Heinrich Julius Herzog von Braunschweig-Lüneburg Von einem vngeratenen Sohn welcher vnmenschliche vnd vnerhörte Mordthaten begangen, auch endlich neben seinen mit Consorten ein erbærmlich schrecklich vnd grewlich Ende genommen hat. Mit 18. Personen. Personen Personæ Tragœdiæ. Seuerus der alte Hertzog. Patientia, des alten Hertzogen Gemahlin. Probus, des Hertzogen Eltester Son. Pudica des Probi Gemahlin. Innocens Probi Junger Sohn. Nero, des Hertzogen Jüngster Sohn. Infans, des Neronis Bastar Sohn. Iustus, Verax, Constans, des Hertzogen Räthe. Fidelis, Garrulus, zwen Cammer Junekern. Hipocrita. Seditiosus, Neronis Consiliarij. Empiricus. Sathan, Beelzebub, Lucifer, Teuffel. Prologus Prologus. Gnedige vnd Günstige Herren, Es wirdet jtzunder eine erschreckliche Tragœdia, von einem vngerhatenen Son agirt, vnd dabey, was er mit seinen Consorten vor ein ende genommen, angezeiget werden, Die Herrn wollen nun solches anzuhören vnbeschweret sein. 1. Akt 1. Szene Scena prima. Wuich, Ich habe gehöret, Es sol ja was braten, Mein Vater, Der alte Geck, Hat seine Gelarten zu sich bescheiden, Da werden sie vielleicht eine Glocken vber mich giessen wollen, Wenn ich doch nur köndte an Garrulum den Kämmerling kommen, Der solte mirs wol sagen, was es were, Ich wil nun hin, vnd versuchen, ob ich jhne finden köndte. Aber sihe Dort kömpt er schon her, Ich mus zu jme, vnd jhn fragen. 2. Szene Scena secunda. Nero. Garrulus. Glück zu Garrule, Wie stehen die sachen? Ist der Kuche baldt gar? Was bedeutet es, Das die Räthe von deinem Herrn bescheiden sind, Du hast mir ja wol ehe etwas offenbaret, Lieber sage mirs doch, was es sein möge? Ich wil dir einmal wieder dienen. Ich kan es warlich noch zur zeit nicht wissen, Herr, Was es für sachen sein, Die Räthe sein auff diesen Glockenschlag anhero bescheiden, Ich wil aber wol heimblich zuhören, Vnd wenn ichs vernheme, was es sey, wil ichs E.G. berichten. E.G. müssen mich aber nicht melden. Aber Potz Velten dort kompt mein Herr, Gehet eilends weg, Das er E.G. nicht sehe, Es möchte sonstet verdacht geben. Nero gehet abe. 3. Szene Scena tertia. Seuerus der alte Hertzog gehet ein mit seinem Jungen, vnd zweien Cammerjunckern. Seuerus. Justus. Verax. Constans. Die beiden Kemmerlinge. Junge. Lasset Stüle vnd Bäncke herbringen, Sie werden gebracht. Ihr Kammerlinge, Gehet beyseits, biß das ich euch wieder ruffe. Gehen abe. Junge gehet beyseits. Ihr Räthe, setzet euch hieher zu mir. Der eine Kemmerling Garrulus stehet verborgen, vnd höret heimblich zu, was dar berathschlaget wird. Lieben Räthe, Ich bin nunmehr alt, Vnd gehe auff der Gruben, Mus derowegen dahin gedencken, Das ichs bey zeiten, weil ich noch etwas von krefften habe, Vnd bey guter vernunfft bin, Also anordne, Wie ichs nach meinem Tode allenthalben will gehalten haben, Zu dero behueff ich euch jetzunder her bescheiden, Vnd bin entschlossen, Meine beiden Söne fur mich zufordern, Vnd jnen als ein getrewer Vater, ein Valet Predigt zuthun, Vnd zur Einigkeit vnnd allem guten zuuermahnen. Negst dem wil ich meinem eltesten Sohn Probo die Regierung, vnd Land vnd Leute nach meinem Tode aufftragen, Den andern aber nach dieses Landes gelegenheit, mit einem stück Geldes abfinden. Dann weil er doch etwas wilde geblieben, mag er sich in der Welt versuchen, Das jme das Gelbe vom Schnabel gewischet werde, Dann ich wil hoffen, Wann er vnter Leuten kommen wird, sol er sich anders schicken. Diese Väterliche vnd Christliche fursorge ist an E.G. billich zu loben, Der liebe Gott aber wolle gleichwol Land vnd Leuten zu trost dieselben noch lange bey gesundem wesen, nach seinem Gottlichen willen, fristen vnd erhalten. Belangendt die anordnung, So dieselben anzurichten in willens, Weis ich dieselben nicht zuuerbessern, Vnd steht solchs bey E.G. allein, Wie es mit jhren geliebten Söhnen disponiren vnd anordnen wollen. Das sich der Junge Herr in der Welt etwas besehe, ist kein vnebener weg, Es müst aber gleichwol dem Herrn, Weil er etwas frech, Mit ernst eingeredet, Auch Leute, so ein Auge auff jhnen haben, vnd für denen er sich etwas fürchten müste, zugeordnet werden. Wil aber hiemit E.F.G. vnd deroselben Räthen, meinen andern Collegis, hiemit nicht vorgriffen haben. Ich befinde E.F.G. vornhemen, Vnd meines Collegen bedencken, Der billigkeit gemeß, Weis es derowegen nicht zuuerbessern. Diese, hochwichtige sachen sein der massen von E.F.G. vnd meinen Collegis erwogen, Das ich dabey nicht zuerinnern weis. Nun in Gottes Namen, So wil ich meine beiden Söne vor mich bescheiden, Kompt, gehet dieweile mit mir in mein Losament zum essen. Gehen abe. 4. Szene Scena quarta. Wann ich doch wüste, Wor ich den Jungen Herrn finden solte, Wolte ich zu jhme gehen, Vnd jhme vermelden, Was fürgelauffen were. Das wil ein seltzamer handel werden, Ich möchte noch wol gerne sehen, Was es für ein ende nehmen wird. Kenne ich den Herrn recht, Er ist so nicht geharet, Er wirds so dabey nicht bleiben lassen, Darauff dürffte ich etwas hohes verwetten. Nun die zeit wirds geben, Ich wil gehen, vnd sehen, ob ich jhnen köndte antreffen. Aber sihe, dorth sehe ich jhnen schon herkommen, Ich wil zu jhme gehen, Vnd jhme Relation thun, so gut ichs behalten können, Aber es wird jhme nicht gefallen. 5. Szene Scena quinta. Nero. Garrulus. Sihe da, Kömpstu schon wider? Was ist dann gut klug oder nerrisch vorgelauffen? Vnd lachet. Gnediger Herr, Wie ichs einnemen können, wil ichs E.F.G. beichten, Ich bitte aber, Sie wollen mir in vngnaden nicht verdencken, Dann ich habe mit diesen sachen nicht zuthun. sihet trotzig aus. Sage her, was ists dann? Was sols sein, Man wird Filtze austheilen, vnd Herr, jhr solt wandern, Man wil E.G. mit Geld abkauffen, vnd E.G. sol in die Welt, vnnd sol sich lassen das Gelbe vom Schnabel wischen, Vnd man wil E.G. einen Hoffmeister zuordnen, Der sol E.G. sagen, was dieselben thun sollen. antwortet trotziglich. Ja, Was sagstu? Wollen Flitze wancken? Wer wil die austeilen? Das wil E.G. Herr Vater thun. Was ligt daran? So habe ich zwey Ohren, So mag es zu einem ein, vnnd zum andern wider ausgehen, Aber was sagstu, sey mehr vorgelauffen, Sol ich wandern, vnd man wil mich mit Geld abekauffen? Es ward also dauon geredt, Das man E.G. Järlich eine Summen Geldes geben wolte, E.G. aber solten in die Welt, vnd sich das gelbe vom Schnabel wischen lassen. Das höre ich gerne, Das sie mir Geld geben wollen, So kan ich desto frischer zehren, Aber was sagstu Das Gelbe vom Schnabel abzuwischen? Wer wil mir das Gelbe vom Schnabel wischen? Es komme einer her, vnd wische mirs abe, jme sol potz dieser vnd jenner bestehen. Das stelle ich dahin, Aber sie sagten auch dauon, Sie wolten E.G. einen Hoffmeister zuordnen, der solte sie ein wenig im Zaum halten. Einen Hoffmeister zuordnen, Wer gab dann das für? Das that meines Herrn Rath Justus. Justus? Der alte Schelm, Ja ich wolte, das er vor einen Hoffmeister sich zu mir wolte bestellen lassen, Ich wolte jhme den alten Schelmischen Barth außrauffen, Vnd jhne dermassen mit Füssen treten, das jhme das Blut solte zum Halse auslauffen. Ich habe mit dieser sachen nichts zuthun, Darüber gebe ich euch zu hauffe, Aber ich habe nun nicht lenger zeit hier zu warten, Ich mus wider hingehen zu meinem Herrn, Dann wann ich zu lange ausbliebe, vnd es ersehe mich vielleicht einer hie, dürffte ich wol auff einen Teuffel kommen. Gehe jmmer hin, Vnd vernimpstu was mehr, so berichte mirs. Es sol geschehen, Aber Herr, Ihr müsset reinen Mund halten, Vnd von mir nicht sagen. Das darffstu dich nicht befürchten. Es sol bey mir wol bleiben, Ich wil mich auch nicht mercken lassen, das ich etwas dauon weis, sondern wil erwarten, was vorlauffen wil. Garrulus gehet abe. 6. Szene Scena sexta. gehet ein weil in gedancken, stellet sich an, als wenn er zornig were, streicht vber die Haar vnd spricht. Das seind mir leiden feine händel. Schweiget ein wenig stille. Ey sie werden mir wehe damit thun, wenn sie mich filtzen, Ich frage den Teuffel nicht darnach, Ich wil doch gleichwol thun was mir gefellt, Vnd wil sehen, wer mirs wehren sol. Aber, das sie meinen, Sie wolten mich so mit Gelde abkeuffen, vnd zum Lande hinaus jagen, das sol jhnen feilen, Das sey jhnen ein Eydt geschworen, Vnd sie haben mich noch nicht hinaus. Haben sie diß zu hauffe vber mich bedacht, Ich wil auch zu meiner notdurfft etwas bedencken, vnd wollen sehen, Welcher es zum besten treffen wird. Ich wil hingehen, vnd warten, Was sie doch weiter vornehmen wollen. Gehet zornig abe. Mvsica. 2. Akt 1. Szene Scena prima. Seuerus. Justus. Verax. Constans. Garrulus. Fidelis. Der Junge. der Hertzog setzt sich nider, vnd spricht. Gehe vnd sage meinen beiden Sönen, Probo vnd Neroni, das sie hieher zu mir kommen, Dann ich habe was mit jnen zureden. Fidelis gehet abe. Junge, lauff hin, vnd hole mir die Pferde Haer, vnd das Bundt Garten, so drinnen in meinem Gemach ligt, vnd bringe dasselbe her zu mir. Der Junge gehet abe, kompt aber bald wieder, vnd bringet, was jme beuholen ist. Meine Söhne bleiben lange aussen, Wo sie sein mögen, Aber dort sehe ich wol, kömpt mein eltester Son Probus. Neronem aber vermercke ich noch nicht. Probus kompt gegangen neben Fideli, vnd thut seinem Herrn Vatern gebürliche Reuerentz. 2. Szene Scena secunda. Seuerus. Probus. Die Räthe, vnd beide Cammer Junckern. Lieber Herr Vater, auff E.G. erfordern, bin ich gehorsamblich hier erschienen, Vnd wil Söhnlich anhören, Was dieselben an mich Väterlich bringen werden, Bin auch nach meinem eussersten vermögen, derselben Söhnlich zuwilfahren willig vnd bereit, Vnd bitte gantz Söhnlich, Es wollen E.G. meines verzugs kein vngnediges mißfallen tragen. Es ist recht, mein lieber Sohn, das du dich hast eingestellet, Aber wo bleibet mein ander Son Nero? Fidelis, hastu es jhme nicht angesagt? Ich habe jhme E.F.G. beuelch angezeiget, Ich versehe mich auch, er wirdt baldt kommen, Ich wil lieber noch einmal hingehen. Das thue, vnd das er fort gehe. Fidelis gehet abe, Inmittelst begegnet jhm Nero. 3. Szene Scena tertia. Nero. Fidelis. Potz Velten Herr, gehet fort, E.G. Herr Vater ist gar zornig, Das E.G. so lange aussen sein. Ich habe zeit gnug dahin zukommen, Es ist je so kalt nicht, Ob sie schon ein wenig warten müssen, werden sie so balde nicht erfrieren. Ey Herr, Das sind seltzame rede, Es ist gleichwol ewer Herr Vater. Ist er mein Vater, So bin ich sein Son, Er erzeiget sich aber gegen mir nicht als ein Vater. Das wüste ich warlich nicht, Was der gute Herr mehr bey E.G. thun solte, Wann E.G. sich nur als ein Sohn erzeigen wolte. Ich frage auch viel darnach, Er mag machen was er wil, Das ich mich aber meinem Bruder solte vnter die Füsse legen, dar stehet mir der Kopff noch zur zeit nicht nach. Herr, Wann jhr so daran wollet, so wils nicht gut werden. Ey so mag es arg werden, Was ist dann daran gelegen. Nero gehet trotziglichen vor seinen Herrn Vatern stehen, vnd gafft jhnen an, Thut jhme gar kein Reuerentz. 4. Szene Scena quarta. Seuerus. Probus. Nero. Die Räthe. Ihr Kämmerlinge gehet beyseits. Hörstu Nero, Wie kömpts? Das du dich so trotziglich erzeigest? vnd wilt nicht zu mir kommen, wann ich dir Boten schicke? Kan ich dann fliegen? O Sohn, bedencke dich eines bessern. Ich habe mich schon langst bedacht. Nu wolan, So mus ichs Gott vnnd der geduldt beuehlen. Das wil ich auch thun. Schweig, Vnd laß mich reden. Wer wolte mir das reden verbieten? Hörstu woll, Das du das Maul haltest. Nero helt seinem, Vatern zu trotze mit den Fingern das Maul zu vnd sihet gar trotzlich vnd saur aus. Lieben Kinder, Ich bin nunmehr Alt, vnd wol betagt, Vnd habe die lengste zeit erlebet, Damit ich aber meinem Väterlichen Ampt möge gnug thuen, So habe ich euch mein Väterliches gemüth entdecken, Eine gute lehre, darnach jhr euch halten geben, Auch sonsten, wie ichs nach meinem Tode wil gehalten haben, vermelden möchte. Darumb lieben Kinder, Gehorchet mir, ewerm Vater, Vnd lebet also, auff das es euch wolgehe, Für allen dingen aber, Lasset euch die Furcht des HERrn befolen sein. Dann die Furcht des HERRN ist der Weißheit anfang, Vnd wer den HERRN fürchtet, dem wirds wolgehen, Vnd wann er trosts bedarff hat, wird er gesegnet sein, Sehet aber gleichwol zu, das ewer Gottesfurcht nicht Heuchley sey, Vnd dienet GOtt nicht mit falschem Hertzen, Vnd suchet nicht ruhm durch Heucheley bey den leuten, Damit der HERR ewre tücke nicht offenbare, Vnd stürtze euch öffentlich vor den leuten, Darumb das jhr nicht in rechter furcht Gott gedienet haben, vnd ewer Hertz falsch gewesen ist. Lieber Vater, Ich wil diß mit fleis in acht nehmen, Vnd was ich aus Menschlicher schwachheit nicht thun kan, wil ich Gott vmb hülff anruffen. Negst diesem ehret ewern Vater vnd Mutter, Mit der That, Mit Worten, vnd mit geduldt, Auff das vnser Segen auff euch kommen möge. Lieben Kinder, pfleget mein, Weil ich nun Alt bin, vnd betrübet mich ja nicht, weil ich lebe, Vnd haltet mirs zu gute, Ob ich Kindisch werde, vnd verachtet mich nicht, darumb, das jr geschickter seid, Dann wer seinen Vater wolthat erzeiget wird nimmermehr vergessen werden, Vnd wer seinen Vater ehret, wird auch frewde an seinen Kindern haben. Ich hoffe auch lieber Vater, das ich solches bishero noch gethan, Ich wil mich ferner auch mit GOttes hülffe befleissigen, das ich euch zum zorn nicht vrsache geben möge. Was ich auch sonsten in ewerm hohen Alter mit pfleg vnd warten thun kan, wil ich gerne thun nach meinem vermügen, Bins auch zu thun schüldig. Nero, antworstu mir dann hierauff nichts? Was du zu thun gemeint seist oder nicht. Nero schweigt stille. Hörstu nicht? Hastu kein Maul? Heut früe hatte ichs noch, Habt jhr mir doch beuohlen, Ich solte das Maul halten, Das habe ich auch mit diesen beiden Fingern gethan. O du Gottloser Bube, Gott wird dich straffen, Vnd wird dir nimmermehr