spaß wird lustig! Deine Blicke sind Zuweilen etwas kühner, als ein Freier Gestatten dürfte! Meine Blicke gelten Der Spielgefährtin, die's noch nicht vergaß, Wie oft ich sie durchs Wasser trug. Ich weiß! Doch solch ein stolzer, hochgeborner Herr Ist ungestüm und rasch in seinem Zorn Und fragt nicht erst beim Geometer an, Ob du die Grenze eingehalten hast. Was folgt daraus? Im besten Fall ein Stoß, Der einen reinen Degen schmutzig macht, Im schlimmsten – Sie macht die Bewegung des Schlagens. Vettel, du wirst unverschämt. Wie nennst du mich? Wie dus verdienst! Ich griffe Zur Peitsche, wärst du nicht so alt! Zur Peitsche? 5. Szene Fünfte Szene tritt auf. Was gibts? Du bist erhitzt, mein Mütterchen, Wer hat dich so in Zorn gebracht? Der Marder? Hat er dein bestes Huhn gewürgt und schiltst du Den Junker, daß er keine Fallen stellt? Das ist auch wirklich schlecht! Der Fallen stellen! Der Marder jagen! Ist die Zeit vorbei? Ei wohl, die Bären laufen jetzt vor ihm! Doch, denk ich, wird er dir noch immer helfen, Das Ei, das dir ein böses Huhn verlegt, Für deine magre Küche beizutreiben, Und wenn auch nicht aus Dank für deine Bissen, So doch, weil man in einer alten Scheune, Die man durchkriecht, so leicht den Hals sich bricht. Nicht wahr, Demetrius? Wenn alles kracht, Und unten jemand steht, der für uns zittert, Das ist so gut, wie eine Bärenhatz. Es zittert keiner mehr für mich! Der Lügner! Er weiß recht wohl! Ja, das ist undankbar! Maschinka läßt den Eierkuchen fallen, Wenn ihre Katze einen Sprung versucht, Und soll nicht zittern, wenn ihr Pflegling klettert. Mein Mütterchen, jetzt seh ich endlich ein, Wie recht du hast, die Welt so arg zu finden Und dich zu sehnen nach dem Jüngsten Tag. Ach! Gilt es Ernst? Da halt ich gleich Gericht. Wo ist ein Stuhl? Verklagter hole einen, Das sei die Strafe seines bösen Leumunds, Praesumptio ist immer gegen ihn. Ja, ja, ich kann Latein! Auch hab ich mir Die Miene wohl gemerkt, womit mein Vater Am weitsten bei mir kam, wenn er mich schalt, Und werde Reu und Leid zu wecken wissen! Das Leugnen hilft dem Sünder hier zu nichts, Er ist bekannt, er hat sich einst sogar An unsrer eigenen Person vergriffen Und uns an unserm langen Haar gezupft. Es war den Tag, wir merktens uns genau, An dem wir unsre vielgeliebte Puppe Verstießen, und wir nahmens gleich als Strafe Der Grausamkeit und habens still verziehn. Doch immer zeigte es ein arges Herz, Und Klägerin wird gläubge Ohren finden, Wenn der Beweis ihr auch nur halb gelingt. So sprich, was gibts? Mit Olga stehts doch wohl? Du fragst doch noch! Der sah sie sieben Tage Schon nicht und hat es nicht einmal bemerkt. Ich auch nicht, Mütterchen! Du hast das Recht, Du bist des ersten Woiwoden Tochter Und zeigst dich uns schon gnädig, wenn du nicht Den Küster schiltst, der dich im Schlummer stört, Weil er uns in der Früh zu Grabe läutet, Und wenn du dem, der uns verscharren will, Die Zeit vergönnst, die dazu nötig ist. Maschinka! Willst du beide überdies Für ihre Müh durch einen Trunk belohnen, So sollst du doppelt mir gesegnet sein! Doch dieser, der im nächsten Türkenkrieg Erst Arm und Bein gelassen haben muß, Bevor dein Vater einen Kastellan Und einen Torwart aus ihm machen kann, Ja, dieser, dächt ich, könnt es wohl bemerken, Wenn meine Olga sieben Tage fehlt. Das arme Kind hat täglich nachgefragt Und wird zuletzt noch wirklich krank. Was red ich? Zuletzt wirds noch gefährlich, wollt ich sagen, Weil sie sich ärgert, daß der Hochmut hier Den Falken gleich vermißt, der sich verfliegt, Doch sie in sieben langen Tagen nicht! Heut morgen zog ich Kleider von ihr an, Als hätt ich sie beerbt, dies Tuch hier ist Von ihr, und auch die Schürze! Doch, was halfs? Verteidigt Euch, Demetrius! Sie sagt Die Wahrheit. Ja, ich habe ihre Olga In diesen sieben Tagen nicht vermißt Und kann auch sieben Jahre sie entbehren! Kannst du? Ei wohl! Hier steht die Palatina, Und die ist freilich vorzuziehn. Darf ich Sogleich die Werbung machen? Fürstin, schau, Du hast die Huld und Gunst so vieler Jahre An diesen Edelmann nicht weggeworfen, Er reicht dir jetzt zum Dank dafür die Hand! Ab. 6. Szene Sechste Szene ihr nach. Nicht doch! Er hält durch mich um Olga an! Marina, keinen Hohn! Ich kenne mich Und kenne dich und werd in meinem Traum Viel eher noch an einem Regenbogen Den Sternenhimmel zu erklettern suchen, Als mir aus eitlen Hoffnungen die Brücke Erbaun, die mich hinüber führt zu dir! Wie feierlich für einen halben Bruder! zieht eine Schleife hervor. Hier ist die Schleife, die dir jüngst entfiel, Du hast es nicht bemerkt, ich hob sie auf, Damit sie nicht im Staub zertreten würde, Doch fürchte nichts, sie wurde nicht befleckt, Ich habe keinen Kuß darauf gedrückt, Ich hab sie nicht auf meiner Brust verwahrt, Denn ich bin viel zu stolz in meinem Sinn, Mir gegen deine Schleife zu erlauben, Was ich nicht wagen dürfte gegen dich! Reicht sie ihr. Behalt sie nur! Als rotes Band, nicht wahr? Es sei! Sowie ich dir den Hänfling fange, Bringt er es dir an seinem Hals zurück, Das hab ich gleich beschlossen, als ichs fand, Doch sind die Sprenkel auch noch heute leer. Du wunderlicher Mensch! Ich bin nun so! Ich setz mich lieber auf die nackte Erde, Als auf den Stuhl des Bauern, trinke lieber Aus hohler Hand, als aus dem Napf des Knechts, Und such mir lieber Beeren für den Hunger, Als daß ich schwelge, wo der Bettler zecht! – Marina, laß mich deine Locken küssen! Er tritt auf Marina zu. weicht zurück. Du meinst, sie zürnen noch von ehmals dir? Nicht doch, sie haben keinen eignen Willen, Sie mußten mit verzeihn, als ich verzieh. Was mahnst du mich an diesen Knabenstreich! Und doch, ich danke dirs. Wer mich verklagt, Gibt mir das Recht, mich zu verteidigen. So hör denn, was ich dir zu sagen habe, Du kennst die Missetat, doch nicht den Grund. Ich bin bereit, den strengen Spruch zu mildern, Wenn dieser Grund die Schuld verringern kann. Als ich an jenem Morgen bei dir stand – Was für ein Morgen wars? Was sichert ihm Den Platz in unserm christlichen Kalender? Ich weiß nun schon! Mein Abschied von der Puppe, Wir zeigten unser mannhaft-starkes Herz. Ich weiß nicht, wie mir ward – Es ist zu lange! Mich faßte die unsäglichste Begier, Dich zu berühren, doch mir fehlte plötzlich Der Mut, die Hand noch einmal zu ergreifen, Die ich im Spiel schon tausend Mal ergriff – Natürlich! Wenn ein Mädchen seine Puppe Verschenkt, gebietets auch Respekt! Du konntest Nicht ahnen, daß ichs gleich nachher bereute Und mich noch sehnte nach dem letzten Kuß. Ich schlich mich hinter dich und wickelte Die Hand in deine Locken – Damals nanntest Du sie noch Haare, oder wurden sie An jenem großen Morgen umgetauft? Ich drückte sie und hatte ein Gefühl, Als könnten sie, wie Finger, wieder drücken – Und ich, ich stand geduldig still? Du blicktest Dem Kinde nach, das fröhlich mit der Puppe Von dannen hüpfte – Voll von Reu und Schmerz. Auf einmal flog von einer Rosenhecke Ein Schmetterling empor – Weiß oder rot? Dem sprangst du plötzlich nach, bevor ichs ahnte Und deine Locken ließ, und tatst dir weh. Und warum wird mir alles dies erst heute Vertraut und nicht in jener schweren Stunde, Wo ich Maschinka rief und sie dich schalt? Die Scham verschloß des Knaben Mund, ich hätte Mich eher züchtgen lassen, als bekannt. Es kam nicht ganz so weit! Vergib mir denn, Daß ich der ersten Probe halb erlag, Die andre hab ich rühmlicher bestanden Und gestern in der letzten ganz gesiegt! Du siehst mich lächelnd und verwundert an? Du weißt nicht, was ich meine? Gestern abend Gingst du noch spät allein hinab zum Garten – Mich abzukühlen! Ja, ich leugn es nicht. Ich schlich dir nach – Gewiß mit einem Messer Bewaffnet, um vor Wölfen mich zu schützen! Ich danke dir! Sie sind im Wonnemond Bei uns so häufig, als im Winter selten! Und du erschienst mir schön, wie nie zuvor, Als du den dunklen Lindengang durchschwebtest, Bald hell vom Mond bestrahlt und bald vom Schatten Der breiten Bäume wieder eingeschluckt. Leuchtkäfer tanzten gaukelnd um dich her, Sie hüpften auf dein Kleid und hüpften ab, Es war, als ob du selbst die Funken sprühtest, Und hubst du deine Augen auf zum Himmel, So tauchten alle Sterne sich hinein. Wie gut, daß man sich selbst bei Nacht nicht sieht, Sonst hielt ich mich vielleicht schon für ein Bild, Womit man keine Spatzen scheuchen kann, Wenn man es in die Erbsen-Felder stellt. Marina, frevle nicht! Du weißt recht wohl, Daß Könige sich eher um dein Lächeln, Als um das Reich der Polen schlagen werden – Halt ein! Sonst höre ich zu lächeln auf. Ich schlich dir leise nach von Baum zu Baum – Welch Glück, daß ich nicht mit mir selber sprach. Und mich ergriff, wie einst den armen Knaben, Unsägliche Begier, dich zu berühren! Da fiel, von einem milden Lindenzweig, Der dich im Fluge streifte, losgenestelt, Und dann vom Hauch des Abends fort getragen, Die Schleife dicht vor meine Füße hin. Ich griff nach ihr und führte sie zum Munde, Doch eh ich sie noch küßte, rief ich aus: Die kann sich ja nicht wehren! und gelobte, Sie durch den Vogel an dich heim zu senden, Um den du mich denselben Tag ersucht! Nach einer Pause. Marina, laß mich deine Locken küssen! weicht wieder zurück. Ernst? Doch! O doch! Ich fordre nichts von dir, Als was du geben kannst, und wenn du auch Als Braut schon morgen zum Altare trätest – Wann sagt ich nein und nahm das Wort zurück? So küsse deine Hand und reich sie mir! Das tat ich nie, und darum tu ichs heut! Sie küßt ihre Hand. ergreift ihre Hand und drückt einen Kuß darauf. Nun lebe wohl! Nun leb auf ewig wohl! 7. Szene Siebente Szene Odowalsky und Poniatowsky sind währenddessen wieder aufgetreten. Schau hin! Gut! Gut. Er tritt rasch hervor. Verzeiht, erlauchte Dame, Daß wir den Knecht nicht besser unterwiesen! Zu Demetrius. Man küßt die Schleppe, Freund, doch nicht die Hand! reißt seinen Degen heraus. Verzeiht, erlauchte Dame, daß ichs wage – Zu Odowalsky. Zieh, oder stirb! zu Poniatowsky. Was fällt dem Burschen ein? Du säumst? zu Poniatowsky. Bedeut ihn doch! ersticht ihn. So fahre hin! Das ist ein Mord! Und darauf steht der Tod. Helft! Helft! O helft! 8. Szene Achte Szene Mniczek mit Gefolge tritt auf, Gesinde strömt zusammen, auch Gregory wird eine Weile sichtbar. Was gibts? Was ging hier vor? Mein Fürst, ich habe diesen Mann erschlagen, Doch möge mir sein eigner Freund bezeugen, Wie schwer er mich gereizt, wie hart beschimpft. Er hat dich bloß für deinen Übermut, Der keine Grenzen kannte, leicht gezüchtigt, Und du verfielst dem rächenden Gesetz. Mein Übermut bestand in einem Kuß, Den ich auf diese weiße Hand gedrückt, Doch nur, um ein Gelübde abzulegen, Das längst in meiner Seele still gereift. Halb zu Marina, halb zu den übrigen. Wie ich nicht sitze auf dem Stuhl des Bauern, Wie ich nicht trinke aus dem Napf des Knechts, Wie ich nicht schwelge, wo der Bettler schmaust, So will ich auch die niedre Magd nicht küssen, Die mir bestimmt ist, denn ich weiß gar wohl, Daß ich mitnichten euresgleichen bin! Zu Marina. Dies schwur ich dir, du wirst mich nicht verdammen, Und nun, ihr hohen Herrn, auch euren Spruch! Je rascher ihr ihn fällt, je besser ists, Und schickt ihr mich vor Mittag noch zu Bette, So lob ich euch mit meinem letzten Hauch. Er geht, Marina will ihm die Hand reichen, er lehnt sie mit ehrerbietiger Gebärde ab, alle folgen. 9. Szene Neunte Szene Palast des Legaten. Der Legat tritt mit Schriften und Briefen auf. Man kann es wagen, und man muß es wagen, Wenn man es jemals wagen will! Er hat Das Ohr an eines jeden Mund, die Hand In eines jeden Tasche. Alles murrt Und flucht, daß gar kein Wechsel möglich scheint, Weil Ruriks Stamm für ausgestorben gilt. Der Schatten Iwans würde Boris stürzen, Wenn er in einer Mitternacht erschiene Und nur den Finger gegen ihn erhübe; Sein Sohn wird alle Völker um sich sammeln, Die das gewaltge Russenreich bewohnen, Sobald er sie zu seiner Fahne ruft! Jedwede Vorbereitung ist getroffen: Man hat ihn aller Orten schon gesehn Und aller Orten schon von ihm gehört! Hier fuhr er über einen Strom und ließ Anstatt des Fährgelds ein Papier zurück, Worin er für den armen kleinen Dienst Dem Schiffer eine Million verspricht, Sobald er seiner Väter Thron bestieg. Dort schlief er eine Nacht in einem Kloster, Dem er zum Dank die Glocken schenken will, Die in der Kirche fehlen, seit sie steht, Und Worte, die ich listig ausgedacht, Gehn, wie Kopeken, um von Land zu Lande Und tragen Bild und Überschrift von ihm. Nun gilts, ihn selbst aus seinem Schlaf zu wecken, Doch so, daß man, wenn er sich störrig zeigt, Noch immer sagen kann: Du hast geträumt! 10. Szene Zehnte Szene tritt auf. Mein Kardinal, dich bringt ein einzger Ruck Vielleicht zum Ziel, und meines Schraubenzugs Bedarfs nicht mehr. Dein Prinz Demetrius Stach eben einen Odowalsky nieder. Um nichts, nicht wahr? Ich weiß nicht, wie es kam. Das wußte man auch nie bei seinem Vater. Die Polen halten über ihn Gericht, Er selbst bestand darauf. Das kann ich denken. Der Tod ist ihm gewiß. Wenn du versäumst, Ihm seine letzte Beichte abzunehmen. Doch, wenn er um den Hals das Kreuz nicht trägt? Dann hättest du den Knaben schlecht gewarnt. Ich sagte ihm, sein Leben hinge dran, Daß ers bewahre und es keinem zeige. Ein Kind mit sieben Jahren merkt sich das! Doch, wenn es fehlt? Er hats verlieren können! Dann wirst du seinen kurzen Arm entdecken Und schwören, er sei Iwans Sohn. Beteuern! Beteuern, wenns genügt, sonst aber schwören. Doch Iwans Sohn ward vor der Mutter Augen Getötet. Iwans Sohn? Wohl nur der Knabe, Den seine Mutter dafür hielt. Ists möglich? Es ist gewiß. Der echte Prinz ist hier. [Doch wie! Die Kinder wurden umgetauscht, Bevor man noch das Wiegenkissen rückte, Und was ermordet ward, ist Bauernfrucht. Ich weiß, daß du dein Netz als Meister strickst, Ich bin ja selbst die erste Masche drin, Doch darauf war ich nicht gefaßt. Es war Voraus zu sehn, wie alles kommen mußte, Wenn Iwan starb. Der kranke Feodor, Der neben seinem Wüterich von Vater Als blasser Schatten zitterte, versprach Kein langes Leben, und dem jüngsten Prinzen War seine Krone schon im Mutterleib Gewiß. So dachte alles, das ist wahr. Wer Boris aber kannte, wußte auch, Daß dieses Kind dem kaiserlichen Bruder Im Tod voran gehn oder folgen würde, Weil es ihm selbst den Weg zum Thron vertrat. Dies stand so fest, wie der Planetentanz, Sobald ein Knabe kam, und dessen sich Sogleich bemächtgen, hieß ihn selbst für ewig Zum Schuldner machen, seinen Retter aber Zum Herrn des Zaren und des Zarenreichs. Er ist in deiner Hand. Du kannst ihn heben Und stürzen, wie du willst.] So ists. Es gilt Das heilge Werk, das tausend Mal mißlungen, Doch abertausend Mal mit frischen Kräften Begonnen und vollendet werden muß, Und legten wir auch erst am Jüngsten Tage Den letzten Stein mit unserm letzten Schweiß. Der Rock des Herrn, zerrissen und zersplissen, Ist immer noch das teure Bild der Kirche, Und ehe wir ihn neu zusammenstückten, Ist nichts geschehn, wie viel wir auch getan. Man muß des Übels Wurzel endlich treffen, Und dazu hab ich eine Axt geschmiedet, Wie sie der Papst noch nie geschwungen hat. Der Zarewitsch ist unser, seinen Raub Setzt ich als Preis der Absolution Für einen Mord, der eingebeichtet ward, Und er gelang; er ist bis diesen Tag Noch ungetauft und braucht die Ketzerei Nicht abzuschwören, die ihn nie befleckt. Du rettest ihn noch heut vom zweiten Tode Und öffnest ihm die Augen über sich, Ich aber komme mit dem Fischerring Und sprech ihm feierlich die Krone zu, Die Boris sündgen Scheitel jetzt bedeckt. Wird er nicht Wachs in meinen Händen sein? Und darf ich, wenn ich das durch ihn vollbringe, Was zwölf Jahrhunderte umsonst versuchten, Nicht ganz so würdig, wie der große Gregor, Der Deutschlands Kaiser-Zepter einst zerbrach, Mich niedersetzen auf Sankt Peters Stuhl? Wenn du durch ihn das Schisma tilgen kannst, Das Morgenland und Abendland gespalten, So hast du mehr getan, als Hildebrand. Und warum sollt ich nicht? In Deutschland selbst, Wo die verruchte Schlange, welche Adam Zu Fall gebracht, noch spukt bis diesen Tag Und, immer neue Ketzereien brütend, Ihr letztes Gift im Luther ausgeschäumt: In Deutschland selbst ist man der Völker sicher, Wenn man den Fürsten hat, denn diese müssen Ihm in den Himmel, wie zur Hölle, folgen, Und ob er dreimal wechselt mit dem Weg. Wie denn erst hier, wo ein Wassiljewitsch, Der seinen eignen Erben mit dem Hammer Darnieder schlug und die Bojaren köpfte, Als wärens Disteln, von der blöden Menge Bis heut beweint wird, ja zurück ersehnt? Der Zar von Moskau tut, was ihm gefällt, Und Gott allein ist mächtiger, als er. Der Geist des Herrn sei über dir! Er ists! Ich bin ein armes Bauernkind und habe Die Schweine manches liebe Jahr gehütet, Zufrieden, wenn mir keins im Herbste fehlte, Und glücklich, wenn ich einen Sack erhielt, Um meine Blöße kümmerlich zu decken, Sobald der Winter das Quartier bezog. Jetzt darf ich eines Werks mich unterfangen, Vor dem die Kirche selbst verzweifelnd steht: Wie käme das an mich, wenn nicht durch ihn? Dies Wunder, das ich an mir selbst erfuhr, Wiegt mir die andern alle auf, ich bin, Wie ein beseelter Scherben, sollt ich staunen, Wenn ich die Lahmen gehn, die Tauben hören, Die Toten aus den Grüften schreiten sähe? Ich selbst war lahm und taub und tot, wie sie. Nach einer Pause. Jetzt tu das Deinige! Ich folge nach. Beide ab. 11. Szene Eilfte Szene Halle. Demetrius, Mniczek, Poniatowsky und viele Woiwoden treten mit Gefolge auf. Ihr hohen Herrn, ich sags euch noch einmal: Ich bin bereit und wünsche keine Frist. Das Leben könnt ihr mir ja doch nicht schenken, Soll ich die Furcht des Todes kennen lernen, Und an Minuten in den Abgrund klettern, Den man nur dann nicht fürchtet, wenn man ihn Mit einem einzgen kühnen Sprung ermißt? Ruft mir den Priester, daß ich beichten kann, Reicht, wenn ihr wollt, mir dann versöhnt die Hände Und laßt mich fahren bis auf Wiedersehn. Es tut mir weh, Demetrius, du hast So viele Jahre nun mein Brot gegessen – Und dir zum Dank dafür den Gast erstochen, Der still um deine edle Tochter warb! Als einige reden wollen. Entschuldigts nicht! Er hatte mich beschimpft, Doch hätts auch ohne das so kommen können, Und sicher wär noch Ärgeres geschehn. 