14 Mimi »Bin kein sittsam Bürgerkätzchen, Nicht im frommen Stübchen spinn ich. Auf dem Dach, in freier Luft, Eine freie Katze bin ich. Wenn ich sommernächtlich schwärme, Auf dem Dache, in der Kühle, Schnurrt und knurrt in mir Musik, Und ich singe, was ich fühle.« Also spricht sie. Aus dem Busen Wilde Brautgesänge quellen, Und der Wohllaut lockt herbei Alle Katerjunggesellen. Alle Katerjunggesellen, Schnurrend, knurrend, alle kommen, Mit Mimi zu musizieren, Liebelechzend, lustentglommen. Das sind keine Virtuosen, Die entweiht jemals für Lohngunst Die Musik, sie blieben stets Die Apostel heil'ger Tonkunst. Brauchen keine Instrumente, Sie sind selber Bratsch' und Flöte; Eine Pauke ist ihr Bauch, Ihre Nasen sind Trompeten. Sie erheben ihre Stimmen Zum Konzert gemeinsam jetzo; Das sind Fugen, wie von Bach Oder Guido von Arezzo. Das sind tolle Symphonien, Wie Kapricen von Beethoven Oder Berlioz, der wird Schnurrend, knurrend übertroffen. Wunderbare Macht der Töne! Zauberklänge sondergleichen! Sie erschüttern selbst den Himmel, Und die Sterne dort erbleichen. Wenn sie hört die Zauberklänge, Wenn sie hört die Wundertöne, So verhüllt ihr Angesicht Mit dem Wolkenflor Selene. Nur das Lästermaul, die alte Primadonna Philomele Rümpft die Nase, schnupft und schmäht Mimis Singen – kalte Seele! Doch gleichviel! Das musizieret, Trotz dem Neide der Signora, Bis am Horizont erscheint Rosig lächelnd Fee Aurora.