wolgehen, Aber wie dem allen, Ich wil nicht destoweniger mit Väterlichem vermhanen anhalten, Wiltu mir dann nicht gehorchen, So wird dich Gott wol finden. Letzlich, Weil ich (leider) mit schmertzen vnd bekümmerniß erlebet, Vnd sehen mus, Das jhr beiden Brüder nicht eins seid, Wiewol der mangel auff einem teil nicht sein mag, So kan ich nicht vnterlassen, Euch trewhertzig vnd Vaterlich zuuermahnen, Kans dann nicht frucht schaffen, so mus ichs Gott beuhelen, Wann ich das meine thue, so bin ich desto besser für Gott vnd der Welt entschüldiget. Sehet hie an diesen Pferdes Haern, die nhemet zu euch, vnd versuchet, Ob jhr sie von einander reissen könnet. Gibt es jhnen hin, Probus versucht sich daran, kans aber nicht zerreissen, Der Jüngste Son Nero wils nicht nehmen, vnd sagt trotziglich. Das sein Haar von einer alten Mehren, Das habe ich lange wol gewust, Das wann sie beyeinander sein, man sie nicht zerreissen kan. O Gott wird dich losen Buben noch straffen. Schweiget ein wenig stille. Sehet hie das Bündlein Garten, Versuchet es, ob jr sie könnet brechen. Probus versuchet es, er kan sie aber nicht brechen, Nero aber wil sie nicht nehmen, vnd sagt. Das sein Hassen Stöcke, Wenn man einen damit schlegt, schwellen sie nicht, Das habe ich vorhin wol gewust, das man sie nicht brechen kan. seufftzet vber seines Sohns trotz, vnd spricht. Da habt jhr nun gesehen, Wann die Haar vnd das Bündtlein zusammen bleiben, das sie nicht können zerbrochen vnd zerrissen werden, Daraus jhr dann das lernen sollet, Wann meine Väterliche erinnerung so viel köndte oder möchte stadt haben, Das jhr wollet eins sein, vnd auff einem stücke halten, Das euch niemandts so baldt anfechten werde, Dann das alte Sprichwort heisset: Concordia paruæ res crescunt, Discordia maximæ dilabuntur. Werdet jhr aber vneinig sein, vnd nicht zusammen halten, So kans auch mit euch keinen bestandt haben, Dann sehet, versuchet das Haar, vnd den entzeln Stock, Den werdet jhr leichtlich zerbrechen vnd zerreissen können. Probus zerreist das Haar vnd zerbricht den Stock. Nero aber wil es nicht annhemen vnd sagt. Das ist mir ein Närrisch Munster, Was sol man hieraus lernen? Das ist ein Pferde Haar vnd ein Hässeln Stock. Vnd lachet gar hönisch, v d wirfft es von sich. Nun wolan, Ich wil entschüldiget sein für Gott, Dann ich das meine gethan habe. Vnd schweiget ein weil stille, vnd seufftzet. Lieber Vater, Ewre trewhertzige erinnerung wil ich mit fleis in acht nehmen, Vnd es an mir nicht erwinden lassen, Wil mich auch für meine Person mit meinem Bruder gar freundlich begehen, Ich wüste auch nicht, das ich einigen grollen wider jhne haben solte. Reichet Neroni die Handt, er wil sie jhm aber nicht geben. seufftzet gar tieff, vnd schweiget ein weil stille, darnach spricht er. Lieber Probe, Negst diesem wil ich dir nach meinem Tode Die Regierung, Auch Land vnd Leute Gentzlich hiemit auffgetragen haben, Derogestaldt, Das du mein Landt allein Regieren, Auch die Vnderthanen sich nach niemandts, als nach dir richten sollen Wie ich dann auff solchen fall auch meine Räthe an dich hiemit wil gewiesen haben, So lange aber gleichwol mein Weib, Deine Fraw Mutter im leben, Soltu sie jmmer mit zu rathe ziehen, vnd gebürlich ehren Wie ich sie dann zu dero behuff zu einer Vormünder hiemit wil verordnet haben. Die Leibzucht vnd vnterhalt, So ich deiner Fraw Mutter gemacht, Soltu jhr halten, Vnd vor andern schützen vnd handthaben, Sonsten wil ich dich zum trewlichsten vermanet haben, Du wollest dein Regiment also anstellen, Das es Gottes Namen zu Lob vnd Ehr, Zu erhaltung Kirchen vnd Schulen, Land vnd Leuten zu trost gereichen möge, Wie dir dann meine Räthe hierzu werden, jrer verwandtnus nach, einräthig sein können, Vnd in Summa, So halte GOtt für augen, Ehre deine Eltern, Vnd deine von Gott gesetzte Obrigkeit, Thue recht, schew niemand, Vnd las den Teuffel vnd seine Mutter darumb sawr sehen. Lieber Herr Vater, Was E.G. jetzunder mir vermeldet, hab ich verstanden, Vnd ob ich wol mich viel zu gering vnd vnuerstendig erkenne, Solche Last vnd mühe auff mich zunemen, So wil ich doch, Weil E.G. mich darzu tüchtig erkant, Es in Gottes Namen auff den fall, (Den Gott nach seinem willen lange verhüten wolle) Annhemen, Vnd wil Gott zu hülffe nehmen, vnd meiner Fraw Mutter vnd Ehrlicher Leute Rath brauchen, vnd vermittelst Göttlicher hülffe es also machen, Das Gott dadurch geehret vnd gelobet, Kirchen, Schulen, vnd Landt vnd Leute erhalten, Die Frommen geschützet, vnd die Bösen, Niemand ausbescheiden, Gestraffet werden mögen. Souiel meine Fraw Mutter belanget, Wil ich mich gegen dieselbigen aller schüldigen gebühr erzeigen, Wie das E.G. angeordnet, Sich auch ohne das eigenen vnd gebüren wil. Das höre ich gerne, lieber Son, Thustu es, so wirstu glück haben, Gehe nur hin im Friede, Wie es mit deinem Jungen Brudern sol gehalten werden, wil ich zu disponiren wissen. 5. Szene Scena quinta. Seuerus. Nero. Die Räthe. Hörstu Nero. Ob ich wol vrsache hette, wegen deines grossen trotzes, dich gantz vnd gar vor meinen Sohn nicht zuerkennen, So wil ich doch dessen vngeacht, Ob du hierdurch vrsache gewinnen möchtest, dich demütiger zuerzeigen, Ein genant Geldt vermachen, Dauon du deiner gelegenheit nach leben könnest, Mit demselben magstu dein bestes thun Dich in frembden Landen versehen, Doch so zehren, das du könnest zukommen, Vnd dich nach der Decke strecken. Damit aber gleichwol du deines Kopffs nicht leben sollest, wil ich dir einen Ehrlichen Man zum Hoffmeister zuordnen, Vnd wil dich hiemit gebieten, Das du demselben billiche volge leistest, Vnd wil dich nochmals vnd zum vberfluß vermhanet, vnd vmb Gottes willen gebeten haben, Du wollest doch solche halsstarrigkeit, trotz vnd ruchloses leben, Dessen du dich ein zeitlang beulissen, Abstellen. Lieber halte doch Gott für augen, vnd fürchte jhnen, vnd halte dich mit allem fleis zu seinem Wort. Halte mich deinen Vater vnd mein Weib deine Mutter in ehren, Dann der HERR wil von den Kindern die Eltern geehret haben, Vnd gedencke doch an die herrliche verheissung, die Gott den gehorsamen Kindern verheissen hat, damit du derselben auch geniessen, vnd dir wolgehen möge. Gegen deinen Bruder erzeige dich freundlich vnd Brüderlich, Dann was es fur nutz bringet, wann jhr zusammen haltet, Dagegen aber, was fur schaden daraus entstehet, wann jhr euch trennet, Hastu gesehen an dem Pferde Haar, vnd Bundt Gärten. Darumb las meine Vaterliche erinnerung nochmals bey dir stadt haben, Es wird dir sonsten nicht wol gehen, vnd wirst es mit trawren noch beklagen werden, Aber alsdann wirdts zu spade sein, Ich wil aber alsdann entschüldiget sein, Das ich das meine gethan, vnd an meiner Väterlichen erinnerung nicht erwinden lassen. Was sagstu hierzu Nero? Was sol ich viel darzu sagen? Wann jhr mir nicht mehr gewolt, hettet jr mich wol mögen lassen, da ich war. Ich bin so gut als mein Bruder, vnd wil mich so nicht abfinden lassen, Wann man meint, ich habs lengst vergessen, so wil ichs dencken, Oder dieser vnd der hole mich. Gehet trotzig abe. 6. Szene Scena sexta. Seuerus vnd seine drey Räthe. Garrulus stehet wider verborgen, vnd höret zu. Da ist meine trewhertzige vermhanung alle dahin, vmbsonst, Nun ist Hopffen vnd Maltz verlorn, Was sol ich doch jmmermehr mit jhme anfahen? Schweiget ein wenig. Nun ich kan nicht dawider, Ich habe das meine gethan, Ich mus es Gott beuehlen. Schweiget ein wenig stille. Ich wolte von Hertzen wünschen, Das er Todt were, Ehe dann er mir mehr hertzleid machen möchte. Schweiget abermal wenig. Aber lieben Räthe, Was rhatet jr doch, Das ich mit dem Buben anfangen sol. Gnediger Herr, Es seind schwere sachen, Das ich auch schier nicht weis, was ich darzu sagen sol, Dann zwischen Vater vnd Sohn ist geferlich Rathschlege zugeben, Ich bin hefftig erschrocken, vber diesen harten trotz vnd vbermuth, Vnd kan nicht wissen, Wie er jmmer dazu kommen mag, Er ist vorhin sein lebtag so nicht ausgelassen gewesen, Behüte Gott vor so einen vngerhatenen Sohn. Wann ichs hin vnd wider betrachte, weis ich schier nicht, was ich rathen sol, Das mit dem Herrn möge vorgenommen werden. Gute Wort, Ernstes vnd scharffes einreden, Hat bey jme kein stadt vnd man richtet damit bey jme weniger dann nichts aus, Sol man jhne auch in solchem trotz hinweg ziehen lassen, das ist meines erachtens nicht rathsamb, Aus vrsachen, Das sich vnrühige vnd auffrürirische Leute an jhne hengen möchten, Vnd köndte dadurch ein solch Spiel angerichtet, vnd ein solch Feuwr angezündet werden, dem so baldt nicht zustillen. Hielts derowegen dafur, Das E.G. zu bezeigung jhres Väterlichen ernstes, vnd erhaltung jrer autoritet, Ihne in einem Gemach ein zeitlang verwharen liessen, Ob er dadurch vielleicht zu mehrer Demuth köndte bewogen werden, vnd anders weis ich furwar in dieser weit aussehenden sachen nicht zu rathen, Doch wil E.G. vnd meinen Collegis ich hiemit nicht vorgegriffen haben. Ob ich zwar billich bedencken tragen solte, in dieser sachen zurathen, So wil ich doch, Weil es von E.G. an mir begeret worden, Mich in dem auch vnterthenig bezeigen, vnd schliesse nun mit meinem College dahin, Das der von jhme angezogener weg der beste sey, Es wird aber vornemblich bey deroselben stehen, Ob sie damit einig sein können. Man sagt im Sprichwort, Ex duobus malis minus esse eligendum. Weil dann nun allerhandt grosse gefahr zuuermhuten, Wann der Junge Herr solte an andere örter, vnd vermuthlich, in böse Geselschafft gerhaten, Als were mein einfeltig bedencken, Das man jhnen verwaret hette, Doch köndte E.G. noch einen tag oder zwey damit inhalten, Ob er vielleicht inmittelst in sich gehen, von sich selber sich demütigen möchte, Dann ich habe mich schier bedüncken lassen, Das der Herr bezechet gewesen. Ewre samptliche meinung habe ich verstanden, vnd vermercke souiel, Das meine vnd ewre gedancken eins gewesen, Dann ich auff denselben weg auch bey mir beschlossen, Ich wil jhme aber gerne die zeit, wie angezogen worden, gönnen Ob er sich vielleicht bedencken wolte. Es hat aber bey mir grossen zweiffel. Schweiget ein wenig. Ach das er nie geboren were, Oder das jhne doch der liebe Gott hinneme. Schweiget ein wenig. Nun ist es hoch auff den Tag, Kompt gehet mit mir heim zum essen. Gehen abe. Musica. 3. Akt 1. Szene Scena prima. Sie sind ja abermal lange im Rath gewesen, Mich sol doch gelüsten, was sie mögen beschlossen haben, Sie werden ohn allen zweiffel mir widervmb eine Kappen geschnitten haben, Ich gedencke, Wo etwas von mir fürgelauffen ist, Garrulus wird wol baldt kommen, vnd mir solches sagen, Dem abscheidt zuuolge, so ich mit jhme genommen habe. Aber sihe, Dort kompt er schon, Er gehet gar geschwinde, Es wird jhme hastig sein, Ich wil jhme entgegen gehen. 2. Szene Scena secunda. Nero. Garrulus. Wilkomen Garrile. Wie leuffstu so geschwinde? Ich habe euch schon ein stunde gesucht, vnd habe euch nicht finden können, Aber es ist zeit Herr, das jr gehet, Dann euch ist ein hatz bestellet, Das man euch sol beim Kopff nehmen, vnd gefenglich verwaren, Vnd ist mir recht, So seind dieselben, so euch holen sollen, bereit bestellet. Was sagstu? Wollen sie mich ins Gefengnis werffen? Es ist aber das beste, sie haben mich noch nicht, vnd die von Nürnberg lassen keinen hencken, sie haben jhne dann, Ich wil mich wol schicken, Aber lieber sage doch, Wer ist doch hierzu der Rathgeber gewesen? Die Räthe haben es sämptlich gerhaten. Der Teuffel hole sie, Aber sie sehen nur zu, Das der Rath nicht vber ihren eigen Kopff ausgehe. Nun Herr, Gott sey mit euch, Ich wil nun meiner wege wider gehen. Das wil ich auch thun. Garrulus gehet abe. 3. Szene Scena tertia. Das ist mir bey Gott ein feiner handel, Man theilet Filtze aus, Man wil mich mit Gelde abekauffen, Man wil mich zum Lande hinaus weisen, Vnd nun wil man mich ins Loch stecken, Ja harret, Wartet nur, Ihr habt mich noch nicht, Wer weis, wer noch einander ins Loch stecket. Ich weis noch Leute, die seind meinem Vater vnnd meinem Bruder so gut nicht all sampt, wie sie sich stellen, Mit denen wil ichs reden, Wer weis wie es kommen köndte, Wer kan wissen, wer noch des andern Herr wird. Ich wil nun hingehen in das Holtz, vnd mich nicht viel sehen lassen, Damit ich nicht vnuersehens möge erwischet werden. Gehet abe ins Holtz, gehet auff und nieder stillschweigend, entlich sihet er kommen Hypocritum vnd Seditiosum, so stutzet er, vnd spricht. Sihe, wer sein dann die, so daher kommen? Schweiget stille. Potz wunden, es sein die rechten Hanen im Korbe, mit welchen ich reden wolte, Ich sehe wol, sie kommen des weges hieher, Ich wil doch hie jhrer warten, Las sehen, Haben sie dann eine Glocken vber mich gegossen, ich wil den Kneppel dazu verfertigen. Potz dieser vnd jenner sol sie rüren. 4. Szene Scena quarta. Seditiosus. Hypocrita. Mich sol doch gelüsten, Was man diese tage mag furgehabt haben, der alte Herr ist so lange im Rhat gewesen, Ich möchte gerne wissen, was es fur sachen gewesen sein, Die beiden Jungen Herrn sein auch mit vorbescheiden gewesen. Ich habe auch wol dauon gehort, Was es aber fur sachen gewesen, hab ich noch nicht erfahren können. Es wird noch wol ausbrechen, Kom wir wollen da ein wenig hinaus ins Holtz spatzieren gehen. Ich gehe mit. Gehen ein weil auff vnd nieder, entlichen spricht er. Sihe wen haben wir da, Dar gehet ja einer spatzieren, Wer mag das sein? Mich deucht ich sol jhnen kennen, Vnd kan mich doch nicht erinnern, wer er sein mag. Es ist Nero der Junger Herr. Er ist es bey Gott, Was mag das bedeuten? Ich sehe wol, er gehet gar in gedancken. Kom wir wollens wol erfahren, Wir wollen zu jhm gehen. 