12. Szene Zwölfte Szene erscheint. Dort kommt ein Mönch. Ehrwürdger Vater, hört Die letzte Beichte eines armen Sünders Und lest ihm dann die erste Totenmesse, Ich geb Euch dieses Kreuz dafür! Er nimmt ein Kreuz vom Halse ab. Doch wie? Seid Ihrs nicht selbst, der es mir umgehangen? Erkennst du mich? Mein Leben hinge dran, So sagtet Ihr, nicht wahr? Du wirst es sehn. Mein Leben ist verwirkt, ehrwürdger Vater. Ein Zarewitsch verwirkt sein Leben nicht! Wie! Ich – Du bist des Zaren Iwan Sohn, Dem sichren Tod durch unsre heilge Kirche Entrissen – Mann, du trägst ein geistlich Kleid, Bedenk es wohl, und spotte meiner nicht, Ich würde dich zerreißen! Dieses Kreuz Verbürgt es mir, daß du der Knabe bist, Den ich dem edlen Woiwoden einst Ins Haus gebracht. 13. Szene Dreizehnte Szene erscheint in pontificalibus. Der Kardinal-Legat! deutet auf den Legaten. Das andre wird ein Höh'rer dir verkünden. Mein Prinz, vergönnt, daß ich der erste sei, Die Huldigung zu Füßen Euch zu legen, Die Euch der ganze Erdkreis schuldig ist. abwehrend. Herr Kardinal, ich muß auch Euch noch bitten, Mir alle diese Wunder zu erklären, Ihr seht ja, daß ich sie nicht glauben darf! Denn nicht allein ein Reich und einen Thron, Ihr schenkt mir auch ein Recht, das ich nicht hatte, Und das vor mir wohl noch kein Mensch entbehrte, Das Recht, zu sein, wie ich nun einmal bin! Ich ward, solang ich diese Erde trete, Gescholten und gehaßt, und einen jeden Hab ich beleidigt, oder doch gekränkt, Und sagt ich auch nur guten Tag zu ihm. Man ist mit meinen Augen nicht zufrieden, Man mögte, daß ich anders Atem holte, Man tadelt meine Mienen, meine Stimme, Und es ist wahr, ich red ein wenig laut. Herr Kardinal, bin ich der Zarewitsch, So setzen meine Fehler Kronen auf Und hüllen sich in Purpurmäntel ein: Wenn Moskau, mit den tausend goldnen Türmen, Von denen jeglicher ein Volk bedeutet, Dereinst vor mir die Tore öffnen muß, Wer nennt mich übermütig oder stolz? 14. Szene Vierzehnte Szene hat Marina geholt. Mein Prinz, vergönnt auch mir und meiner Tochter – Herr Woiwod von Sendomir, verzeiht! Du hast kein größres Recht auf deinen Kopf, Als auf die Krone, welche Boris trägt. Dann will ichs auch behaupten oder fallen. Ich steh im Leben, wie im Tod, zu dir! Du warst mir Vater und du sollst es bleiben! Da darf auch ich mich wohl noch Schwester nennen? Es soll mich nicht verhindern, der Zaritza Die Hand zu küssen, wenn sies sonst vergönnt. So küsse deine eigne noch einmal. Du meinst, wer Rußland hat, der hat auch mich. Nun, Moskau wiegt! Du weißt schon, was ich meine! Wenns Euch genehm ist, führ ich Euch sogleich Zu unserm weisen König Siegismund. Vor ihm und der erlauchten Republik, Zn Eurem Heil im Reichstag jetzt versammelt, Enthüll ich alles, was noch dunkel ist. Vivat der Zarewitsch Demetrius! Alle ab, die Woiwoden mit gezogenen Schwertern. Demetrius Personen Personen. Zar Boris Godunow Hiob, Patriarch Basmanow Mstislawski Fürst Schuiskoi, Bojaren. Marfa Äbtissin Laienschwester Demetrius Mniczek Marina Poniatowsky Gregory Otrepiep, Hetman der Saporogischen Kosaken Der Bürgermeister von Nowogorod Rurik Ossip Petrowitsch Barbara Ein Adjutant des Demetrius Küster Ordenskanzler. Bojaren. Bürger. Soldaten. Kosaken. Volk. 1. Akt 1. Szene Erste Szene Basmanow, Mstislawski, Schuiskoi und andere Bojaren. Man kann vom Menschen gar so schlecht nicht denken, Daß man nicht eines Tags sich sagen müßte: Du dachtest noch zu gut. Da hast du recht. Wer hätt sichs träumen lassen! Solch ein Märchen! Unsinniger, wie eine stumpfe Amme Es je an einem Kinderbett erfunden, Und doch nicht ausgelacht! Die Auferstehung Vorm Jüngsten Tag, und ohne unsern Herrn, Und doch geglaubt! Die Republik der Polen In Waffen für den Schatten eines Knaben, Von dessen Knochen nicht das kleinste Stäubchen Mehr übrig ist! Die treuesten Provinzen Des eignen Reichs bereit, das Ohr zu spitzen, Anstatt die Faust zu ballen. Moskau selbst – Es ist zu toll, man schämt sich, Mensch zu heißen – Ja wohl, es ist zu toll, und doch wohl wahr! Was gibt es denn in Moskau? Was es gibt? Nichts neues, Moskau ist vollkommen ruhig, Doch diese Ruhe scheint mir fast zu groß. 2. Szene Zweite Szene Boris und Hiob treten ein. Die Krone Polen bricht mit uns den Frieden, Dies ist das einzge, was hier wichtig ist, Und das hat seine vorteilhafte Seite! Den Handschlag, den ich nehme, geb ich auch, Und halt ich meines Feindes Schwert gefesselt, Wenn unsre Finger sich in Eintracht kreuzen, So er nicht minder auch das meinige. Zu den Bojaren. Der Russe, denk ich, hat mit dem Sarmaten Noch manches abzutun, er wird nicht fluchen, Daß jetzt der Tag der Rechenschaft erscheint! legt die Hand ans Schwert. Mein Zar! Nein, Basmanow, du bleibst daheim. Ich kann nicht jeden Krieg an dich verschenken, Die andern Adler wollen auch ihr Futter. Zu Schuiskoi. Schuiskoi, was meinst du, steigst du gern zu Pferd? Mein Fürst! Entscheide dich nicht allzu rasch, Lies erst dies Blatt! Hiob reicht Schuiskoi ein Papier. Es ist ein Manifest! Laut! Laut! Nicht um die Welt! Wenn ich nun bitte! stotternd. Von Gottes Gnaden, Wir Demetrius – Mein Fürst, muß ich das hören? Ists dir neu? liest. Entbieten dem betrognen Volk der Reußen – Man hörts ja nicht! Wie willst du kommandieren, Wenn du mit Kugeln Antwort schicken sollst? laut und fest. Als angestammter Zar und letzter Sproß Aus Ruriks Blut den väterlichen Gruß. Wasmaßen ein verwegener Betrüger – Setzt ab. Nimm meinen Kopf! Ich bat nur um die Zunge! Die reiße ich mir aus, wenn du mich zwingst, Den Herold dieses Buben abzugeben! So laß denn sehn, wer besser lesen kann! Reicht Mstislawski das Blatt. Du gingst bei einem Deutschen in die Schule Und wirst dem Meister Ehre machen, Knäs! Einhelfend. Wasmaßen ein verwegener Betrüger – liest. Wasmaßen ein verwegener Betrüger, Den Iwan, Unser hocherlauchter Vater, Vom Staube aufgelesen – Das ist wahr! Ich bin nur sein Geschöpf und will es bleiben, Solang ich Atem hole! liest. Klug und schlau – Von vorn! Ich hätts nicht unterbrechen sollen! Noch einmal! Aber so, daß mans versteht! liest. Von Gottes Gnaden! Wir Demetrius, Entbieten dem betrognen Volk der Reußen Als angestammter Zar und letzter Sproß Aus Ruriks Blut den väterlichen Gruß! Wasmaßen ein verwegener Betrüger, Den Iwan, Unser hocherlauchter Vater, Vom Staube aufgelesen, klug und schlau Sich alle Würden Unsres Reichs erkrochen Und endlich gar den Thron, der Uns gebührt Und der durch Meuchelmord erledigt schien, Bestiegen und bis diesen Tag befleckt: Als tun Wir hiedurch kund, daß Wir noch leben, Durch Gottes ganz besondre Fürsehung Dem Mörder in der Wiege schon entrissen, Und daß Wir kommen, Rechenschaft zu fordern Um Hochverrat von Boris Godunow. Zerknittert das Blatt. nimmt es ihm aus der Hand. Das tu dem Schreiber, aber nicht dem Blatt, Man muß ein jedes Ding zu Ende bringen! Liest fort. Ermahnen Unsre Lieben und Getreuen Zugleich, sich Unsren Fahnen anzuschließen, Sobald sie können, und verwarnen jeden, Uns Widerstand zu leisten, wenn er nicht Gezwungen ist durch äußerste Gewalt. Geloben auch bei Unserm Zaren-Wort So überschwenglich gnädig Unsern Freunden, Als Unsern Feinden fürchterlich zu sein. Zwölf neue Fürsten werden Wir ernennen, Wenn Wir in Moskau sind, und keiner soll So reich und mächtig sein, daß Wir ihn nicht Noch doppelt reicher, doppelt mächtger machen, Wenn er sich ein Verdienst um Uns erwarb. Wornach sich männiglich – Gegeben Krakau – Absetzend. Wie scheint die Mäusefalle euch gebaut? Sehr gut, ihr Herrn, ihr dürft sie ruhig loben, Doch hier ist Gift für diesen süßen Speck! Hiob reicht ihm auf seinen Wink ein zweites Papier. Das Protokoll von Uglitsch, aufgenommen, Als Prinz Demetrius so jäh verstarb! Reicht es Mstislawski. sich weigernd, es zu nehmen. Mein Zar, wir wissen – Was? Noch wißt ihr nichts, Die gute Meinung dank ich euch von Herzen, Doch wünsch ich, daß ihr prüft! schaut in das Blatt. zu Schuiskoi. Erschrickst du nicht, Den dräuenden Gebieter zu erzürnen, Wenn du für mich den Degen ziehst? Mein Fürst, Ich wünschte mir, die Sache wäre ernster, Denn diesen Gegner husten wir noch um. Meinst du? Zu Mstislawski, der gelesen und Basmanow das Blatt gereicht hat. Was sagst du? Etwas war mir neu, Ich glaubte dieses Kind im Brand erstickt, Und hier – Du siehst, es hat sich selbst getötet, In einem Anfall von Epilepsie Mit einem Messer durch den Hals sich fahrend, Das ihm die Amme eben dargereicht, Weil es sich einen Apfel schälen wollte. der gleichfalls gelesen hat und Schuiskoi das Blatt reicht. So steht es fest durch sieben Zeugen! Plötzlich, Wie das bei diesem Übel stets geschieht, Zusammenzuckend und die Ader treffend, Gab es sich selbst den Tod! nimmt das Blatt wieder. Genügt euch das? Schick dieses Blatt anstatt des Heers nach Polen, So hängen sie den Schurken selber auf! Wie? Ist denn keiner offen mehr mit Uns? Habt ihr die Fabel noch nicht ganz gehört? So fragt bei eurem Ofenheizer an, Ich steh dafür, der Mann erzählt sie aus. Du meinst, daß Iwan zwei der Söhne hatte, Die fast zu gleicher Zeit das Licht erblickten, Den einen von der Zarin und den andern Von einer Magd, und daß man sie vertauschte – Das mein ich, ja! Und wenn sichs so verhält, Was nützt dies Blatt? Mein Ofenheizer wird Die plumpe Lüge, wie ich selbst, verlachen, Die ein lateinscher Bischof uns verbürgt. Das ists! Der Bürge ist mir zu verdächtig, Sonst – Bei den Wunden des Gekreuzigten, Ich trüg ihm selber Salz und Brot entgegen Und spräche: Habe Dank, daß du erscheinst, Mich abzulösen! Denn ihr alle wißt, Wie schwer ich mich entschloß, die Last der Krone Zu übernehmen, die nur den nicht drückt, Dems an Verstand gebricht, um sie zu fühlen, Und an Gewissen, ihr genug zu tun. Ehrwürdger Patriarch, was sagte ich, Als du sie mir zum neunten Male botst? Du hieltst mir einen Totenkopf entgegen Und sprachst: Verlocke den! Bojaren, redet, Griff ich so zu, wie Knaben nach dem Apfel? Nein, schaudernd, wie man eine Schlange faßt. War ich zu rasch, und hatten die Provinzen Nicht Zeit, sich zu erklären? Selbst Archangel Hätt seine Boten drei Mal schicken können, Und liegt am Ende der bewohnten Welt. So wurden alle Stimmen denn gehört? Und alle riefen aus: Wir sind verloren, Wenn Boris nicht des Reiches sich erbarmt! Auch ihr? Die Mütter warfen ihre Kinder Zu Boden, und die Väter setzten ihnen Die Ferse auf den Nacken, als du gar Nicht zu erbitten warst! So hörte ich! Ich sah es selbst. Erlauchter Zar, man wirds Verzeichnen in den Büchern der Geschichte Und dich den einzgen Kronenweigrer nennen, Der unter tausend Kronenräubern steht! Verhüte Gott, daß man mir jemals schmeichle. Zwar ist das alles wahr und noch viel mehr, Denn Feodor, mein heilger Vorfahr, hatte Nicht, wie ich sagte, um mich selbst zu schützen, Die Zarin-Witwe, meine fromme Schwester, Zur Erbin seines Reiches eingesetzt, Er hat mich selbst ernannt! Mein Fürst, ich weiß! Es war der letzte Schmerz des toten Zaren, Daß du den Schwur auf die Reliquien Verweigertest! Daher der Ungestüm, Mit dem ich später in dich drang! Ich hatt es Dem Sterbenden gelobt! Bojaren, staunt: In einer Welt, wo Brüder sich ums Erbe Ermorden, eh der Vater noch ganz kalt ist, Wird Boris Godunow ein Reich geschenkt, Und er verhehlt es euch und gibt es weiter! Vergeßt nicht, daß ich viel erfahren hatte! – Ich stand dabei, als Iwan seinen Sohn Im Zorn mit eigner Faust darnieder schlug. Es war in diesem Saal! Zu Mstislawski. Du sahst es auch, Du warst zum ersten Male hier und wurdest Mit Blut und Hirn bespritzt, die linke Wange Besonders. O, ich seh es noch. Zu Basmanow. Du gleichfalls, Nicht wahr? Ja wohl! Zu deinen Füßen fiel Der schwere Hammer nieder, als der Vater Ihn schaudernd von sich warf! Du wagtest nicht, Zn zucken, aber deine Zehen waren Getroffen, denn du hinktest später weg! Nun, Iwan diente Gott, dem Herrn, wie keiner! Wer sich so erniedrigt, um so sicher Zn sein, erhöht zu werden? War er nicht Fast lieber Küster, als Regent? Wenn wir Des Nachts in unsren warmen Betten lagen, Zog er den Strang der Glocke stundenlang Und rief uns zum Gebet! Wenn wir des Leibes Im Refektorium pflegten, las er hungernd Und durstend die Vigilien! Und dennoch – Die leidige Gewalt verführte ihn, Und in Verzweiflung fuhr er hin, Gott steh Uns allen bei, daß wir uns unsrer Macht Nicht überheben! Amen! Feodor, Der Heilige dagegen, der ihm folgte, Erlag aus Angst vor Sünden, die er nie Beging, doch stets besorgte. Sein Gewissen War allzu zart, er fragte unaufhörlich: Verseh ich nichts? und wenn auch seine Taten Viel reiner waren, als die edelsten Gedanken von uns allen: ewig blieb Ihm Ruh und Friede fern, und wie ein Brand, Der keine Asche zeugt, sich zu bedecken, Verglüht' er in der eignen Lauterkeit. Er sprach zu mir auf seinem Totenbett, Den Kopf des heiligen Romanus küssend: Dies ist mein erstes und mein letztes Glück, Auch ists das erste und das letzte Mal, Daß ich mich meines Zaren-Rechts bediene, Denn diesen Schädel hat vor meinem noch Kein Mund berührt, er wurde erst entdeckt, Und Gott verzeihe mirs in meiner Schwäche, Daß ich den Gläubigen ihn vorenthalte, Und daß er, statt in Gold und Edelsteinen Zu glänzen, ruht in meiner magern Hand. Er bitte für uns alle! Wer das sah, Der greift nicht hastig nach der goldnen Schlange, Die niemals noch, wie sehr sie sich auch krümme, Die widerspenstge Welt zusammendrückte, Doch wohl das Haupt des Menschen, der sie trägt. Nein, nicht das Flehen Moskaus, nicht das Drängen Der ängstlichen Provinzen, nicht die Tränen Der Zarin, meiner Schwester, nicht einmal Zu Hiob. Der Bann, mit dem du drohtest, hätte mich Bewogen, vom geraden Weg zum Himmel Noch einmal abzubiegen und die Stille Des Klosters mit der Hölle zu vertauschen, Die zu den Füßen eines Thrones gähnt: Der Khan der goldnen Horde zwang mirs ab! Ich konnte Iwans Werk, das neue Rußland, Nicht schmählig den Tartaren überlassen, Die übermütig wurden, als sie hörten, Daß ich die Zügel nicht ergreifen wollte, Die man mir bot, so ward ich euer Zar, Weil euch ein guter Hetman nötig schien! Mein Fürst, es ist uns allen unvergessen! Der Meister aber hat es nicht gewußt, Der diese Mausefalle aufgerichtet, Sonst hätt er sie noch schlauer ausgedacht. Nun, Schuiskoi, dir vertrau ich denn das Heer, Du, Basmanow, magst Tula für mich hüten, Und du, Mstislawski, kannst mit Schuiskoi gehn. Des neuen Manifests bedarf es nicht. Wir können Er hebt das des Demetrius in die Höhe. dieses brauchen, wenn Wir nur Die Namen ändern, denn Wir kommen auch, Um Rechenschaft zu fordern, und ihr werdet Beweisen, daß Wir noch am Leben sind. Das Dutzend Fürsten werden Wir zwar nicht Ernennen, doch – Wie heißt es? – Er sieht hinein. Keiner soll So reich und mächtig sein, daß Wir ihn nicht Doppelt so reich und doppelt so mächtig machen, Wenn er sich ein Verdienst um Uns erwirbt. Wornach sich männiglich – Gegeben Moskau – Er verabschiedet die Bojaren, während alle, bis auf Hiob, gehen, wirft sich Schuiskoi ihm zu Füßen. 3. Szene Dritte Szene Mein Zar, um eine Gnade bitt ich dich: Gestatte meinem Sohn, sich zu vermählen. winkt ihm, aufzustehen. Gesetze, die uns drücken, keck zu brechen Oder sie wankelmütig aufzuheben, Ist einerlei! Du willst das eine nicht, Weil du die Strafe deines Zaren fürchtest: Soll ich das andre tun und Gottes Zorn Auf mich herunterziehn? Nein, Schuiskoi, nein! Es gibt ein Unglück, wenn dus wieder weigerst! Und dennoch muß ich! Brächtest du mir auch Die Feder König Siegismunds von Polen, Der dieses Blatt gewiß entworfen hat: Ich schriebe damit nieder, was du wolltest, Und wenn du meinen Schatz als Dank begehrtest, Nur nicht den Hochzeitsbrief für deinen Sohn. Ich kann nicht, Schuiskoi, weil ein Eid mich bindet! Nicht bloß den öffentlichen, den ihr kennt, Ich hab auch einen stillen Schwur geleistet, Als ich die Krone Monomachs empfing. Ich zitterte vor ihr, ich fürchtete Mein Herz, ich sah mich auf dem Platz schon straucheln, Wo man der erste ist nach Gott dem Herrn, Doch leider auch der nächste an dem Teufel, Und ich gelobte mir in meinem Schwindel, Zu bleiben, was ich war, ein Reichsverwalter, Der die Gesetze schirmt, doch keine gibt. Nun, Iwan hat die Ehen der Bojaren Beschränkt, und Feodor, so mild er war, Hat immer abgeschlagen, das zu ändern: Sollt ich das tun? Nein, Schuiskoi, nimmermehr! Dann würd ich fallen durch Rebellenhand, Denn das erbat ich mir von Gott als Strafe Für meine erste Neuerung im Reich! Schuiskoi ab. ihm nach. Doch schick mir deinen Sohn, ich werd ihn trösten, Sobald du deine Schlacht gewonnen hast! 4. Szene Vierte Szene Kloster zu Wyksa. Wie ist Euch, Schwester Marfa? Viel zu gut Für meine Wünsche. Sündigt nicht! Mein Glück Ist bei den Toten. Soll ich mich nicht sehnen, Den Toten nachzufolgen und mit ihnen Zu teilen, was sie haben, ewge Ruhe Und ungestörten Frieden? Auf der Erde Ist nichts, was mich noch reizt, und legte man Die Zaren-Krone wieder vor mich hin: Ich höbe sie so wenig auf, wie du Ein Spielzeug, das man dir als Kind entriß. Ist das dein Ernst? Du fragst, weil du des Tages Noch denkst, an welchem ich ins Kloster kam. Ich selbst vergaß ihn nicht! Ich wehrte mich, Wie der sich wehren mag, den man lebendig Ins offne Grab hinunter stoßen will, Und der dem Totengräber seinen Spaten, Dem Priester selbst das heilge Kreuz entreißt Und es als Waffe schwingt, um sich zu retten. Das ist vorbei! Die Zeiten ändern sich Und noch viel mehr die Menschen, und nur selten Hebt man mit freudgem Lächeln wieder auf, Was man mit bittren Tränen fallen ließ. Du hast dich langsam in dein Los gefunden, Doch das ist wahr, du trägst es königlich. Ich trags als Büßerin! Mein schweres Leid Vergeß ich über meine schwere Schuld! In dieser Stunde wünsch ich mir den Tod, Doch in der nächsten wünsch ich, fortzuleben Bis an den Jüngsten Tag, weil blutge Schemen Sich zwischen mich