7. Der Tambourmajor Das ist der alte Tambourmajor, Wie ist er jetzt herunter! Zur Kaiserzeit stand er in Flor, Da war er glücklich und munter. Er balancierte den großen Stock, Mit lachendem Gesichte; Die silbernen Tressen auf seinem Rock, Die glänzten im Sonnenlichte. Wenn er mit Trommelwirbelschall Einzog in Städten und Städtchen, Da schlug das Herz im Widerhall Den Weibern und den Mädchen. Er kam und sah und siegte leicht Wohl über alle Schönen; Sein schwarzer Schnurrbart wurde feucht Von deutschen Frauentränen. Wir mußten es dulden! In jedem Land, Wo die fremden Eroberer kamen, Der Kaiser die Herren überwand, Der Tambourmajor die Damen. Wir haben lange getragen das Leid, Geduldig wie deutsche Eichen, Bis endlich die hohe Obrigkeit Uns gab das Befreiungszeichen. Wie in der Kampfbahn der Auerochs Erhuben wir unsere Hörner, Entledigten uns des fränkischen Jochs Und sangen die Lieder von Körner. Entsetzliche Verse! sie klangen ins Ohr Gar schauderhaft den Tyrannen! Der Kaiser und der Tambourmajor, Sie flohen erschrocken von dannen. Sie ernteten beide den Sündenlohn Und nahmen ein schlechtes Ende. Es fiel der Kaiser Napoleon Den Briten in die Hände. Wohl auf der Insel Sankt Helena, Sie marterten ihn gar schändlich; Am Magenkrebse starb er da Nach langen Leiden endlich. Der Tambourmajor, er ward entsetzt Gleichfalls von seiner Stelle. Um nicht zu verhungern, dient er jetzt Als Hausknecht in unserm Hotele. Er heizt den Ofen, er fegt den Topf, Muß Holz und Wasser schleppen. Mit seinem wackelnd greisen Kopf Keucht er herauf die Treppen. Wenn mich der Fritz besucht, so kann Er nicht den Spaß sich versagen, Den drollig schlotternd langen Mann Zu nergeln und zu plagen. »Laß ab mit Spöttelei'n, o Fritz! Es ziemt Germanias Söhnen Wohl nimmermehr, mit schlechtem Witz Gefallene Größe zu höhnen. Du solltest mit Pietät, mich deucht, Behandeln solche Leute; Der Alte ist dein Vater vielleicht Von mütterlicher Seite.«