5. Szene Scena quinta. Seditiosus. Hypocrita. Nero. Gott grüß euch Herr, Wie gehet jhr hie so allein, vnnd seit betrübt? Junge Herrn müssen nicht so Melancholisch sein, Ihr pfleget ja wol lustiger zu sein, Habt jhr jrgends ein anligen, Lasset euch rathen, vielleicht stehet euch zuhelffen. Es möchte der Teuffel so wol Melancolisch werden. Wie so Herr, Was ist euch dann widerfahren? Was sol mir widerfahren sein. Beisset die Zähne zusammen. Mögen wirs wissen, so offenbaret es vns Herr, Vielleicht köndten wir euch hierinnen bey rhätig sein, Wir seind ja je vnd alle wege bey euch in gutem vertrawen gestanden, Haben auch stets einen Gnedigen Herrn an euch gehabt. Ich wils euch offenbaren, was mein anligen sey, Euch auch daneben berichten, Was ich dagegen anzufangen gemeint sey, Ihr sollet mir aber erstlich einen Eyd, den ich euch vorsagen werde schweren, Das jhrs niemandt offenbaret, Sondern bey euch behalten, Wie sonsten inn dieser sachen mit rhat vnd that behülfflich sein wollen, Wann jhr das thut, wil ichs euch offenbaren. Das wil ich fur meine Person gerne thun. Ich wil auch fur meine Person euch in diesem gerne wilfahren. Nun wolan, So haltet zwey Finger auff, vnd sprechet mir nach: Sie recken zwey Finger auff, er spricht jhnen fur, vnd sie sprechen es jhme von worten zu worten nach. Ich gelobe vnd schwere, Das ich das jenige, so mir jetzt vnd in vertrawen wird offenbaret werden, wolle in guter geheime halten, Vnd solches mich von niemands, Er sey aus wes Standes er wolle, Weder mit Gelde, Guten Worten, Noch gewalt wolte abfragen, Oder zwingen lassen, Vnnd das ich inn dieser sachen meinen Rath geben, Vnd mit der that wil volnbringen helffen, Ohne einige ausflucht vnd behelff, Wie das Namen haben mag, Vnd das ich solchs trewlich zuhalten gemeint sey, Ruffe ich zu Zeugen, Sonne, Mond, Stern, Lufft, Himmel vnd Erden. Weil jhr dann nun mir diesen Eydt geschworen So wil ich mich versehen, Jhr werdet denselben wol betrachten, vnd in acht nhemen, vnd wil nun mein anligen euch kürtzlich offenbaren. Es ist an deme, Das mich mein Vater heint hat vorbescheiden, Vnd hat mir nicht allein ein hauffen vnnützer Wort geben, Sondern hat daneben furgeben, Mein Bruder sol nach seinem Tode jhn allein erben, Die Regierung vnd das gantze Landt allein verwalten, Mich aber wolte man mit Gelde abkeuffen, vnd zum Lande hinaus weisen, Vnd als man mir ein solch vnkeusches angemuhtet, habe ich mich, wie nicht vnbillich, darüber beweget, (Dann ich bin so gut als mein Bruder.) Nun habe ich verstanden, Man wolle mich gar beym Kopffe nehmen, vnd ins Hundeloch stecken, Derhalben bin ich auch hiehero gangen mich zuuerbergen. Nun hette ich darauff gedacht, weil man im Sprichwort sagt, Wer einem andern eine Grube gräbt, der fellet selber darein, Ich wolte sehen, das ich mit ewer hülffe so starck vnd mechtig köndte werden, So wolte ich jhnen zuuor kommen, Vnd was sie an mir volnbringen wolten, solte jhnen selber begegnen, Vnd wolte so wol meinen Vater, als auch Bruder, Wie auch seine Räthe, die kalen Schelme, so es gerhaten, Bey die Köpffe nhemen, Vnd mich mit gewalt ins Regiment setzen, Doch wil ich ewer bedencken, wie ichs anschlagen möge, hierüber hören. Ho Ho, Vmb diese sachen dürfft jhr euch so hart nicht bekummern, Den stehet wol vorzukommen, Das jhr euch aber solt abfinden lassen, das kan jch nicht rhaten, Dann was ist ewer Bruder besser als jr, Ich kan euch auch nicht verdencken, Das euch solchs verdreust, Es sol mich selber verdriessen, wann michs angienge. Das jhr aber auch vermeldet, Man wolle euch bestricken, Das kömpt mir frembd fur, Vnd dencket jr billich auff gegen mittel, Ewer vorschlag were wol nicht böß, Ich fürchte aber, wir seind zu schwach, Vnd ob wirs schon ins werck richten, möchten seine Vnderthanen vns zu starck werden, vnd sie nicht allein aus der Gefengnis erledigen, Sondern vns allen auch die Hälse entzwey schlagen. Das ist bey Gott war, Wann aber mein Rath gelten solte, So wolte ich rhaten, Man müste sehen, Wie man den Alten Vnd sein Gemahel, Die doch ohne allen zweiffel Vormünder sein, vnd ein stadtlich Leibgeding haben wird, vber die halbe reumede, Vnd wann das geschehen, So müste dan der Bruder, Sein Weib, vnd sein Sohn auch herhalten, Vnd das müste fein vnuermerkt zugehen, So kemet jhr als dann, als der rechter Herr vnd Erbe, zum Regiment. Das ist bey Gott ein guter weg, Der gefellt mir gar wol, Dar habe ich bey Gott nicht in der erste auff gedacht. Es ist wol war, es gienge wol an, Wie kan ich aber füglich darzu kommen, Ich bin in grossen vngnaden, vnd darff mich nicht sehen lassen. Den Rhat wil ich euch baldt geben. Lasset ewren Vater beschicken, Ihr wollet jhne gerne anreden, Vnd wann jhr zu jhme kommet, stellet euch gegen jhne, Wie auch ewern Brudern, Auch die Rhäte gar demütig, Freundlich vnd gnedig, Weinet, Thut einen Fueßfall, Vnd erzeiget euch, als wenns euch leid were, Erbietet euch zur besserung, Vnd stellet euch gar kläglich, Wenn das geschicht, so werdet jhr jhnen allen das Hertze stelen, Vnd wenn jhr das volnbracht, könnet jr gute gelegenheit bey sie zukommen haben, Vnnd dann alles nach wunsch verrichten. Thut dieses nur auffs aller erste, Inmittelst wil ich mit meinem Gesellen darauff dencken, wie jhrs dann ferner anschlagen möget. Das ist zwar ein guter vorschlag, Besser köndts nicht angefangen werden, Dann es wird dann sein, als wie der verlorne Son wider zu Hause kam. Wann jhr das zu werke gerichtet, wollen wir euch dann wol weiter rhaten, Wie das vbrige möge füglich zu wercke gerichtet werden, Vnd wann jhr vns wider wollet ansprechen, so wollen wir hier an diesem orth allezeit ewer warten. Nun habt grossen danck vor diesen Rhat, Ich wils wider in gnaden erkennen, Ich wil nun hingehen, vnd sehen, Ob ich einen bekommen könne, Der mich bey meinem Herrn Vater wolle anzeigen. Wanns aber so weit kommen, das alle sachen richtig sein, So müssen wirs gleichwol nicht vmbsonst gethan haben. Die Heuser vnd Vorwercke, welche die Fraw Mutter zum Leibgeding hat, thun es wol, Dann vor was gehöret was. Seid zu frieden, Wanns so weit kompt, so wollen wir hieüber vns wol vertragen. Die beiden gehen abe. Nero gehet aus dem Holtze, vnd kompt wider auff die Brücken. Ich mus sehen Ob ich füglich köndte an Garrilum kommen, Das er mich möge anzeigen, Der posse sol rechtschaffen angehen, Harre, haben sie mich premsen wollen, Ich wil sie wieder premsen, Der Teuffel sol sie vber einen hauffen holen. Aber sihe, Dorth sehe ich Fidelem gehen, Ich mus zu jhme gehen, vnd jhne ansprechen. 6. Szene Scena sexta. Nero. Fidelis. Höre Fidelis Es ist an deme, Das ich diesem handel hab nachgedacht, Vnd befinde nun so viel, Das ich zuuiel vnd vnrecht gethan, Das ich meinen Herrn Vater zu Zorn beweget, Ich bin truncken gewesen, Vnd habs so nicht bedacht, Es ist mir von Hertzen leid, was ich gethan habe, Vnd wil mich gerne bessern, Wolte auch gerne meinem Vater vnnd Bruder ein Abbitt thun, vnd vmb verzeihung bitten, Ich bitte, Du wollest es mit dem besten meinem Herrn Vater berichten, Wo fern du aber vermerckest, das es gefahr hat, vnd mein Herr Vater mich nicht hören wolte, mustu mirs berichten, Damit ich jhme bey zeiten aus dem wege gehe. Die rede gefellt mir nun besser, als sie vor diesem gelautet hat. Ich bin fur meine Person höchlich erfrewet, Das jr euch bedacht, Ich wils auch meinem Herrn berichten, Vnd zweiffel nicht, es wird jhme ein hertzliche frewde sein, Gehet nur dieweil in ewer Losament, Ich wil euch baldt bescheidt bringen, Ihr dürfft euch nichts befahren, Ich wil euch vor allem schaden gut sein. Gehen beiden abe. Mvsica. 4. Akt 1. Szene Scena prima. Seuerus. Probus. Fidelis. Justus. Constans. Verax. Ja, lieben Räthe, Ich werde wider meinen willen den weg, Dauon geredet worden, Mit meinem Sohn müssen vor die handt nhemen, Dann ich nicht spüren kan, Das es jhme leid sey, das er sich derogestalt gegen mir bezeiget, Oder, das er sich zu demütigen willens sey. Ich bin auch nun willens, es jetzo zu beuhelen, Das sie jhnen bey der Faust nhemen, Vnd in ein Gemach verstricken sollen. Inmittelst kompt Fidelis. Was wiltu? Gnediger Herr, Ich habe E.G. etwas zuuermelden, Daran hoch gelegen, Vnd zweiffel auch nicht, Es werden so wol E.G. als die andern, so hie bey E.G. sein, ein sonderlich gefallen vnd frolocken darob haben. Was ists dann? Gnediger Herr, Es ist jetzunder E.G. Sohn Nero bey mir gewesen, Vnd mit weinenden Augen, seufftzen, vnd wehklagen mir vermeldet, Das es jhme von hertzen leid sey, Das er sich derogestalt gegen E.G. bezeigt Vnd wolte nun gerne derselben solchs abbitten, Hat mich auch gebeten, Ich möchte es E.G. vermelden, vnd anzeigen. Ist das gewisse? Es ist furwar nicht anders, Vnd es solte mir leid sein, das ichs sagen solte, wenns nicht so were. Nun Gott sey lob vnd danck, das es dahin kommen, Ey nun müssen auch E.G. jhren Zorn fallen lassen, Dann es heisset, Nimmermehr thun ist die beste Busse. Wanns nur ernst were. Ey das stehet zu hoffen, E.G. höre jhnen, was er vorbringen wirdet, So bedarff er sich hernach nicht beklagen, das man jhne nicht hören wollen. Ich achte es auch dafür, Es sey billich, das jhn E.G. hören, Dann es ist zu befürchten, Wann er nicht solte gehöret werden, weil er auff einen guten weg kommen, es möchte jhn vor den Kopff stossen, vnd zu mehrem trotz, vnd anderer vngelegenheit verursachen. Ey ja, Herr Vater, E.G. die hören jn, Es ist gleichwol E.G. Fleisch vnd Blut, Ich wil auch fur meine Person hertzlich gerne mit jhme ausgesönet sein. Nun wol an, So sol der mangel diß mal an mir auch nicht sein, Gehe hin, Vnd laß jhn zu mir kommen, Aber Gott gebe, das es von Hertzen gehe. Fidelis gehet abe. Seuerus vnd die andern schweigen stille, vnd stellen sich an, als wenn sie in tieffen gedancken weren. 2. Szene Scena secunda. Fidelis. Nero. klopffet an Neros Losament, vnd spricht. Kommet Herr, Es ist nun zeit, Die sachen wollen gut werden, Ewer Herr Vater, vnd ewer Bruder, vnd die Rhäte sein schon bey einander, vnd warten auff euch. Ists auch guter glaube? Hab ich mich etwas wiedrigs zubefarn. Nein fürwar, Wo ferne jhr euch nun recht halten werdet, dürfft jhr nicht befürchten, Ich wil euch fur allem schaden gut sein, Kommet nur flugs fort, Sehet dar ist ewer Herr Vater, Ich wil nun hingehen, Ich habe sonsten was anderst noch zubestellen. stellet sich, als wann er weinet, fellet auff die Erden, vnd küsset sie, reuffet die Haar, reisset das Wambs auff, vnd sagt. Ach ich bitte vmb gnade, Ich habe zuuiel gethan, Der Trunck hat mich verführet, Es ist mir alles leid aus grundt meines Hertzen, was ich gethan habe, Es sol nun vnd nimmermehr geschehen. Fellet dem Vater fur die Füsse, vnd küsset jhn. Ach lieber Vater, vergebet es mir ein mal, Ich wils alle mein lebtag nicht mehr thun. Fellet jhm darnach vmb den Halß, vnd spricht. Ach lieber Vater, sol es dann vergeben sein, Ich wil mich gerne nach ewer Lehr vnd vermhanung schicken, Vnd wie jhrs verordnet, durchaus wol zu frieden sein. Ach, ich bitte vergebet es mir das einmal, Ich wil mich derogestalt gegen euch nunmehr bezeigen, Vnd wo ichs mehr thue, sollet jhr mit mir anfangen, was jhr nur selbst wollen, Vergebet es mir nur das ein mal, Es sol nun vnd nimmermehr geschehen, Der Trunck hat mich dißmal verführet. Du weist dich zu berichten, Nero, wie trotzig vnd muthwillig du dich gegen mir jederzeit erzeiget hast, Weil er also redet mit jhme, mus er jmmer stehen, vnd die Hende winden, die Haar rauffen, vnd grünsseln. Vnd ob ich wol dich zum offtern vermanen lassen, vnd selber vermahnet, Von solchem trotz abzustehen, Hat es doch bey dir keine stadt finden mögen, Wie ein rauchloses leben du ein zeitlang mit Fressen, Sauffen, Vnd Huren geführet hast, ist dir wol bewust, Es hat kein straffen vnd vermhanen bey dir helffen wollen. Vnd zu allem vberfluß, Als ich dich in meinem hohen Alter vorbescheiden, vnd zu aller Gottsfurcht, Gehorsamb gegen deine Eltern, vnd zu Brüderlicher einigkeit vermhanen wollen Hastu solchs alles verquer ins maul genommen, Mir trotzliche, spitzige vnd hönische Wort gegeben, Vnd mich also in meinem hohen Alter betrübet, vnd zum Zorn beweget, Wie wol dir nun solches angestanden, vnd wie dir solches gebüret, das kanstu bey dir selber, so ferne du anderst ein ehrliche Ader im Leibe hast, abnehmen Vnd du wirst es sehen, Das Gott dich straffen wird, hie zeitlich vnd dort ewiglich, Denn Gott wil die Eltern von den Kindern geehret haben, vnd wer das nicht thut, dem kans nimmer wolgehen. Vnd ob ich wol grosse vrsach, auch gute fug vnd macht deshalben einen gebührlichen ernst gegen dir furzunhemen, Wie ich dann schon die verordnung darauff gethan, vnd solche mittel fur die handt nemen wollen, Dadurch ich dich zur demut bewegen könte, So wil ich doch dessen vngeachtet, Weil du dich selber demütigest, vnnd lest dirs leid sein, vnd auch vmb verzeihung bittest, meinen gefasten zorn fallen lassen, vnd herwider dich zu gnaden auff vnd annhemen. Gedencke aber, vnd las dirs ein warnung sein, vnd Bessere dich, Wie du auch solches zugesagt hast, Nero gibt jhnen die Handt, vnd fellet seinem Vater vmb den Halß. Ach lieber Vater, Das ich euch offt zu zorn bewogen, das weis ich gar wol, Es ist mir aber nun von hertzen leid, vnd wil mich derogestalt bessern, das jhr ein sonderlich wolgefallen darab haben sollet, Vnd thu mich gantz dienstlich bedancken, Das jhr mich wider zu gnaden auffgenomen, Ich wils auch hinwider Söhnlich zuuerdienen wissen, Auch mit willen nimmermehr zu zorn bewegen. Wendet sich darnach zu seinem Bruder, helset denselben auch, vnd spricht. Lieber Bruder, Habe ich dir etwas zuwieder gethan, so verzeihe mirs, vnd schreibs meiner Jugendt zu, Ich wil mich bessern, vnd mit dem, was mir mein Herr Vater geordnet hat, gerne zu frieden sein, vnd wil nicht allein dein Bruder, Sondern dein Diener sein, vnd mich freundlich gegen dir bezeigen. Lieber Bruder, Ich habe niemals gegen dir einigen groll oder widerwillen gefast gehabt, Das du es aber biß dahero so