und meinen Engel stellen, Und rufen: Fort! Wir sind noch nicht versöhnt! Das sind die Flecken eines Diamanten, Die letzten bangen Schauer einer Seele, Die erst erwachen, wenn sie Gott dem Herrn Sich ganz genaht in heiliger Erhebung, Und er sich gnädig ihr entgegen beugt. Nein, nein! Das sind die Qualen des Gewissens, Die dunklen Schatten fürchterlicher Taten, Die länger werden, weil der Abend kommt. Erwidre nichts! Wie würdest du es tragen, Wenn nur ein einzger Mord dich drückte: Ich hab ein ganzes Blutbad hinter mir. Du warst die Zarin. Ja, zu meinem Fluch! Die Krone macht die Teufel, die den Menschen Zu allem Bösen reizen, doppelt stark Und doppelt schwach die Engel, die ihn warnen! Weh mir, daß ich sie trug. Wär ich ein Weib, Wie andere gewesen, eine Mutter, Wie deine war, so würde ich mich selbst Vielleicht zerfleischt, mich selbst getötet haben, Jetzt – Herr vergib dem Kinde, das ein Messer In Händen hielt, als du es züchtigtest, Und das, anstatt zu flehen, um sich stach. Das hat er längst getan. Du hast nicht mehr Gesündigt, als gelitten. Wenn du selbst Dirs nicht zu sagen wagst in deiner Reue, So hörs von mir und fasse dich. Wo ist Die Mutter auf der ganzen weiten Erde, Der solch ein Schwert noch durch die Seele ging, Bis auf die eine, die am Kreuze stand! O, das ist wahr! Fast unterm Kusse ward Mein Engel mir gestohlen. Unterm Kuß? Nein, unter dem Gebet! Indes ich ihn Mit heißem Flehen dem Allmächtigen Empfahl, zerschnitt ein Teufel ihm die Kehle, Und als ich aus dem Tempel wiederkehrte, Lag der als blutger Leichnam vor mir da, Der noch mit Blumen mich beworfen hatte, Als ich hinein ging. Höre davon auf! Nein, nein! Ich muß in dieser Wunde wühlen, Weil mich die andre zu sehr brennt! Die Rache War fürchterlich, die ich mir nahm, und noch Ists ungewiß, ob auch ein einzger nur Von allen schuldig war. Zehn Opfer fielen Durch mich, von meiner raschen Wut verklagt, Und von dem noch viel raschern Zorn des Volks Dahin gestreckt, zweihundert durch den Zaren, Weil sie für mich das Schwert gezückt, die Stadt Ward ausgerottet, selbst die Kirchen wurden Geschleift, und viele Tausend, jung und alt, Ins Reich des ewgen Schnees verbannt, die Glocke Voran, die sie auf mein Geschrei zusammen Gerufen – Steig empor vor mir, mein Kind, Doch nicht mit Palmen, nein, in Blut und Wunden, Damit ich nicht verzweifeln muß! 5. Szene Fünfte Szene tritt ein. Hochwürdge, Der Patriarch! folgt sogleich. Gelobt sei Jesus Christ! In Ewigkeit. Ich grüß dich, Schwester Marfa. Was bringst du mir? Denn nehmen kannst du nichts. Ich bringe dir die Gnade deines Zaren. Er ist dein Gott, doch nicht der meinige. macht ein Zeichen des Unwillens. Halt mirs zu gut! Vor diesem Priester kehrt Das Herz sich in der Brust mir um. Er steht Hier vor mir, wie die Zeit, er gibt und nimmt Und bleibt, als wär er nicht auch selbst ein Mensch, In allem Wechsel, was er ist. Ein Ring Aus alten Tagen, ein verblichnes Kleid Entpreßt mir Tränen, soll ich jetzt nicht schaudern, Nun ich die Hand so plötzlich vor mir sehe, Die mich gekrönt und auch begraben hat? Wenn du genommen hättest, wie ich gab, So hättst du auch gegeben, wie ich nahm, Und wärst so unveränderlich, wie ich! Ich wußte: tausend Patriarchen standen Vor dir auf diesem Platz und tausend werden Hier nach dir stehn und was ich immer tat, Ich tat es so, als tät ichs nur im Traum. Hättst du dir auch gesagt: die Krone ist Auf einer ewgen Wanderschaft begriffen, So hättst du nicht gejubelt, als sie kam, Und nicht gejammert, als sie wieder ging. Du sprachst ein wahres Wort, und wenns dir wirklich Von Herzen kommt, so sprachst dus auch mit Recht. Das wird sich zeigen, wenn die Stunde naht, Wo Gott dich prüft; sie bleibt für keinen aus! Du sollst mir sein statt aller Heiligen, Wenn dus, den Fuß der eisernen Gewalt Im Nacken und das neue Glück vor Augen, Das dich geplündert hat, noch wiederholst Und leidest, wie du handeln willst, im Traum! Dies von der Zarin für den weisen Priester, Der jeden Sturm bestand und stets gewann, Wo andre stürzten oder doch verloren, Nun fragt die Magd: was will der Patriarch? Du nennst das Kloster immer noch ein Grab: Ich bringe dir Erlösung aus dem Grabe Du kannst mir folgen, Moskau steht dir offen, Und gnädig nimmt der Zar dich wieder auf! Das nähme ich für Hohn, wenn dus nicht sagtest! Doch dank ich dir, wofern dus redlich meinst, Für deinen guten Willen, und ich danke Auch deinem Zar, so schwer das Wort mir fällt, Allein wir Toten stehen noch nicht auf. Besinne dich, bevor du das verwirfst, Was du so viele Jahre heiß erflehtest: Hat Moskau keine Stätte, die du liebst? Befrage deine Träume! Wenn sie dich Auch nicht mehr in den Kremel führen mögen, Wo du, in Perlen und Kleinodien Das halbe Rußland in den Haaren, prangtest, Und eine Welt zu deinen Füßen sahst, Trägt keiner dich an einen stillern Ort? Du triffst es, Hiob! Auf den Thron der Zaren Stieg ich nicht mehr, seit du Iwanen kröntest, Doch hab ich oft in ihrer Gruft gekniet. Und mit Erröten muß ich widerrufen: Ja, ja, ich hab noch einen Wunsch auf Erden, Ich mögte einmal an dem Sarge beten, Der meines Sohnes heilge Asche birgt. Der Wunsch ist dir gewährt! Und feierlich Sollst du geleitet und empfangen werden, Das ganze Rußland soll dir Zeuge sein! Das wünsch ich nicht! So hat der Zar befohlen! Denn, wie er Iwan ehrt bis diesen Tag, So will er auch die Witwe Iwans ehren, Und als die Witwe Iwans nimmst dus an. Mit feierlicher Gebärde gegen den Himmel. Herr, Herr, wie groß bist du! Wie unerforschlich Sind deine Wege, und wie wunderbar Führst dus hinaus! Was hast du? Frage nicht! Zieh hin, du bist gebenedeit vor vielen! Du darfst des Herzens letzten stillen Wunsch Befriedigen und, ohne daß dus ahnst, Zugleich die Welt mit Heil so überschütten, Daß dirs der Enkel spätester noch dankt. Indem ich tu, was jede Mutter täte? Indem du tust, was jede Mutter täte, Indem du an dem Sarg des Sohnes betest, Geht diese Fülle Segens von dir aus! 6. Szene Sechste Szene stürzt herein. Hochwürdigste! folgt. Wo ist die Zarin Marfa? Wer bist du, daß dus wagst? Otrepiep Mit seinen Sapojedischen Kosaken, Du kannst mich kennen, denn ich war ein Mönch. Bist du der Frevler? Das verspare dir, Bis du mich hast, einstweilen hab ich dich! Wo ist die Zarin? Denn mich schickt ihr Sohn. Ruchloser! Willst du eine Mutter höhnen? Du bists? So schlage ich die Stirn vor dir. Er tuts. Doch wenn du deinen Sohn umarmen willst, So folge mir, er hat gerade Zeit, Die ersten seiner Schlachten sind geschlagen, Und für die andern fehlts bis jetzt am Feind! zu Hiob, in größter Verwirrung. Ich bitte dich! Ich hätt dir eine Kunde Gern vorenthalten, die der letzten Freude In deiner Brust den letzten bittern Schmerz Gesellen muß, doch leider darf ich nicht! Vernimm! Ein frecher Abenteurer ist In Polen aufgestanden, der behauptet, Er sei dein Sohn. Daß jeder Fluch ihn treffe, Der – Halt! Du wirst bereun! Verzeih mirs Gott! Nicht, daß ich ihn verfluchen wollte, nur, Daß ich noch immer fluchen kann. Der Pole Braucht ihn als Fackel, um in unsre Grenzen Den Krieg zu werfen, denn der Russe darf Zwar pflügen, auch noch säen, nur nicht ernten, Das tut der fromme Nachbar gern für ihn! Und –? Was der Mönch berichtete, ist wahr! Zwei Schlachten sind geliefert. Und dein Zar Hat nicht gesiegt! Nun weiß ich, was ich soll. Nur was du willst! Dich trieb dein eignes Herz! Das also wars! Hiob, wie falsch bist du! Dies ist die rechte Antwort! Folge mir! Du sollst für diesen After-Zaren zeugen, Und wenn dus weigerst, wirst du stumm gemacht. So ists! Wenn ich an seinem Grabe bete, So zeug ich auch für seines Mörders Recht! Du sollst die Wahrheit sagen! Sollst bekennen, Ob dein Demetrius im Grabe ruht, Ob er ein Schwert im Polenlager schwingt. Es wär gewesen, wie ein Bibelwunder, Wenn du, der stillen Klostergruft entsteigend, Durch dein Gebet den blutgen Zwist der Welt Beschwichtigt hättest, ohne ihn zu kennen, Und dann, am offenen Palast vorüber, Der dir mit allen seinen Freuden winkt, Zurück geschritten wärst, ein selger Geist. Das sollte nicht so sein, nun ruf ich dich Nach Moskau, daß du zeugst, und mahne dich An dein Gelübde! Des bedarf es nicht. Ich sah mein Kind in seinem Blute liegen, Und eh ichs dulde, daß ein Gaukler ihm Den Platz in seinem Grabe streitig macht Und schwarze Greuel häuft in seinem Namen, Eh leg ich tausend Mal das Zeugnis ab, So hart es ist, daß ich, die schwer Gekränkte, Noch zeugen muß für Boris Godunow. Du sahst ein Kind in seinem Blute liegen, Das ist gewiß, doch wars das deine nicht. Es war das meinige. Es war das Kind, Das man dir in die goldne Wiege legte, Doch nicht das Kind, das du geboren hast. Du kennst das Gaukelspiel erst halb. Dein Kind War schon vertauscht, als du aus deiner Ohnmacht Erwachtest und nach seinem Kuß verlangtest, Du drücktest gleich ein fremdes an die Brust! Allmächtger Gott! In tiefster Einsamkeit, Sich selber unbekannt ward deins erzogen, Indes das Kind der Magd den Zarewitsch Vor deinen Augen spielte. So versichert Ein römscher Kardinal! Doch dafür ist Das Kind der Magd auch lange Staub und Asche, Indes dein Sohn um seine Krone kämpft. Das Kind der Magd! Ists möglich! Kann das Herz Der Mutter sich so täuschen! Frag dich wohl, Ob du den Toten noch betrauern würdest, Wenn er nicht Fleisch von deinem Fleische war: So echt dein Schmerz, so echt ist auch dein Kind. Ich muß ihn sehn! Bedenke, was du tust! Du hältst jetzt Krieg und Frieden in der Hand, Und jeder Schritt von dir ist so gewichtig, Wie die Bewegung eines Sterns! So ists! Wenn ich auf einmal Schicksal spielen sollte, So würd ichs machen, wie's das Schicksal macht, Das Schicksal schweigt, und also schwieg ich auch. Du trägst kein Mutterherz in deinem Busen, Und weißt nicht, was den meinen jetzt bewegt. Ich muß, ich muß, doch zweifle nicht, ich finde Den Mut, um den Betrüger zu entlarven, Wenn mir mein Sohn nicht in die Arme sinkt! Ab. 2. Akt 1. Szene Erste Szene Massen-Bewegungen. Im Vordergrund das Lager des Demetrius. Mniczek und Poniatowsky bei seinem Zelt. Wir sind verloren. Dieser Ungestüm Muß uns verderben. Ei, wir siegen ja, Du siehst, der Feind wird überall geworfen – Was hilft der Kranz dir, wenn der Kopf dir fehlt. deutet auf den Hintergrund, wo Demetrius an der Spitze einer Schar erscheint. Der Zar noch einmal! O, noch hundert Mal, Bis irgend eine Kugel endlich trifft. Schau hin! Auch diese Arbeit ist getan. Verflucht sei solch ein Mut, der, nicht zufrieden, Den Ruhm des Feldherrn glorreich zu erringen, Auch nach den Ehren des Soldaten geizt Und eine Krone an die Feder setzt, Die noch im Helmbusch fehlt. Doch reißt er alles Unwiderstehlich hin. Ein Wort von ihm Wirkt, wie ein Schluck – Er kommt. Ich tret ihn an, Denn es ist meine Sache, wie die seine, Ich bin ein Bettler, wenn es nicht gelingt. 2. Szene Zweite Szene mit einer Schar. Musik. vertritt ihm den Weg. Mein Zar – jetzt ist dein guter Engel müde Drum dank ihm seinen Dienst und schick ihn heim. Wenn das ein andrer wagte – Laß mich durch! Sonst – Tod und Teufel! Stürmt fort. Hör mich doch nur an! zurückrufend. Wenns Feier-Abend ist. Ab mit den Seinigen. 3. Szene Dritte Szene Nun, mir gefällts! Der ist vom besten Blut. Ei was, er gleicht Dem Jäger, der sich nicht begnügt, die Hunde Zu hetzen, sondern um sich beißt, wie sie: Das wäre Königs-Art? Fanfaren. Auch die gesprengt! 4. Szene Vierte Szene tritt wieder auf. Mein Volk ist feig! Nein, Herr, du bist nur tapfer, Sie fochten besser, als ichs je gesehn. lacht. Auch die Kosaken? Warum fragst du noch? Weil sie, wie Fliegen sind! Jetzt da, jetzt nicht, Jetzt rasch gestochen, jetzt noch rascher fort – Pfui, pfui! Das ist nun einmal ihre Weise, Auch wär es übel, wenn sie davon ließen, Dann wär der Feind die ärgste Plage los. Ich sah auch Fische, oder träumt ichs nur? Breite Gesichter, scharfe Backenknochen, Und ohne Augen. Schauerliches Volk! Baschkiren und Kirgisen. Sehen doch Und spießen einen Pfeil im schnellsten Fluge So zierlich, daß ein Kreuz zur Erde fällt. Die sind wohl aus der Moskwa aufgestiegen Und kündigen uns Lachs und Karpfen an. Mein Zar, kein Ding auf Erden ist so schlecht, Daß es nicht irgendwo unschätzbar wäre, Ja, unersetzlich, wie das Edelste. Dein Amt ist nun, die Stelle zu ermitteln, Wo jedes einzig ist und einzig nützt, Das aber gilt vor allem von dir selbst. Ich kenne meinen Platz. Noch Schuß um Schuß! Wie konnt ich säumen! Will wieder fort. Jüngling, hör den Greis, Wenn denn der Fürst den Rat nicht hören will. Die Arbeit ist getan, der Schlachten-Donner Wird schon so schwach, daß die Trompete ihn Fast übertönt. Jetzt kriecht der Hase aus Und zeigt den Milchzahn. Drüben schießt der beste Soldat zum letzten Mal die Büchse ab, Und hüben kehrt das frechste Weib den Toten Mit gierger Hand die erste Tasche um. Der Troß verrichtet seine edlen Taten, Indes sie in den alten Mauern losen, Wer dir, den Strick um den gebückten Hals, Die rostgen Schlüssel überbringen soll. Und wenn du noch nicht ruhen kannst, so wirst Du durch die Kugel fallen, die verröchelnd Ein Sterbender aus dem umkrampften Rohr Im Todeskampf gen Himmel schickt. Still! Still! Hier ist der Degen schon! Reicht ihm den Degen hin. Ich halt ihn fest, Bis du gelobt, ihn niemals mehr zu brauchen, Wie diesen Tag, so mutig du ihn schwangst. Nein, nicht im Scherz gelob ich das! Ihr nennt Mich tapfer, nun, ich weiß nicht viel von Furcht, Und wenn das reicht für diesen hohen Titel, So hab ich ihn verdient. Doch heute nicht, Denn heute wär ich auch im Weiber-Rock Ein Held geworden. Eine solche Schlacht Ist fürchterlich, wenn man sich sagen muß: Sie wird für dich geschlagen! Jeder Schuß Trifft dich ins Herz, du fällst mit jedem Toten, Und windest dich mit jedem Sterbenden! Und ich, ich hätt mich ferne halten sollen, Anstatt mein Recht zu prüfen und dem Tod Die nackte Brust zu bieten? Hütet euch, Mich umzurufen, wenn das grause Spiel Sich wiederholt! Mir wirds in Ewigkeit Kein Hahnenkampf, bei dem man nur den Preis Der Wette überschlägt, doch nicht die Qualen Der armen blinden Tiere! Und ihr lauft Gefahr, daß ich zum Rückzug blasen lasse, Wenn ihr mir wehrt, mich selbst mit einzusetzen, Das kann man nur ertragen, wenn mans teilt. Und dennoch muß man. Grolle mir nur nicht, Daß ich – – Ich weiß, ein Bär ist höflicher, Den man im Honiglecken stört. Vergib, Wenns einem Zaren ansteht, so zu sprechen, Sonst denk: er war von Sinnen und Verstand! Allein mir war zumut, als müßt ich heut Dem Allertapfersten den Kranz entreißen, Wenn nicht der Feigste mich verspotten sollte, Und meinem Vater hätt ich auch getrotzt. Mein Fürst, es ist ein löbliches Gefühl, Was dich bewegt, doch darfst du ihm nicht folgen, Wenn du nicht größre Pflichten brechen willst. Du bists ja nicht, für den das viele Blut In Strömen fließt, das bilde dir nicht ein, Was wärst denn du, daß Tausende für dich Sich opferten? Es gilt der Majestät, Dem ewigen Palladium der Welt, Die ruht auf deinem jugendlichen Haupt, Und diese hat von Anbeginn der Zeiten Das große Recht, die Hölle zu entriegeln Und alle ihre Schrecken los zu lassen, Wenn sie den Feind nicht anders bändgen kann. Denn so gewiß es ist, daß sie allein Die grimmgen Teufel an die Kette legte, Die drunten heulen, so gewiß ists auch, Daß sie sie alle wieder rufen darf, Wenn sie geschändet und zertreten wird. Drum laß den Tod nur rasen, wie er will, Je grimmiger er wütet, um so besser, Denn um so rascher wird das Werk vollbracht. Doch stell dich ihm nicht selber in den Weg, Denn wenn du fällst, so fällt die Macht zugleich, Die ihn am Abend wieder fesseln kann, Und keiner treibt ihn in sein Reich zurück. Ich seh das ein, doch ich versprech dir nichts. Nun will ich – Weißt du, was? Gewiß! Dem König Den Ausfall melden! Denn er wartet nur Auf diesen Sieg, um auch mit einem Heer Zu dir zu stoßen. Das sei dein Geschäft, Ich trags dir auf! – Errätst dus wirklich nicht? So gibts auch Pflichten, welche du nicht kennst: Ich will ein Mädchenherz beruhigen. Ab ins Zelt, Mniczek folgt. 5. Szene Fünfte Szene Der alte Woiwode predigt gut, Doch seine Weisheit kommt von seinen Haaren, Ich lobe den, der aus der Kirche läuft. 6. Szene Sechste Szene tritt auf. Wo ist der Zar? So fragt man nicht nach ihm. Gehts hier schon höfisch zu? So richte sich Darnach, wer will! Ich nicht! Nach deiner Sprache Mußt du der Khan der goldnen Horde sein. Das nicht! Nur Gouverneur von Astrachan. Soviel ich weiß, ist der noch nicht ernannt. Geh ich nicht so hinein, verlaß dich drauf, So komm ich so heraus. Ich wünsche Glück! Das heißt, wenn mir nicht zwischen Tür und Angel Noch etwas Beßres einfällt. Denke nach Und laß dir Zeit. Doch hüte dich inzwischen, Ich meine, bis das neue Amt dich deckt, Vor Strick und Beil. Du siehst auf meinen Rock Und glaubst, mich selbst zu sehn. Nimm dich in acht! Weißt du, wie's Timurs Kämmerling erging, Als er den Juden schlug? Ich bin nicht sehr Vertraut mit Kämmerlingen. Nun, so hörs! Der Jude kam in Lumpen zum Palast, Doch trug er einen Diamant bei sich, Der keine Schätzung litt. Auch du vielleicht? Und als er mit Gewalt vertrieben ward, Schrie er so laut, daß es der Fürst vernahm Und aus dem Fenster sah. Ist Hunde-Art. Doch als er den erblickte, zog er schnell Sein Kleinod aus dem Sack und hielts empor Und sprach: das bring ich dir! Doch nicht umsonst? Wie hoch der Preis? So fragte Timur auch, Der Jude aber rief: Hier ist der Stein! Gib mir dafür den Wicht, der mich geschlagen, Damit ich ihn zu Tode prügeln kann, Und dann, was dir gefällt. Ich danke dir! Und er erhielt den goldbetreßten Buben Und einen ganzen Wald zum Rutenschneiden, Drum sprich zu mir und nicht zu meinem Rock! Du weißt nicht, was ich bringe! Großer Lärm. Kosaken-Pulk. Was ist das? zu den Kosaken. Halt! Halt! Wer rief euch schon? Zu Poniatowsky. Nur unbesorgt! Es sind die Meinigen, die Saporogen! So wärest du – Ja wohl! Otrepiep! Hast du von mir gehört? Ich komm vom Don Und bring euch seine wilden Kinder mit. Der weggelaufne Mönch? Du wirst doch nicht Auf weggelaufne Mönche schimpfen wollen? Warum nicht? Weil es mehr als einen gibt! Du darfst für dein Geschenk schon etwas wagen, Denn an Kosaken hats uns sehr gefehlt, Sonst – Welche Welt! Wenn man den Götzen stürzt, So kniet sie vor dem Block, auf dem er stand! – Gesundheit! Hast du nicht gehört? Man nieste! Es war vielleicht der Zar. Jubel-Geschrei. Was gibts denn jetzt! Nun wird es Zeit. Drum rasch: Wo treff ich ihn? Die Zarin naht, und keiner soll sie melden, Als ich. Die Zarin? Ja! Was gilt die Wette: Nun nennst du selbst mich einen billgen Menschen, Wenn ich mit Astrachan zufrieden bin: Die Zarin Mutter folgt mir auf dem Fuß! Und das war nicht dein erstes Wort? Er will ins Zelt. 7. Szene Siebente Szene tritt mit Mniczek heraus, Briefe in der Hand. Was ist? – Ein Bote! Gibt Poniatowsky die Briefe. zu den Kosaken. Salutiert! Die Stirn geschlagen! Da kommt der große Zar! Was will der Mann? Mein Fürst, er meldet ungeheure Dinge – zu Poniatowsky. Warum? Die Mutter schickt mich an den Sohn. Die Mutter? Ja! Sie fragt, ob offne Arme Für sie vorhanden sind. Die Zarin Marfa? Dieselbe! Hörst du das? fällt Mniczek an den Hals. Allmächtger Gott! zu Poniatowsky. Was meinst du, wenn ichs, wie der Jude, machte, Bekäm ich dich zum Lohn für dies Geschenk? erhebt sich rasch. Tritt her und richte deinen Auftrag aus: Was hast du von der Zarin mir zu sagen? – Vergiß kein Wort und setze keins hinzu, Denn jedes wiegt mir schwerer, wie die Welt. Sie – Ich – Sprich ohne Furcht! Ich fürcht mich nicht, Ich stottre nur, das tu ich von Natur, Ich soll – – doch meines Mundes brauchts nicht mehr, Da ist sie selbst. 