Wilhelm Heinse (Gemälde von J. Fr. Eich, 1780) (Johann Jakob) Wilhelm Heinse (1746–1803) Biographie 1746 15. (oder 16.) Februar: Heinse wird als Johann Jakob Wilhelm Heintze in Langewiesen bei Ilmenau (Thüringen) als Sohn des Stadtschreibers und späteren Bürgermeisters Johann Nikolaus Heintze und seiner Ehefrau Barbara Katharina, geb. Jahn, geboren. Er wächst mit sieben Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf und wird streng protestantisch erzogen. 1760 Heinse besucht das Gymnasium in Schleusingen. 1766 November: Immatrikulation in Jena zum Jurastudium, wo er jedoch auch Vorlesungen in Philosophie und Literatur hört. 1768 Wechsel an die Universität Erfurt. 1769 Christoph Martin Wieland kommt als Professor für Philosophie nach Erfurt. Er wird Heinses Vorbild und fördert seine literarischen Bemühungen. 1770 Heinse wird Mitarbeiter der Zeitschrift »Thüringischer Zuschauer« und arbeitet als Übersetzer. 1771 »Sinngedichte«. Herbst: Heinse bricht das Studium ab und reist mit zwei verabschiedeten Offizieren durch Süd- und Westdeutschland. 1772 Sein Förderer Johann Wilhelm Ludwig Gleim verschafft ihm eine Stelle als Hauslehrer in Quedlinburg. 1773 März: Umzug nach Halberstadt, dort enger Kontakt zu Gleim. Heinses zweibändige Übersetzung des »Satyricon« von Petronius erscheint unter dem Titel »Begebenheiten des Enkolp« mit dem fiktiven Verlagsort Rom (tatsächlich in Schwabach). »Die Kirschen« (Gedicht). 1774 Mit Johann Georg Jacobi Umzug nach Düsseldorf, um dort als Redakteur an dessen Zeitschrift »Iris« zu arbeiten. Juli: Bekanntschaft mit Goethe. »Laidion oder die Elusinischen Geheimnisse«. Beginn der Tagebuch-Aufzeichnungen, in denen Heinse bis 1803 seine antiklerikalen und liberalen Überzeugungen, die er wegen seiner materiellen Abhängigkeit nicht öffentlich äußern kann, notiert. 1775 »Erzählungen für junge Damen und Dichter gesammelt und mit Anmerkungen begleitet« (2 Bände). 1776 Im »Teutschen Merkur« erscheinen die Briefe »Über einige Gemälde der Düsseldorfer Galerie«, in denen Heinse die Idee eines zeitlosen Schönheitsideals verwirft und am Beispiel Rubens seine Idee einer originellen, historisch und national geprägten Kunst erläutert (bis 1777). 1777 Freundschaft mit Friedrich Maximilian Klinger. 1780 Juni: Die Unterstützung Gleims und Jacobis ermöglicht Heinses Reise nach Italien. Dabei ist er die meiste Zeit zu Fuß unterwegs. Sein erstes Ziel ist Venedig, wohin er über die Schweiz, Marseille und Genua reist. 1781 Weiterreise nach Florenz und Rom, wo er für eineinhalb Jahre bleibt und in dieser Zeit Umgang mit Maler Müller pflegt. Heinses Prosaübersetzung des von Torquato Tasso im 16. Jahrhundert verfaßten Epos »Das befreyte Jerusalem« erscheint (4 Bände). 1782 Heinse reist weiter Richtung Süden nach Neapel. Heinses Übersetzung »Roland der Wüthende ein Heldengedicht« von Lodovico Ariost« (4 Bände, 1782–83) erscheint. 1783 September: Rückkehr nach Düsseldorf. Beginn der Arbeiten am Hauptwerk, dem Roman »Ardinghello und die glückseligen Inseln«. Heinse konvertiert zum Katholizismus. 1784 Reise nach Holland. 1786 Heinse wird Vorleser des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz. 1787 »Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Eine Italiänische Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert« (2 Bände) erscheint. Von einem Ich-Erzähler und in Briefform wird von den Abenteuern des Dichters, Malers und Gelehrten Ardinghello erzählt, der wegen einer Familienfehde nach Italien fliehen muß und dort das Ideal natürlichen Lebens findet. Der Roman enthält viele kaum in den Handlungsverlauf integrierte Betrachtungen über Kunst und Philosophie, die sich durch die Verteidigung eines leidenschaftlichen Hedonismus und die Ablehnung von Konventionen in Kunst und Leben auszeichnen. Während Goethe und Schiller sich ablehnend über diesen ersten deutschen Künstlerroman äußern, finden später die Dichter des Jungen Deutschland hier einige ihrer Ideen vorweggenommen. 1788 Heinse wird kurfürstlicher Hofrat und Privatbibliothekar in Mainz. 1789 Reise nach Mannheim. 1790 Sommeraufenthalt auf Schloß Ziegenberg. 1792 Während der Mainzer Republik Umsiedlung nach Düsseldorf zu Jacobi. 1794 Rückkehr nach Mainz. Dezember: Heinse siedelt mit der kurfürstlichen Bibliothek nach Aschaffenburg um. 1795 Der Roman »Hildegard von Hohenthal« (3 Bände, 1795–96) erscheint. 1796 Reise mit Friedrich Hölderlin und Susette Gontard nach Westfalen. 1800 Sommer: Reise nach Franken. 1803 22. Juni: Heinse stirbt in Aschaffenburg an den Folgen eines Schlaganfalls. »Anastasia und das Schachspiel. Briefe aus Italien« (2 Bände) erscheint. Sylvia Zirden