wilt angeschlagen, ist mir von hertzen leid gewesen, Ich bin fur meine Person mit dir wol zu frieden, Wil dir auch gerne allen Brüderlichen willen erzeigen vnd beweisen. Geben einander die Hände. Vnd darnach den Räthen semptlich, vnd spricht. Ihr Ehrlichen Leute, Habt ich jemands etwas zu nahe gethan, so verzeihet mirs, Es ist aus Jugend vnd vnuerstand geschehen, Es sol nicht mehr geschehen, Grosse gnade kan ich euch nicht beweisen, So dürfft jhr euch auch keines schadens von mir befahren. Nun ist es hoch auff den tag, ich wil nun nach Haus zum essen gehen, kompt mit mir. Gehen alle abe. 3. Szene Scena tertia. Seditiosus. Hypocrita. Mich sol gelüsten, ob vnser vorschlag gelingen wolle, Ich habe wol so viel verstanden, Das der alte Herr mit den Rhäten wieder im Rhat gewesen ist, Ob aber der Junge Herr auch da gewesen, kan ich nicht wissen. O ja, Er wird ohne allen zweiffel auch da gewesen sein, Wir müssen aber nun darauff gedencken, Was wir jme ferner vor Rhat geben wollen, Wie wir jhme dann zugesagt. Ich hette so gedacht, Man müste auff die wege gedencken, Das erstlich der alte Herr müste ins Graß beissen, Denn wann der alte todt were, köndte man den sachen hernacher desto besser rhaten. Der meinung bin ich auch, Aber sein Weib müste auch daran, Dann die möchte vns sonstet allen handel verderben, Die Landtschafft ist jhr wol gewogen, vnd möchte sich zu jhr schlagen, So könten wir doch nichts fruchtbarlichs ausrichten. Das mus freilich sein, So könten wir vns auch desto besser begrasen, vnd vnsern Weitzen schneiden, Dann die Heuser vnd Vorwercke, so sie dann einbehielte, kommen vns eben recht zu passe. Wann aber die beiden hin weren, wie müste mans dann weiter anschlagen? So were noch gleichwol dieses Herrn Bruder, Der hat ein Jung Gemahel, Auch einen Jungen Erben, vnd köndte vielleicht noch mehr Junge Erben erziehen, Wie ich dann verstanden, Das sie jetzunder schweres Fusses gehen sol, Wie wolten wirs dann damit anschlagen? Ich dechte, Wann die beiden Alten hinweg weren, so müste der Junge Erbe auch daran, vnd wenn das volnbracht, Müste man die Mutter auch hinweg nhemen, vnd dann auffs letzte den Bruder, Vnd also lasse ich mich bedüncken, kan dieser Herr fuglich zum Regiment kommen, Dann es were je sonstet kein rechter vnd näher Erbe dazu, als eben er. Das ist war, Aber wie solche dinge alle vnuerdeckt können zugehen, das kan ich bey mir noch nicht befinden. Wan man es volnbringen wil, müste es so angestellet werden, Damit es heimblich, vnd ohne alle verdacht zugehe, Dann sonsten wolte es verrhaten werck sein, vnd würde alsdann auffs letzte erger werden, als es vorhin nie gewesen. Wir wollen warten, biß das er wider zu vns kommet, Das wir erst vernhemen, Wie der erste anschlag abgelauffen sey, vnd wollen seine anschlege auch hierüber hören vnd vns alsdann einer meinung mit jme vergleichen. Das bin ich zu frieden, Aber mich deucht, so ich recht sehe, so kompt er dort schon her. Bey Gott, er ist es. Wir wollen hie so lange warten, biß das wir sehen, wo er hinaus wil, Aber mich deucht, Er wolle gerade auff vns gehen. 4. Szene Scena quarta. Nero jauchtzet. Seditiosus. Hypocrita. Wuich, Wuich, Das ist vorerst ins werck gerichtet, Ich wil nun hingehen, vnd wil sehen, Ob ich könne bey meine Geselschafft wieder kommen vnd jhnen vermelden, Was ich ausgerichtet habe, vnd noch mit jhnen einer meinung, Wie ichs ferner angreiffen möge, vergleichen, Aber ich gleube, das sie dar schon vorhanden sein, Sie seind es furwar, Ich wil zu jhnen gehen, Dann ich mus die zeit nicht verseumen, Dann man saget, Weil das Eisen warm sey, so müste mans schmieden. Seid jhr hie? Das ist recht das jhr habt abscheidt gehalten, Die sachen sein alle richtig, Das habe ich nach allem wunsch ins Werck gestellet, Ich habe nun wieder einen Gnedigen Herrn Vater, vnd getrewen Bruder, vnd ist alles gros ding. Ich machte es wol so kläglich, das es einem Steine hette erbarmen mögen, Ich bin nun gar wider der verzogene Son, Ich hab müssen mit meinem Herrn Vater Malzeit halten, Aber wie schlagen wirs nun weiter an? Ey das höre ich gerne, Das der posse angegangen ist, Wie mans aber weiter anschlagen möge, dauon haben meine Gesellen vnd ich jetzundt geredt, Wir wolten aber gerne ewer bedencken auch hören. Was ists dann? Sagt her. Kürtzlich dauon zu reden, ist das nur der negste weg. Das erstlich ewer Vater vnnd Mutter, Vnd darnach ewers Bruders Son, Alsdann sein Weib, vnd dann letzlich ewer Bruder, vber die halbe gereumet werde, Aber wir wissen noch nicht, Wie man füglich, damit es nicht gemercket werde, darzu kommen könne, Derohalben wollen wir ewer bedencken auch gerne hören. Ich dachte so, Mein Vater pflegt gemeinlich in den Garten zugehen, Vnd darinnen zuschlaffen, vnd nimpt niemandts mit sich, Als meines Bruders Son, vnd so wolte ich darauff lauren, Wann er dann darinnen so alleine were wolte ich meinen Vater mit einem Beil ein par strich hinter die Ohren geben, vnd jhme einen Pfrim in den Kopff schlagen, vnd wieder heraus ziehen, Also, das man an jme nichts sehen solte, Damit wann die Leute hernacher jhne sehen, anderst nicht meinen, Er sey sonsten gehling am Schlage gestorben. Wann aber der kleine Junge, Meines Brudern Son bey jhme ist, Den wil ich flugs mit einem Stricke würgen vnd auch ligen lassen, Vnd wil jhme von Seiffen ein wenig Schaum in dem Mundt machen, Damit man meinen sol, Er sey an der schweren Kranckheit gestorben, Vnd wann ich dieses also verrichtet, Wil ich ein geschrey machen, Vnd so weis ich wol, Das niemandts mehr inn den Garten kommen wird, auch kommen darff, als meine Mutter, Dann ich weis meines Vatern brauch wol, Ich wil jhr auch zum vberfluß meines Vatern stimme insimuliren. Wann sie dann kompt, wird sie die Toden liegen sehen, Vnd darob ohne allen zweiffel sich entsetzen, So wil ich dann nicht weit von jhr sein, vnd jhr mit jrem eignen Messer die Gürgel abschneiden, vnd dann dauon gehen, Wann sie dann also gefunden werden, wird jederman meinen, Sie haben sich vber diese beide Todtfälle also entsetzt, vnd aus zweiffelmuth das leben genommen, Ich wil mich alsdann erzeigen, als wüste ich nichts darumb, vnd wil mich gar rewlich vnd kleglich anstellen, So viel aber meines Brudern Weib vnd jhne selber anlanget, wil ich auch noch wol sehen wie ichs mache, Ich wil aber gleichwol hieuon hernegst euch auch mein gemuth offenbaren, Ich mus nicht zuuiel auff ein mal auff mich nhemen, Mit diesen Dreyen wil ich furs erste verrichten. Potz Velten willen, das wil angehen, Besser hette es nicht können erdacht werden. Der anschlag ist gut, Sehet aber nur zu, das jrs hemblich machet, Vnd schmeisset wol zu auff den Alten, Dann die Alten haben harte Kopffe, vnd wartet nur nicht lange, Denn je ehe jhr darzu thut, je besser es ist. Wir wöllen nun wider hingehen, Vnd wann jhrs verrichtet, so kompt hier wider her, so wollen wir ferner dauon reden, Wie man ewern Bruder vnnd sein Weib auch vber die halbe helffe. Wann ich nur nicht zuuerzagt were, solch werck zuuerrichten, Dann ich habe noch mein lebtage kein lebendig Thier vmbs leben gebracht. Ey was verzagt, Ihr müsset ein Hertze fassen, Vnd thut nur alle streiche, vnd alle stiche ins Teuffels Namen, So werdet jhr wol ein Hertz bekommen. Wann jhr köndten Menschen Blut, Oder ein Hertz von einem Kinde bekommen, Vnd bratet das auff Kolen, vnd esset dasselbe ein, So sollet jhr wol behertzet werden, Dann ich habe wol gehöret, Das ehemals Mörder solches auch gethan, Auch so Blutgyrig darnach worden sein, Das wo jnen ein Mensch begegnet, Wanns auch jhr eigen Vater vnd Mutter were gewesen, hetten sie jne erwürgen müssen. Der anschlag ist auch gut, Dar wil ich doch wol rhat zu finden, Ich habe doch dar einen Schelm, ein Hurkindt, Daran ich doch zweiffel, das ich Vater dazu sey, Dem wil das Hertze aus dem Leibe lebendig schneiden, vnd sein Bluth auffangen, vnd zu hauffe ertrincken, vnd im Wein durch einander vermischen, das ichs desto bas hinein kriegen kan. Gehet jhr nur ewre wege, Ich wil meine auch gehen, vnd es mit allem fleis verrichten. Nero gehet abe. Ich wil nun hingehen, vnnd meinen Huren Son holen, Vnd wil jn hin in das Holtz führen, vnd thun wie ich gesagt habe. Ich mus auch in einem Potte nun Kollen, darauff ich das Hertz braten kan, Vnd ein Fläsche mit Wein, darein ich das Bluth vermischen, vnd ein Glasichen, daraus ich trincken könne, mitnhemen. Nero gehet ins Losament, vnd wil den Jungen holen. 5. Szene Scena quinta. Hypocrita. Seditiosus. Ich gedencke daran, was wir jetzunder berathschlaget haben, Wann das ausbrechen solte, würden wir alle auff den Teuffel kommen. Was solte auskommen? Man mus ein raum Gewissen haben, Wann man solche sachen verrichten wil, Wer hat vns gesehen? Oder, wer weis von vns zusagen? Was hastu dauon zusagen? Kom mit mir, Wir wollen zusammen ein Kännichen Wein zu vns nhemen, vnd das Hertzleid vertrincken. Gehen abe. 6. Szene Scena sexta. Nero Vnd sein Vnehelicher Son Infans. Der Knabe tregt die Flässche am Halse, vnnd den Pott mit Kolen in der Handt, vnd gehet in das Holtz. Vater, wo wollet jhr hingehen? Wir wollen mit einander ins Holtz spatzieren gehen. Es ist heute schon wetter, Da wollen wir einen Meytag halten. Was wollet jhr dann mit diesen Kolen machen? Da wil ich Fewr von machen, Vnd ein Essen dabey kochen. Habt jhr doch kein Fleisch, oder sonstet etwas zukochen bey euch. Sey zu frieden, Ich wil wol etwas finden. Haben wir dann noch weit nach dem ort, da jr hin wollen? Nein, wir haben nicht weit, Wir wollen baldt dahin kommen. Wie weit wollen wir dann ins Holtz hinein gehen, ehe wir essen. Las dich nicht verlangen, Wir werden baldt zur stedt kommen. Gehet allenhandt fort, darnach spricht er. Hie wollen wir bleiben, Setze die Flässche mit dem Wein, Vnd den Topff mit den Kolen dahin, Vnd komme dann hiehero zu mir, Der Junge setzt es nieder, gehet darnach hin zu seinem Vater. Was sol ich nun mehr thun lieber Vater? Nim das Holtz, vnd blase die Kolen auff vnd mache Fewr. Das Jünglein gehet hin, vnd thuts, Inmittelst gehet er auff vnd nieder, vnd sihet gar Blutgyrig aus. Was wollet jhr dann nun mit dem Fewr machen? Ich wil etwas dabey braten. Ihr habt jo nichts bey euch, das jhr braten könnet. Las dich nicht verlangen, Ich wil baldt was bekommen. Schweiget ein wenig stille, vnd bedencket sich, was er thun wil. Ach Vater, Ich kan hie nicht lenger bleiben, vnd weis nicht, Wie mir so angst vnd bang, das ichs nicht sagen kan, O behüte Gott, Wie grawet mich so sehr. Thut als wolte er weg lauffen. Hörstu nicht, komme zu mir, Das grawen sol dir baldt vergehen. Ach Vater, Ich kann hie nicht bleiben, Mir ist gar zu angst. Vnd laufft jmmer fort. laufft jhme nach, vnd ergreifft jhn bey dem Arme, vnd führet jhn wieder zu rügk, vnd sagt. Du must mit mir gehen. Ach, Ach, Ach, Wie ist mir so angst vnd wehe, Mir wird gewisse ein vnglück widerfaren. Als der Junge diese Wort redet, laufft Nero von jhme weg, vnd gehet auff vnd nieder in gedancken. Ach Vater, Lasset mich doch zu Hause gehen. Kom her. Nero reisset jhme das Wambs auff, vnd wirfft jhn auff die Erde, der Junge rufft, vnd spricht. Ach Vater, Was wolt jhr machen? Ich hoffe ja nicht, das jhr mich schlachten vnd braten wollet. Schweig stille, Vnd halt das Maul. Ach Vater, Ach Vater, Ich bin ja ewer Fleisch vnd Blut. Schweig, Vnd setzet jhme das Knye auff den Hals, das er nicht mehr ruffen kan, der Knab aber grunselt gleichwol. Warte, ich wil dir das grünseln bald verbieten, Streichet die Ermeln auff, nimbt ein Messer, vnd schneidet seinen Leib auff, vnd schepffet mit einem Schälichen jhme das Bluth aus seinem Leibe, vnd setzt es bey sich, Darnach nimpt er das Hertze jhme aus dem Leibe, vnd wirfft den Cörper in ein Loch, Nimbt darnach das Gläsichen, vnd vermischet das Bluth mit Wein, vnd trinckts aus, Das Hertze legt er auff die Kolen, bratet das, vnd frissts auff, Wann er das so alles verrichtet, gehet er abe, und spricht. Nun deucht mich, ich sey so keck, Wann mich der Teuffel begegnete, ich wolte mich an jhnen machen. Ich wil nun hingehen, vnd vernhemen, Ob mein Vater heute wil in den Garten gehen, Damit ich mich darauff auch könne gefast machen. Gehet abe. 7. Szene Scena septima. Seuerus vnd Innocens, des Probi sein Sönichen. Kom mein Sönichen, Wir wollen wetter in den Garten gehen, vnd wollen vns vnter einen Baum legen vnd ein wenig ruhen. Ja Herr Großvater, Was euch gefellt, Aber ich weis nicht, Wie mir ist, Mir ist so bange dafur, das ich in den Garten gehen sol, Mir ist alle mein lebtag so seltzam nicht gewesen. Es hat kein noth, Wann du geschlaffen hast, so wils wol besser werden. Seuerus setzet sich bey einem Baum, vnd Innocens bey den andern bey jhme nieder vnd schlaffen. 