8. Szene Achte Szene Marfa, als Nonne. Äbtissin. Zug. Viele Kosaken. Musik. Bei Gott, da ist sie selbst! Ehrwürdges Haupt, wie bist du grau geworden, Seit ich dich tanzen sah als junge Braut! Zu Demetrius. Sie kennt mich. Komm! Beide schreiten auf Marfa zu. Ich wollt, ich wär davon! Den hatt ich mir ganz anders vorgestellt. läßt sich vor Marfa auf ein Knie nieder. Ich weiß nicht, ob sich Reden oder Schweigen Am besten ziemt in dieser größten Stunde, Die mir das ganze Leben bringen kann, Und wie ein Mensch, der keinen Namen hat, Sink ich zu deinen heilgen Füßen nieder Und harre, welchen du mir geben wirst! Mutter, es ist dein Sohn, der vor dir kniet! Er hätts noch nicht gewagt, um deinen Segen Zu flehen, um so heißer dankt ers dir, Daß du, wie Gottes Engel, unerbeten Erscheinst. So neige dich und segne ihn! Welch Gaukelspiel erlaubt man sich mit mir! Wie! Was? Man läßt mich mit Gewalt entführen Und stellt sich jetzt, als käme ich von selbst. Ha! Wenn die Zarin euch nicht härter schilt, So mögt ihr bei der Nonne euch bedanken, Doch fühlt sie, welche Schmach ihr widerfährt. springt auf. Bei meinem heilgen Recht auf Rußlands Thron, Bei meiner Hoffnung auf das Himmelreich, Wenn das geschah, so wußt ich nichts davon. Und dies beweis ich dir sogleich, ich schwöre: Wer das gewagt, der stirbt den bittren Tod. Nun nenn ihn mir! wirft sich der Zarin zu Füßen. Du klagst dich selber an, Indem du bleich zu ihren Füßen sinkst Und deine Hände faltest! Führt ihn ab. Großmächtigster – Wie hätt ichs mich verwogen – Ich bitt um mein Geschenk für das Geleit. Steh auf, hier hast du meinen letzten Ring. zu Mniczek, indem er ihn umarmt. Du warst es nicht, gottlob! Wie konntest du Nur glauben! Weil du stets auf diesen Schritt Gedrungen hast! zu Demetrius. Doch hab ich auch für dich So viel getan, daß mir ein kleiner Fehler Wohl zu verzeihen wär. Zum Beispiel, was? Was soll ich sagen – Herr, es fällt mir schwer, Mich selbst zu loben – Doch – So schweig! – Du siehst, Mein Name ward gemißbraucht, und ich kenne Den Frevler wohl, wenn deine Großmut ihn Auch vor der Strafe schützt! – Hast du mich je Gesehn? Hab ich ein Wort mit dir gesprochen? Hab ich von dir gewußt? Knie noch einmal, Und dann hinweg mit dir! Du hast das Siegel In Gottes Hand zerbrochen, und mir wird Nun ewiglich der Himmelsstempel fehlen, Der alle Zweifel siegreich niederschlägt! Zu Marfa. Denn, wie das Salböl ruhig steht im Schrein, Und wie die Krone schläft auf samtnem Kissen, Bis Schwert und Lanze ihre Pflicht getan, So solltest du im Kloster auch verharren, Bis Gott entschieden durch die letzte Schlacht, Und erst, wenn ich die heilgen Weihen trug, Womit die Kirche Fürstenstirnen ehrt, Wollt ich die höchste mir von dir erbitten, Denn diese kommt, ich weiß es wohl, von dir. Du bist bewegt, und eine Träne blinkt Aus deinen Augen leuchtend mir entgegen: Sprich, hast du noch den Namen nicht für mich? Halt an dich, wenn du mußt! Ich will ihn nicht Erzwingen, nicht unedel mir erschleichen, Was du bereuen könntest, weis ich ab. Wie ich mein Reich erobre Stadt für Stadt Und Land für Land, so will ich dich erobern, Wenn sich dein Herz nicht gleich mir öffnen kann: Sonst wird die Mutterliebe erst geschenkt Und dann verdient, ich will sie erst verdienen, Vielleicht, daß du sie mir zuletzt auch schenkst. Wärs möglich? Wär mir an der Todes-Pforte Ein Glück beschert, das alle meine Schmerzen Schon durch die bloße Hoffnung überwiegt? Ich wag es nicht, zu glauben, doch das fühl ich: Wenn ich den Sohn, anstatt ihn zu beweinen, Im selgen Traum des einstgen Wiedersehns Nach Mutter-Art mit all den Eigenschaften, Die man am Jüngling und am Mann verehrt, Verschwenderisch geschmückt und jeden Tag Mit einer neuen ihn verherrlicht hätte, Er könnte jetzt nicht edler vor mir stehn! Und das ist wahr: aus diesem Auge blitzt Im Zorn der grimmige Kometen-Funke, Vor dem die Welt so oft zusammenfuhr, Wenn Iwan finster blickte, ja, es sind Dieselben Züge, ist dieselbe Stimme – Was hält mich ab, sein treues Ebenbild An meine Brust zu ziehn? Was hält dich ab? Er breitet seine Arme aus, sie sinkt hinein. tritt zurück. O Gott, es ist geschehn! Bereust dus, Mutter? Laßt mir nur Zeit, ich tret ja auf ein Grab, Und unentschieden zwischen dem, der lebend Vor meinen Augen steht, und dem, der modert, Schwankt mir das Herz in der beklemmten Brust. Sollt ich mein Glück und meiner Tochter Heil Wohl an ein schlechtes Abenteuer wagen? Es ist nicht möglich, daß dus glauben kannst. Das aber ist gewiß: mein letzter Pfenning Zog jetzt mit mir zu Feld und blinkt als Nagel An irgend eines Reiterpferdes Huf. Ich weiß es, großer Woiwod. Auch bin Ichs nicht allein, der willig Gut und Blut An diese heilge Sache setzt, ihr dienen Die besten aus den edelsten Geschlechtern Des ganzen, weiten Polen-Reichs, und wenn Die Republik als solche ihren Adler Nicht steigen läßt, so hält sie nur die feige Verschlagenheit des Königs noch zurück, Der, ob er gleich im Herzen mit uns ist, Doch gern den Schein bewahren will. Wohl fühl ich, Wie schwer das alles wiegt! Das Lager wimmelt Von Völkern aller Art, und wie der Sturm Den Schnee zusammenbläst, und zur Lawine Den Flockenstaub verdichtet, treibt ein Hauch, Der nur von oben kommen kann, die Menschen Unwiderstehlich an, sich zu vereinen, Um deines Sohnes Rechte durch zu fechten, Und dann den alten Hader fort zu setzen, Der sie bisher in bittrem Haß getrennt. Die Sprache wird auf Erden nicht gesprochen, Worin man nicht für ihn zum Himmel fleht: Willst du die einzge Stumme sein und zweifeln, Wo Fürsten freudig ihre Kronen wagen Und arm geborne Knechte ihren Kopf? Du stehst hier nicht vor dem Bojaren-Rat, Den du durch deiner Zeugnisse Gewicht Zerschmettern magst, wenn er in Moskau mir Die Huldigung verweigern will, du stehst Vor einer Mutter, die sich frei entscheidet, Und triebe sie ihr Herz noch jetzt ins Kloster Zurück, nachdem sie mich als Kind umarmt. Sie schaue ruhig aus der Ferne zu, Und wenn mich Gott, der mich auf seinen Händen Bis hieher trug, zuletzt noch fallen läßt, So halte sie mich selber für betrogen Und spreche für den Toten ein Gebet. So stands vielleicht, bevor sie ihre Zelle Verlassen hatte, aber jetzt nicht mehr. Wenn sie nicht mit dir ist, so ist sie auch Schon wider dich! Ja, wenn sie nicht sogleich Durchs Lager dich begleitet, und den Völkern, Die ungeduldig darauf warten, dankt, So wirbt sie hier ein Heer für Boris an, Und richtet dem, der dich ermorden wollte Und sie begrub, den umgestürzten Thron Zum Staunen und zum Schrecken aller Welt Von neuem auf, und fester, als zuvor! O, das wird nie geschehn, ich bin bereit. Der kaiserliche Feldmarschall, Fürst Schuiskoi! Was kann das sein? Dein Glück ist gut gelaunt, Das ist ein Tag, wie Aarons dürrer Stab, Jedwede Stunde schlägt in Blüten aus. 9. Szene Neunte Szene mit seinem Generalstab. Mein Fürst, vergönne erst, daß ich den Stern Verehre, der mich her geleitet hat, Wie der der Heiligen Drei Könige, Als ich, wie sie, am Scheidewege stand. Zu Marfa. Erhabne Zarin, neige mir dein Ohr, Alexis Schuiskoi schlägt die Stirn vor dir, Du kennst sein Haus, wenn auch ihn selber nicht. Zu Demetrius. Mein Fürst, du hast den Sieg davon getragen, Fast tuts mir leid, weil dir ein höherer Dadurch entgeht. Noch hat die Welt-Geschichte Das ungeheure Schauspiel nicht gesehn, Daß sich der Sieger auf dem Schlachtfeld selbst Den Kranz vom Haupte reißt und dem Besiegten Ihn auf den Knien errötend überreicht: Heut wäre das geschehn. Zu Marfa. Wo du verweilst, Da ist der echte Zar, wo Marfa segnet, Muß Schuiskoi huldigen! Du trägst schon längst Ein Himmels-Diadem im greisen Haar Und Palmen, die nicht welken, in den Händen, Und wenn du wiederkehrst ins Welt-Getümmel, So ists, als ob ein selger Geist erscheint: Er kommt, um einen Knoten aufzulösen, Der unsrer Blindheit unentwirrbar ist, Und schwingt sich, eh wir dankten, wieder auf. Zu Demetrius. O, möchten meine Fahnen stolzer rauschen, Sie sanken zwar nicht ganz, und die Trompeten Gewaltiger erschallen, daß es dir Zu größrem Ruhm gereichte, wenn ich mich Im Staub dir neige! Zu Marfa. Heilige, dir fehlts Gewiß am Angebinde für den Sohn, Denn du bist aus der Gruft empor gestiegen, Und Tote sind so arm, wie Ungeborne: Nimm mich zu deinem Sklaven an und schenke Mich wieder weg an den von deinen Freunden, Dem du den treusten aller Diener gönnst. Zu beiden. Ich hab zwar nur zwei Arme, wie ihr seht, Doch hängt noch jetzt an jedem meiner Finger, So viel ich auch verlor, ein kleines Heer. Fürst Schuiskoi, hoch willkommen seid Ihr mir! zu Marfa. Siehst du? Der Boden blüht, wohin du trittst. Wie viel der Truppen blieben unserm Feind? Frag nicht darnach, und wärens Millionen: Du schlägst sie alle durch ein einzges Blatt! Was meinst du? Gib die Bauern wieder frei. Wahr! Wahr! Das hätt ins Manifest gehört! Und hebe das Verbot der Ehen auf, Das noch weit schwerer auf den Adel drückt. Ich weiß! Dein eigner Sohn. – Sogleich! Nicht wahr? Das will im Staatsrat erst erwogen sein! Ei was! Ich kann darüber nicht entscheiden, Doch wird geschehn, was recht und billig ist. Und ist es billig, daß man Tausende, Als wärens Bäume, an die Scholle fesselt, Und ihnen Freiheit und Bewegung raubt? Das scheint es nicht zu sein. Und ists gerecht, Daß man des Reiches älteste Geschlechter Erstickt, damit kein Adel übrig bleibe, Als der mit Boris aus dem Stall entsprang? Wir werdens untersuchen. Großer Zar, Gewähr uns gleich, was du gewähren willst: Ein edles Fräulein steht verzweifelnd zwischen Der Schande und dem Tode, der Tyrann Ist unerbittlich, rette du das Kind! Das kann ich, ohne das Gesetz zu streichen, Und tu es gern. Es wäre aber gut – Du willst mir doch nicht die Bedingung stellen? Das Markten kommt zu spät. Er meint ja nur, Du würdest alles Blut-Vergießen hindern, Wenn du ihm folgtest. Und vielleicht dafür Was Schlimmres tun! Es ist nicht alles schlecht, Was Boris tat, und nichts bloß darum schlecht, Weil er es tat. Wer sich vom Stall heraus Den Weg zum Zaren-Thron zu bahnen weiß, Der ist kein Tor! Genug, ich schlags nicht ab Und sags nicht zu, es wird im Rat geprüft! 10. Szene Zehnte Szene Die Ratsherrn von Nowogorod. Deputation mit den Schlüsseln. Mein Fürst, Wir flehn dich, einzuziehn in unsre Mauern, Die Tore stehn dir auf, und unsre Weiber Und Kinder liegen längst schon in den Straßen, Durch die du reiten mußt. Wozu denn das? Wir haben sie, statt Blumen, hingestreut, Du kannst sie, samt den Deinigen, zertreten, Wenn du nicht Gnade üben willst, sie werden Sich nicht erheben, und wir sind bereit, Uns neben sie zu legen. Welche Schuld Drückt euch denn so darnieder? Keine andre, Als daß wir jetzt erst kommen, unsern Herrn Und angestammten Zaren zu begrüßen. Gebt einmal eine Münze! – Wessen ist Das Bild? Wen stellt es vor? Mich selbst vielleicht? Vergleicht! Nicht wahr? Das Alter trifft nicht zu, Die Runzeln fehlen ganz und halb der Bart. Nun, wenn ich der nicht bin, der dies Metall Gestempelt hat, so kann ich auch wohl der Nicht sein, dem ihr Gehorsam schuldig wart! Drum geht und schickt die Weiber und die Kinder Zum Kränzewinden in den nächsten Wald, Wir hatten Rot genug und brauchen Grün. Die Deputation ab. 11. Szene Eilfte Szene Der Alte hat gewiß dem Schrecklichen Noch ins Gesicht geblickt und ist das Zittern Nicht wieder los geworden. Hat mein Vater So furchtbar hier gehaust? – Nun, ich will segnen, Wie er geflucht. Zum Heer! Was zögerst du? Sie stehn noch unter Waffen. Wohl! Zum Heer! zu Marfa. Sie werden jubeln, wenn sie ihren Zaren In so ehrwürdigem Geleite sehn. zu Demetrius. Und ich will jeden, wie am Ostermorgen, Umarmen, der das Schwert für dich gezückt. Kommt! Kommt! Erst mich noch einmal. umarmt ihn. Dann alle ab. 12. Szene Zwölfte Szene Wärs denn wahr? der sich herangeschlichen hat. Nein! Wer bist du? Ein Mann, ders wissen kann! Hast du Beweise? Herr, die Antwort führte Zu weit, ich bin nicht sicher. Habt Ihr Raum In Eurem Zelt für mich? Verbirg dich dort, Ich seh dich bald. ballt die Faust nach Demetrius hinüber und schleicht sich wieder fort. 13. Szene Dreizehnte Szene Das träfe sich ja gut. Er lacht. Wer kann mich schelten, daß ich huldige, Wo selbst die Mutter huldigt? Und wer darf Mich tadeln, daß ich den Betrüger wieder Verlasse, wenn man ihn entlarvt, und mich An seine Stelle setze, um den Stuhl Einstweilen warm zu halten? Er ist zäh, Das merkt man schon, ich prüft ihn nicht umsonst. Wer über Nacht zu einer Krone kommt, Der pflegt die besten Perlen schon vor Tag Als Trinkgeld an die Schreier weg zu schenken. Doch er hält fest, wie ein geborner Prinz, Dem man die Namen seiner Länder schon Auf seine ersten Oster-Eier schrieb, Und der mit seinem Erbe kargt, weil ers Von frühster Jugend auf sich Stück für Stück Beim Buchstabieren in den Sinn geprägt. Nicht einmal ein Gesetz, ein Blatt Papier Mit Dintenklexen drauf, läßt er sich nehmen. Demetrius nachahmend. Das will im Staatsrat erst erwogen sein! Bei diesem Wechsel käme viel heraus, Der eine spricht Diskant, der andre Baß, Und alle beide sagen nein und nein. Gleichviel. Du bist der Stein in Boris Weg, Bricht er den Hals, so kommt es dem zustatten, Der dich als Schemel zu gebrauchen weiß. Fanfaren und Jubel. Jetzt schwören sie! Auch du heraus, mein Schwert. Mit gezogenem Schwerte ab. 14. Szene Vierzehnte Szene Marfa und die Äbtissin treten auf. Nun, hat das Mutterherz in dir gesprochen? Ist er nicht edel? Darnach frag ich nicht, Doch ist er echt? Denn nicht dem Edelsten, Dem Echtgebornen nur gehört der Thron, Und so ists recht. Glaubst du, daß ers nicht ist? Du weichst mir aus, und das begreif ich wohl, Denn, wenn dir nur der kleinste Zweifel blieb, So bist du elend, wie noch nie ein Weib. Du willst mich schrecken. Ists nicht wahr? Sprich selbst! Was hat den Feldherrn Boris Godunows Hieher getrieben? Seine Niederlage? Er war besiegt, doch nicht zertreten. Reue? Gewissen? Überzeugung? Nichts von allem, Dein Beispiel wars! Er hats ja selbst bekannt. So ists. Und wähnst du, daß in ihm der Eifer Für Recht und Wahrheit lodert? Glaub es nicht, Ich kenne die Bojaren! Wär der Zar Auch ein Zigeuner, gelb, wie eine Quitte, Und schmutzig, wie der Weg zur Winterzeit: Sie würden vor ihm kriechen, wenn er sie Nur schalten ließe, wie sie eben mögten; Doch, daß er streng und gut regiert und sie Im Zügel hält, das ists, was sie empört, Und nun verbrämen sie Verrat und Abfall Mit ihrer Treu für Ruriks Stamm und Haus. Ich kenn sie auch. Sie werden alle folgen, Denn alle sind erbittert, doch auch alle, Wie Schuiskoi, schwören, daß es nur geschieht, Weil du voran gegangen – ringsum wird Der Bürgerkrieg entbrennen, der nicht bloß Das Reich zerspaltet, sondern auch das Haus Zerreißt und in die letzte heilge Stätte, Wo man der Wunden pflegen soll, den Haß Verpflanzt, der neue schlägt – und jeder Greuel Wird deinen Namen tragen, weil der Teufel Das Siegel Gottes führt und Höllen-Frevel Zu Heldentaten stempelt: wirds dich nicht Zu Boden drücken, wenn du deines Herzens Nicht völlig sicher bist? Wer sagt dir denn, Daß ichs nicht bin? So hat sich die Natur In dir geregt, so stark in dir geregt, Daß jeder Widerspruch beschämt verstummte, Der sich in deinem Innersten erhob? Sogar der letzte, der den Menschen zwingt, Das Wunder zu bezweifeln, das ihn rettet, Weil er sich keines Wunders würdig fühlt? So hättest du aus Millionen ihn Heraus gefunden und an deine Brust Geschlossen, wenn er auch im Bettlerkleid Erschienen wäre, weil dein altes Blut Bei seinem Anblick wieder glühend wallt, Und weil dir auch das seine jugendlich Zu freudgem Gruß entgegen steigt? Spricht denn Das Blut so klar und laut? Ich weiß es nicht. Doch denk ich mir die Mutter und ihr Kind Durch irgend ein geheimnisvolles Zeichen, Das sie allein erkennen und verstehn, Für alle Zeit unwandelbar verknüpft, Denn Zeugen können lügen, Ringe lassen Sich stehlen, ein Naturspiel wiederholt sich, Und wenn ein solches innres Zeichen fehlt, So ist der Mensch zu ewger Nacht verdammt, Und sollte niemals sagen: Dieser ists! Ich kenn den Ort, wo sich das Rätsel löst. Was meinst du? Hast du meinen Wunsch vergessen? Den einzgen, der mir aus dem Lärm der Welt Ins Kloster folgte und mich nie verließ? Du wolltest einmal an dem Sarge beten, Der deines Sohnes blutge Asche birgt. Ich werd in Moskau an dem Sarge beten, Der dieses Kindes blutge Asche birgt! 