8. Szene Scena octava. Nero. Fidelis. Ich möchte gerne wissen, Ob mein Vater in den Garten gehen werde oder nicht. Ich wil sehen, Ob ich könte zu der Kämmerlinge einen kommen, damit ichs vnuermerckt erfahren möge, Aber sihe, dort kompt Fidelis her, Zu dem wil ich gehen, vnd jhn so weitleufftig fragen, Wie stehet es Fidelis? Es mus sich leiden. Es ist heute schon Wetter, Vnd wann ich wuste, das mein lieber Herr Vater meiner nicht bedarff hette, wolte ich ein wenig in das Holtz hinaus spatzieren gehen. Das könnet jhr wol thun, Ewer Herr Vater ist doch gleich in den Garten jetzunder gangen, mit ewers Brudern Sohn, Vnd hat sich schlaffen gelegt vnter einen grünen Bawm. Wann er aber auffwacht, vnd nach mir fragen würde, mustu mich entschüldigen. Ich wils gerne thun. Es ist furwar nicht gut, Das mein Herr Vater mit dem Kinde so allein gehet, Er ist nunmehr ein alter Herr, Vnd wann jhme so etwas ankeme in der haste, was wolte jhme das Kind helffen? Es ist war, Ich habe es I.G. offt gesagt, Aber sie wollen niemands bey sich haben. Ich wil jetzt hingehen, Dencke aber, vnd entschüldige mich auch. In Gottes Namen. Nero gehet abe. Ich wil nun auch hinwandern, weil mein Herr schlefft, Dann es hat mich ein guter Freund bitten lassen, das ich mochte zu jhme kommen, Zu dem wil ich nun gehen, vnd mit jhme reden, Ich gedencke, ich wil die zeit wol rhamen, wann mein Herr wider wach wird, Damit ich alsdann auffwarten könne. Gehet abe. 9. Szene Scena nona. Nero. Seuerus. Innocens. Patientia. Nero kompt, vnd hat eine Barte in der Hand, gehet in den Garten, schleicht gar heimblich zu seinem Vater, setzt jme den Pfrim auff den Kopff, vnd schlegt jn mit der Barten darauff. Wann der Vater den schlag fühlet, wischet er aus dem schlaff, vnd begreifft seinem Son das Beil, vnd spricht. O mein Son, Wie kömpstu hierzu? Bedencke doch das Vierde Gebot, vnd meine trewherzige vermanung. Der Son schweiget stille, vnd reisset mit gewalt seinem Vater das Beil aus der Hand, der Vater rufft weiter. Sohn ich bitte dich vmb Gottes willen, Thue gemach, vnd bedencke was du thust. schlegt auff jhn zu, vnd spricht. Du must nun halten, Das heist, lege mich noch mit Golde abe, vnd jage mich zum Lande aus, vnd berathschlage, Du wollest mich ins Gefengnis stecken. Ach mein lieber Son, Ich bitte dich vmb Gottes willen, schone mein, deines alten Vaters, Der es so gut jederzeit mit dir gemeinet hat. Das hilfft jetzunder nicht, Du must nun daran. Vnd schlegt jmmer zu. Nun wolan, Kans dann nicht anderst sein, So beuhele ich dir Gott meinem HErrn meine Seele in deine Hende, Beuhele dir die Rache, Vnd bitte Du wollest dieses mein vnschüldig Blut rechen, Vnd eben Dich Neronem wil ich citiren vor das gestrenge Gericht Gottes, Da soltu Rechenschafft geben von diesem meinem Blut. Nero schlegt jhn in den Nacken, das er ligen bleibet, vnd zeugt jhme den Pfriem aus dem Kopff, vnd streichet das Loch am Kopff mit Erden zu, vnd spricht. Was hat der alte Schelm ein hart Leben. Darnach gehet er zum Jungen Herrn, thut jhm ein Strick vmb den Hals, Der Junge Herr wisschet auff, vnd spricht. Ach Vetter, Was wolt jhr mir thun? Ich hoffe jo nicht, das jhr mich wolt vmbbringen. Nero zeucht allenhandt zu. Ach lieber Vetter, Ich bitte vmb Gottes willen, lasst mich leben, Ich wil euch alle meine Docken geben. Ach mein lieber Vetter lasst mich leben. Nero würget jhn, Thut den Strick wider weg, vnd machet jhme vmb das Maul einen weissen schaum, verbirget sich darnach im Garten, vnd rufft alsdann vber laut. Patientia, Patientia Komm mir zu hülffe, Komm mir zu hülffe. Alsbaldt kompt die Fraw gelauffen, wie sie den Toden sihet, erschrecket sie hefftig, vnd fellet zur Erden. Ach, Hilff Gott, Wie gehet das jmmer zu. Inmittelst springt er von hinden zu, wirffet sie auff den Rügken, zeugt jhr das Messer von jhrer eigen scheiden abe, wie sie das sihet, ruffet sie. Ach Sohn, Wie kompstu zu dieser grewlichen that? Ach bedencke doch, das ich dich vnter meinem Hertzen getragen, Mit schmertzen geboren, Vnd mit meinen Brüsten geseuget habe. Ach mein lieber Sohn, Ich bitte dich, las mich doch leben, Was ist dir mit meinem Tode geholffen? Ach lieber Sohn, gedencke doch, Wie saur du mir worden bist, ehe dann ich dich zur Welt geboren habe. Halt, halt, Das hilfft hier jetzunder nicht zu. Ceter, Ceter Mordio vber dich Mörder vor dem gestrengen Gerichte GOttes vber dies vnschüldig Blut, so du jetzunder vergeussest. Nero sticht jhr die Gürgel abe, Inmittelst rufft sie. HErr Jhesu Christe, nimb meine Seele. Wenn er das alles verrichtet, gehet er stilleschweigens hinweg vnd lesst sich nicht mercken. 5. Akt 1. Szene Scena prima. Probus, vnd die andern Rhäte Justus, Constans, Verax. Ey mir ist gar vbel, Das Hertz ist mir so schwer, das ich schier nicht sagen kan, wie mir ist. E.G. gehen ein wenig in den Garten spatzieren, vnd bewegen sich ein wenig, So wirds vielleicht wol besser werden, Es ist doch ohne das schöne Wetter, So sein auch E.G. des einsitzens nicht gewohnet. Ich bin zu Nacht dermassen durch einen schrecklichen Traum erschrecket worden, das ich nicht allein dauon erwacht, Sondern auch mir alle Glieder erzittert haben, Wie ich dann solch schrecken vnd zittern noch fühle. Ey E.G. müssen sich an Treume so nicht kehren, Dann Treume sind Treume, Es were auch nicht gut, das sie allezeit müsten oder solten wahr werden. Es ist wol wahr, Aber dieser Traum, den ich gehabt, hat mich gar zu sehr erschreckt vnd bewegt, vnd so trawrig gemacht, Das ich nicht weis, wie mir ist. E.G. verzeihe mir, das ich frage, Was hat deroselben dann getreumet? Ach, was solte mir getreumet haben, Es war leider nicht viel guts, Gott behüte nur, das es nicht wahr werde, Ich wils euch aber kürtzlich erzelen. Mir treumte, Das mein lieber alter Vater were in seinen Garten schlaffen gangen, Vnd hette niemands anderst bey sich gehabt, dann seinen Son, Vnd in solchem schlaff weren sie beiderseits ermordet worden, Meine Mutter hette das geschrey gehöret, Were zugelauffen, Als sie nun dar kommen, were sie gleicher gestalt vmbs leben gebracht. Vnd in solchem schrecken erwachte ich, vnd dauchte mir, Ich sehe meinen lieben Vater, vnd meine liebe Mutter, sampt meinem lieben Sohn ermordet vor mich liegen, vnd insonderheit, das meine Mutter ein Messer in der Gürgel hette Vnd hierüber hab ich mich so hefftig entsetzt, das es vber alle massen ist, vnd machet mir das vollent gedancken, Das mein lieber Vater so allein in den garten zugehen pfleget, Nun ist die Welt böse, Wer weis, was Gott verhenget, Was nicht geschehen köndte, Aber der Allmechtig Gott wende es gnediglichen abe. Behüte Gott, Das ist jo ein schrecklicher Traum, Da behüte jo Gott der Allerhöheste für, Aber ich habe wol ehe gehort, Wann einem so schreckliche Trewme vorkommen, So bedeut es wol zu zeiten etwas guts, Aber wie dem allen, so seinds Trewme, E.G. trawen vnserm HERRN Gott, vnd geben sich zu frieden, Es wird alles, ob Gott wil, kein noth haben, Vnd weil es doch schon Wetter ist, so gehen E.G. ein wenig in den Garten spatzieren. Nun so gehet dieweil in mein Gemach zum essen, Ich wil inmittelst in den Garten ein wenig spatzieren gehen. Die andern gehen abe. 2. Szene Scena secunda. Probus aber gehet in den Garten, wie er nun hinein kompt, gehet er ein wenig stilleschweigend auff vnd nieder, darnach ersihet er die Toden, vnd spricht. Wer sein dann die, so da ligen? Mein Hertz ist mir so schweer, Mir ist so angst, das ich nicht weis, wie mir ist, Ich hoffe jo nimmermehr, Das mein Traum war worden sey, Ich mus hinzu gehen, vnd sehen, wer sie sein, Es sein jhrer Drey, Einer ist ein alte Person, Einer ein Weibs Person, Vnd eines ein Kindt. O wie zittert mir mein Hertz, Wie angst ist mir, Je näher ich schier hinzu komme, je weher mir wirdt. Gehet allenhandt hinzu, darnach spricht er. O hilff Gott, wie gehet das jmmerzu, Das ist mein lieber alter Vater, Fellet jhme vmb das Leib, vnd küsset jhn. O du mein lieber Vater, O du mein lieber Seuere, Bistu nun zu deinem grossen vnglück hier in den Garten schlaffen gangen, Küsset vnd schüttelt jhn, legt jhn dann wider nieder, vnd stehet auf. O behüte Gott, Welch ein vnglück ist das, Ach wie gehet doch das jmmerzu. Ach ich wolte, das ich nun todt were. Weinet, darnach gehet er furder, sihet seinen Son ligen, vnd spricht. Innocens, ligstu auch hier? O mein lieber Son, bistu auch todt? Nimbt jhn auf die arme, schüttelt jhn, trägt jn herumb, vermeinet jhn wider zuermuntern. O du armes vnschuldiges Kind, Wer ist doch so kühn gewesen, Das er vber sein Hertz hat bringen können, dir armen vnschüldigen Kinde, Der du niemand jemals hast leid gethan, Sein leben zunhemen. Küsset jhne. O du mein lieber Sohn, Ach du armes vnschüldiges Kind, Ich hette verhoffet, Frewde an dir zuerleben, Aber nun ists alles vmbsonst. Dann ich vermeinte Du hettest mir in meinem Alter sollen zu trost vnd labsal kommen, Mus ich leider, Gott erbarme es, dich hie in deinem vnschüldigen Blut todt finden. O wehe mir, Vnd ob ich wol an dem betrübniss gnug habe, das ich derogestalt dich finden mus, So werden doch vber diß meine schmertzen vermehret, Das ich nicht wissen mus, Wie du vmb dein leben gekommen bist. Legt jhn wider nieder, vnd küsset jhn, Darnach gehet er furder, vnd findet seine Mutter. O liebe Mutter, liget jhr auch dar. Küsset sie. Ach, Ach, Habe ich so alt diesen tag zuerleben, werden müssen, Ach, Was sol ich doch nun machen? Wem sol ich meine noth klagen? Bey wem sol ich hülff vnd rath suchen? Wem sol ichs zumessen, der diese grewliche Mord thaten begangen habe. Küsset die Mutter. O mein liebe Mutter, Wolte Gott, Ihr hettet mich zur Welt nicht geboren, Damit ich diß vnglück nicht erleben dürffen. Schweiget ein weile stille, vnd gehet trawrig auff vnd nieder, darnach spricht er. Ach, möchte ich doch nur so glückselig sein, Das derselbige, so diese Mordthat volnbracht, ein solch Hertz möchte haben, vnd mir jetzundt begegnen möchte, vnd mir der qual auch abhülffe, Damit ichs nicht besser haben möchte, als es leider diesen widerfahren ist. O du mein lieber Seuere. O du mein lieber alter vnschüldiger Vater. Küsset jhn. Hastu biß an jtzo so ein stadtlich Alter erreichet, vnd in gutem friede vnd ruhe gelebet, Keine Krankheit vnnd vngelegenheit dein lebtag nicht entfunden, vnd must so kleglich, erbarmlich vnd vnuermuthlich vmbkommen. Ach lieber Vater, Ach lieber Seuere. Küsset jhn. Was mag es doch vor ein vnuerschemet Hertz vnd gemüth gewesen sein, Das sich nicht geschemet, An ein solch alt graw Haupt seine Hände zulegen, Was fur ein kühne that hat er doch an einem alten schlaffenden Mann verrichten können? Das er den vmbs leben gebracht. Stehet auff, vnd gehet zu seinem Sohn, küsset jhnen, vnd stehet wieder auff. O du armer Innocens. Der du mit Nahmen vnnd That billich Innocens genennet wirst, Dann weme hastu etwas jemals zuwieder vnd zuleide gethan? Wen hastu mit Worten vnnd gebeerden erzürnet? Weme hastu vrsach gegeben, sich vber dich so zuerzürnen? Das er auch seinen Zorn nicht hette anderst brechen können, Ehe dann zuuorn er dir dein Junges herblühendes leben nhemen, Vnd dein armes vnschuldiges Blut vergiessen müssen. O du armer Innocens, Ach du mein lieber vnschüldiger Son. Küsset jhn. Was mus der doch ein vnbarmhertzig gemüth gehabt haben, Der seine Handt an dich vnschuldiges Kind gelegt hat, Kein Leuwe, Kein Hundt solt es gethan haben, Dann die hetten sich viel zu großmühtig darzu geachtet, dasselbe, so sich nicht wehren kan, anzugreiffen, Ein vnuernünfftigs Thier, Ein Schwein, Ein Henne streitet fur seine Jungen, Vnd lesst sich ehe selber vmbs leben bringen, ehe das es zulesst, das jren Jungen etwas widerfahren müsse, Aber ein solch Gemüth hat dieser Mörder nicht gehabt. Wolte Gott, er hette an stadt seines Hertzen vnd Gemühts eines solchen vernünfftigen Thiers gemüth vnd Hertz, wie ich erzelet habe, gehabt. So würde er seine Hände an dich, meinen lieben Son, nicht gelegt haben. O liebe Mutter, O liebe Mutter, Mus ich euch hie so sehen, Nicht als einen Menschen, Sondern wie ein Schwein oder Ochsen, (Den man auch den Hals pfleget abzustechen) Todt ligen sehen. Was ein Manhaft gemüth mus der gehabt haben, Der seine kühnheit an euch, als einer Weibs Person, die keine gegenwehr thun können beweisen müssen, Stehet wider auff, gehet auff vnd nieder, spricht entlich. Aber was hilffts, das ich hier so gehe, vnd mein Hertz vollends bekümmere, Weil ich nicht wissen kan, vnd weis, Wer dieser that schüldig ist. O wolte Gott, das ich so glückselig were, Das ich mich an jhme rechen köndte. Aber was were es dann auch mehr, Was köndte ich jhme thun? Ich köndte jhme nicht mehr als das leben nhemen, Vnd würde dadurch gleichwol das arme vnschuldige vergossen Blut nicht erretten, noch desselben wieder teilhafftig werden. Schweiget ein weil stille. Rufft mit lauter Stimme. O Gott, Weil ich mich dann nicht zurechnen weis, So wil ich dich, als einen gerechten Gott Der solche that zustraffen nicht vnterlassen wirt, zum hülffen vnd Executorn dieser that angeruffen, vnd dich deines gerechten Zorns vnd drewung vber solche vnthat erinnert haben, Du, Du, als ein Gerechter, Du, als ein Eiferiger, Du, als ein Zorniger, Du als ein warhafftiger Gott, In des Munde kein lügen ist, Du wollest diese that rechen, vnd gebührlich straffen, Vindictam tibi trado, quoniam es justus Domine, et justa sunt tua judicia. 3. Szene Scena tertia. Inmittelst das er so rufft, kompt Justus, Verax, Constans gelauffen. Was ist hie zuthun? Behüte Gott, Was ist E.G.? Wie stellen sie sich so an? Ach, jhr möget wol fragen, Wem ein solch vnglück widerfehret, als mir geschehen ist, wie wolte oder kondte es müglich sein, Das sich der nicht betrüben solte? Was ist dann E.G. widerfahren? Ach, was solte mir wiederfahren sein? Das vnglück ist so gros, das ichs mit Worten nicht aussprechen kan. Mein Hertz ist mir auch so beklummen, Das es nicht vermag, solches aus zu reden, Aber der Augenschein gibt es leider selber. Heulet vnd weinet. sihet sich vmb, vnd suchet die Toden Cörper, gehet dabey, vnd spricht. O behüte Gott, Ist das nicht Seuerus, mein gnediger Herr? Hilff Gott, Wie gehet dies zu? Sihe, hie ligt Innocens, meines gnedigen Herrn Probi Son. Sihe, hie ligt die Hertzogin auch. Ich bin hierüber so bestürtzet, das ich nicht weis, was ich dazu sagen sol, Hilff Gott, Welche schreckliche fälle sein das? Der Traum den vnser gnediger Herr Probus gehabt, hat leider nichts guts bedeutet, Dann ich befinde, das es nunmehr war worden. Ich möchte gleichwol gerne wissen, Was es fur eine gelegenheit hierumb haben möge, Mich daucht, Das der alte Herr gar braun vmbs Angesicht ist, Vnd scheinet schier, als wann er suffociret were, Oder jhne vielleicht der Schlag mag gerüret haben. Es köndte wol sein, Dann es ist ein alter Herr gewesen, So haben auch I.G. offtmals vber den Schwindel geklaget. Ich kan auch sonsten an I.G. nicht spüren, nur allein, das sie braun sein. Siehe, Es lest sich fast ansehen, als wenn das Junge Herrlein die schwere Kranckheit gehabt, Dann er hat ja schaum vor dem Maul, vnd ist gar braun vnter dem Gesichte. Es lesst sich fast ja so ansehen, Aber so viel die Hertzogin anlanget, Darein weis ich mich nicht zurichten, Dann es lesst sich schier ansehen, Als wann sie ermordet were, Es kompt mir so frembd fur, das ich mich darin nicht zuschicken weis. Das müste auch gleichwol ein loser Schelm gewesen sein, Der sich ein solches vnterstehen dürffen, Ich halte es dafur, Das die Hertzogin vnuermuthlich in den Garten kommen, Vnd wie sie die beiden Fälle, mit jhrem Herrn vnd Enckel gesehen, sich aus zweiffelmut weil sie allein gewesen, selber das leben genommen habe, Dann es ist ja jhr eigen Messer. Das köndte furwar wol geschehen sein, Dann jhr Messer ist es, Daran ist kein zweiffel, Wie es aber zugangen, das weis GOtt am besten. Der weis es freilich am besten, Darumb habe ich jhme auch die Rache befohlen. O Domine vindictam, vindictam tibi trado. 