3. Akt 1. Szene Erste Szene Feierlicher Einzug des Demetrius. Viel Volk. Ja, Kameraden, nun gibts Fest auf Fest! Der neue Zar zieht ein, der alte aus, Wir können uns nach Herzenslust ergötzen! Wer jubeln will, der stellt sich auf bei uns, Hier kommt der große Krönungszug vorbei, Wer lieber flucht, der geht zum blauen Kloster, Wo Godunow den letzten Umzug hält. Hier goldne Wagen, Ehrenpforten, Kränze, Und dort ein Sarg, den man mit Kot bewirft, Man hat die Wahl und kanns nicht besser wünschen, Ein jeder findet was für sein Gemüt. Nur schade, daß man sich nicht teilen kann, Ich mögte beides haben, hier den Anfang Und dort das Ende, ja das Ende wäre Mir noch viel lieber, doch man muß wohl bleiben, Denn Tote werfen keine Münzen aus. Am schlimmsten ists, wenn eins das andre kreuzt. Das haben wir erfahren, als die Zarin Im Wochenbette starb. Das Kind lebendig, Die Mutter tot, da gabs nicht Lust noch Leid. Wißt ihrs gewiß, daß man dem toten Zaren Zu Leibe darf? Du willst ihn doch nicht prügeln? Warum nicht? Aus dem Sarg mögt ich ihn reißen, Und das am Bart. Hat er dir was getan? Ich dächte! Dir der Zar? Bist du verrückt? Was haben wir zu schaffen mit dem Zaren? Der schlägt den Knäs, doch nicht den Bauersmann. Wer hat uns den Andreas-Tag geraubt, An dem wir Bauern lustig, wie die Störche Und Schwalben, in die Weite steuerten Und mit der Sonne zogen? Jetzt muß jeder Zu Hause bleiben und den Fleck bebauen, Auf dem ers Laufen lernte! Alle Teufel, Ich darf nicht fort aus Twer. Und bist doch hier? Auf Kosten meiner Ohren. Die betracht ich Schon jetzt nicht mehr als Eigentum, und wenn Sie mir erfrieren sollten, braucht mich keiner Mit Schnee zu reiben, mir ists völlig gleich, Sie kommen doch als Abfall vor die Schere. Hebt einen Stein auf. Du Hund! Wirft ihn zur Erde. O, daß dus fühltest! Du stehst wirklich Noch hinter uns zurück, das ist gewiß, Wir dürfen doch verhungern, wo wir wollen! Wer drängt denn wieder so? Das alte Weib! So gebt ihr einen. 2. Szene Zweite Szene Laßt mich doch mal vor! Willst du durchaus denn einen Arm verlieren? Zum Spinnen brauchst du zwei, und alte Knochen Sind mürb. Gib dich zur Ruh. Was ist denn das? – Die Armesünder-Glocke? Man hört eine Glocke und sieht in der Ferne einen ärmlichen Leichenzug. Das Geläut Des toten Zaren. Siehst du nicht? Dort kommt Der Leiterwagen mit dem Sarg. Mich wundert, Daß man noch so viel wagt. nimmt seinen Stein wieder auf. Zur guten Nacht! Ab. 3. Szene Dritte Szene Da bricht die Glocke ab! Es könnte kommen, Daß man den Küster mit dem Strick erhängt, Den er gezogen hat. Ich mögte wissen, Wie der gestorben ist. An Gift. Wie sonst? Es heißt ja aber doch – Wie's immer heißt, An einem Schlage. Doch, das ist nicht wahr, Verlaß dich drauf. Am Schlage starb sein Sohn, Der Feodor, der uns einen Tag regierte, Und der an einem Schlage mit der Axt. 4. Szene Vierte Szene tritt herzu, jetzt im Mönchs-Gewande, er war gleich von Anfang an sichtbar und ging von Gruppe zu Gruppe. Ja, Gift und Eisen wechseln droben ab, Wie unten Ruhr und Pest. Ein Tod im Bett Wär für den Zaren ganz so unnatürlich, Wie für den Bettler einer durch das Beil. So ists einmal! Sie leben, wie die Götter, Und sterben, wie das Vieh, wie Ratt und Ochs. Das muß wohl sein. Der neue wird es auch Erfahren. Ja – Er lacht und hält sich dann den Mund zu. Ihr kennt ihn? Ganz gewiß! Und das ist wahr: er sieht dem grimmgen Iwan So gleich, als ob er wirklich – Pst! Kanonen! Die sind so dumm, als grob, und fragen nicht, Was echt und unecht. Glaubst du denn – Kosaken? Wenn du die Lanzen siehst, und wenn du weißt, Wie spitz sie sind, so wirst du mir die Antwort Erlassen. heimlich. Nein, es wär Betrug? Betrug! Sind das Soldaten, wie man sie den Kindern Zu Weihnacht schenkt? Wer fragt nach den Soldaten – Ich meine – – greift nach Ossips Uhr und zieht sie heraus. Keine Rübe? Ist das echt? Wie sollt es nicht? Gestohlen? Oder – Mönch, Dich schützt dein Kleid, sonst – Seht den Narren an! Er droht mit Schlägen, weil ich höflich frage, Ob er kein Dieb ist, und ich soll den Zaren Für einen Dieb erklären. Hoch der Zar! erhebt ihre Krücke. Ja, hoch der Zar, und nieder jeder Wicht, Der ihm sein Recht bestreitet. Heil ihm! Heil! Hier findet er den Bürgen. England hat Noch nicht gesprochen, Frankreich auch noch nicht, Der deutsche Kaiser schweigt, doch diese Alte Erklärt sich für ihn, und nun wird Europa Schon folgen müssen. Gute Mutter, sagt, Wie nennt Ihr Euch? Du Hund von einem Mönch, Was höhnst du mich? Ich weiß doch mehr davon, Als du und alle. Habt Ihr ihm die Windeln Vielleicht gewaschen? Nun, das könnte sein, Ich kenn sie wohl, sie war einmal im Kreml. Da laßt sie vor, damit sie Sohn und Vater Vergleichen kann. drängt sich durch. Ja, laßt mich endlich vor, Ich hab das Recht dazu. Sie faselt schon. Sie faselt. Ja. Da kommt schon polnisch Volk. Man kennt sie an den Troddeln und den Quasten, Und an dem stolzen übermütgen Blick. Mir kriecht das Blut, sobald ich sie nur sehe. Gewöhne dich daran. Die Zeit ist nah, Wo du sie allenthalben sehen wirst, Am Zoll, im Heer, nur nicht beim Gassenkehren, Denn dafür dünken sich die Herrn zu gut. Nein – Sei zufrieden, wenn der neue Zar Dir nur den alten Gott noch läßt. Er selbst Ist nicht getauft. Du lügst, er ist getauft. Auf unsern Glauben nicht. Auf unsern Glauben! Auf welchen sonst. Standst du dabei? Ich tats! Ho, Alte, ho! Du hast doch nicht getrunken? Das ist der Woiwod von Sendomir, Der künftge Schwieger-Vater. Denkt der Zar Gar eine Polin auf den Thron zu setzen? Ein schönes Mädchen! Freilich etwas arm, Die Augen müssen für Juwelen gelten, Denn für den Reichsschatz bringt sie keine mit. Der Woiwod dankt Gott, wenn er daheim Nicht ausgepfändet und von Haus und Hof Vertrieben wird, indes er seiner Tochter Die Russenkrone auf die Stirne drückt. Doch König Siegmund, der ihm gnädig ist, Hat alle Büttel Polens eingesperrt, Damit ihm nichts geschehen kann. Der wird – – Er macht die Bewegung des Zugreifens und Einsteckens. Ihr wißt ja, Polen ist das Land der Schwämme, Und dieser saugt am besten. Doch, wo bleibt Die polnische Zaritza? Wie man sagt, Wird sie ins blaue Kloster gehn und dort Verweilen bis zur Krönung, um Belehrung In unserm heilgen Glauben zu empfangen Und dann getauft zu werden. Doch das glaube, Wer Lust hat, statt zu fasten und zu beten, Wird sie den Heiligen Gesichter schneiden Und tanzen! Ja, es ist ein Heiden-Volk! Das da sind Deutsche! Die nur eine Zunge Im Munde haben, und nicht lügen können – So dumm, als plump! Nun macht die Augen auf, Nun ist er nah, denn nicht mit treuen Russen, Mit lauter Fremden hat er sich umgeben, Mit Polen und mit Deutschen, ob er euch Verachtet oder fürchtet, weiß ich nicht. Da kommt Fürst Schuiskoi. Ja, das ist ein Mann! Er hatte ihn geschlagen und ging doch Mit seinem ganzen Heer zu ihm hinüber – Geschlagen? Ei, wir hörten – – Glaubt es nicht! Geschlagen, völlig auf das Haupt geschlagen – Und doch – Da mögt ihr sehn, was Treue ist! Er hat die Schlacht gewonnen und verfolgt Den Feind mit allen Kräften, da vernimmt er, Daß ihn die Zarin-Mutter anerkennt – Hat sie das denn getan? Entführt – Gezwungen – Vielleicht aus Rache gegen Godunow – Gleichviel! Doch was tut Schuiskoi, als ers hört? Er ruft: Bringt Stricke her und bindet mich, Dann schleppt mich zu den Füßen meines Herrn, Dem ich in meiner Blindheit Trotz geboten, Und ruht nicht eher, als bis das geschieht! Was sagt ihr? Und ihr wißt, daß er der nächste Zum Throne ist! Nun, das beweist doch viel! Ja wohl! Solange ihm der Fürst von Schuiskoi Zur Seite steht, wär Zweifel Hochverrat, Allein – Du stockst? Man wird ja sehn, was folgt. Ihr kennt den Mann nun, dem ihr trauen dürft, Wie sich der Wind auch immer drehen mag: Der rechte Weg ist der, den Schuiskoi geht. Er verliert sich unter dem Volk, sowie der Zar sich nähert. 5. Szene Fünfte Szene Nein, daß ich diesen Tag erleben soll! Was hast du denn davon? Ich dank dir, Gott, Ich danke dir! Ich soll ihn wiedersehn, Und das, ich werde närrisch, wenn ichs denke, Und das als Zar! Tritt wieder hinter uns, Nun wirds gefährlich. Nein, ich muß sein Kleid Berühren! 6. Szene Sechste Szene Demetrius. Marfa. Gefolge. Großes Gedränge. Soldaten stoßen und schlagen. fällt, indem sie sich zu nähern sucht. Helft mir! Gott, mein Bein, mein Bein! Halt! Halt! Was gibt es da? Tritt herzu. Ein altes Weib – Tot? Nein, sie rafft sich wieder auf! zu Barbara. Reich mir Die Hand. Richtet sie auf. Wo tuts dir weh? Weh? Herr – Sie lacht krampfhaft auf. Was ists Mit ihr? Sie wagte sich zu weit heraus, Sie wollte dir den Saum des Mantels küssen Und – Dabei nahm sie Schaden? Gute Mutter, Du hast den ersten Schmerz für mich erlitten, Dir soll auch meine erste Gnade werden. Komm morgen in den Kreml und melde dich. Vorüber. 7. Szene Siebente Szene Die Hand! Habt ihrs gesehn? Er reichte mir Die Hand – Und sprach – – Was wirst du morgen fordern? Herr Gott im Himmel, daran denk' ich wohl! Doch tätst du gut daran. Wir sind zu dumm, Gehörig zuzugreifen. Ihm gilts gleich, Ob er die Kuh gibt, oder bloß den Schwanz, Doch mancher zog schon mit dem Schwanze ab. Drum sieh dich nicht in deiner Kammer um, Ob dir darin vielleicht der Spiegel fehlt, Und ob du einen bessern Ofen brauchst. Die erste Gnade eines neuen Zaren, Herr Gott, die ist ja Millionen wert! Ich hab mein Teil. Doch wär ich gern dabei, Wenn ihm der heilge Patriarch die Krone Aufs Haupt setzt – 8. Szene Achte Szene kommt in großer Eile zurück. Hurra! Hoch! Das geht schon gut! Was denn? Der Zar küßt die Reliquien, Die Polen machen Tanzmusik dazu. Nein! Doch! Am Dom! Ich komme just daher. Choräle drinnen, draußen: Gretel, komm, Und unterm Tor der Bischof, der den Schädel Des heilgen Nikolaus fast fallen ließ, Als er ihn so begrüßen sah. 9. Szene Neunte Szene Marfa und Äbtissin treten auf. Doch still, Was wollen die? Da ist die alte Gruft. Und drüben steht der Küster. Sie winkt. 10. Szene Zehnte Szene tritt heran; ein Stelzfuß. Was beliebt? Habt Ihr die Grab-Gewölbe im Verschluß? rasselt mit dem Schlüsselbund. Schon dreiundneunzig Jahre, denn ich bin An hundertvierzig und ich kam so früh Zu diesem Amt, weil ich im Tartarkrieg Dies Bein verlor. Da wißt ihr drunten wohl Genau Bescheid? Ich hatte Zeit genug, Mich umzusehn, wenn ich die Silber-Schilder Der Särge scheuerte, denn darauf halt ich, Die müssen mir so blank, wie Spiegel, sein. Auch weiß ich, was ein jeder mit bekam, Und was man einmal bei ihm finden wird, Denn keiner lag auf dem Paradebett, Den ich nicht sah, in seiner letzten Pracht. Ja, wer nicht ehrlich wäre! Hier ist mehr Zu holen, wie ein Schatz, und völlig sicher, Denn Tag und Nacht ist einer ungestört. So könnt Ihr mir – Sie bricht ab. Ei! alles, was Ihr wollt! Wo jeder liegt, wie viele Ringe er Am Finger trägt, wie reich die Krone ist, Ob die Juwelen klein sind oder groß, Genug, was man auch immer fragen mag. Ich merkt' es mir, wenn ich beim Kerzenschein Den Sarg umschritt und schrieb es nicht in Sand. Das heißt: den großen Iwan nehm ich aus, Da ließ die Toten-Wache mich nicht zu, Weil ich betrunken war, und auch das Kind, Das Kind aus Uglitsch, den Demetrius, Der jetzt – Er bricht ab und schüttelt den Kopf. Ich wollte sagen, dieses Kind Kam gleich in Blei und Eisen an, versiegelt Wie ein Geheimnis für den jüngsten Tag, Und ward so beigesetzt. Ganz still, nicht wahr? O nein, so feierlich, wie je ein Prinz, Und noch viel feierlicher. Wollt Ihr uns Hinunter führen? Heute kanns nicht sein! Warum denn das nicht? Weil uns allen streng Verboten ist, von unserm Platz zu gehn. Der Zar kann kommen. Sonderbar, nicht wahr? Er soll erst kommen, und er ist schon hier. Wir nehmen das auf uns. Ich bin die Zarin. küßt ihr Gewand. Ich schau mich nur nach einer Fackel um. Ab. 11. Szene Eilfte Szene Du bist am Ziel. Mein Herz klopft fürchterlich. Noch stehts bei dir. Was meinst du? Umzukehren? O nein, doch drunten sind der Särge zwei, Und wenn du nicht als Mutter beten willst, So kannst du es als fromme Witwe tun. Glaubst du an Offenbarungen? Wie sollt ich Nicht glauben, was die heilge Kirche lehrt? Ich frag nicht, ob du an die Stimme glaubst, Die einst von Himmels Höhn herab erscholl, Als sich des Menschen Sohn am Jordan-Fluß Dem Täufer beugte; nein, ich frage dich, Ob jetzt ein ewges Schweigen waltet, oder Ob diese Stimme noch ertönen kann. Ich weiß es nicht. Doch so viel ist gewiß: Wer Gottes Stimme erst vernommen hat, Der kann nicht zweifeln, ob sies wirklich ist. Und gibt es einen Ort auf dieser Welt, Wo man mit größrem Rechte auf sie hofft, Als der, den ich nun gleich betreten soll? Du standest schon auf einem höhern Tabor, Als du den Sohn an deinem Herzen hieltst! Da schwieg sie. Nun, so schweigt sie hier wohl auch. breitet die Arme gen Himmel aus. Allmächtger Gott, du ließest es geschehn, Daß solch ein ungeheurer Widerspruch In einer Mutterbrust entstehen konnte: Erbarme dich denn auch und löse ihn. 12. Szene Zwölfte Szene Küster erscheint mit einer Fackel im Portal. Noch eines, eh du vor die Toten trittst! Ist Boris Godunow mit eingeschlossen, Wenn du den Feinden ihre Schuld vergibst, Und hegst du keinen Haß mehr gegen ihn? Jetzt wär die Antwort leicht. Ich bin gerächt, Er ruht in einem ruhmlos schlechten Grabe Und seine armen Kinder neben ihm. Doch, so gewiß ich selig werden will, Ich habe diese Rache nie erfleht, Und kälter kann die Asche selbst nicht sein, In die mein Herz dereinst zerfallen muß, Als dieses Herz schon jetzt ist, wenn ich seiner Gedenke: Wunden brennen, Narben nicht! So geh denn ein ins sündenlose Reich, Und wenn der Herr sich dir nicht offenbart, So hat er längst sein letztes Wort gesprochen Und öffnet erst am jüngsten Tag den Mund. Beide in den Dom. 13. Szene Dreizehnte Szene Seltsam! Der erste Weg zur Toten-Gruft? Was sucht sie dort? Wer wars? Die Zarin Marfa, Die Mutter! O, ich hab sie wohl erkannt! Nun, das ist doch kein Wunder. Nicht? Ihr Gatte, Der große Iwan, liegt ja hier! Und auch Ihr Sohn. Ihr Sohn? Der zog ja eben noch Als Zar an uns vorbei. Nun ja! Das Kind, Das sie so lange dafür hielt. Das Kind Aus Uglitsch? Ei! – Ja, ja, das könnte sein! Iwan Wasiljewitsch ist nicht der Heilge, An dessen Sarg man betet! Doch das Kind – Das Kind, das man vielleicht verleugnet hat – Ich muß es wissen! Wenns dem Kinde gilt, So ist das Gaukelspiel schon heut entlarvt, Und Schuiskoi erbt die Welt, bis auf den Teil, Den ich mir ausbedang. Ab in den Dom, indem er sich auf der Schwelle tief bekreuzt. 14. Szene Vierzehnte Szene zu Barbara. Ist sies gewiß? O Gott! Wie oft hab ich ihr Kleid geschnürt! 15. Szene Funfzehnte Szene Schuiskoi, Basmanow und Mstislawski treten auf. Da sind wir denn zum ersten Male wieder Beisammen, seit uns der gestrenge Herr Zu Felde schickte. Damals flog der Schnee, Jetzt gibt es Blumen. Auch der Lorbeer grünt. In Moskau nicht, Gottlob, das ist ein Trost. Wir hatten aber Unglück! Tula ging Dir schnell verloren. Doch nicht ganz so schnell, Wie dir Nowogorod. Und der da konnte Den Feind nicht finden. Ja, ich war, wie blind. Das hat uns um den besten aller Zaren Gebracht. Wer weint zuerst? Ich folge nach! Du hast ihn noch gesehn. Ich stand dabei, Als er verschied. Nun, wenn er wirklich Gift Im Leibe hatte, wars ein Heldenstück: In offner Audienz, mit den Gesandten Verhandelnd, lächelnd, ohne Schrei und Laut. Ihr Herrn, was soll denn werden? Was schon ist! Wär Ruriks Blut noch nicht erlaucht genug? Das fließt ja in den Adern unsers Neuen, Und daß er gut an Boris Stelle taugt, Bewies er eben! Was ist denn geschehn? Ihr kennt den alten Erzspion, den Orlow – Wer kennt ihn nicht! Der drängte sich zu ihm – Zu Schuiskoi. Was? Du entfärbst dich? Weiter! Weiter! Sprich! Er flüsterte – Zu Schuiskoi. Du brauchst dich nicht zu schämen, Mir selber kroch das Haar! Seid ihr schon wieder So weit? Mein Herz ist rein! Da schlug der Zar Ihm auf den Mund und rief: Verflucht der Tag, Wo ich den Späher höre! – Wird dir leicht? – Dann fügt er noch hinzu: Wer edle Taten Zu melden hat, der ist mir stets willkommen, Denn die will ich belohnen, doch der bösen Entdeck ich selbst wohl mehr, als mich erfreut! Was sagt ihr? Paßt er? Orlow aber sprach: – Der graue Schurke war bewundrungswert – Deswegen kam ich just, ich wollte dir Den allertreusten Mann des Reiches nennen, Und nannte, freue dich, mein Schuiskoi, dich! So hats der Hund heraus. O, daß man den Nicht abgekauft hat. Sprach er niemand sonst? Ich glaube nicht. Gott – – gebs! 16. Szene Sechzehnte Szene erscheint wieder im Portal. Heran! Heran! Wer Wunder sehn und Rätsel lösen will! Was gibt es da? Erlauchter Fürst, gestattet Mir eine Frage! Welchen Zaren soll Ich jetzt verehren? Den Demetrius, Der eben, hell vom Sonnenlicht bestrahlt, Mit Jubel eingezogen, oder den Der zwanzig Jahre schon als Staub und Asche In dieser Gruft bei seinen Ahnen ruht? zu Basmanow und Mstislawski. Wie dünkt euch das? Herbei, du Volk der Reußen, Ich fragte auch für dich. Was stehst du fern? Merk auf den Spruch. Mein Fürst, die Zarin Marfa, Die eben noch den einen mütterlich Vor dir und mir und aller Welt umarmt, Wäscht jetzt den Sarg des anderen mit Tränen, Darum noch einmal: Wer ist unser Zar? Das ist höchst sonderbar. Wer lebt, wird nicht Beweint, wer tot ist, nicht gekrönt, man kann Nicht auf dem ersten Thron der Erde sitzen Und doch zugleich in einem Winkel modern, Darum zum drittenmal: Wer ist der Zar? Die Antwort hol dir anderswo! Den Mönch Könnt ich vergiften. Zu Otrepiep. Wenn Ihr geistlich seid, So folgt mir gleich zu einem Sterbenden, Der beichten will. für sich. Dort kommt der Woiwode Von Sendomir! Fort! Fort! Zu Barbara. Ich bin bereit! Beide ab. 17. Szene Siebzehnte Szene Was sagt ihr dazu? Ists nicht offenbar, Daß hier der ungeheuerste Betrug Gespielt wird? Das ist klar. Und wollen wir Die Narren sein, die sich wie Schach-Figuren, Wie Tote, schieben lassen? Noch zur Nacht Zeig ich, daß ich lebendig bin, und stoße Das ganze Brett um. Bist du toll? Der Polen Und Deutschen sind zu viel. Die habe ich In Moskau so verstreut, daß eine Hand Voll Erbsen, in ein stürmisches Meer geworfen, Sich leichter noch zusammenfinden würde, Wie sie. Ich wags, ich trete heut noch zwischen Den Gaukler und die Krone, daß sie nicht Zum zweitenmal befleckt wird. Glaube mir, Es glückt mir um so eher, als er das Nicht mehr erwartet. Sei er auch gerüstet, Sie zu verteidigen, wenn er sie trägt, Er träumt nicht, daß sie noch an seinem Haupt Vorüber schweben kann, und sind wir schnell, So machen wir aus ihm den blöden Knaben, Der nach dem goldnen Mond am Himmel greift Und in den Graben fällt und dort erstickt. Still! Still! Der Woiwod. 