4. Szene Scena quarta. Inmittelst das er so rufft, kompt Nero geschwinde gelauffen, vnd spricht. Was ist hie zu thun? Was ist hie vor ein geschrey? O mein lieber Bruder, Bistu hier? Was ist dir widerfahren? Das du so betrübt bist. Nimbt ihn in den Arm. Ach lieber Bruder, Solte ich nicht betrübet sein, Das mich betrübet, gehet dich so wol als mich an, Ich kans vor hertzleid nicht erzelen, Gehe dort hin, Dar wirstu es wol selber sehen, was die vrsache sey meiner bekümmerniß, Ich kan auch hier nicht lange bleiben, Ich wil wider in mein Losament gehen. Gehet abe. Was mag dann das sein, dauon mein Bruder jetzunder gesagt hat? Ich sehe dorth mit jhme etzliche stehen, ich mus doch zu jhnen gehen, vernhemen, was dar zuthun sey. Gehet allenhandt forth, vnd wie er zu den Räthen kompt, spricht er. Was ist hier zu thun? Wer sein die, so da ligen? Stutzt ein weil, darnach spricht er. O das ist mein Vater? Fellet auff jhn, vnd küsset jhn. Spricht darnach weiter. Wer ist der Schelm vnd Bößwicht gewesen, so die Handt an diesen alten Man gelegt hat, Ich wolte, das ichs wüste, wer er were, Ich wolte mich an jhm rechen, Vnd solte ich auch mein leben darob zusetzen. Küsset den Vater, vnd spricht. O mein Vater, Was ists mir jetzunder leid, was ich vor diesem an euch gethan, Vnd das ich euch mit meinem vngehorsamb zum offternmal so hefftig erzürnet habe. Ach wolte Gott, Das jhr noch leben, oder, das jhr jetzunder wider das leben bekommen möchtet, Wie demütig, Wie gehorsamblich wolte ich mich gegen euch bezeigen, Aber was hilffts, Es ist nun leider zu spät, Es kan nun nicht widerbracht werden, was ich verseumet habe. Gehet darnach ferner zu seiner Mutter, vnd spricht. Ist das meine Mutter? O wie gehet das jmmermehr zu? Ach hilff Gott, Wie komme ich doch zu diesem grossen vnglück. Küsset sie. Ach liebe Mutter, Wie vbel habe ich bey ewerm leben betrachtet, wie sauwr ich euch worden bin, ehe dann jhr mich zur Welt geborn, In dem ich euch vnd ewern Herrn, meinen lieben Vater, so offtmals erzürnet habe. Jetzunder aber, nun ichs beginne zu bedencken, ists leider zu spädt. O mein liebe Mutter, O mein liebe Mutter, Küsset sie, vnd stellet sich gar rewlich, Darnach stehet er auff, gehet furter vnd spricht. Sihe doch, ists an diesen beiden nicht genug gewesen, Er hat das vnschüldige Kind auch mitnhemen müssen. Behüte Gott, Welche ein grewliche That, Welch ein gros vnglück ist das? Schweiget ein wenig stills, darnach spricht er zu den Räthen. Ja lieber Juste. Es ist ein erbärmlicher fall Aber hierzu wil nunmehr anders nicht gehören, als Geistliche gedult. Ja Gnediger Herr, Gott weis, das ich vnnd meine Gesellen darumb vns sehr entsetzt, Gott dem alle ding bekant, weis es zum besten, wie es zugangen ist. Gott wirdts wol finden zu seiner zeit, Aber ich wil jetzunder zu meinem Bruder gehen, Vnd den ein wenig zu frieden sprechen, Dann Gottes willen ist nicht zu wiederstreben. Traget jhr dieweil die Todten hinein. Nero gehet abe. Die Toden werden abgetragen. 5. Szene Scena quinta. Seditiosus. Hypocrita. Ich vernheme Seditiose, Das vnser vorschlag ins werck gerichtet sey. Ich lasse mirs schier auch beduncken, Dann ich habe gemercket, Das es zu Hofe gantz stille ist, Vnd der eine zu dem andern dahin leufft. Wann ich die Warheit sagen solt, Grawet mir schier die Haut. Wie so? Mir ist leide, Es möchte ausbrechen, das wir darzu mit Rhat vnd that geben. Das hoffe ich nicht, Ich gedencke, er werde es wol so heimlich gemacht haben, das es wol vnuermerckt hingehen wirdt, Wer weis auch von vns, das wirs gerhaten haben, Das wird er so nicht von sich gesagt haben. Es ist wol wahr, Aber zusehen ist das beste auffm Spiel. Kom las vns gehen, Wir wollen auff jhne warten, Ob wir köndten zu jhme kommen, So wollen wir baldt vernhemen, wie die sachen stehen. Gehen abe. 6. Szene Scena sexta. Nero. Empiricus. Das habe ich jhnen gleichwol vor dißmal rechtschaffen verkogelt. Das sie auch nicht wissen, wie sie daran sein, Ich mus nun nicht feyern, Sondern ich wil nun hin, vnd mit dem Medico meine sachen auch richtig machen, Ich habe jhn in das Holtz bescheiden. Dahin wil ich jetzundt gehen, Ich hoffe, ich wil jhn da finden. Gehet abe. Der Medicus gehet im Holtz auff vnd nieder, vnd spricht. Mein Herr Nero hat mich hiehero bescheiden, Mich sol doch gelüsten, was er mir wil, Aber dorth kömpt er her, Ich mus zu jhme gehen, vnd solches von jhme vernhemen. Das ist recht, das jhr hie seid, Kommet, wir wollen dorth ein wenig hingehen, Da wil ich euch etwas vertrawen, Aber jhr sollet mir einen Eyd schweren, Das jhrs niemandt offenbaren wollen, Vnd mir auch in diesen sachen wollet befurderlich sein. Wanns sachen sein, die ich verstehe, Vnd das ich nach meinem Vermögen etwas guts darin thun kan, bin ich willig darzu, Es sol auch, was sie mir vertrawen werden, wol verschwiegen bey mir bleiben. Gehen ins Holtz. Nun Herr Doctor, hebet zwey Finger auff, vnd sprecht mir nach: Was mir jetzund wird vertrawet werden, Wil ich nicht allein verschwiegen halten, Sondern auch nach meinem verstande vnd vermögen verrichten helffen, Oder ich sey des Teuffels. Der Doctor spricht jhme den Eydt von Worten zu Worten nach, vnd Nero spricht weiter. Herr Doctor, Es ist an deme, das zu meines Brudern Weib einen Haß habe, Dann sie ist mir nicht gut, Derowegen wolte ich jhr gern ein Spannische Possen sehen lassen Vnd wolte jhr gerne etwas beybringen, Das so wol sie, als die Frucht im Leibe, so sie bey sich tregt, vmbkommen solte, Dann sie hat nunmehr vber zwey oder drey tage nicht zugehen, Vnd ich begere mit gnaden, Ihr wollet mir einen anschlag geben, Wie solches füglich, aber doch vnuermercket, könne zu werck richten, Ich weis gegen euch in allen gnaden erkennen. Gnediger Herr, Was E.G. mir jetzundt vertrawet, habe ich verstanden, Vnd stehet der sachen wohl zurhaten, Vnnd kompt mir jetzunder auch eben recht, Dann ich stehe auch nicht so recht mit jhr, Vnd sie ist auch nicht ein geringe vrsach meiner vngnaden gewesen, Ich wil E.G. ein Gifft zustellen, Ich habe es auch schon bey mir, Vnd habs jhr zu gefallen zimblich lang nachgetragen, Das hat die Krafft an sich, Wann ichs nur an jhre Kleider köndte bringen Das sie nur den geruch dauon empfinge, so müste sie vnd die frucht beiderseits vmbkommen. Aber damit es desto ehe vnd geschwinder zugehen möge, So sehen E.G. zu, Ob sie nicht kondten gelegenheit haben, mit jhr in den Garten spatzieren zugehen, Vnd ich weis wol, das sie gern pflegt an Epffel zuriechen, vnd auch zu essen, Nun seind dieselben Epffel auch reiff, Vnd wird ohne allen zweiffel, weil sie schwanger ist, zu denselben noch eine grösser begirde tragen als vorhin, So kondte dann E.G. alsbaldt jr einen langen, vnd den Henschen vorhin mit dem gifft bestreichen, Den Apffel ein mal oder zwey in der hand herumb wenden, Vnd jhr alsdann denselben geben, So wil ich gut dafur sein, Riecht sie daran, so ist sie vnd die Frucht des tods, Vnd gehet alles vnuermercket zu. Stellet jhme die Gifft zu. Habt grossen danck, Vnd da habt jhr hinwieder Zwantzig Kronen zur verehrung, Wann ich nun einmal reicher werde, wil ich euch mehr geben. Aber höret, Sagt mirs, Wird mirs auch selber schaden, wann ichs so lange bey mir trage? Nein, es schadet euch nicht, Es ist nur auff ein Frawes Person zugerichtet, Aber zu mehrer versicherung nhemet diesen Tyriack bey euch. So ists gut, Ich wil nun hingehen, vnd es versuchen, ob ichs kondte ins werck stellen. Gehen beide abe. 7. Szene Scena septima. Probus. Nero. Mein Weib ist so Melancolisch vber diese schreckliche fälle, das es vber alle masse ist, Wiewol ich kann sie auch nicht verdencken, Mir ist aber nicht wol dabey, Sie hat nur zwey tage noch zugehen, vnd befurchte mich, Es möchte durch diese bekümmerniß der Frucht auch schaden zugefüget werden, Ich sehe gern, das sie sich ein wenig in die lufft machte, so wil sie nicht, Ich wolte das mein Bruder zu mir keme Der ist wol ein wort bey jhr mechtig, Ob der sie vielleicht dazu bringen köndte. Schweiget ein wenig stille. Aber woferne ich recht sehe, deucht mir, das er dorth herkomme, Er ists furwar, Ich mus zu jhme gehen, vnd jhn ansprechen, Sey gegrüsset lieber Bruder. Danck habe hertzlieber Bruder, Wie gehestu so allein? Ach, Ich beklage bey mir, das meine Gemahlin so Melancolisch ist, Vnd ich sehe gerne, das sie sich in die lufft doch einmal machte, so wil sie nicht. Nun bistu wol ein wort bey jhr mechtig, Lieber, sprich sie an, Ob du vielleicht sie bereden köndest. Wor ist sie? Das wil ich hertzlich gerne thun. Sie ist darin, Ich wil sie zu dir heraus holen, Warte nur hie so lange. Gehet abe. Der Posse wil angehen, Das wird gut werden, Da kompt sie schon her, zu jhrem grossen vnglück. 8. Szene Scena octava. Probus. Pudica. Nero. Liebe Schwester, Ihr müsset so betrübet nicht sein, Beuhelet es vnserm HERrn Gott, Wie wir auch thun müssen, Vnd bekümmert euch nicht zu sehr, Damit jhr euch nicht versündigen möget gegen Gott, Bedencket die Frucht ewers Leibes, Das jhr daran durch ewre Melancoley keine Mörderin werdet, Gehet doch ein wenig in die Lufft. Ach, was sol ich in der lufft machen, Vnd wo solte ich hingehen? Wir wollen in den Garten gehen. Ach, das werde ich nicht thun können. Wie so nicht? Ey lieber, kommet mit in den Garten, Dar stehen so schöne reiffe Epffel, wie jr sie gerne zu essen pfleget, Ey lieber, kompt mit, Wer weis, es möchte euch in ein par tagen verbotten werden, in den Garten zu gehen So wird euch die zeit lang gnug wehren, wo jhr diese lustige zeit sollet inne liegen. Ey liebes Weib, gehe doch mit. Was ich vmb der Epffel willen thue, Sonsten geschehe es wol nicht. Gehen in den Garten, vnd besehen die Beume. Ey das ist ein schöner Apffel, der da sitzet, den möchte ich wol haben. Ich wil jhne euch langen. Bricht den Apffel abe, vnd wendet jhn in der Handt herumb, vnd gibt denselben jhr. Ey das ist ein hübscher Apffel, Wüste ich doch nicht, das ich in newligkeit einen solchen schönen Apffel gesehen hette. Vnd reucht daran, Vnd vber ein weile darnach streicht sie vber das Angesicht, vnd sagt. Ich mus mich ein wenig niedersetzen. Wie ist es Schwester? Das machet, das jhr so lange in der lufft nicht gewesen. Wie ists Hertzchen, ist dir nicht wol? Ach, mir ist so vbel, Mich deucht, ich mus jetzo vmbfallen, Ach, wann ich nun wider im Hause were. Ach, ich bitte, helffet mich auff, Vnd bringet mich zu Hause, es wirdt sonstet nicht gut mit wir werden. Führet sie abe, vnd Probus spricht. Behüte Gott, wie gehet diß zu? Ey ich hoffe, es werde kein noth haben, sonsten weren wir vbel im Garten gewesen. Mvsica. 6. Akt 1. Szene Scena prima. Nero. Hypocrita. Seditiosus. Die hat jhren bescheid auch bekommen, Ich habs nun Gott lob auff zwey augen gebracht, Ich mus sehen, wie ich jhnen auch rathe. Ich wolte, das Hypocrita vnd Seditiosus nur wüsten, das ich an den bestimpten ort kommen wolte, damit sie auch da sein möchten, So wolte ich ferner mich mit jnen bereden, Wie ich nun meinen Bruder auch dauon helffen möchte. Aber Potz Wunden, da sein sie schon, Ich wil zu jhnen gehen, vnd mit jnen reden. Gott grüsse euch, Ich sehe gerne, das jhr hie seid, Die sachen wie jr wisset, sein alle richtig. Mein Vater, Meine Mutter, Meines Brudern Son, Meines Brudern Weib seind alle dahin, Nun ist mein Bruder noch vbrig, Wie ich nun den auch vber die halbe helffen möge, wolte ich gerne ewre meinung hören. Wollen E.G. was nützliches, ausrichten, so mus der Bruder auch dahin, Wie mans aber füglich anschlage, Das es vnuermerckt bleibe, Da weis ich bey Gott kein mittel zu. Ich wil aber gerne hören, was mein Geselle dazu sagen wird. Ich hette gedacht, Wann man jhne hette Todt geschossen, So keme er der qual desto ehe abe. Es were wol ein weg, Aber es würde zu mercklich sein, Ich hette aber darauff gedacht, Er wird doch Melancolisch sein, wegen seiner Gemahel plötzlichen Fals, Vnd er hat zu mir ein sonderlich gros vertrawen, So wil ich jhme so gute wort geben, Er sol ins Holtz spatzieren gehen, Damit jhme die Melancoley ein wenig vergehen möge, So wird er mich dann bitten, Ich sol mit jhme gehen, So wil ich mich dann entschüldigen, Schwacheit halber. Wann er dann hinaus gehet, So wil ich jhme volgen, Vnd jhr beiden solt mit mir gehen, Vnd jhn helffen halten, So wil ich jhn mit seiner eigen Wehre erstechen, vnd ligen lassen. So wird jederman meinen, Er habe aus zweiffelmuth jhm selber das leben genommen, Wie deucht euch hiebey? Wisset jhrs zuuerbessern? Das weis ich nicht zuuerbessern, Vnd sonderlich, weil es vnuermercket sol zugehen, ist das ein guter weg. Das wil wol angehen, Darüber mache ich mir keinen zweiffel, Wann wir nur den gewissen tag wissen möchten, damit wir bey der handt sein köndten. Das wil ich euch wol zu wissen thun, Dafur sorget nur nicht, Ich wil hingehen, vnd sehen, Ob ich bey meinen Bruder kommen könne. Gehen alle abe. 2. Szene Scena secunda. krawet die Haar, stellet sich gar betrüblich, vnd seufftzet tieffe. Kan auch ein elender Mensch leben als ich? Ist auch jemals ein Mensch geboren, dem auff ein mal, vnd so kurtz nach einander, so viel vnd mancherley vnglück widerfahren? Ich bin meines lieben Vaters beraubt, Ich habe meine Mutter, so mich zur Welt getragen, verloren, Mein Son, so ich mit meiner lieben Gemahlin erzeuget, ist mir vmbkommen, Mein liebes Weib ist mit der Frucht, da ich nicht anderst gehoffet, sie solte mich wieder erfrewen, plötzlichen, vnd vnuersehenlicher weise geblieben. Schweiget ein weil stille. Ists müglich, das einem ein grösser Creutz köndte auff erlegt werden, als ich jetzundt tragen mus. Schweiget abermal ein wenig. Alle die, so ich jetzundt erzelet, habe ich plötzlich vnd vnuersehens auch also verloren, Das ich nicht wissen kan, Wie sie doch mögen vmbkommen sein. Ach möchte ich nur bey jhnen sein, So dürffte ich die grosse qual, marter vnd angst in meinem Hertzen, so ich jetzundt darinn befinde, nicht ausstehen. Gehet stilleschweigend auff vnd nieder, seufftzet vnd krawet die Haar, Inmittelst kompt sein Bruder Nero zu jhm. 3. Szene Scena tertia. Probus. Nero. Lieber Bruder, Wie gehestu hier so bekümmert? Dein vnglück ist mir zwar von hertzen leid, Aber was sol man daraus machen? Vnserm HErrn Gott kan man nicht widerstreben, Gib dich doch nur gedultig darein, Dann es kan doch nun nicht geendert werden, Vnd ob du dich schon Todt trawrtest. Trawe Gott, Vnd ob er dich schon jetzund betrübet hat, so kan er dich in andere wege wol wider erfrewen, Sey nur zufrieden, Es kompt nach einem Regen wol wider ein Sonnenschein. Ja lieber Bruder, es ist wol war, Es thut aber gleichwol wehe, Wann man so viel guter Freunde auff einmal vnd so plötzlich nach einander verlieren sol, Vnd wann ich doch noch wissen möchte, Wie sie vmbkommen weren, So wolte ich mich noch besser zufrieden geben. Das mus man alles vnserm HERrn Gott heimstellen, Mir ist wehe gnug damit geschehen, vnd sonderlich gerewets mir zum meisten, Das ich meinen Vater so offt durch trotz zu Zorn beweget habe, Aber was hilffts, Es kan nun nicht geendert werden, Darumb gib dich nur zu frieden, Gehe doch ein wenig hinaus ins Holtz spatzieren, Vnd lasse die lufft vmb die Ohren wehen, So wirds wol baldt besser werden. Ey versuche es, Du wirst gleichwol nicht so ewig einsitzen können. Ich wils wol versuchen, Aber ich weis wol, Es wird dadurch nicht besser werden. Wiltu aber mit gehen? Hertzlieber Bruder, Ich wolts hertzlich gerne thun, Aber ich habe einen bösen Schenckel, Das ich nicht wol gehen kan, Auff ein ander mal wil ich dir gerne auff den dienst warten, Ich bitte, halt mich dißmal entschüldiget. Nun so wil ich allein hingehen. Vnd sehen, wie mirs bekommen wil, Wann ich mich in die lufft mache, Aber mir ist gar seltzam dagegen, Ich weis nicht, wie mir ist. Nun Gott sey mit dir. Gehet ins Holtz. 4. Szene Scena quarta. Nero. Seditiosus. Hypocrita. Probus. Ende gut, alles gut. Das wil auch wol gut werden, Wann ich nur wiste, wo doch die beiden weren, So wolte ich baldt bey jhnen sein, Aber sihe, dort kommen sie her, Ich mus zu jhnen gehen, vnd flugs eilen, Damit er mir nicht entwackern möge. Ja, Ihr Gesellen, Die sache ist richtig, Kompt wir wollen nun hin, Er ist schon vor hin aus nach dem Holtze gangen, Wir müssen jhme folgen, Sehet euch wol fur, Was jhr fasset, das haltet gewisse. Ihr beiden, fasset jhn beim Arme, So wil ich jhm sein eigen Wehr durch den Leib lauffen, Sehet, dort gehet er, Schweiget nur stille, vnd gehet fein leise. Sie kommen an jhn, die beiden greiffen jhn von hinden bey den Armen, vnd Nero rückt jhme die Wehr aus vnd sagt. Nun mustu halten. Ach Bruder, Ich bitte dich vmb Gottes willen, las mich leben, Ich bitte nochmals vmb Gottes willen, las mich leben, Ich bitte zum dritten mal vmb Gottes willen, las mich leben, Ich wil ewig, weil ich lebe, dein Diener vnd gefangener sein, Vnd dir gerne alle meine Gerechtigkeit vberlassen, Ich bitte dich vmb tausent Gottes willen las mich leben. Das bitten hilfft hier nicht zu, Das heisst, kauffe mich mit Gelde abe. Setzet die Wehren vor die Brust, vnd leufft sie dem Bruder ins Leib, das er zu bodem fellet. rufft. Ceter, Ceter Mordio vber diesem vnschüldigen Bluth. Gehen abe, vnd lassen den Toden liegen. Ich mus gehen, weil mir alle meine sachen so gelungen, vnd ein Pancket bestellen, Vnd mit meiner Geselschafft mich lustig vnd frölich machen, Dann auff einen bösen tag, gehöret ein guter Abendt, Wann ich die Warheit sagen sol, Habe ich mich alle müde gearbeitet. Gehet abe. 4. Szene [1] Scena quinta. Justus. Constans. Verax. Lieben Collegæ. Wir wollen ein wenig mit einander hinaus vor das Thor ins Holtz spatzieren gehen, Dann es ist schon Wetter. Was euch geliebet, Ich gehe mit. Ich höre, Vnser Herr sey auch hinaus gangen. Das were gut, das er sich nun ein wenig in die lufft machte, Er würde sonst gar Melancolisch worden sein. Gehen allenhandt fort, vnd sehen den Cörper ligen. Behüte Gott, Wer ist das, der da so im Blute ligt? Ich hoffe ja nimmermehr, das es vnser Herr sey. Das sey Gott fur. O behüte Gott, er ists, Wie gehet das jmmer zu? Wie wollen wirs nun anschlagen? Wehe vnser. Das ist ein grawsames vnglück, Aber was sollen wir machen? Wir können das nicht verschweigen, Wir müssen hin, vnd es dem Jungen Herrn anzeigen. Das mus geschehen, Es mag vns dann gehen, wie es wolle. Aber ich befürchte, Wird er vnsere Rathschlege erfahren, er wird vns das lohn dafur geben. Kommet, lasst vns eilends gehen, Man solte sonst wol sagen, Wir hetten jhn ermordet. Dort kompt er schon her, Wen er aber bey sich hat, kan ich nicht erkennen. 6. Szene Scena sexta. Nero. Hypocrita. Seditiosus. Medicus. Justus. Constans. Verax. Gnediger Herr, E.G. bringen wir betrübte zeitung, E.G. Bruder ligt im Holtz todt, Wir können aber nicht wissen, wie es zugangen sey. Wo ligt er dann? Wie nahe habt jhr jhn selber vmbbracht. Er ligt da im Holtze, Aber das wir jhn solten haben vmbracht, Dar behüte vns Gott fur. Höret jhr Buben, Ich wils euch wol abfragen, Ihr Diener, Greiffet sie, vnd führet sie hinein, Ich mus den grundt wissen. ruffen alle Drey. Wir bitten vor gewalt. Aber dessen vngeachtet, werden sie gebunden hinunter geführet. Nun habe ichs nach alle meinem willen vnd wolgefallen volnbracht, Meinen Vater habe ich ermordet, Meine Mutter erwürget, Meines Brudern Son strangulirt. Meines Brudern Gemahel vergeben, Vnd weis niemandt nicht, das ichs gethan habe, Vnd wenn sie noch so klug weren, bin ich jhnen doch viel zu schlaw gewesen. Nun komme ich Gott lob fein rühig, vnd ohne alle Schwerdschlacht zum Regiment, vnd hat mir nicht viel gekostet, Dann habe ich mich schon etwas müde gearbeitet, so wil ich nun desto lenger wieder dafur ausruhen. Ich meine ja, sie habens getroffen, mit jhren klugen Rahtschlegen. Wie fein haben sie mich mit Gelde abgekaufft, vnd das Gelbe vom Schnabel abgewischet, Ich wolte jnen das wol zuuor gesagt haben, das ich jhnen würde viel zu geschwinde fur sein, Sie haben mirs aber nicht zugetrawet, Nun aber seind sies wol inne worden. Mit diesen dreyen, so ich habe dahin führen lassen, wil ich auch nicht lange zumachen. Ich mus nun hingehen, vnd die verseheung thun, das jnen die Köpff in aller geheim herunter gerissen werden, Ehe dann es lautbar wird, Vnd wil dann ein geschrey machen, Das sie meinen Bruder ermordet haben, Es wird alsdann wol dabey bleiben, Dann sie werden sich nicht verantworten können. 7. Szene Scena septima. gehet ein weil auff vnd nieder, darnach spricht er. O wie vbel habe ich gethan, O wie wenig habe ich meine pflicht vnd Eide bedacht, Wie vbel hab ich meine Zunge mißbrauchet, Darumb wehe, wehe, wehe mir, das ich so vntrewlich gehandelt habe, Da ich hette sollen trew sein, bin ich vntrew gewesen, Da ich hette sollen verschwiegen sein, habe ich heimlicheit, so mir nicht zuwissen gebüret, offenbaret vnd nachgesaget, Da ich hette billich daran sein sollen, das friede, ruhe, einigkeit, vnd gute verstendtnis zwischen Vater vnd Son hette mögen gestifftet, vnd erhalten werden, bin ich der jenige gewesen, Der sie durch lügen vnd falsches nachklapffen zusammen gehetzt, vnd vnruhe vnter sie gestifftet habe. Schweiget stille. Jetzunder befinde ich recht, Wies einem pfleget zubekommen, Der sich zwischen Thür vnd Angel zustecken pfleget. Ich meine ja, ich werde geklemmet, Wie plaget vnd ängstet mich nun mein Gewissen. Dann ich auch schier nicht weis, wo ich aus oder ein sol, Dann kompts aus, Vnd die Landschafft ergreifft mich, So ist mir nicht gewissers, den der Todt, vnd ein schmehlicher Todt, Denn besser hab ich auch nicht verdienet. Schweiget stille. Aber damit gleichwol meine Bubenstück nicht jederman mögen bekant werden, Vnd auch gleichwol meine Bubenstücke nicht mögen vngestrafft bleiben, So wil ich mich selber straffen, Vnd weil ich mit der Zunge gesündigt, so sol Sie auch dafur leiden. Schneidet sich selber die Zunge aus dem Halse, vnd fellet zu boden. 8. Szene Scena octava. Nero kompt gegangen mit dem Empirico, Seditioso, Hypocrita, vnd andern seinen Dienern, Wie er jhn nun ligen sihet, spricht er. Wer ligt dann hie? Sihe, ist das nicht Garrilus der Kämmerling? Er ists furwar, Garrule, was ist dir? Er ligt aber immer vor sich weg, vnd wil nicht sehen, weisset mit Henden vnd Füssen von sich. Was mag dann diesem Menschen widerfahren sein. Ich kans nicht wissen? Er stellet sich leiden wunderlich an. Er hat wünderliche Sinthomate. Ich weis mich darinn nicht zurichten. Garile, Garrile, Was mangelt dir? Er ligt immer vor sich hin. Ey lasset jhn hinweg tragen in sein Losament, Er mag vielleicht ein Rausch haben, Wann er ausgeschlaffen, wils wol besser werden. Er aber schüttelt den Kopff. Die Diener nhemen jhn auff, vnd tragen jhn weg. Junge, las die Tafel decken, vnd essen vnd trincken aufftragen, Vnd las die Musicanten auch auffwarten. Die Tafel wird gedecket, Inmittelst gehet er abe. 9. Szene Scena nona. Nero, vnd seine vorberürten Rhäte. Kompt, setzt euch hie zum essen. Setzen sich. Junge, lauff vnd frage, Ob den dreyen die Köpffe herunter sein. Der Junge kompt vber ein weil wieder. Ja, das ist alles richtig mit jhnen, Sie werdens nicht mehr thun. Das were recht, So darff ich mich vor jhnen desto weniger befahren. Sie sein lustig, jauchtzen vnd sauffen herummer, lassen die Instrumentisten auffwarten, vnd ertzeigen sich gar frölich, vnd lassen immer frische Essen aufftragen, Entlich, wie nie zum aller lustigsten sein, verlieren sich auff dem Tische aus dreyen Schüsseln die Essen, vnd erscheinen an stadt desselben die Drey abgehawene Köpffe, Hierüber erschrecken sie alle, springen vom Tisch auff, die Köpffe verschwinden, Nero leufft in seine Cammer, die andern gehen auch alle abe. 10. Szene Scena decima. Hypocrita. Seditiosus. Medicus. zittert vnd bebet. Behüte Gott, was war das, Ich habe mich so sehr entsetzet, Das ich schier nicht reden kan. Ich habe es so eigentlich nicht erkennen können, Was es war, Wie ich aber sähe, das jhr andern so plötzlich auffstunden, stundt ich mit auff. Es mochte sein, was es wolte, Es war nicht viel guts, Ich lies mich schier bedüncken, Es waren drey Menschen Köpffe, Aber im hastigen auffsteigen, kondte ich sie nicht erkennen. O ich bitte, Lasset vns von hinnen eilen, vnd ins Holtz gehen, Ich kan hier nicht lenger bleiben, Mir ist so angst, das ich schier nicht weis, wo ich ein oder aus sol. Gehet allenhandt fort nach dem Holtze. Ich habe fur mein Person nichts gesehen, Aber so viel sahe ich wol, das sich vnser Herr gewaltig entsatzte, wie er so plötzlich auffstundt. Ich habe es wol gesehen, Aber doch nicht erkennen können. Ach was sol ich viel dauon sagen, Es weren der dreyen Räthe, welchen der Kopff abgehawen worden, Gesichter. Das lies ich mich auch beduncken. O wehe vns, O wehe vns, Die wir solche böse anschlege geben haben. Hastu was böses gethan, so magstu es verantworten, Ich habe mit dieser sachen nichts zuthun. Was sagstu? Hastu nichts damit zuthun, das die drey Räthe vmb jhr leben vnschüldiger weise komen sein, haben wir gerhaten vnd verursachet. Das habe ich nicht gethan, Hastus gethan, so gib rechenschafft dauon. So höre ich wol, du wollest den Kopff nun hinaus ziehen, Aber das wird dir so nicht angehen, Du magst sagen, was du wilt, So hastu zu allen diesen händeln, so geschehen sein, Rhat vnd that mit geben. Worzu habe ich Raht geben? Wie vbel soltu es wissen. Das weis ich drumb nicht. O lieber Seditiose, brenne dich so reine nicht, Das vnser Herr an seinem Vater, Mutter, Bruder, Bruders Gemahel, vnd Bruders Kind ein Mörder worden, Das hat anfangs niemands als ich vnd du gerhaten vnd zu wege gebracht. Nun wolan, ich stelle es dahin, Bistu aber nicht der erste gewesen, der zu solcher Mordthat gerhaten? Hastu aber nicht darin gewilliget? Das dich Potz leiden rüre, Was hastu mir solches jetzundt vorzuwerffen, Habe ich dann in die Acht Mordthaten helffen willigen, so soltu der Neunde sein, Das dich nimmer gut geschehe. Vnd rucket den Dolch aus. So sol es gelten, so habe ich des Zeuges auch. Wisschen zusammen, vnd stechen einander beide zu boden, als der Medicus solches sihet, spricht er. Ich sehe wol, Das Sprichwort ist an diesen beiden wahr worden: Malum consilium consultori pessimum. Diese haben nun jhren verdienten lohn empfangen, Dann weil sie sonst keine Obrigkeit gehabt, so sie gestrafft, haben sie jhre eigene Hencker vnd Richter sein müssen, Nun ist Leib vnd Seel zugleich dahin. Schweigt ein weil stille. Aber was wil ich von andern sagen, Ich steck ja so tieff in der Suppen als sie. Schweiget abermal ein wenig. Dann ob ich zwar an dem, das der Alte