18. Szene Achtzehnte Szene Mniczek hat sich langsam genähert. Hochedler Herr, Wir hörten, daß der Zar an dieser Stätte Erscheinen und die teuren Überreste Des hoch erlauchten Vaters küssen würde – Das wird auch gleich geschehn. So sind wir denn Am rechten Ort. Wir eilten ihm voraus, Ihn zu empfangen. 19. Szene Neunzehnte Szene Marfa und Äbtissin erscheinen wieder im Portal. Der Küster mit der Fackel voran. Aber, was ist das? Wißt Ihrs noch nicht? Die fromme Zarin war Wohl eine Stunde drunten. Nun, so kam Die Mutter denn dem Sohn zuvor und brachte Das erste Toten-Opfer. Seltsam nur – – Wo blieb der Mönch? Was findet Ihr so seltsam? Ich nicht! Bewahre Gott! Das dumme Volk! Ihr seht ja, wie sie glotzen, lachen, zischeln – Ich sehs. – Was gibt es denn? Sie wundern sich – He! Mönch! So sprecht doch! Aus der Kirche kam Ein Mönch, ein harmlos schlichter Mensch, der dort Gebetet hatte, der berichtete, Die fromme Zarin knie nicht am Grabe Des großen Gatten, wie er sich gedacht – Nicht? Und wo denn? An einem Kindersarg, Den sie mit Tränen wasche. Hatte sie Denn mehr der Kinder? Starb ihr in der Jugend Vielleicht – ich kanns als Pole nicht so wissen – Ein Mädchen? Nein! Doch ist der Knabe hier Bestattet, der in Uglitsch starb, und den Beweinte sie. Hat das der Mönch gesagt? – Er hieß doch nicht Otrepiep? Wie soll Ich wissen, wie er hieß? Je nun, ihr Herrn, Was wär es denn? Was ist hier wunderbar? Wenn sie dem armen Kinde, das dem ihren Als Opfer fiel und seine goldnen Windeln Mit seinem Blut bezahlte, eine Träne Des Mitleids schenkte: hat sie mehr getan Als ihr begreifen könnt? Ich faß es wohl, Doch die, die schreien jetzt: wer ist denn echt, Der Tote oder der Lebendige? Nun, denen werden wirs noch heute zeigen, Der Sarg muß fort! Winkt der Wache. Doch erst, Herr Fürst von Schuiskoi, Verhaft ich Euch um Hochverrat. Herr Pole! Den Degen! Stumme Wechsel-Reden. Schuiskoi wird abgeführt. Nun? Der Himmel spricht nicht mehr. So weihe dich dem Lebenden! wendet sich noch einmal um. Mein Volk, Hab acht, was jetzt geschieht! Habt acht, habt acht! Ab. 20. Szene Zwanzigste Szene Die graue Törin! Ruft. Küster! Zu Befehl! Verfluchter Hund, ward dirs nicht angesagt, Daß der erlauchte Zar noch heut die Gruft Besuchen wird? Nicht als gewiß. Wie kommts, Daß du sie nicht vorher gereinigt hast? Herr, von den Treppen-Stufen könnt Ihr essen, So blank sind sie gefegt, und für die Spuren, Die Ihr entdeckt, steht Euch mein Kopf zum Pfand. Was rühmst du dich, daß du das Haus getüncht, Wenn du zweideutge Gäste darin duldest? Der Zar wird dich nicht schelten, wenn die Spinne Den letzten Flor um alte Särge webt, Und auch nicht, wenn die Natter dazu pfeift, Doch wohl, wenn ihn sein eignes Zerrbild äfft. Herr, sagt mir, wo ich fehlte, und ich wills Sogleich verbessern. Wessen ist die Gruft? Für wen ward sie gebaut? Für Ruriks Stamm! Steht das mit goldnen Lettern nicht darüber? Nun, schlafen lauter Sprossen Ruriks hier? Begreifst du noch nicht? Ja, ich glaube wohl. So tu, was deines Amts Herr Woiwod – Erlauchte Zarin, auch um Euretwillen Schelt ich den Knecht. Hinweg! Ich bitt Euch sehr – Ihm soll gar nichts geschehn, er ist ja alt, Doch schmerzt es mich, daß seine Trägheit Euch Die vielen Tränen kostete. Ich glaubs! Was mußte Euch nicht ins Gedächtnis kommen, Als Ihr den Sarg erblicktet! Immer wars Ein Kind, wenn auch das Eure nicht, das schrecklich Geopfert wurde, hatte eine Mutter, Wenn Ihr es auch nicht wart, und schwebte Euch Mit seiner Todeswunde zwanzig Jahre Als Euer eignes vor! Ich hätte selbst Geweint, doch darf sich das nicht wiederholen, Denn man mißdeutets! – Eile dich! Ein Grab, So schön mans haben kann, mit Lilien Bestreut und Rosen, wie es Engeln ziemt, Nur dies nicht länger! – Gleich erscheint dein Sohn Und trocknet dir die Tränen ab. Soll der Lebendige dem Toten auf der Treppe Begegnen? – Schaff den Sarg hinaus! hält den Küster am Rock fest. Nein! Nein! Unglückliche, was tust du! Weh ihr! Weh! Jetzt spricht der Himmel durch ihr Herz. deutet auf die Volks-Gruppen. Schau hin, Wie die da stehn und ihre frechen Köpfe Zusammenstecken! Weißt du, was sie zischeln, Wenn sie die Achseln ziehn und mit dem Apfel Des aufgerißnen Auges, rückwärts spähend, Ihr Esels-Ohr beschießen? Straf sie Lügen, Sonst wird es Markt-Geschrei. Wie fürchterlich! Gott, welch ein Tag! Es heißt, den Toten wachsen Die Nägel noch im Grabe, dieses Kind Hat Tiger-Krallen, mordet und zerfleischt, Wenn du es nicht verleugnest, feierlich Vor aller Welt dich los sagst von dem Schatten, Der unser aller Blut zu trinken droht Und doch nicht mehr lebendig wird. Du bist Der Gouverneur von Moskau, hast Gewalt, Zu tun, was dir gefällt, wir werden gehn, Wer hindert dich dann noch? Nein, das ist nicht Genug, sie selber muß es anbefehlen, Sonst lacht man jetzt dazu. Und warum nicht? Sie hat den ersten Schritt getan, wie kann Sie zaudern bei dem zweiten? Heute segnen Und morgen fluchen? Eine Stirne salben Und wieder waschen? Brauchts der Gründe mehr, So seid gewiß, daß Tod und Leben Am Ausgang dieser Stunde hängen kann! So ists vielleicht. O Gott, ich kann ja nicht! Der Zar! Der Zar! 21. Szene Einundzwanzigste Szene Demetrius von vielen Bojaren begleitet. Jubelrufe. zu Rurik. Doch wohl nur Nummer zwei! Mir gilts so gleich, was für ein Zar regiert, Wie, welch ein Sternbild im Kalender steht! Ob Venus oder Mars: das Jahr ist immer Dasselbe, und die goldne Zeit bleibt aus. nachdem er von Basmanow und Mstislawski, sowie von allen Seiten feierlich begrüßt ist, nähert sich Marfa. Ehrwürdige, so kamst du mir zuvor? Willst du mich zu dem toten Vater führen, Damit ich doppelt ihm willkommen sei? O, reich mir deine Hand, ich folge dir. Sie hatte ein Gelübde hier zu lösen, Das keiner kennen darf, als Gott und sie, Und muß jetzt noch in sieben Kirchen gehn. So segne mich zuvor in seinem Namen, Wie du in deinem mich gesegnet hast, Er kanns nicht mehr, denn er hat Sand im Mund. Kniet vor ihr nieder. Aus meiner vollsten Seele tu ich das! Und könnt ich alle Kräfte, die im Himmel Und auf der Erde das Gedeihen schirmen, Hernieder rufen auf dein einzig Haupt, Ich tät es und beraubte alle Welt. Nach einer Pause. Sei glücklich, wie du groß und edel bist! Ab mit der Äbtissin. 22. Szene Zweiundzwanzigste Szene Nun kann es doch geschehn! Spricht mit dem Küster, der sich dann in den Dom begibt. zu den Bojaren. Wo ist denn Schuiskoi? Noch eben war er hier. Ich habe ihn Um Hochverrat verhaftet. Heute? Ihn? Ja! Heute! Ihn! Denn morgen wars zu spät, Und einer Schlange tritt man auf das Haupt, Nicht auf den Schwanz! Ich hoff, Herr Woiwod – Der Gouverneur steht ein mit seinem Kopf Für den Beweis! Ihr Herren Reichs-Bojaren, Das tut mir weh! Will in den Dom. Noch einen Augenblick! Warum? Wozu? Die Knechte, die den Kreml So rasch von Boris Brut gesäubert haben, Vergaßen, daß auch hier noch Unrat ist. Was soll das heißen? Ich versteh dich nicht! 23. Szene Dreiundzwanzigste Szene Küster mit seiner Fackel erscheint im Portal. Ein Kindersarg wird hinter ihm sichtbar. Die Puppe, die in Uglitsch deine Rolle Gespielt hat! Wie? Das Kind? Das arme Kind, Das Boris schlachten ließ? Dies arme Kind, Gehört nicht in die Zaren-Gruft. Doch! Doch! Es hat sich eingekauft mit seinem Blut. Winkt dem Küster. Zurück! Zurück! Du weißt nicht, was du tust. Ich führe Krieg mit den Lebendigen, Nicht mit den Toten! Laßt die Toten ruhn! Geht in den Dom. Der Sarg verschwindet, wie er sich nähert. Die Bojaren folgen. Das Volk strömt nach. 4. Akt 1. Szene Erste Szene Werd ich Marina sehn? Sie wartet nur Auf die Befehle ihres gnädgen Zaren, Doch erst noch ein Geschäft von Wichtigkeit. Das Todes-Urteil! Ja, das Todes-Urteil, Du siehst, vom russischen Senat gefällt. Wie kams, daß du so plötzlich Argwohn schöpftest? Ich lieh dem Mann das Ohr, dem du den Mund Verbotest! Wie? Dem schmutzigen Spion? Dem schmutzigen Spion! Ich sagte gar, Daß ich in deinem eignen Auftrag komme, Und daß du nur, um ihm sein Handwerk leichter Zu machen, ihn gebrandmarkt vor der Welt. bricht aus. Das – Mäßigt sich. wird nicht mehr geschehn! Mein Fürst und Zar, Gott Vater war Regent im Paradies Und hatte einen einzgen Untertan, Und dennoch kam er mit dem Katechismus Nicht aus, er mußte seine Engel rufen Und sie umgürten mit dem Flammenschwert. Denkst du die deinen durch die zehn Gebote Zu zügeln? Hoff es nicht! Du hoffst umsonst. blickt wieder in das Urteil. Hat denn Fürst Schuiskoi seinen Hochverrat Bekannt? Mit Vorbehalt! Doch alles ist Bewiesen, und es war ein schlaues Stück. Um Mitternacht ein Brand – Geheul der Glocken Von hundert Türmen – Du heraus – Die Deinen Weit weg quartiert und deine ganze Wache Besetzt mit Mördern im Soldaten-Rock – Pfui! Pfui! Klug! Klug! Ob ein gemeiner Stein, Ob eine Silber-Kugel: wenns nur trifft, So gilt das gleich! Und sicher hätts getroffen, Denn an der Spitze stand Otrepiep, Der, seit du ihn so schmählich von dir stießest, Dein grimmger Feind ist und viel schärfre Waffen, Wie jemals, führt, weil ihm der Haß sie wetzt. Für diesen bitt ich, nebenbei gesagt, Dich um Pardon. Wenn ich den Fürsten selbst Begnadige, so kann ich seinen Hund Nicht hängen lassen. Darum seis gewährt. So mein ichs nicht. Du mußt das Todes-Urteil Vollstrecken, wenn dein Weg durchs Leben nicht Dem Gang durch einen Garten gleichen soll, Wo jeder Schritt ein Selbst-Geschoß entzündet Und jede Blume eine Natter deckt. Ich meine nur, daß du das Werkzeug dir Erhalten sollst, das hier so brav gedient. Wie töricht wärs, den Degen zu zerbrechen, Bloß, weil der Feind ihn schwang, und dennoch kann Man Waffen kaufen. Aber einen Menschen, Der einzig ist, und den man noch bewundert, Indem man ihn verfolgt, im Zorn vernichten, Wär ruchlos, dumm und lächerlich zugleich. Ich staune! Diesen Menschen nennst du einzig? Wo ist er denn? Wie hältst du ihn verwahrt? Das einzge hebt man sicher auf. Im Kerker! Im tiefsten Kerker, dreifach an die Mauer Geschlossen, mit den Beinen halb im Wasser, Weil ihn zur Nacht die Moskwa dort besucht, Und überdies noch Kugeln dran. Mein Fürst, Versteh mich nur. Der Mensch ist in der Welt, Was Belladonna oder Eisenhut Im Pflanzenbeet. Sie kriechen bei der Rose, In ihrer nächsten Nachbarschaft, hervor, Und hauchen schwüles Gift, wie diese Duft, Obgleich derselbe Boden sie erzeugt. Der Gärtner reißt sie aus, doch für den Arzt Sind sie unschätzbar! Solch ein Bursche beißt Als Säugling schon die Mutter in die Brust, Indem er trinkt, und kratzt den Vater, der Ihn küssen will! Doch, wenn die Zeit ihn reift, Versteckt er seine Krallen, heuchelt, schmeichelt Und wird ein Lügner, Späher und Verräter, Dem Judas selbst noch schamrot weichen muß. Und das ist, was du brauchst, wie's liebe Brot. Das! – Überzeuge mich davon, und eher Laß ich mich in das Fell des Bären nähen, Als ich mich hüll in deinen Hermelin. Mein Fürst! Du stehst an Gottes Platz auf Erden Und sollst allmächtig und allwissend sein. Zur Allmacht bringst dus leicht. Die Mütter schicken Dir jährlich ihre Söhne und die Berge Ihr Eisen und ihr Gold: das Eisen gibst Du diesen in die Hand und mit dem Gold Füllst du jedwedem nach Verdienst die Tasche, Da hast du, was den Donnerkeil vertritt. Wohin ihn aber werfen? Wo der Feind? Der schlimmste ist der stillste. Alles lächelt, Wie Sonnenschein. Doch, was verbirgt dies Lächeln? Wem darfst du traun? Du brauchst Allwissenheit! Und diese mußt du dir aus tausend Augen Zusammensetzen, wie aus tausend Armen Die Allmacht, und der listge Argus ist Dir oft noch nötger, als der plumpe Mars. Vater! Man sagt, wer graue Haare trägt, Dem hängt auch Spinngewebe vor den Augen, Die Kirschen schmecken dir schon längst nicht mehr, Kein Wunder, daß dir auch die Welt mißfällt. Einstweilen laß ich deinen Einzgen hängen, Doch wenn ich in die Jahre komm, wie du, So bau ich ihm den Galgen um zum Kreuz! So sprach dein Vater auch in seiner Jugend, Doch, als er starb, hieß er der Schreckliche Und war bespritzt mit seines Kindes Blut! Wer damit anfängt, daß er allen traut, Wird damit enden, daß er einen jeden Für einen Schurken hält. Und du nun gar Hast dich zu hüten. Wenn auch noch so echt, Der Russe hat dich nicht als Kind gekannt, Du kommst, als wärs vom Himmel. Dann: der Pole Hat dich ins Land gebracht, und wärs der Teufel Gewesen, immer würd es besser sein. Und endlich, dieser unglückselge Schritt Der Zarin, diese Pilgerschaft zum Grabe, Der schon des Volks verstohlne Wallfahrt folgt: Du darfst dein Herz nicht fragen, du mußt handeln, Die Stunde drängt, drum zeichne rasch das Blatt. Ich soll schon Blut vergießen, eh ich noch Gesalbt bin? Soll das Schwert des Richters schwingen, Eh mich die Zaren-Krone deckt? Du hast Den Schwur des Heers! Reicht Demetrius eine Feder. Wenn ich mißtrauen soll, Und dazu rätst du ja, warum nicht dir? Wirft die Feder weg. 2. Szene Zweite Szene Marina ist währenddessen eingetreten. deutet auf sie. Ich gab ein Pfand! So ernst? Da komm ich wohl Nicht recht? O, Gott, wohin mit meiner Angst, Wenn man mich hier vertreibt! Mit deiner Angst? Was ist geschehn? Nie hatt ich einen Schreck, Wie diesen! – Wasser! Unglückselges Kind! Den Arzt! Laßt nur! Sie hebt die Feder auf. Was hat die arme Feder Getan? Beruh'ge uns! Sprich doch! Erst Luft! Atmet tief auf. Ich habe meinen Krönungsschmuck gesehn! Und das – Die Stiefel! Nie vergeß ich sie! – Ich hatte doch schon manches hinter mir, Was einer minder Starken leicht das Leben Gekostet hätte. – So das große Fest-Mahl Im Kloster: fragt, ob ich dabei auch nur In Ohnmacht fiel! Marina! Teurer Vater, Ich weiß! Du weißt nicht! Bändge deine Zunge, Denn nichts verargt man einem Fremden mehr, Als wenn er das verachte und verspottete, Was des Einheimschen Lust und Freude ist. Wer hat es denn getan? Was du dir träumst! Ich hab bloß die Gelegenheit benutzt, Um meinen mangelhaften Unterricht In der Natur-Geschichte zu ergänzen Und, als die andern aßen, nachstudiert. Ich merke schon. Erst kam ein Suppen-Napf, In dem die ganze Pflanzen-Welt des Reichs Beisammen war, groß, wie ein Teich, und höchst Solid, nur daß die Rettungs-Leiter fehlte, Die, des Ertrinkens wegen, hier so nötig Erschien, wie auf dem Schiff das kleine Boot, Und daß ich auch den Taucher nirgends sah. Hast du nach ihm gefragt? Bewahre Gott! Ich hab mir nicht einmal die Unglücksfälle Erzählen lassen, die sich schon ereignet, Ich hab botanisiert. Dann kam das Tierreich, Doch nur die Fisch-Geschlechter, und nicht einmal Vollständig, denn der Walfisch mangelte, Das aber war ein großes Glück für mich, Ich hätte sonst mein Fasten brechen müssen, Doch nun erklärt ich, daß ich den erwarte, Und bat mir ihn fürs nächste Essen aus. Das tatst du?! Ja! In äußerster Gefahr! Was blieb mir übrig? Runzle nicht die Stirn! Hätt ich vielleicht den kleinen Kaukasus, Den man mir auf dem Teller aufgetürmt, Abtragen sollen? Überlege dirs, Bevor du mich verdammst! Dann müßt ich auch, Wenn mir der Eskimo – denn der gehört Doch auch zu unsern teuren Untertanen, Nicht wahr? – in seinem Fest-Getränk, im Tran, Den Willkomm böte, höflich knixend, nippen Und dürfte nicht einmal den Mund verziehn. An kleine Dinge muß man sich nicht stoßen, Wenn man zu großen auf dem Wege ist. O, das ist wahr. Ich schäme mich ja auch Und hab es schon gesagt. Doch wußt ich nicht, Was mir bevorstand! Wer das Schwert nicht sieht, Das ihm den ganzen Kopf zu rauben droht, Der klagt wohl über Zahnweh. Gütger Himmel, Was wills denn heißen, einmal aus der Küche Zu essen, die den Gaben Gottes alles Zu nehmen weiß, warum der Mensch sie liebt. Man bleibt doch, was man ist, und geht davon, So wie man kam. Ja, was bedeutet selbst Ein Gottesdienst, so endlos, daß die Welt Drei Mal entstehen und vergehen könnte, Bevor das letzte Amen fällt? Man schläft Und schlägt sein Kreuz im Traum. O, du hast recht, Ich klagte über nichts, das alles war Nur Kleinigkeit, das Große ist erst heut Gekommen. Diese Stiefel! Wenn ein Weib Sie tragen kann, so ist sie auch vom Stamm Des Riesen Goliath. Der Bringer schwitzte Und trug sie doch auf seinem breiten Rücken, Nicht an den Beinen. Sind sie schwer, so sind sies Von Gold und Diamanten. Das ist wahr, Von Edelsteinen blitzen sie, und die Sind hier noch immer besser angebracht, Als hätt man sie in einen Sack getan Und hinge den der Zarin um den Hals. Dann das Gewand! Von echtem Hermelin, O Gott, ich zweifle nicht. Die Art nur seltsam, Wie man es gürten muß. Mit Gebärden. Hier! Unterm Kinn! So daß man einer Pyramide gleicht. Mein Vater, zög ichs an, so glaubtest du, Daß eine von den räuchrigen Madonnen In Sendomir, die man die schwarzen nennt, Erschienen sei und griffst zum Rosenkranz. Nie, nie soll das geschehn! Schon jetzt erschreckt? Da laß dir erst den Kakoschnick beschreiben, Dann schwörst du das vielleicht. Der krönt das Werk! Ein Kopfputz, wie ein Topf! Doch reich besetzt, Ich leugn es nicht, mit Perlen und Granaten Und für den Juden, der ihn etwa findet Und ohne Zeugen ist, vom größten Wert. Für die zwar, die das Haar ihm opfern soll, Nicht ganz so hoch im Preis. Das Haar? Wie das? Das Haar wird zehnfach um den Kopf gewickelt, Wie Flachs um einen Rocken, ohne Kunst, Und dann der Kakoschnick darauf gestülpt. Ich sagte, meins wär viel zu voll dazu. Da meinte man, die Schere würde helfen, Woraus ich schließe, was ich nach den Bärten Und Finger-Nägeln kaum zu hoffen wagte, Daß es in Moskau wirklich Scheren gibt! Ja, das ist wahr, man treibts hier wunderlich. Mich wollten die weißbärtigen Bojaren, Wie