Herr, sein Gemahel, sein Eltester Sohn, vnd des Jungen Herrn Söhnlein, vmbs leben gekommen sein, keine schuldt habe, Noch rhat vnd that dazu gegeben, So hab ich vor andern doch diß gerhaten, vnd helffen ins werck richten, Das die fromme Junge Hertzogin, Sampt der vnschüldigen Frucht, so sie bey sich gehabt, Schendlich, erbarmlich, vnd vnuermuthlich ums leben kommen ist, Vnd zwar durch solche mittel, vor welchen sie sich nicht hüten noch vorsehen können. Vnd das alles habe ich wider mein Gewissen gerhaten, vnd gethan, Vnd der beiden Blut auff mich geladen. Damit ich aber auch meinen verdienten lohn hievor empfangen möge, Wil ich auch jetzundt, gleich wie diese, mein eigen Richter sein, Vnd weil es heisst, Quod per quæ quis peccat, per eadem etiam puniatur. So wil ich auch solches selber an mir wahr machen, Vnd weil diese beide mit Gifft durch meinen Rhat vnd hülffe erbarmlich vmb jhr leben kommen, So wil ich mich auch mit demselben gifft, das jhnen beybracht, mir selber das leben auch verkürtzen. Nimbt das Gifft ein, fellet zu boden, brüllet grewlich, vnd kratzet mit Henden vnd Füssen von sich, entlich verscheidet er. 11. Szene Scena undecima. kompt heraus gar erschrocken, vnnd sihet sich vmb, als wenn jhn einer yagen wolte, krawet die Haar, Vnd wann er ein wenig fort gehet, sihet er sich als gar erschrocken vmb, entlich spricht er. Ich weis nicht, wie mir ist, Wo ich nun gehe vnd stehe, bin ich so erschrocken, Wann sich nur ein Maus reget, weis ich vor angst nicht, wo ich aus oder ein sol. Gehet gar erschrocken auff vnd nieder, spricht darnach wieder. Wie ich gestern bin bey der Taffel gesessen, vnd mich frölich vnd lustig erzeigen wollen, bin ich dermassen durch drey Gesichter, Welche mir erschienen, erschreckt worden, Das ich mich stracks niederlegen müssen, Vnd ob ich wol verhoffet, Ich würde wol ruhen, So habe ich ein solch geklümper vnd getümmel gehöret, Wiewol ich nichts gesehen, Vnd hat mich so angst vnd bange gemacht, Das ich nicht schlaffen können, Das Hertz ist mir sonsten so schwer, das ich nicht weis, wo ich aus oder ein sol. Schweiget ein weil stille. Ich wil ein wenig in den Garten gehen, vnd mich vnter einen Baum nider legen, vnd versuchen, Ob ich ein wenig zur ruhe wider kommen kondte. Gehet abe, vnd legt sich in den Garten wieder zuschlaffen. 12. Szene Scena duodecima. wann er sich niedergelegt zuschlaffen, so kompt seines Sons Infans Geist, vnnd hat am Halse hengend eine Flessche, vnd in einem armen einen Topff mit Kolen, vnd ist vorn in der Brust auffgeschnitten, vnd blutig, vnd spielet auff einer Cithern, vnd gehet vmb Neronem drey mal herumb, spricht aber kein wort, entlich wachet Nero auff, wischet in die Höhe, erschrecket sich, schlegt ein Creutz fur sich, vnd spricht. Hilff Gott, Was ist das? Der Geist verschwindet alsbaldt, vnd Nero legt sich wider nieder zuschlaffen. Inmittelst kompt seines Vaters Geist, vnd hat das Beil in der Handt, vnnd den Pfriemen im Kopff, gehet vmb jhn herumb, spielet auff einem Pandor oder Lauten, spricht aber kein wort, Nero erwachet entlich dauon, wisschet auff, erschrecket sich, vnd bleibet sitzen, schlegt ein Creutz fur sich, vnd der Geist verschwindet. Nero legt sich wider nieder, vnd schlefft, in dem kompt seins Brudern Sons Geist, hat einen Strick am Halse, vnd schaum vorm Maul, spielet mit der Cithern vmb jhn her, er erwacht dauon, erschrecket hefftig, windet den Kopff in den Mantel, vnd beginnt wieder zuschlaffen, vnd der Geist verschwindet wiederumb. Inmittelst kompt seiner Mutter Geist, hat ein Messer in der Kehlen, gehet vmb jhn her, vnd spielet auff einem Pandor, er erwachet dauon, vnd erschrecket, legt sich doch entlich wider nieder zu dem schlaff, vnd der Geist verschwindet. Darnach kompt seines Brudern Gemahls Geist, hat ein klein Kindechen auff den armen, vnd einen Apffel in der Handt, spielet auf einen Pandor, vnd gehet vmb jhn herumb, Er erwachet dauon auff, vnd erschrecket, der Geist verschwindet, vnd Nero legt sich wider schlaffen. Inmittelst kompt seines Brudern Geist, hat eine Wehr im Leibe, vnd mit jhme seine Drey Räthe ohne Köpffe, vnd tregt ein yeder seinen Kopff in der Schüssel, gehet vmb ihn herumb, vnnd spielet auff der Lauten, Nero erwachet dauon, erschrecket hefftig. Stehet auff vnd spricht. O hilff Gott, O wie ist mir so wehe vnd bange, O wo sol ich hin? O das ich nur Todt were, Damit ich dieser grossen qual, marter vnd pein abkeme. Zittert vnd bebet. O wo sol ich hin vor grosser angst. Ich kan vnd vermag hier nicht lenger zu bleiben, Ich wil hinaus in den Wald gehen, vnd versuchen, Ob es dar wolte besser mit mir werden. Gehet abe in den Waldt. 13. Szene Scena tredecima. wie er in den Waldt kompt, sihet er die drey Toden da ligen, vnd wie er hinzu kompt, richten sich die Toden auff, mit verkerten Augen, vnd auffgesperrten Meulern, fallen wider nieder, vnd verschwinden, vnd sprechen nichts, darüber erschrecket er hefftig, vnd spricht. O hilff Gott, Wo sol ich nun hin? Ich weis meinem Leibe nun keinen rhat mehr, Im Hause, Im Garten, Vnd hier im Walde, Vnd wo ich nur hinkomme werde ich angefochten, vnd habe nirgends keine ruhe. Schweiget stille. Die hie liegen das seind meine Räthe, Wie mag das jmmermehr zugehen. Gehet auff vnd nieder gar erschrocken, vnd raufft die Haar. Inmittelst erscheinet ihme sein Sohn, vnd hat in einer Handt das Glaß, daraus sein Vater das Blut getruncken hat, am Halse tregt er die Flässche, vnd im Arme den Topff mit Kolen, In der andern Handt hat er das gebratene Hertze, vnd ist vorn auffgeschnitten, vnnd gar blutig, Rufft laut. Rache vber dich, Der du dein eigen Fleisch gefressen, Vnd dein eigen Blut getruncken hast. Wehe dir, der du mein Hertz aus dem Leibe geschnitten, vnd gebraten, Vnd mein Blut gesoffen hast. Verschwindet. Nero erschrecket hefftig, vnd wil dauon lauffen, so begegnet jhme der Geist seines Vatern, vnd helt jhn, auff das er nicht weg kan, hat den Pfriemen im Kopff, vnd das Beil in der Handt, rufft laute, vnd spricht. SEUERI, DES VATERS GEIST. Ceter, Ceter Mordio, vber dich, Der du mein deines Vatern vnschüldiges Bluth vergossen hast. Ich Citire dich vor das gestrenge Gerichte Gottes, Da soltu Rechenschafft von geben. Verschwindet. Nero erschrecket so sehr, das er kein Wort sprechen kan, vnd eilet jmmer weg, in deme erscheinet jhme seines Brudern Sohns Innocentis Geist, vnd hat ein Strick vmb den Hals, vnd Schaum vor dem Maul, vnd spricht. Vindicta vber dir, Der du mich, als ich dich bate, du möchtest mich leben lassen, Vnd dir meine Poppen anbot, Nicht erhören woltest. Verschwindet. Nero eilet jmmerforth, Inmittelst erscheinet jhme seiner Mutter Geist, vnnd hat ein Messer im Halse stecken, vnd schreit laut. PATIENTIAE, DER MUTTER GEIST. Wehe, Wehe dir Mutter vnd Vater Mörder, Der du mich, als ich dich bate, nicht erhören woltest, Wehe dir, Der du nicht bedacht, wie sawr du mir geworden seist, ehe denn ich dich zur Welt geborn, Vnd darumb schreye ich Ceter Mordio vber dich von diesem vnschüldigen Bluth, das du vergossen hast. Verschwindet. Nero erschrecket hefftig, kan nicht reden, sihet sich gar erschrocken vmb, wolte gerne weg, vnd kan nicht, Wie er aber weg wil, erscheinet jhme seines Brudern Weib, hat ein klein Kindt auff dem Arme, vnd ein Apffel in der Handt, vnd saget. PUDICA, DES BRUDERS WEIBS GEIST. Rache, Rache vber dich, Der du mit listiger falscher trewe mich vmb mein leben gebracht, Vnd diese arme vnschüldige Frucht nicht verschonet hast. Verschwindet. Nero wil gerne weg, da begegnet jhme sein Bruder, vnd hat eine Wehre im Leibe, vnd schreyet laute. PROBI, DES BRUDERN GEIST. Ceter, Ceter, Ceter Mordio vber dich, Der du mich, als ich dich dreymal vmb Gottes willen gebeten, nicht erhören woltest. Verschwindt. Entlich erscheinen jhme die drey Räthe ohne Köpffe, vnd sagen alle Drey. Ceter vber dich, vor dem gestrengen Gerichte Gottes, Da kom, vnd gib rechenschafft von vnserm Blute. Verschwinden. 14. Szene Scena quatuordecima. erschreckt vnd spricht. O hilff Gott, O hilff Gott, O wie ist mir so angst, Ach wo sol ich hin, Ach das ich todt were, das ich des jammers abkeme, Ach ich vermag hie nicht lenger zubleiben. Stellet sich als wolte er weg gehen, So erscheinen jhme die Geister semptlich in voriger gestalt, vnd schreien nach einander. Vindicta, Vindicta, Vindicta. Rach, Rach, Rach, Ceter Ceter Ceter Mordio vber dich vor dem Gestrengen Gericht Gottes, der du so viel vnschüldig Blut vergossen hast. Verschwinden. erschrecket, raufft die Haar, laufft geschwinde auff vnd nieder, windet vnd krümmet sich, reisset das Wambs auff, vnd brüllet grewlich wie ein Ochß, vnd spricht. Nun befinde ichs erstlich, was ich gethan habe. Nun wachet das Gewissen in mir auff, O wehe mir, O wehe, O wehe, O wehe, O wehe vber alle wehe, Gehet herumb, krümmet vnd windet sich. O wann ich nur todt were. Ach das ich nie geboren were, so dürffte ich die grosse schmertzen in meinem hertzen, vnd angst des Gewissens nicht ausstehen. O wehe mir, das ich meines eigenen Fleisches vnd Bluts nicht verschonet, Wehe mir, das ich nicht geschewet, aus bösem vorsatz, vnd zu volnbringung meines Teuffelischen willens mein eigen Kind zuschlachten. Wehe mir, der ich so vnmenschlich gewesen, das ich sein Blut getruncken, Sein Hertze gebraten, vnd gessen habe. O wehe mir, das ich eine so vnmenschliche that begangen habe, Wehe mir, das ich meines alten Vaters, welcher mich erzogen, vnd zu allem guten vermanet, nicht verschonet habe. Wehe mir, das ich so ein tyrannisch Hertz vnd gemüth gehabt, das ich mich meines Brudern Sohns bitten vnd flehen nicht habe wollen erweichen lassen, Wehe mir, der ich aus Teuffelischem Gemühte meiner Mutter flehen vnnd bitten nicht geachtet, vnd eine solche grewliche that an jhr begangen habe, Wehe mir, das ich meines Brudern Gemahel mit falschen worten vnd hinderlist derogestalt vmbs leben gebracht, vnd der vnschüldigen Frucht nicht verschonet habe, Wehe mir, der ich meines Brudern vielfeltige bitte nicht erhöret vnd ein Mörder an jhme worden bin, Wehe mir, der ich der Dreyer Blut, die ich vnschüldig richten lassen, auff mich geladen habe. Gehet vnd grünselt, winselt, krümmet sich, vnd zerreisst die Kleider. Die Geister erscheinen wieder wie vorhin, vnd ruffen. Ceter, Ceter Mordio, vor dem gestrengen Gerichte Gottes, da soltu kommen, vnd rechenschafft geben, von diesem vnschüldigen blut. Verschwinden wiederumb. brüllet. O wehe mir, Ich bin verdampt vnd verloren, Vnd bin des Teuffels da ich gehe vnd stehe. Meiner Sünde ist mehr dann der Stern am Himmel, vnd des Sandes am Meer. O wehe mir verdampten vnd verlornen Menschen. Schweiget stille, Gehet, krümmet sich, brullet wie ein Ochs, vnd rufft sich in Haren. Die Geister erscheinen wieder, vnd ruffen. Vindicta, Vindicta, Vindicta. brüllet vnd schreyet. O Wehe mir, Wehe mir, Wehe mir, O Wehe vber alle Wehe. Schweiget ein wenig stille. Nun wolan, Weil es dann nicht anderst sein kann, so wil ich mir auch nun selber der quale abhelffen. Zeucht den Tolch aus, vnd wil sich selber erstechen, Er kan es aber nicht vollenbringen dann der Tolch bricht entzwey. Spricht weiter. Wil das nicht helffen, so mus ichs anderst machen. Nimpt einen Hosenband, vnd wil sich selber hengen, et wil aber auch nicht sein, dann er bricht auch. Spricht weiter. Wil dann das alles nicht helffen, so mus das helffen. Vnd zeucht aus den Kleidern heraus ein Glaß mit Gifft, wie ers aber vor den Mundt nemen wil, entfellet es jhme auff die Erden, Darnach spricht er. O Wehe mir, Kan ich dann nun keine Mittel haben, dadurch ich mir das leben nhemen, vnd die grosse qual in meinem Hertzen verkürtzen könne. Brüllet wie ein Ochß, vnd krümmet sich. Die Geister erscheinen wieder, vnd schreyen. Rache, Rache, Rache Vber vnschüldiges Blut. O Erde thue dich auff, vnd verschlinge mich, O jhr Berge, fallet vber mich, O jhr Winde, führet mich hinweg, O jhr Wasser, kommet vnd erseuffet mich, O jhr Beume, fallet auff mich, vnd schmeisset mich zu bodem. O Feuwr, so Sodoma vnd Gomorrha verzehret hat, falle auff mich. Gehet krümmet vnd windet sich, vnd stellet sich grewlich an, brüllet wie ein Ochs, fellet zu der Erden, kratzet mit Henden vnd Füssen von sich, Stehet wider auff, vnd leufft herumb, als wenn er gar von Sinnen were. Die Geister erscheinen jhme wieder, vnd sagen. Ceter, Ceter, Ceter Mordio, Kom vnd gib Rechenschafft von vnserm Blute, Kom in das Thal Josaphat, Dahin wir dich hiemit wollen Citiret haben. brüllet, vnd stellet sich grewlich an, vnd spricht. Weil es dann nicht anders sein kan, Ich auch kein ander Mittel habe, Mich mein leben zuuerkürtzen, Vnd kein Element mir zu hülffe kommen wil, Ich auch sonsten keinen andern Raht weis So mus ich andere hülffe suchen. Brüllet wie ein Ochse, vnd schreyet gar laut. O jhr Teuffel, kompt vnd holet mich, Dann ich bin doch ewer. O jhr Teuffel, kompt vnd helffet mir der quale abe, Dann ich wil mit ins Thal Josaphat, dahin ich Citiret bin. O kompt baldt, vnd macht nicht lange zu. Die Teuffel kommen mit grossem grewlichen geschrey, vnd führen jhn hinweg. Epilogus Epilogus. Also habt jhr Gnedige vnd Günstige Herrn kürtzlich verstanden, Was dieser vngerhatener Sohn mit seinen Consorten vor ein erschrecklich ende genommen, Welches dann einem jeden, wes Stands er sey, zur Lere vnd Warnung, als ein Spiegel, so wol sich gehorsamlich gegen seine Eltern zu bezeigen, als auch seine Rathschlege also anzustellen, das sie wieder Gott, Recht vnd billigkeit nicht lauffen mögen, soll vorgestellt sein, Wie auch insonderheit den Leuten, so sich gern zwischen thür vnd angel, als Eltern vnd Kindern stecken, Damit sie nicht derogleichen lohn empfangen. Das sie nun solches von einem jeden derogestalt möge in acht genomen werden, das verhelffe vns sampt vnd sonders die heilige Dreyfaltigkeit, Amen.