einen Säugling, auf den Armen tragen, Ich rief: kommt wieder, wenn die Gicht mich plagt. Ob auch ein Nasen-Ring vorhanden ist, Wie Otaheitis schöne Welt ihn trägt, Kann ich nicht sagen, doch, was red ich noch, Wir werden das ja sehn, denn meine Zofe Zieht alles an, und wird wohl fertig sein. Verhüt es Gott! Die Dirne müßte sterben, Wenn sies getan. Obgleich ichs selbst gebot? Du müßtest leugnen und sie müßte sterben! Denn das wär ganz so viel, als hättest du Den Kelch des Priesters einem Trunkenbold In seine schmutzge Schenke mitgegeben: O Jugend, Jugend, welch ein Fluch bist du! Sie hat es nicht getan, beruh'ge dich, Sonst wär sie ja schon hier. So hattest du Sie wirklich her bestellt? Durch all die Wachen Und Diener – Das hat sie gewiß geschreckt, Auch ist sie nicht zu flink, wenn ich befehle, Sie weiß schon, daß mich oft mein Wille reut. Dafür statt ich sie aus! Du aber wirst Das alles bei der Krönung ehrbar tragen, Es ist so nötig, wie die Taufe selbst. Muß ich? Nun wohl, so hütet mich vor Spiegeln, Sonst wirds mir, wie dem Basilisk, ergehn. Und nun gib her – Was denn? Das Todes-Urteil! Die Feder mein ich. Wie? Ein Todes-Urteil? Das muß ich unterzeichnen sehn. Pfui, Pfui! gibt Demetrius die Feder. Nimm hin und zeige mir, worin der Zar Sich von dem Woiwoden unterscheidet. Zu Mniczek. Du darfst nur peitschen lassen! Zu Demetrius. Dann noch eins. Ja, darum kam ich bloß! Aus Boris Hause Soll eine Tochter noch am Leben sein, Das Mädchen, hör ich, ist gewandt und flink, Die muß mir dienen. Bitte! Xenia, Prinzessin Godunow, ist längst im Kloster. Doch kann sie noch nicht eingekleidet sein, Es ist zu kurz. Mein Kind, das geht hier schnell, Heut auf dem Thron und morgen in der Gruft! Gott gebe, daß wir selbst es nicht erfahren, Drum – sehen wir uns vor! Er hebt das Todesurteil empor. greift darnach und nimmts. Das ist ja russisch! Ich kann es lesen, aber nicht verstehn. Du mußt es lernen. halb buchstabierend. Schuiskoi! Wie? Fürst Schuiskoi? Der einzge hier, der aussieht, wie ein Mensch? Gefällt er dir? Der muß verleumdet sein! Meinst du? Er ritt mir beim Empfang zur Seite Und spottete und höhnte noch viel ärger, Wie ich, wenn wir was Lächerliches sahn. So! Und er war so lustig, freute sich, Daß endlich frischer Wind ins Land gekommen. Ei, ei? Und sprach mir nur von deiner Weisheit Zu Demetrius. Und deiner Tapferkeit! Doch ganz gewiß Noch mehr von deiner Schönheit. Töchterchen, Du scheinst mir fast bereit, für ihn zu bürgen – Ich wagte nichts dabei! Vielleicht denn doch! Als dir Fürst Schuiskoi all das Süße sagte, Grub er im stillen schon das Grab für uns. Das Grab? Das Grab! Und hätt ich nicht gewacht, So lägen wir darin. Du mit, mein Kind! Und ohne Leichenschmuck? Dann unterschreib! Drängt ihm das Todes-Urteil auf. Ist er der einzge, der uns haßt? Der einzge, Der schaden kann! Er ist der nächste Erbe! Die andern stehn sich gleich in Recht und Unrecht Und kommen nicht vor Neid und Zank zur Tat. Er ist ein falscher, doppelzüng'ger Schurke Und meinen Degen kreuzt ich gern mit ihm, Doch, ihm den Henker schicken – – Unterschreib! Du kannst ihn später ja begnadigen – Da schwatzt mein Papagei nicht gar zu dumm! Ich selbst will für ihn bitten, öffentlich, Damit sies alle sehn. Bedenk doch nur, Wie hübsch das wird. Du ernst und gravitätisch Auf deinem Thron; ich aufgelösten Haars, Wie's die Romanze will, zu deinen Füßen Und stammelnd, weinend, denn ich kann das alles, Sobald ich soll, zu dir um Gnade flehend; Du finster blickend und den Zepter schwingend, Als wolltest du mich haun, doch endlich sanft Ihn niedersenkend und die Stirn mir tickend, Und freundlich murmelnd: Deinetwegen seis! Dann: Taschentuch heraus! Ich bitt dich, tus! Sie stößt Demetrius zum Schreibtisch. während Demetrius unterzeichnet. Nur erst den Namen her, dann findet sichs. reicht Marina das Blatt. Kommts dir nicht seltsam vor, daß du, der einst Von jedem Hasen Rechenschaft gegeben, Jetzt Fürsten klatschen kannst, als wärens Fliegen? Sie gibt Mniczek das Blatt. Ich beuge mich vor deiner Majestät! Ab. 3. Szene Dritte Szene Nun halte denn dein großes Ordens-Fest Und spare nicht mit deinen goldnen Sternen, Ich schicke die Bojaren! 4. Szene Vierte Szene Der Mönch Gregori tritt ein. Doch was will Der fromme Bruder? dem Mönch entgegen. O, zur rechten Zeit! – Erkennst du ihn nicht mehr? Ihm dank ich ja Das Leben! Ja? Vergebt! – Mir geht jetzt viel Im Kopf herum! Ab mit dem Todesurteil. 5. Szene Fünfte Szene O Gott, wie freu ich mich! Ich spreche nicht von Lohn, doch wenn der Zar Von Moskau nicht zu arm ist, deinen Wünschen Genug zu tun, so nenne sie, ich will sie Sogleich erfüllen, aber drum nicht glauben, Daß ich nun weniger dein Schuldner sei. Nun, als ein Mahner komm ich allerdings. Sprich! Sprich! Ich bitt zuerst um eine Glocke. Um eine Glocke? Eine Kirche sollst Du haben und ein ganzes Dorf dazu. Ich bitt nur um die Glocke für das Kloster, Das dich auf deiner Flucht verbarg, und dem Du sie am Abschiedsmorgen selbst versprachst. Auf meiner Flucht – – Ich bin ja nie geflohn! Dann bitt ich um das Fährgeld für den Fischer, Der dir bei Nacht und Nebel weiter half, Als Boris dir schon auf den Fersen war. Als Boris mir – Das ist ja nie geschehn. reicht ihm einen Zettel. Hier deine Hand! Das ist nicht meine Hand! Auch trifft das Datum nicht. Als dieser Schein Geschrieben ward, war ich in Sendomir Und träumte wahrlich nicht vom Zarenthron. So hats dein Schutzgeist wohl für dich getan! Ganz recht, das ist die Hand Otrepieps. Otrepiep mein Schutzgeist! Ja, mein Zar! Er bahnte dir den Weg. Längst, eh du selbst Es ahntest, hat die Welt auf dich gehofft Und Boris Godunow vor dir gezittert: Bald warst du hier, bald dort, und überall. Das heißt: Otrepiep. Und Worte, die Ich klug und listig ausgedacht für dich, Sind, wie Kopeken, durch das Land gegangen Und haben dir das Volk geneigt gemacht. Durch ihn! Er hat sogar, als altes Weib Verkleidet, auf den Märkten prophezeit. Nun, jetzt liegt dieser Schutzgeist an der Kette, Weil er sich gegen mich verschwor. So laß Ihn liegen, oder schick ihn in ein Bergwerk, Nur halte das, was er für dich versprach. Ich staune. Er hat mir den Weg gebahnt, So sagst du, und ich soll – Er ist bezahlt! Was für ein Licht geht mir da auf! Du siehst, Wir waren immer mit dir, und wir hoffen, Du wirst dich dankbar zeigen! Sag nur, wie! 6. Szene Sechste Szene tritt wieder ein. Ein altes Weib auf Krücken lärmt da draußen, Sie will bestellt sein! Ich erinnre mich. Gut, daß sie kommt. Ich hätt es fast vergessen, Daß ich ihr meine erste Gunst versprach, Und Sterne ausgestreut. Sie ist es wert! So kennst du sie? Und hats um dich verdient! Wie das? Du lebtest nicht, wenn sie nicht wäre. So hat sie Euch ihr Kind verkauft? Sie hat Den Tausch vollzogen. Danken will ichs ihr, Doch loben kann ichs nicht! – Nun aber sprich: Was kann ich für dich selber tun? Für mich? Gar nichts! Für meinen Orden viel. Was? Was? Gestatte ihm den Eintritt in dein Reich Und gib ihm, was er braucht! Das ist die Sache Des Patriarchen. Ihr seid Jesuit. Ich bins. Vielleicht gar General. Nur Mönch. Dem Kleide nach. Mein Fürst, du kennst wohl nicht Den Umfang deiner Rechte, wenn du glaubst, Daß du den Patriarchen fragen mußt. Wenns heut so ist, so wird es morgen anders, Denn nimmer rühr ich an das Göttliche, Und hab ich diese unheilvolle Macht, So will ich auch sogleich auf sie verzichten, Damit ich nicht, von Leidenschaft verblendet, In irgend einer unglückselgen Stunde Die Seele wage! Wag sie heute nicht Wem Gott, der Herr, den Donnerkeil vertraut, Der darf ihn nicht ins nächste Wasser werfen, Weil er sich selbst vor Blitz und Flamme scheut, Und wen er zu der höchsten Tat berief, Die alle andern dieser Zeit verdunkelt Und jeden Lorbeer, der auf Erden grünt, In aller Himmelskronen erste flicht, Der trete nicht vor seinem Wink zurück. Vor großen Taten fürchte ich mich nicht! Wohlan! So zeig ich dir die deinige! – Du bist ersehn, den Kirchenspalt zu schließen, Der Abendland und Morgenland zerreißt, Und mit dem Untergang die Welt bedroht. Das könnte ich? Das kannst du, wenn du willst. Erstaune nicht! Die Krone ist dir neu, Und wenn du auch das Schwert schon ruhmvoll schwangst, Die Kraft des Zepters hast du nicht erprobt: So höre denn von mir, was es vermag! In Deutschland selbst, wo die verruchte Schlange, Die Adam um das Paradies betrog, Noch kriecht bis heute und ihr letztes Gift Im ketzerischen Luther ausgeschäumt: In Deutschland selbst bestimmt der Fürst den Glauben, Und seine Völker müssen ihm zum Himmel Und auch zur Hölle folgen, wenn er winkt: Wie denn nicht hier, wo Mensch und Bär noch streiten, Wer Herr ist und den andern tanzen läßt! Der Zar von Moskau tut, was ihm gefällt, Und Gott allein ist mächtiger, als er. Ja wohl! Das ist die Tat, die wir als Dank Von dir erwarten. Täuschen kannst du uns, Denn, als wir dich der Mörder-Faust entzogen, Schwurst du uns nichts. Wir sahen in dein Auge, Weil deine Lippe noch versiegelt war, Und schwankten nicht! Erwäg es wohl, ich frage Erst nach der Krönung wieder an. Doch nehm ich Die Antwort, glaub ich, jetzt schon mit. Es ist Ja keine Last, die ich dir auferlege, Es ist der höchste Lohn, den ich dir biete, Du wirst durchs Schuldenzahlen reich. Die Erde Wird jubeln, wie bei der Geburt des Herrn, Wenns endlich wieder eine Kirche gibt, Wie eine Welt, und wenn zum Liebes-Mahl Das ganze menschliche Geschlecht erscheint. Und bis zum jüngsten Tage wird es heißen, Wenn man des Zugs um den Altar gedenkt: Zur Rechten schritt der Zar Demetrius, Zur Linken aber schritt – ein neuer Papst. Ab. 7. Szene Siebente Szene nach einer Pause. Nein, nein, mein Volk soll beten, wie es will! Gleich morgen werd ich einen Patriarchen Ernennen an des schlechten Hiobs Statt: Der Himmelsschlüssel glüht mir in der Hand. Herr, die Bojaren harren. Und wo sind Die Orden? Gleich! Du stehst mir aber bei, Damit ich nichts verwechsle. Hast dus dir Noch nicht gemerkt? Ich kenne Rußlands Stärke, Wie seine Schwäche, seine Feind- und Freundschaft, Die Berge und die Ströme, aber nicht Die Zierden, die es seinen Generälen Ins Knopfloch hängt. Hier ist die Liste. Gut. So mögen sie – Doch nein, die Alte erst! geht zur Tür. Sie ist mir jetzt zwar widerlich geworden, Doch – 8. Szene Achte Szene tritt ein. Ei, da ist die Mutter! Nun, so sprich! Hast dus dir überlegt? Ich hab den Schlüssel Zu jedem Kasten, bin so reich fast, wie Der Teufel, aber besser, denn ich fordre Die Seele nicht, ich geb mein Silber so. Du stockst? Hat Moskau nichts, das dir gefällt? Wie manches Haus steht drin, wie mancher Garten, So wähle doch! Wie heißts im Kindermärchen? Ich wünschte wohl – – Nun, was? Ich wäre gern Allein mit dir. Du hast nur eine Bitte, Erwägs zuvor, und wenn ich die erfülle, So ist mein Wort gelöst. Ich möcht es doch. gegen Mniczek. Seltsam! Ich habe ohnehin zu tun! Ab. 9. Szene Neunte Szene Doch nein, sie will mir etwas anvertraun. Was ich schon weiß, um sich im Preis zu steigern, Pfui, pfui, ich hätt es nicht in ihr gesucht! – Nun? Gott, wie sprech ich nur! Ich irre nicht, So ists, die Scham hält sie nur noch zurück. Heraus damit, heraus! Nicht wahr, ich stehe In deiner Schuld? Mein Zar – Du hast zu fordern, Und was ich dir auch immer geben mag – Du hast noch mehr verdient! Du ahnst? Du weißt? Da wag ichs! Laß nur einmal dich umarmen, Dann bin ich glücklich für die Ewigkeit. tritt zurück. Ich ahne, ja ich weiß, und es ist viel, Sehr viel, was du getan, doch das belohnt Man nicht mit Küssen und Umarmungen, Nein, dafür hat man Silber oder Gold! Du hast mir doch schon deine Hand gereicht. Dir? Nicht doch! Nicht doch! Einer alten Frau, Hilflos, gebrechlich, die ich in Gefahr Erblickte! Einer jeden wär ich ganz So willig beigesprungen! Dir allein Vielleicht nicht, hätt ich dich gekannt, wie jetzt. Du tust mir weh! Das wollt ich nicht! Bei Gott, Das wollt ich nicht! Dazu hab ich kein Recht. Doch sei auch ehrlich gegen mich! Es war Kein Zufall, daß du ins Gedräng gerietst, Und – Ja, wie sag ich, ohne dich zu kränken? Nun, auch kein Zufall, daß du meinen Mantel Ergriffst und küßtest! Nein, das wars auch nicht! Brav, Alte, brav! – Du nahmst die Stunde wahr, Um dich bemerkt zu machen, fielst vielleicht Absichtlich – Nein, das nicht, ich sahs ja schon, Die Krücke glitschte aus! Doch, wenns auch wäre, Der Zar ist fern und Gott im Himmel hoch! Du tatest wohl, sehr wohl! Die Kinder greifen Nach eines Kaisers Hand, um nachts zu prüfen, Ob ihre Finger nun vergoldet sind Und leuchten, wie der Mond. Mit sechzig Jahren Versteht mans besser. Ich ertrags nicht mehr! Du weinst? Warum? Ich dank dir ja dafür! Ei, ei, das Atmen ist ein süßes Ding Und unentbehrlich zu noch süßerem! Die erste Jagd – das erste Trinkgelag – Und noch so manches Erste, das allein Verlohnt sich schon des Lebens, trotz der Schläge, Die auch wohl kommen, und ein jeder hats! Und ich nun gar – Heut noch, ich weiß nicht was, Und morgen Zar – das ist ja wie ein Wunder Und geht, noch besser, doch natürlich zu. Und wem bin ich das schuldig? Dir allein! So sei nicht blöd, und fordre deinen Lohn. Mein Zar, sieh mich mal an. Ein Mütterchen, Wie's jedermann gefällt, die Augen blau, Die Haare blond, das Ganze fast zu weich Für deinen starken Sinn – Entdeckst du nichts Von Tränen-Furchen? Siehst du keine Runzeln, Wie nur der Schmerz und nicht die Zeit sie gräbt? So frag dich, was mir deine Schätze sind, Und ob mich die Begierde zu dir trieb, Auf meinem kurzen Weg von heut zum Grabe Ein fettres Brot zu essen! Sonderbar! Höchst sonderbar! – Du hast vielleicht ein Kind, Für das du – Aber nein, das kann nicht sein, Du hast kein zweites Kind! Allmächtger Gott, Verdien ich das dafür, daß ich mein Herz In dieser Stunde noch zusammendrücke, In dieser einzgen, die's noch gibt für mich? Mein Fürst und Zar, du kannst mir nicht gewähren, Was ich erbat, denn du verachtest mich, Gestatte denn nur noch, daß ich dich segne, Dann scheiden wir auf Nimmerwiedersehn. Ich tat dir unrecht! Eine Mutter, die Ihr Kind verkaufte, bleibt für mich ein Greuel Und ob ich selbst die Welt durch sie gewann, Und immerdar schwebt mir der Sarg vor Augen, In dem das arme junge Opfer modert, Und ruft mir zu: Du selbst gehörst hinein! Doch diese Schuld drückt deine Seele nicht, Das seh ich jetzt, die Träne zeugt für dich, Und eine Mutter, die man um ihr Kind Betörte und betrog, die, als sies gab, Es in des Glückes Schoß zu legen glaubte Und nimmer an des Todes kalte Brust, Solch eine Mutter kann ich wohl umarmen, Vergib mir denn und nimm dir deinen Lohn! Umarmung. Wir wollen beide um das Opfer weinen, Und ich ersetz es dir, soweit ich kann! Herr Gott im Himmel, Dank für diese Stunde! Nun nimm mich hin, denn meine Frist ist um. Nein, Mütterchen, ich brauch noch etwas Zeit, Um dir zu zeigen, daß ich dankbar bin, Auch mußt du mir noch einen Dienst erweisen, Den mir kein Mensch erweisen kann, als du. Ich – O – Man sagt, ich sei nicht Iwans Sohn. Du bists! Bei Gott im Himmel kann ichs schwören, Bei meiner Seele, meiner Seligkeit! So komm! Wohin? Zu meiner Mutter! Gleich! Zur Zarin Marfa? Ja, auch diese zweifelt, Ich fühls, ich fühls, wenn sies auch tief verbirgt. Sie zweifelt? Ja! Obgleich sies leugnen würde, Drum schwörs in ihre Hand, ich sei ihr Kind. In ihre Hand! Du kannst sie glücklich machen Und säumst? Wenn ich das könnte, tät ichs gern. Du schwurst ja schon. – Das will ich wieder schwören! Daß Iwan – Ja! Und Marfa – schweigt. Marfa nicht? schweigt. Iwan Wasiljewitsch, der Zar, mein Vater, Und Marfa Nagoy meine Mutter nicht? Eins folgt doch aus dem andern! Schlägt sich vor die Stirn. Großer Gott! Wie hab ich mich verstrickt! Wars denn zu viel, Daß ich für all die Jahre bittrer Trennung Ein einzges Mal – O, könnt ich noch zurück! Ei wohl, ei wohl! Was ist da wunderbar? Man kann der echte Sohn des Zaren sein, Und doch ein Hund, ein Bastard nebenbei. 10. Szene Zehnte Szene tritt wieder ein. Mein Fürst und Herr – zu Barbara. Ist das nicht wahr? Sie schweigt. Ich weiß genug. Machs endlich kurz mit ihr, Die Stunde drängt. Herr Woiwod, wen sucht Ihr hier? Doch nicht den Zaren aller Reußen? Den blies ein Hauch ins leere Nichts zurück, Doch Euer Jäger wartet Eures Winks. Was ist geschehn? Der Morgen brach herein, Die alte Frau dort stieß die Läden auf, Und meine Maske leg ich wieder ab. Was kann das sein? indem er den Hermelin abwirft. Schickt dies zum Fürsten Schuiskoi, Ders auch am hellen Tage tragen darf, Und fragt ihn gleich nach meiner Schuldigkeit. dringt mit dem Degen auf Barbara ein. Verfluchte Hexe! Halt, Herr Woiwod, Ich muß mich Euch noch einmal widersetzen. Doch küß ich Euch nachher die Hand dafür, Denn seine Mutter schützt auch – solch ein Sohn! Zu Barbara. Kein Wort! Du bists! Du selbst! Und dies mein Dank! Setzt sich und schlägt die Hände vors Gesicht. lacht. Das glaubst du? Weißt du noch nicht, wo wir sind? Dies ist das Land, wo jeder sieben Zungen Im Munde trägt und doch mit keiner einzgen Die Wahrheit spricht! – So wär es dennoch so, Wie alles munkelt? – Alte, auf ein Wort! Nicht wahr, du lügst? Ich wollt, du hättest recht. Sie haben dich gedungen! Großer Gott, Wer hätte mehr zu bieten, als der Zar? So wärst du wirklich – Ja, ich Ärmste bins. Wie ist es aber möglich! Zarin Marfa Und ich, wir kamen um die gleiche Stunde Mit Knäblein nieder, sie im Prunkgemach, Ich unterm Treppenhaus. Und darauf hatte Der Mönch gerechnet? Ja, für alle Fälle War noch ein dritter Knabe da. Und du? Anstatt den Prinzen selbst, wie ich versprochen, Zu nehmen, stahl ich ihm bloß Kleid und Schmuck Und stattete mein eignes damit aus, Dann gab ich dieses hin. Nur allzuwahr! – – Und dann? Und dann? Ei nun, man ließ mich schwören, Als mans, es war um Mitternacht, empfing, Daß es der echte Sproß des Zaren sei. Das konnt ich. Leider! War der schlaue Mönch So leicht zu täuschen? Warum sollt er nicht? Er kannte ja den Vater nicht, denn streng Verhehlt ich den in meiner bösen Zeit, Damit die arme Zarin nichts erfuhr, Sie war mir viel zu lieb dazu. Doch du – Wie kamst denn du – zu deinem Argwohn erst Und dann zu dieser List? Das Spiel des Mönchs War nicht zu fein! Was er auch immer sprach Von schlechtem Blut, und wie es nötig sei, Ein frisches Reis auf Ruriks Stamm zu pfropfen, Man merkte schon, warum sichs handelte. Da dacht ich denn: Dein Sohn ist auch ein Prinz, Wenn auch ein halber nur, und – fragt nicht mehr, Genug, ich gönnte ihm ein beßres Los, Als ihn erwartete, und gab ihn lieber An diesen Mönch, als in das Findelhaus. Du bist am Ziel und dachtest also gut, Nur hast du heut dein eignes Werk zerstört, Und wenn du nicht freiwillig widerrufst, Ist alles aus. O Gott, wenns nur noch hilft. Wache! Für mich? Ich habs schon selbst gedacht. Für dich? Der Spaß ist prächtig! Nein, mein Fürst, Für diese abgefeimte Gaunerin. Die Schuiskois haben sie hieher geschickt Und ihr das saubre Märchen einstudiert, Doch hat ihr Gott nicht Witz genug verliehn, Es durchzuführen, und ich hab sie schon. kniet nieder. So ists, großmächtger Zar. Steh auf, steh auf! Ihr täuscht mich nicht durch eure Gaukelei, Dies war die erste Lüge, die du sprachst! Mit starken Schritten. Was ists denn auch! Wer straft mich, daß ich nicht Allwissend bin? Die Krone wuchs ja nicht Mit meinem Haupt zusammen! Mit einer Bewegung. Rußland, nimm, Was übrigbleibt, ist mein. Herr Woiwod, Erzeigt Ihr mir noch einen letzten Dienst? Ihr sagt, die Reichs-Bojaren harren draußen, Ruft sie herein! Was sinnst du? Fühlt Ihrs nicht? Zu Barbara. Gib mir die Hand, und wenn die hohen Herren Erscheinen, wirf dich auf die Knie, wie ich. Du willst? Zur guten Stunde sind sie da, Ich stelle mich sogleich vor ihr Gericht, Und wenn Unwissenheit entschuldgen kann, So geht, der eingezogen als ein Zar, Wohl noch als Jäger frei und frank zurück! Du rasest! Weil ich tu nach meiner Pflicht? Nein, nein, ich raste, wenn ich zögerte. Noch bin ich rein, noch drückt mich keine Schuld: Vom Todesblock, an dem ich willig kniete, Riß man mich an den Locken wieder auf Und zeigte, hoch in goldenem Gewölk, Mir diese Krone als mein Eigentum; Es wäre feig gewesen, zu verzichten, Als Iwans Sohn hatt ich ein Recht auf sie, Ich griff nach ihr und zwang sie auch herab. Jetzt seh ich, daß ich ein Betrogner bin, Was bleibt mir übrig, als sie wegzuwerfen, Wenn ich nicht auch Betrüger werden will? Drum rasch, damit die Stunde nicht entflieht, Die mir zu dieser Tat noch Freiheit läßt, Dann spricht ein Feind, ein Schuiskoi selbst, mich los, Ich aber steig auf ein Kosaken-Pferd Und reite heim, und bitte, da ich doch Nicht wieder Vogelsteller werden kann, Den Freund im roten Mantel um den Streich, Den er mir wider Willen schuldig blieb. Und ich? Und wir? Ich will nicht lange warnen, Daß du auch hier den Henker finden kannst: Dich lockts, mit Beifall aus der Welt zu gehn, Und Beifall wird man klatschen, hier wie dort. Doch ich? Und wir? Wir alle, die dir blind Gefolgt sind in das unwirtbare Land, Weil uns dein plötzlich aufgetauchtes Haupt Erglänzte, wie ein neu entdeckter Stern, Was wird mit uns? Soll ich mit meiner Tochter Am Bettelstab zurück nach Polen wandern, Ich in den Turm zu Ratten und zu Mäusen, Sie auf den Markt als Karten-Königin? Hast du den Mut, bloß um dich rein zu halten Vom kleinsten Hauch, der Seelen trüben kann, Die große Wechsel-Rechnung durchzustreichen, Die uns verknüpft, und Lieb und Treu zu opfern, Und glaubst du, daß du rein bleibst, wenn dus tust? Der Himmel selbst ruht auf gespaltnen Kräften, Die ganze Welt auf Stoß und Gegenstoß: Denkst du, der Mensch ist davon ausgenommen? Pflicht gegen Pflicht, das ist auch sein Gesetz! Du sinnst, mein Sohn! Laß das Gespenst der Nacht Und wende dich dem Leben wieder zu: Du bist der Zar, denn du bist Iwans Sproß. Ich hab sein Blut geerbt, doch nicht sein Recht! O, könnt ich in den Mutterleib zurück. Und wenns so wär – ich räum es nimmer ein – Doch wenn – Was würde folgen? Bist du nicht Der letzte Träger eines großen Stamms, So sei der erste eines größeren. Was hindert dich denn noch, ein neues Haus Zu gründen, wenn das alte dich nicht deckt, Und Vater eines stolzeren Geschlechts Zu werden, als es Rurik jemals war? Erwerben ist unendlich mehr, als erben, Und dem Erobrer beugt die Welt sich gern. Glaubst du, ich bin zu stumpf, um das zu fühlen? So tief, wie du, und tiefer! Aber triffts? Im Donner-Wagen über Berg und Tal Einher zu brausen im Kometen-Glanz Und, wie der Fleisch gewordne Geist der Erde, Der sie und alle ihre Heimlichkeiten Genauer kennt, wie seinen eignen Leib, Auf Straßen, wie das Wild sie kaum erspäht, Mit rotem Siegerschwert von Stadt zu Stadt, Von Land zu Land zu ziehn und ganz zuletzt Sich nach der Himmelsleiter umzuschaun: Ja, das ist groß, das ist so göttlich groß, Daß die Bewundrung alles, selbst den Jammer Des armen menschlichen Geschlechts erstickt, Und daß das Opfer jauchzt, indem es fällt! Nun denn! Nun denn? Paßt dieses Bild auf mich? Ritt ich den Blitz? Ich ritt ein Manifest, Ich sprach mein Erbteil an, und mit dem Recht Erlischt der Anspruch. Aber nicht die Pflicht. 11. Szene Eilfte Szene erscheint mit der Äbtissin. Mein Fürst und Zar – ich fleh zu dir um Gnade! Du beugst das Knie vor mir? Um Gott, was gibts? Tu, was du willst – Verbanne, kerkre ein, Wenns sein muß, nur nicht dies! zu Marfa. Zu spät, zu spät! Nein, nein, der Zug geht langsam, denn das Volk Sperrt ihm die Straßen und der Henker selbst Wird zögern, weil ihn schaudert. 12. Szene Zwölfte Szene tritt rasch ein. Wart, du Schelm. Ich weiß es, was es heißt, sich übereilen: In Uglitsch fielen zehn auf mein Gebot, Als ich die blutge Leiche vor mir sah, Und jetzt – Jetzt stehst du hier! Hör doch auf mich! Schick ihn zum Zobelfang nach Astrachan Und schenk mir, was er fängt. zu Mniczek. Begreifst du das? Es gilt dem Fürsten Schuiskoi, wie mir scheint. Zieht eine Uhr. So ists. Ja, ja! Er wird hinüber sein! – Gott sei ihm gnädig! Wie?! Ruft gegen die Wache. Kosak! Du willst – Nicht – töten. Zum Kosaken. Hier mein Siegel-Ring! Nun eile, So schnell du kannst. Du bringst dem Fürsten Schuiskoi Pardon. Er ist begnadigt. Unbedingt? Zu Marfa. Du bist erhört. Ich nicht. O, nur kein Blut! – Wie hat mein Töchterchen geruht? Vortrefflich, Bis mich die Armesünder-Glocke weckte. Nun, morgen gibts ein schöneres Geläut! stampft mit dem Fuß. Das ist – Ich sehe seinen Dank voraus. Es war beschlossen, eh ich unterschrieb, Doch hofft ichs zu vollbringen, wie ein Gott, Nun tret ich bloß von einem Mord zurück. Von einem Mord? Wo ist die Majestät, Die er beleidigt, wo der Hochverrat, Den er begangen hat? Ich seh es ein, Daß ich die Zaren-Maske weiter tragen Und Frieden und Gewissen opfern muß, Wenn ich euch retten will, und bin bereit. Ja, morgen werden Wir uns krönen lassen, Marina soll als Zarin aller Reußen Und nicht als Karten-Königin zurück. Und heut – Laß die Bojaren nur herein! 13. Szene Dreizehnte Szene winkt, ein Diener geht ab, die Bojaren treten ein, die Ordens-Kanzler mit den auf rotem Samtkissen getragenen Orden voran. ohne Unterbrechung fortfahrend. Doch nimmer werd ich meinen Karneval Mit Blut beflecken, keinen Missetäter Bestrafen, da ich selbst der größte bin. Drum darf der Spaß nicht allzu lange dauern, Sonst merkts der Frevel, daß das einzge Schwert, Das keine Scheide hat, nicht länger blitzt, Und häuft durch jeden Greuel meine Schuld. Ich bin der Kapitän von einem Schiff, Das scheitert; rasch ins sichre Boot mit euch, Dann zünde ich die Pulverkammer an. Er wendet sich, die Bojaren verneigen sich tief, die Ordens-Kanzler schreiten ihm entgegen. 5. Akt 1. Szene Erste Szene Volksgruppen, die sich immer vermehren. Wer da? Der fragt, heißt Ossip. Rurik, du? So sprich, was soll ich hier? Das sag du mir. Es ward in meinem Haus, ich weiß nicht, wann, Auch nicht durch wen, und noch viel weniger, Auf wes Geheiß – Laß mich das auserzählen! Es ward in deinem Hause angesagt, Du solltest dich in dieser Nacht um elf – So ists! Hier auf dem großen Platz im Kreml Mit allen deinen Sippen und Gefreundten Gestellen, und das pünktlich! Ja. So auch Bei mir und in der ganzen Nachbarschaft. Doch ward hinzu gefügt, der erste, den Ich träfe und befragte, werde mir Den Grund enthüllen, das Warum vertrauen, Du bist der erste, und du weißt von nichts. 2. Szene Zweite Szene Wer da? Gleich viel! Auch mir! Doch sag mir an, Was soll ich hier? Das hört ich gern von dir. Dies ist der zehnte nun! – Wer foppt uns denn? So gehn sie hier zu Hunderten herum Und lachen sich einander aus. Bei Gott, Ein schlechter Spaß an einem solchen Abend, Wo man den Branntewein in allen Straßen Umsonst bekommt. Wie? Ja, du trinkst, so viel Du magst, und wenn du nach der Zeche fragst, So spricht der Wirt: Dein Freund hat schon bezahlt! Dein Freund! O, nun versteh ich. Gestern war Die Krönung, heute gibts ein neues Fest, Und wir erhalten unsern Teil daran. Der Zar ist dieser Freund. Es wird vielleicht Noch einmal Gold und Silber ausgeworfen, Der Hund jedoch, ders uns verkünden sollte, Der sogenannte erste, dicht am Tor, Erinnert ihr euch nicht? Dort stand ein Kerl, Hoch, wie ein Pfahl, behälts für sich und schweigt. So wird es sein. Er hofft, daß wir uns wieder Verlaufen werden, wenn wir nichts erfahren, Und wünscht, mit seinen Vettern und Gevattern Allein zu teilen! Wart, du Schelm! Hebt mich Empor, so schrei ichs aus. Wozu denn das? Wer keinen Witz hat, mag zum Branntwein gehn, Je wen'ger, um so besser. Bleiben wir. Da brennts. Und da! Wie sollt es nicht! Und doch! Auch dort! Nach allen Himmelsgegenden! Vielleicht ein Feuerwerk. Ein polnisches! Ich denk das, weil sich keine Glocke rührt. Dreitausend Türmer gibts. Sie können doch Unmöglich alle eingeschlafen sein. Das nicht, doch wohl gebunden. Gib nur acht, Dies Feuerwerk wird hundert Straßen kosten, Und geht ein Dutzend Kirchen mit darein, So ists den Heiden eben recht. Da wacht Sankt Niklas auf. Die heilge Anna folgt. Zur rechten Zeit! – Schaut, wie die Flammen wachsen! Der ganze Platz wird hell. Man sieht die Vögel, Die droben kreisen. Ei, bist du nicht der, Mit dem ich kürzlich – Brüderchen, gewiß, Du bist aus Twer und zitterst für die Ohren. – Noch hast du sie – Erst jetzt erkenn ich dich! Da weiß man doch, wozu die Fackel brennt! Im Dunkeln wär dies Wiedersehen nicht Gefeiert worden. Wie die Glocken heulen! Die Nacht wird wild, gebt acht, es geht was vor! Die Polen sinds, ich sags euch noch einmal. 3. Szene Dritte Szene im Waffen-Rock, mit Kosaken. Feuerjo! Feuerjo! Ganz Moskau steht in Brand. Herr Gott im Himmel! Viele Keller sind Mit Pulver angefüllt. Wie kann das sein? Wie kann das sein? Weil du und deinesgleichen Es eingeschmuggelt haben. Ich? Ja, du! Wachen, ergreift ihn! – Ist hier etwa jemand, Der Bürgschaft für ihn leistet? Dann ists gut, Dann wird euch nichts geschehn. Doch dieser Mensch Gehört zur Schwefelbande! – Nicht ein Wort, Sonst wirst du gleich erschossen. Petrowitsch wird abgeführt. 4. Szene Vierte Szene Er ist nicht Von hier, das ist gewiß. Nun noch ein Rat! Trinkt heut kein Wasser! Alle Brunnen können Zwar nicht vergiftet sein – Die Brunnen! Sind Die Juden auch im Bund? Doch hat kein Engel Die guten noch mit einem Kreuz bezeichnet, Drum löscht den Durst in Schuiskois Branntewein. So ists Fürst Schuiskoi? Freilich! Wer wohl sonst? Daß ihr die Angen schließt, sobald ein Pole An euch vorbeischleicht, brauch ich nicht zu sagen – Warum? Sie machen Blinde! – Feuerjo! Geht weiter mit seinem Trupp. 5. Szene Fünfte Szene Schrecklich! Was heißt das? Ei, sie tragen Sand In ihren Taschen, den die grüne Kröte Bespien hat. Den werfen sie nach dir, Und fliegt auch nur ein Körnchen dir ins Auge, So bist dus los. Das ist ja Teufels-Volk, Doch sprich, hast du den Hetman nicht schon früher Gesehn? Wenn ich nicht irre, wars der Mönch, Der uns beim Einzug – Ja, das schien mir auch, Der führt ja heut ein seltsames Brevier! – Masken! 6. Szene Sechste Szene Basmanow und Mstislawski in Masken. Nun gilts. Noch haben wir die Wahl. Was meinst du? Ei, wenn Freund Basilius, Der ganz unschätzbar ist beim Pharao, Und den man küssen möchte, wenn er tanzt, Uns doch vielleicht als Zar – Wie sag ich nur? So hilf mir doch! Du hältst es nicht für gut, Den Freund zum Herrn zu machen? Warum nicht? Mich kostets nichts, vor einem, dem ich sonst Die Hand geschüttelt, meine Stirn zu schlagen. Und seinen Kaftan an den Mund zu drücken, Nur muß ich wissen, wie ich zu ihm steh. Dergleichen zu erwägen, ist zu spät! Ho! Wenn ich ahnte, daß die Zeiten kämen, Wo ich mich lieber nachts im Pferdestall Verkröche, als ins eigne Bett mich legte: Ich ginge jetzt noch zum Demetrius. Was hülf es dir! Er hat kein Volk um sich. Die Handvoll Deutscher würde schon genügen, Ihn in das polnische Quartier zu schaffen, Und morgen steht ein neues Heer ihm auf. Wir haben Boris unterwühlt: wie sollte Uns Schuiskoi trotzen? 7. Szene Siebente Szene mit seinen Kosaken. Nun, wo bleibt der Fürst? Schon gärt der Teig, das Kneten ist an ihm. Wir rufen ihn. Daß er nur nicht vergißt, Vor dem Marienbild zu knien! Tritt vor. Noch eins! Au weh, au weh! Was gibts? Stößt Euch was zu? Ich aß vorhin ein Brot, die Bäcker werden – O, wie das reißt! Die Bäcker! Doch sie sind Ja reich und haben Häuser – Von den Meistern Ist nicht die Rede, nur von den Gesellen, Und die – Noch immer! Die sind meistens fremd. Ich eß und trink drei Tage lang nichts mehr, Was mir mein Hund nicht vorgekostet hat. Laßt mich, es geht vorüber! Tritt vor. Welche Welt! Ein Dutzend Schurken streift im Polenrock Herum, und schon steht Moskau auf dem Kopf. Heil, Heil dem Fürsten Schuiskoi! Heil ihm! Heil! 8. Szene Achte Szene Ehrwürdge Väter dieses armen Reichs, Großmächtige Bojaren, teures Volk, Kein Wort, bevor ich betete. Kniet vor der Marien-Säule. Das ist Ein frommer Prinz. O weh! O weh! O weh! Ein böses Zeichen! Was ist denn geschehn? faßt Rurik und Ossip bei der Hand, heimlich. Die heilge Jungfrau schüttelte das Haupt, Als Schuiskoi seinen Blick zu ihr erhob, Das zeigt mir, daß sie seinen Arm verschmäht, Wir sind verloren, er ist nicht der Mann. Barmherzger Himmel! Still! Ich prüfe ihn! Da steht er auf! Fürst Schuiskoi, sagt uns an, Warum Ihr eben flehtet. Das ist ein Geheimnis zwischen Gott und mir! Ich habe Ein gleiches einzusetzen. Du, wie das? Die heilge Jungfrau hat das Haupt bewegt, Als du dein Knie in Andacht vor ihr bogst, Und wenn du mir bekennst, um was du batst, So sag ich dir, ob sie genickt, ob nicht. Sprich du zuerst. Da hättest du es leicht, Uns zu betrügen. Aber du wohl nicht, Wenn ich der erste bin. Ich nicht! Ich habe Mich diesen beiden Männern anvertraut, Die mögen zeugen. Nun, es sei darum! Ich betete nicht aus dem Kirchenbuch, Ich sprach, wie öfter schon im Drang der Schlacht: Wenns einen Bessern gibt, so schick ihn her, Und leime mir den Degen in die Scheide, Sonst – Damit sprang ich auf. Heil, Schuiskoi, Heil! Zu Rurik und Ossip. Was sagt ich euch? Die heilge Jungfrau habe Den Kopf geschüttelt. Und du riefst: O weh! Weil ichs mißdeutete! Doch das beweist: Sie kennt in Rußland keinen bessern Mann. Heil! Heil! Zum wenigsten kann ich den Degen Noch ziehn, er sitzt nicht fest. Tuts. So folgt ihm auch Und zeigt ihm, daß ihrs wollt! Zu Rurik und Ossip. Nun: Nieder – Nieder – Bist du ein Hammel? Wer denn wohl? Der Zar? Wer sonst, Freund? Ihm ins Ohr. Nieder dieser After-Zar! Ei freilich! Nieder dieser After-Zar! Nicht vorschnell, Freunde. Ziemen will es sich, Daß ich mich vor euch allen reinige, Wie ich es tat vor den Verbündeten, Die sich mir eigen schwuren, bis zum Tod. Zunächst mein Dank, daß ihr in solcher Zahl Erschienen seid, denn ich bin es gewesen, Der so geheimnisvoll euch laden ließ. Ihr werdet mich nun fragen, denn ihr müßt, Wenn ihr nicht wieder schmählig irren wollt, Ihr werdet fragen, wie es kommt, daß ich Dem Mann mich gestern beugte, dem ich jetzt, Ich leugn es nicht, an Kron und Leben will! Nicht doch, erlauchter Fürst. Was kümmerts uns? Hoch ehrt mich dies Vertraun, doch darf ichs nicht Mißbrauchen, und so wenig ich die Beichte Verschluckte, wenn ein allzugütger Priester Mir sagte: Geh, ich absolvier dich so, So wenig werd ich mir es jetzt erlassen, Mein Herz vor euren Angen umzuwenden, Damit ihr sehen könnt, was es verbirgt. Auf eure erste Frage sag ich nun: Ich ward betört, wie ihr, doch nicht so leicht Und, ihr erlaubt, auch nicht so schnell. Herr Gott, So spricht ein Knäs zu uns! Heil, Schuiskoi, Heil! Es klang zwar seltsam, abenteuerlich Und wunderbar, daß Iwans letzter Prinz, Von dem man kaum noch wußte, wo er ruhte, Auf einmal wieder blühend in das Leben Getreten sei, als hätt er nur zum Spiel Die ernste Toten-Maske vorgenommen Und sie hinweg geworfen, wie es galt; Es klang unglaublich, sag ich, doch es war Darum nicht gleich unmöglich, suchten doch Die Portugiesen ihren König auch Im Sande Afrikas, und plötzlich klopfte Er wieder an die Tore Lissabons. Drum fand ichs ganz natürlich, daß das Volk, Daß ihr, liebwerte Freunde, euch im Jubel Um seine Fahne schartet und dem [Mustschik], [Die] unsres Reichs-Archives Schlüssel führt, Die Prüfung seines Titels überließt. Es war natürlich! [Nur in der Luft!] Man hätt uns warnen sollen, nicht? Ei wohl! Doch, statt zu warnen, zog der Adel mit. Ich nicht. Wir nicht. Wir rückten ihm im Feld Entgegen, taten unsre Schuldigkeit, Wie je, und hatten doch kein Glück. Dort stehen Zwei Feldherrn, welche ihre Siege jetzt Nicht mehr zu zählen pflegen, und der dritte, Obgleich ein Ährenleser gegen sie, Schlug auch nicht oft umsonst. Für alle schien Der Stern sich zu verdunkeln, der uns sonst So hell geleuchtet hatte. Schimpflich fast War manche Niederlage, und wir fanden Nicht größre Kunst und höhre Tapferkeit, Wie viele, als wir eben selber hatten, Und Trost und Hoffnung fielen uns. Das schien Auch uns zuletzt ein Zeichen, daß das Recht Im Lager unsres Gegners sei! Wer hätte Nicht so gedacht! Und dennoch wars verkehrt! Es war ein Zeichen, daß der Himmel endlich Von Boris Godunow sein Antlitz wandte Und ihm in seinem Grimm das Schwert zerbrach. Noch wankte ich ...